Chimäre -  Felix Faber

Chimäre (eBook)

- Kap der Rache -

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
322 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-0536-2 (ISBN)
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Carla, die Tochter des sizilianischen Mafioso Carlos Capra verschwindet bei einer Wanderung auf dem Tafelberg. Seine rechte Hand Sergio Arabesque gerät unter Verdacht. Die Spuren führen bis ins Grandhotel Doria. Tatort, eine Luxussuite des amerikanischen Bauunternehmers Curt Calhoun. Dort scheint auch der dubiose Hotelmanager Derek Fipps ein Interesse am Verschwinden der jungen Sizilianerin zu haben. Währenddessen weben Calhouns Geschäftspartner Graham Holt und der geheimnisvolle Spezialist Robert Benson eine unheilvolle Allianz. Ihre dunklen Motive wandern nur langsam ans Licht, wie Dämonen aus dem Schatten. Denn am Kap der Guten Hoffnung wartet eine blutige Überraschung, die alles in Frage stellt.

Felix Faber ist ein deutscher Autor. Er studierte Philosophie und Geschichte in Heidelberg und lebt mittlerweile in Würzburg.

Kapitel 2

Im 49. Stock der Firmenzentrale von HC Inc. brannte noch Licht in dieser schwülen Sommernacht. Die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren und sorgte für einen kühlen Luftstrom, der in unregelmäßigen Abständen über Graham Holts Schreibtisch hinwegzog. Das Leder seines Schreibtischstuhls knirschte, nachdem sich der rüstige Brite aufrichtete und über seinen akkurat gestutzten Bart strich. Am anderen Ende des Raumes verrichtete ein imposanter Standventilator zusätzlich seinen Dienst. Ein weiterer Schwung frischer Luft hätte fast die Papiere weggeweht, denen sich Holt gerade zuwenden wollte. Er ordnete behutsam die Vertragsunterlagen, die einen Entwurf für die Überschreibung der Firmenanteile seines Partners Curt Calhoun beinhalteten. Die Rechtsabteilung musste in der vergangenen Woche einige Überstunden leisten damit der Hauptgeschäftsführer Graham Holt noch zum Wochenende einen Blick auf die juristischen Voraussetzungen dieses weitreichenden Vorgangs erhalten konnte. Selbstverständlich als rein theoretisches Szenario mit dem Hinweis auf absolute Vertraulichkeit.

Holt wusste einerseits, dass sich Calhoun mit bürokratischen Angelegenheiten niemals befassen würde, andererseits wollte er nicht das geringste Risiko eingehen, plötzlich das Gegenteil zu erleben.

Denn Dr. Graham Holt überließ in seinen mittlerweile 63 Lebensjahren nur unwichtige Dinge dem Zufall.

Der gebürtige Engländer mit südafrikanischen Wurzeln studierte in Oxford Physik und promovierte in Mathematik, bevor er seine berufliche Laufbahn in einem kanadischen Unternehmen für Tunnelbohrmaschinen begann. Für Holt war dieser Einstieg der erste Schritt auf einer steilen Karriereleiter.

Auf einer Konferenz in London Ende der siebziger Jahre lernte er den Bauunternehmer Russell Calhoun kennen. Der Texaner hatte kürzlich eine Gesellschaft für internationale Großbauprojekte gegründet und suchte einen fähigen Assistenten. Der raue Charme des Südstaatlers und die feine Beobachtungsgabe des Briten waren überraschenderweise keine abstoßenden Pole, sondern formten von Anfang an eine enge Bande der Zusammenarbeit, aus der nach wenigen Jahren eine echte Freundschaft entstand.

Mit ihr wuchs auch das Bauunternehmen, das ursprünglich unter dem Namen Calhoun Corporation firmierte. Anfang der neunziger Jahre wandelte Russell Calhoun das Unternehmen in die Aktiengesellschaft HC Inc. um und ernannte Holt zum geschäftsführenden Gesellschafter. Der Tod des väterlichen Freundes Russell wenige Monate später, traf Holt schmerzhafter, als er dies selbst je vermutet hätte.

