Was bedeutet Glück -  IRIS BLEECK

Was bedeutet Glück (eBook)

Mit prominenten Männern im Gespräch

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
82 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-0803-5 (ISBN)
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Für Was bedeutet Glück? suchte Iris Bleeck prominente Protagonisten, ohne zu wissen, wie deren Leben bisher verlaufen ist. Ob persönliche Erschütterungen, Todeserfahrungen, Trennungen und manchmal auch anhaltendes Glück zur Sprache kamen, für dieses Projekt haben sich Interviewte und Autorin gleichermaßen emotional verletzbar gezeigt. Sie haben zusammen gelacht und geweint, sie haben sich vertraut und voller Respekt zugehört, während sie ihre Gedanken ausgetauscht haben. Entstanden ist ein tiefgründiges Buch, in dem sechs Männer und eine Frau, Susanne, zu Wort gekommen sind. Letztere offenbarte im Interview ein lang gehütetes Geheimnis. Ihr Sohn ist suchtkrank, gestand sie. Er sitzt eine Gefängnisstrafe ab und ist damit ein verurteilter Täter. Für diese Zeit der Haft kann Susanne die Verantwortung für ihren Sohn abgeben. Jetzt kümmern sich professionelle Therapeuten um ihn. Das ist Fluch und Segen für sie zugleich, Hoffnung und Verzweiflung lösen sich ab. Interviewt wurden: Rainer Söhl Maler, Songwriter, Sänger Wolf Heider-Sawall Fotograf, Radiomoderator Susanne Graue Autorin bei Stadtlocke, München, Radiomoderatorin Johannes S. Sistermanns Komponist und Klangkünstler Ingo Kunert Schauspieler, Regisseur, Autor Bubi Brühl Frontmann der Paveier, Musiker Andreas Etienne Kabarettist, Schauspieler Iris Bleeck ist Mutter dreier Söhne und Großmutter von fünf Enkelsöhnen. Es war ihr wichtig, diesen Männern, die sie mit geprägt haben, mit diesem Buch zu zeigen, sie sind es wert. Sie ist gewachsen an diesem Überfluss an Testosteron. Iris Bleeck hat gelernt, (ihre) Männer zu verstehen. Alle drei haben Familien gegründet, sind erfolgreich in ihren Berufen und liebevolle Väter. Eine ungebrochene Liebe verbindet die Autorin mit ihnen. Sie sind der Anlass für diesen Band.

als Flüchtlingskind auf der Insel Rügen aufgewachsen, geprägt von der mystischen Landschaft und den Insel Bewohnern. 1977 durch Heirat in den Westen der Bundesrepublik gezogen, für den DLF freiberuflich gearbeitet, Ausbildung zur Therapeutin, als Abenteuerin in Süd-und Nordamerika mit Ureinwohnern gelebt und von ihnen gelernt. Etliche Veröffentlichungen, Sachbuch bei ECOn, belletristische Texte in verschiedenen Verlagen, auch bei neobooks.

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Jeder definiert das Wort Glück auf seine Weise. Im Augenblicksglück begegne uns ein Überschuss an Wirklichkeit, ein Mehrwert des Lebens, schreibt Doris Strahm. In diesem Moment erscheine uns unser Leben als ein gutes und gelingendes Leben. Diese Glücksmomente erwiesen sich so auch als Sinnerfahrungen.

Glück ist nicht nur eine Momentaufnahme, es stärkt unser Vertrauen und trägt uns. Aber vermeintliches Glück darf nicht inflationär gehandelt werden. Soziale Medien und Werbung gaukeln es uns vor. Glück ist etwas Kostbares, das unser Leben verändern kann. Einmal im Leben richtig Glück haben! Dieser Wunsch kann uns verführen, Grenzen zu überschreiten. Und für einen gefährlich kurzen Kick scheint es kein Tabu mehr zu geben, um das Glück herauszufordern. Das Spiel mit dem Tod wird zum Sport.

Vor Jahren hatte ich einen schweren Autounfall, wenige Minuten entschieden darüber, ob ich weiterleben durfte. Diesen Augenblick, als mir bewusstwurde, Glück gehabt zu haben, kann ich heute noch abrufen. Es ging um nichts Banales, es ging um mein Überleben. Ich bin dankbar für diese glückliche Fügung.

Jahre später entpuppte sich dieses Geschehen als doppeltes Glück. Es war 1988. Ich fragte mich, warum meine Anträge für eine Einreisegenehmigung in die DDR in den vergangenen Jahren abgelehnt worden waren. Meine Ausbürgerung mit meinen Kindern aus der DDR war zu dem Zeitpunkt bereits zehn Jahre her. Und ich hoffte immer noch, bald wieder dorthin reisen zu dürfen.

