12 Räder 5 Achsen 1 Leben -  Jürgen Reiß

12 Räder 5 Achsen 1 Leben (eBook)

Geschichten aus dem Truckeralltag
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
158 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-3790-1 (ISBN)
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Das Buch beschreibt Erfahrungen und Erlebnisse aus meinem Leben als Lastwagenfahrer. Von klein auf ist das Interesse an diesen Maschinen gewachsen, bis ich dann selber rund 25 Jahre diesen teilweise abenteuerlichen Beruf ausgeübt habe.

Jürgen Reiß, Jahrgang 1955, arbeitete nach Berufsausbildung und Studium, als freiberuflicher Designer und Grafiker bis zu seinem Einstieg in die Transportbranche 1998. Bis dahin entwickelte er eine Vielzahl von Werbebroschüren aber auch unterhaltsame und informative Hefte für eine Bausparkasse sowie einen Verein. Der ein oder andere aktuelle Ferneisebericht befindet sich in einem der bekannten Fernreiseforen. 12 Räder - 5 Achsen - 1 Leben ist seine erste Veröffentlichung in Buchform über das Leben und die Erfahrungen als Lastwagenfahrer.

Einstimmung oder: Wie alles begann.


Definitionssache

Die nette Arzthelferin schaut mich freundlich an, schiebt meine Karte in ihr Lesegerät und fragt, ob ich also LKW-Fahrer sei. Ich nicke, bemerke aber, dass es richtigerweise inzwischen Berufskraftfahrer heißt. Ich denke sie ist neu in Ihrem Job wohingegen es für mich in 2021 wohl Minimum die fünfte Führerscheinverlängerung ist mit entprechender medizinischer Untersuchung.

Es gab ja auch im Laufe der Jahre viele unterschiedliche Namen für ein und den selben Job: Kutscher, Fahrer, LKW-Fahrer, Kapitän der Landstraße, Trucker und inzwischen für die fahrenden Mädels Trucker-Babes. In England nennt man uns einfach Lory-Driver und in französisch sprechenden Ländern gerne auch Chauffeur. Das gefiel mir immer am besten.

Hier könnte dann auch der Eindruck entstehen, die 500 PS arbeiten nicht in einem MAN sondern in einem Rolls Roys.

Jedenfalls werde ich aktuell altersentsprechend letztmalig den „Berufskraftfahrer“ verlängern und dann auch nur um ab und an - wenn mich die Sucht übermannt - mal auszuhelfen, da ja nach wie vor Berufskraftfahrer Mangelware sind. Somit kann ich noch immer Aktuelles mit einfließen lassen.

Die Bundeswehr & dicke Autos


Viele der Kollegen sind nicht als Trucker geboren worden, sondern haben vorher eine andere Tätigkeit ausgeübt bzw. einen anderen Beruf erlernt. Aber wie das Leben so spielt. Ich selbst habe eine Berufsausbildung zum Textildesigner gemacht. Anschließend Bundeswehr, Wehrdienst, damals noch die „Fahrschule der Nation“. Obwohl ich nur von 1976-77 - also 15 Monate - dabei war, bestand man darauf, dass ich kurz vor Schluss noch den Führerschein zum Militärkraftfahrer mache.

Eigentlich hatte ich keinen Bock darauf, ich hatte meinen Zivilführerschein und auch ein eigenes Auto, einen Datsun Cherry. Ein kleiner Kombi. Datsun, heute Nissan. Wozu also der Aufwand, aber es gab kein Entrinnen. Den kleinen Schein auf einem VW Kübel und den großen auf einem MAN Hauber 630 L2 A.

Ein furchterregendes Teil mit nicht enden wollenden Gängen. Kleine, große, Zwischengänge und das Ganze mit Doppelkuppeln und Zwischengas. Und wenn der Gang partout nicht reingehen wollte, so hat man mit dem rechten Bein dem Gangknüppel einen deftigen Stoß verpasst und schon war er drin.