Doch gleichzeitig wähnte er sich an der Spitze eines der größten Bauunternehmen Nordamerikas. Die Freude über seine plötzliche Handlungsfreiheit währte jedoch nicht lange, denn völlig unerwartet trat Russells einziger Sohn Curt ins Rampenlicht der Firma. Abgesehen von einem halbjährigen Praktikum, das er einige Jahre zuvor absolviert hatte, besaß der Sprössling praktisch keinerlei Erfahrung im Baugeschäft. Stattdessen vergnügte sich der junge Mann nach einem weit unterdurchschnittlichen Abschluss seines Betriebswirtschaftsstudiums lieber auf luxuriösen Partys und Fernreisen.

Curt Calhoun lebte das Klischee eines Milliardärssöhnchens. Russell Calhoun wiederum hatte ursprünglich den Traum, seinen einzigen Sohn eines Tages als Nachfolger präsentieren zu dürfen.

Doch der Vater war sich mit seinem Ziehsohn Graham nach einigen Jahren der Unentschlossenheit schlussendlich einig, dass Curt für geschäftliche Belange denkbar ungeeignet sei.

Russell Calhoun wollte seinen Sohn schließlich enterben, der Notartermin war schon im Kalender vermerkt. Aber diese Chance wurde mit dem Tod des Baumoguls verpasst. Und da stand er nun eines Tages vor Holt. Ein schwitzender, feister junge Mann mit diesem aggressiven Grinsen und einer seltsamen Marotte, die Holt schon seit der ersten Begegnung verwundert zur Kenntnis nahm. Curt Calhoun schnalzte in Gesprächen immer wieder auffällig mit der Zunge.

Doch mit eigenwilligen Macken des neuen Eigentümers von HC Inc. hätte sich Graham Holt vermutlich noch abfinden können. Mit der befürchteten Inkompetenz aber keineswegs. In den ersten Jahren hielt sich der Sohn aus dem operativen Geschäft weitestgehend heraus.

Doch seit die Expansionspläne der Firma weit über den amerikanischen Kontinent hinausreichten, wurde die alte Reiselust des Juniors wieder geweckt. Calhoun ließ sich kein Richtfest von Bauprojekten, keine Neueröffnung von Bürokomplexen, Einkaufszentren oder Hotelanlagen entgehen.

Weniger stand das berufliche Engagement im Vordergrund, sondern vielmehr Bestand der Schwerpunkt in den vergnüglichen Aktivitäten, nach Abschluss großer Projekte. Holt wurde dieser Umstand mit dem Blick auf die monatliche Spesenabrechnung Calhouns immer bewusster.

Die letzte dieser Abrechnungen, die in einem Dokumentenstapel neben Holt lag, summierte sich nach einem einwöchigen Reisezeitraum mit Stationen in Montevideo, Brasilia und zuletzt Kapstadt, auf rekordverdächtige 34.000 Dollar.

Mittlerweile müsste er wieder seinem abartigen Hobby gefrönt haben, vermutete Holt nach einem Blick auf die Uhrzeit. Die digitalen Ziffern auf dem Bildschirm zeigten 00:34 Uhr an.

Nur wenige Augenblicke später meldete sich der Signalton seines E-Mailaccounts. Holt klickte auf die Mail mit dem Betreff »Kapstadt«.

Im Anhang befanden sich zahlreiche verschlüsselte Dateien. Holt zog die kennwortgeschützten Files auf seine Festplatte und öffnete sie mit seiner Passphrase.

Etwa ein Dutzend Fotos fächerten sich auf dem Bildschirm auf und der Brite ließ sie als Slideshow abspielen. Nur einen Moment später klingelte sein Mobiltelefon.

»Sie sind heute früh dran«, meldete sich Holt unvermittelt.

»Er hatte es wohl eilig, haben sie die Fotos geöffnet?« ,fragte eine tiefe Stimme am anderen Ende.

»In dieser Sekunde habe ich das Elend vor mir«,

Holt ließ sich mit gestreckten Armen in die Lehne seines Schreibtischstuhls fallen.

»Auf Nummer 4 können sie die Gesichter am besten erkennen«, erklärte der Anrufer.