Die Insel Rügen war bis zu unserem Ausreisetag mein Refugium, meine Seelenheimat. Und das Heimweh nach der Insel war in all den Jahren ungebrochen. In dieser Sehnsuchtsnot bat ich eine ehemalige Freundin, mir zu helfen, eine Besuchserlaubnis zu erhalten. Ich bettelte, sie möge ihre Kontakte zur Stasi nutzen. Diese Freundin war eine attraktive Frau, arbeitete in einer berüchtigten Bar, in der Stasi-Mitarbeiter ein- und ausgingen.

Meine Sehnsucht war so groß, dass ich alle Warnsignale ignorierte, wusste ich doch, dass eine einzelne zivile Person keine Macht in dem Überwachungsstaat DDR hatte. Das von mir erhoffte „Wunder“ ließ nicht lange auf sich warten. Schon wenige Wochen später schickte mir die Freundin eine Aufenthaltsgenehmigung. Ich badete im Glück – ich durfte nach Hause und den Duft der Insel atmen. Ich packte den Kofferraum meines nagelneuen Autos voll mit Dingen, die in der Bundesrepublik alltäglich, in der DDR dagegen Mangelware waren. Ich befand mich in einem Rauschzustand.

Dann kam der Tag der Reise, der 18. Oktober 1988. Es war ein warmer Herbsttag. Auf der Autobahn Richtung Hamburg herrschte wenig Verkehr. Kurz vor Buchholz setzte ein Autofahrer rüber auf meine Spur. In dem Moment, als es krachte, dachte ich, mein Gott, jetzt komme ich wieder nicht nach Hause. Mein Wagen überschlug sich viermal und blieb mit einem Totalschaden an einem Hang liegen. Schwer verletzt wurde ich in Buchholz in ein Krankenhaus eingeliefert.

Nach Tagen keimten Zweifel in mir auf. War das ein zufälliger Unfall gewesen? Oder steckte die Staatssicherheit dahinter? Waren es meine Deutschlandfunk-Beiträge für die Ost-West-Redaktion oder meine Hilfe für ehemalige DDR-Häftlinge, denen ich Beistand leistete, wenn sie freigekauft in den Westen kamen? Vorrangig gab es wohl diesen Grund, mein Bemühen, Klaus, den an Krebs erkrankten Ehemann meiner engsten Freundin Marianne aus der DDR zu holen, damit er in der Robert Janker Klinik in Bonn behandelt werden konnte. Ich hoffte auf Erfolg, deshalb suchte ich Kontakt zu Frau von Weizsäcker, sie war die Ehefrau des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Ich werde ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit nie vergessen.

In der DDR hatte man Klaus zum Sterben nach Hause geschickt. Die Stolpersteine, die uns die Stasi in den Weg legten, erschütterten nicht meinen Glauben, dass es gelingen würde. Die ganze Geschichte entwickelte sich langsam zu einem Politkrimi. Eines Tages erhielt ich einen Anruf aus dem Büro des Bundespräsidenten. Ich möge meine täglichen Anrufe zu meiner Freundin einstellen, sonst kämen die Verhandlungen keinen Schritt weiter. Das verlangten die staatlichen Organe der DDR.

Ich verweigerte diese Anordnung und erklärte, wenn ich das täte, würden sich die Verhandlungen so lange hinziehen, bis Klaus gestorben wäre. Diese Anrufe, die Hoffnung schenkten, waren meiner Freundin und dem kranken Klaus besonders wichtig.

Nun bot man ihm eine Chemotherapie und Bestrahlung in der DDR an. Und damit lastete auf meinen Schultern die Frage, durfte ich Klaus davon abhalten, diesen Therapievorschlag anzunehmen? Der Bonner Chefarzt hatte uns davon abgeraten, sonst verwirkten wir den Therapieerfolg. Die Stasi versuchte, mich mit diesem Telefonat emotional zu erpressen.

Sollte ich schweigen, damit man in aller bürokratischen Ruhe den Tod von Klaus abwarten konnte? Wie viel Sprengstoff lag in dieser sich anbahnenden Tragödie? Sollte die DDR positiv reagieren, bedeutete das laut Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Helsinki 1973, dass sich todkranke DDR-Bürger im „kapitalistischen“ Ausland behandeln lassen dürften, wenn Erfolg nachweisbar wäre und in der DDR keine Möglichkeit für Heilung bestünde.

Irgendwann rief meine Freundin an und jubelte. Sie hatte einen Anruf bekommen. Morgen dürfe sie die Pässe in Bergen abholen. Wir weinten beide vor Freude.