Zum Gewinnen eines Krieges – völlig ungeeignet. Bis du den ersten Gang eingelegt hast, hat dich der böse Feind schon ins Visier genommen. Wobei, als Angehöriger der Luftwaffe hatte man eh keine Feindberührung an der Front, sondern wenn, dann kommt der böse Feind eher aus der Luft und greift den Fliegerhorst an. Aber sowohl die Theorie - wie auch die Praxisprüfung mit Hänger einparken auf dem Kasernenhof hab ich auf Anhieb geschafft.

Ich sag nur Naturtalent.

Ein Begriff hat sich für immer eingeprägt, nämlich das „Trittplattenbremsventil“. Auf Deutsch: die Fußbremse.

Fortan waren meine ersten Fahraufträge die Essenauslieferung für die Kameraden, die das Munitionsdepot absicherten, ebenso wie für die Jungs die zur schnellen Eingreiftruppe auf unserem Flugplatz in Büchel, Jabo G 33, gehörten. Besonders abenteuerlich waren die Fahrten mit dem damaligen Unimog. Beim Schalten hat man sich die rechte Schulter ausgerenkt, da der Schaltknüppel nach rechts hinten ins Getriebe stieß. Er hat Unmengen an Diesel verbraucht, was aber niemanden wirklich interessiert hat.

Aber der Unimog wurde von mir auch gerne als minimalistisches Wohnmobil genutzt. Dicke Schaumstoffmatratze auf die Ladefläche, mein Schlafsack eine Cola und eine Notration Chips und fertig war die Laube.

Immer wenn ein „Zug“ (Teil einer Kompanie) aus der Sicherungskompanie ins nahe Gelände für eine mehrtägige Übung ausrückte, meldete ich mich freiwillig als „Service-Fahrer“. Essen holen, Verletzte zurück zum Fliegerhorst fahren, im Wald Holz fürs abendliche Lagerfeuer klauen waren dann meine wichtigsten Aufgaben. Ansonsten entspannt den Kameraden beim Krieg spielen zu schauen.

Nach der Militärzeit ließ ich dann den Führerschein Klasse 2 sofort auf meinen zivilen Schein umschreiben. Wie sich später herausstellte, „rettete“ das mein Dasein.

Die wirkliche Begeisterung für diese Art von „Autos“ begann aber schon viel früher. Bereits im Kindesalter wurden mir von meinem Vater nach langer und anstrengender Anreise nach Italien die großen FIATLKW`s gezeigt. Mit ihren schweren Marmorblöcken beladen waren daher die Doppellenkachsen vorne auch dringend notwendig und sehr beeindruckend. Immens hoch und immens stark.

Des Weiteren hatten Freunde meiner Eltern eine Mini-Transportfirma. Eine sicherlich kleine Ausführung eines Mercedes-Kurzhaubers-Lkw, Baujahr irgendwas in den 50igern, wurde täglich mit unzähligen Milchkannen, die am Wegesrand standen oder an den Bauernhöfen abgeholt werden mussten, beladen. Und es war für mich eine große Freude, auf der Beifahrerseite stehend, mitzufahren.

Nach der Lehrzeit und nach der Militärzeit begann ich ein Studium und wie alle Studenten brauchte ich Geld. Das heist: in den Semesterferien konnte ich erstmals einen Job als LKW-Fahrer annehmen.

Inzwischen weiß ich, dass das Interesse an diesen großen und starken fahrenden Maschinen generationsübergreifend ist. Schon meine beiden kleinen Enkelbuben warten 1x in der Woche sehnsüchtig an der Haustüre auf das große orangefarbene Müllauto, welches mit lautem Motorengeräusch und blinkenden Rundumlichtern rückwärts die Hangstraße hinauffährt.

Nicht nur weil dort eine sehr nette und kinderliebe Crew arbeitet, sondern weil auch die faszinierende Fahrzeugtechnik die Jungs beeindruckt.