Holt klickte sich durch und erkannte die teigige Visage von Curt Calhoun, der seine schweren Oberarme um den zierlichen Oberkörper einer jungen Frau gelegt hatte. Beide waren offensichtlich im Begriff einen Aufzug zu verlassen. Holt erkannte die kunstvolle Vertäfelung der Privataufzüge des Doria und schüttelte den Kopf.

»Wie alt ist die Kleine?«

»Ich vermute neunzehn, maximal zwanzig«.

»Sieh mal an, er kennt doch noch Grenzen«, antwortete Holt süffisant.

»Nummer 10 und 11 dürften sie auch interessieren«, behauptete der Informant. Im Hintergrund wurde eine Zigarette entflammt.

»Nummer 10, mal sehen ... «, murmelte Holt und klickte sich weiter durch die Bilderserie.

Plötzlich erkannte er das junge Ding auf den Boden eines Flurs sitzend. Sie hielt ein Kältepack an ihre Schläfe, während die linke Hand ihren Kopf stützte.

»Sieht übel aus, nicht wahr?«, meinte die Stimme am Telefon.

Holt zoomte das Bild näher heran. Verschwommen waren rötliche Flecken an Kopf und Hals der jungen Brünetten zu erahnen.

»Er hatte anscheinend wieder seinen Spaß«, antwortete Holt trocken.

Auf dem nächsten Foto stand die gepeinigte Dame am Straßenrand, einige Meter hinter ihr war unscharf die Lobby des Doria zu erkennen. Das Kältepack war verschwunden und sie hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben.

»Hat sie unser Mann nicht später abgeholt? Wie heißt der nochmal?«, wollte Holt wissen, während sich seine Stirn in Falten legte.

»Fipps, und nein, diesmal offenbar nicht«, schallte es durch den Apparat.

Holt seufzte und schloss die Bilderserie. Nachdenklich kratzte er an seinem dichten Vollbart.

»Nun gut,« fing er an, »das ist zwar alles eine weitere Spur hässlicher als das letzte Mal aber ..., seien wir ehrlich, es genügt nicht, Benson«, konstatierte Holt und verschränkte die Arme.

Kein Wort von der anderen Seite. Ein feines Rauschen in der Telefonleitung begleitete das Schweigen.

»Mr. Benson? Ich krieg ihn damit nicht dahin, wo ich ihn haben will«, betonte Holt. Seine Stimme wurde lauter.

Holt hörte Benson einen Schluck eines Getränks zu sich nehmen. Der Mann am anderen Ende der Leitung ließ sich Zeit mit seiner Antwort.

»Sie kennen meinen Vorschlag, Mr. Holt«, erwiderte er auf einmal.

»Ja, das tue ich und er gefällt mir noch immer nicht«, konterte er.

»Wenn sie ihn wirklich in der Hand haben wollen, dann brauchen sie auch handfestes Material. Sie brauchen ein Video,... ein explizites Video.« Benson betonte die beiden letzten Wörter deutlich.

Holt zwirbelte an seinen Barthaaren. Nachdenklich fiel sein Blick auf den Vertragsentwurf. Mehrere x markierten die leeren Felder für Unterschriften, auf denen sich Holt in diesem Moment Calhouns krakeliges Autogramm vorstellte.

»Und sie könnten das arrangieren?«, fragte er Benson.

»Ich benötige zwei Wochen, um alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Sorgen sie nur dafür, dass er wie üblich erscheint und seinen Spaß sucht.«

»In zwei Wochen schon wieder? Wie stellen sie sich das vor. Er hat überhaupt keine Termine in Kapstadt.«

»Mr. Holt, sie sagten doch kürzlich, die ganze Operation dauert für ihren Geschmack schon zu lange. Jetzt haben wir die Chance, dieses Kapitel endlich abzuschließen.« Holt stutzte. Seinem Empfinden nach war Bensons Tonfall eine Spur zu hochnäsig.

»Sie brauchen mir nicht in Erinnerung zu rufen, dass diese Geschichte schon genug Zeit und noch mehr Geld in Anspruch genommen hat. Mir gefällt...

Erscheint lt. Verlag 20.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7598-0536-1 / 3759805361
ISBN-13 978-3-7598-0536-2 / 9783759805362
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