Am nächsten Tag folgte die perfide Kehrtwende. Marianne schilderte voller Verzweiflung, was geschehen war. Als sie ihre Pässe gefordert hatte, hatte ein Stasi-Mann sie zur Seite genommen. Er sagte, er könne verstehen, dass sie wegen der schweren Erkrankung ihres Mannes verwirrt sei. Es gebe keine Pässe, und niemand habe sie angerufen. Marianne war außer sich. Ich erinnere mich, dass ich sehr laut wurde, als ich sagte: „Wenn du bis morgen keine Pässe hast, geht der Vorgang an die gesamte bundesdeutsche Presse, vorrangig an die BILD.“ Zu diesem Zeitpunkt war Franz Josef Strauß in Verhandlungen für einen Milliardendeal mit und in der DDR. Das wäre der schlechteste Zeitpunkt für eine solche Meldung gewesen.

Am nächsten Tag gab es für beide Pässe, und Klaus fuhr in Begleitung seiner Frau, allein hätte er die Reise nach Bonn nicht mehr bewältigt. Das Hoffnungsziel war erreicht. Ich begleitete beide in die Janker Klinik, die gut vorbereitet war.

Die letzte Schikane erlebten wir, als der Chefarzt nach mitgebrachten Befunden fragte. Klaus verneinte, er hatte keine erhalten. Darauf antwortete der damalige Chefarzt: „Denen werden wir zeigen, was eine Harke ist. Ich mache Sie gesund.“ Er sagte das mit einer außerirdischen Kraft in der Stimme, so glaubhaft, so hoffnungsvoll. Dieser Satz war gemeinsam mit der nachfolgenden medizinischen Behandlung der initiale Moment, um alle Weichen auf Genesung zu stellen.

Seitdem war ich für die Stasi eine Staatsfeindin. Hinzu kam, dass die DDR-Behörden nach dem Helsinkier Abkommen die Behandlungskosten in D-Mark begleichen mussten. Sie ahnten nicht, dass diese tatsächlich von jemandem eingeklagt werden könnten.

Ob mein Unfall ein Mordversuch war, konnte ich erst klären, als ich meine Stasi-Akten eingesehen habe. Daraus ging hervor, dass diese „Freundin“, die mir die Einreisepapiere geschickt hatte, eine aktive informelle Mitarbeiterin der Staatssicherheit (IM) gewesen war.

Die Stasi hatte das Telegramm vorformuliert, sie würde sich für mich einsetzen und ihre Beziehungen spielen lassen. Sie hat mich eiskalt in die Falle gelockt und mich ausgeliefert. Wenn ich nicht diesen Unfall gehabt hätte, wäre ich in Schlutup, das war der damalige Grenzübergang, verhaftet worden. Sie haben den ganzen Tag auf mich gewartet. Ich wäre wohl wegen Spionage verhaftet und verurteilt worden.

Was für ein unfassbares Glück, dass dieser unachtsame Moment des Unfallverursachers mir die Haft und die damit verbundenen Demütigungen erspart hat. Meine Verletzungen heilten nach wenigen Wochen. Heute wird mir noch übel, wenn ich darüber nachdenke. Wenn dieser Unfall mich nicht an meiner Weiterreise gehindert hätte, es wären Jahre der Traumatisierung auf mich zugekommen. Und meine Kinder hätten sich ohne meine Nähe und greifbare Liebe zurechtfinden müssen. Der Unfall, das war allumfassendes Glück im Unglück.

Der Duden definiert Glück als eine freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder den Genuss von etwas kommt, das man sich gewünscht hat, nämlich den Zustand innerer Befriedigung und Hochstimmung.

Glücksforscher sprechen von einem subjektiven Wohlbefinden, das für jeden etwas anderes bedeuten kann. Der Schlüssel zum Glück ist in uns. Er schließt etwas auf, wenn wir Wunscherfüllung erfahren, von Gefühlen überrascht werden, die die Endorphinausschüttung mächtig ankurbeln. Ein großartiges Geschenk, das sich oft genauso laut und auffällig wieder aus unserem Leben verabschiedet und uns leiden lässt, wenn es ein toxisches Glücksgefühl war, das unseren Verstand ausgeblendet und uns zu irrationalem Verhalten aufgefordert hat. Manchmal treibt uns empfundenes Glück bis zur schmerzhaftesten Stufe, dass wir zerspringen möchten. Was uns emotional berührt, hat auch etwas mit unserem Dasein, unserer Erziehung, unseren häuslichen und gesellschaftlichen Umständen zu tun. Wenn wir Glück haben, empfinden wir Glücklichsein nicht nur für uns, sondern auch gemeinsam mit anderen.

Als ich prominente Männer zum Gespräch treffe, bin ich voller Neugier. Es ist spannend, wie empathisch sie mit der geheimen Welt der Emotionen umgehen und wann sie sich glücklich fühlen. Wie emotional wird Glück gelebt? Wer zeigt seine Emotionen? Wer verbirgt sie? Meine Gesprächspartner sind erfolgreiche Männer. Sie sind nicht nur im Beruf,...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7598-0803-4 / 3759808034
ISBN-13 978-3-7598-0803-5 / 9783759808035
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