Das Erstemal


In Trier, eine Speditionsfirma gab mir kurzfristig die Möglichkeit, mich im zivilen Speditionsgeschäft mal auszuprobieren. Nun ja, was soll ich sagen, die große weite Welt, selbst wenn es nur die Eifel oder der Hunsrück ist, ist doch wesentlich größer als der fest umzäunte Fliegerhorst. Und Navi – Hallo, das Wort gab es noch nicht einmal, geschweige das Gerät. Entweder man wusste wo Daun in der Eifel ist oder halt nicht. Ok, die Karte, aber auch die musste man erst mal „lesen“ können.

Das Fahrzeug, ein 12Tonner Mercedes mit Plane-Spriegel und natürlich mit einem Schaltgetriebe. Die Beladung war abenteuerlich, Stückgut und unter anderem ein mittelgroßes Ölfass, freistehend. Ladungssicherung ein Fremdwort. „Wo will das auch hin?“, so der Lademeister. Nun ja, wie sich herausstellte, wollte es nirgends hin, sondern in einer etwas engeren Kurve kippte es einfach um. Ich glaube nicht das es die Geschwindigkeit war, aber die Fliehkräfte zeigten dem Fass, welche Möglichkeiten es gibt. Ein freundlicher Verkehrsteilnehmer machte mich darauf aufmerksam, das Öl langsam von der Ladefläche auf die Straße tropfte. Ich hielt an und musste eine eher improvisierte Reinigungsaktion durchführen und natürlich das kleine Fass wieder aufstellten und an der Seite festbinden.

Ich glaube, ich bin dann auch kein zweites mal für die Firma in Trier gefahren zumal mein Studienort ja auch Reutlingen war.

Der designte Truck


Viele Jahre war es still um meine heimliche Leidenschaft des Lastwagenfahrens. Inzwischen hatte ich vom Textildesigner umgeschult zum Grafikdesigner. Im Rahmen dieser als Freiberufler ausgeführten Tätigkeit gestaltet und beschriftet ich Autos UND auch den ein oder anderen LKW.

Ein besonderes Vergnügen war es, den ersten Mercedes Actros für die Mercedes Niederlassung in Reutlingen-Pfullingen zu gestalten. Nachdem ich dem verantwortlichen Mitarbeiter diverse Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen einer Präsentation vorgelegt hatte, bekam ich den Auftrag, mit dem Zug nach Passau zu fahren und einen Actros vom dortigen Aufbauhersteller abzuholen. Zu dieser Reise durfte ich auf Kosten von Daimler auch meinen noch kleinen Sohn mitnehmen. Natürlich war es auch für ihn etwas Besonderes.

Zugegeben war ich massiv aufgeregt erstmals wieder nach langen Jahren der „Abstinenz“ ein solches, auch noch fabrikneues, Fahrzeug zu besteigen. Das Fahrzeug war ein Halbautomat, hatte zwar noch ein Kupplungspedal aber nur noch eine Art Joystick als Schalthebel. Nach vorne schieben für Hochschalten und nach hinten drücken für`s Runterschalten. Einfach, einfach!

Nachdem ich die Papiere entgegengenommen hatte, ging`s los. Das schwierigste war auch gegenüber den Mitarbeitern Souveränität zu zeigen, Profi zu sein!

Es ging Richtung Autobahn und ich merkte schnell, wie einfach dieses Auto zu fahren ist. Den Gang vorwählen, Gas geben und wenn die Drehzahl passt, kuppeln und schon ist der Gang drin. An die Außenmaße des Fahrzeugs hatte ich mich schnell wieder gewöhnt und somit hat es richtig Spaß gemacht, hoch über der Straße sitzend, den Heimweg anzutreten. Es war ein „Mega Space“ für „Mega Spaß“ und den hatte natürlich auch mein Sohn. Also ein...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7583-3790-9 / 3758337909
ISBN-13 978-3-7583-3790-1 / 9783758337901
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