Love Between the Pages -  D.C. Odesza,  Lisa F. Olsen,  Sarah Saxx

Love Between the Pages (eBook)

Anthologie. 18 Romance-Geschichten
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-3791-5 (ISBN)
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Wir alle brauchen Bücher in unserem Leben - nicht nur, um in fremde Welten abzutauchen, sondern auch, um uns zwischen den Buchseiten zu verlieren - und dort vielleicht sogar die Liebe zwischen den Zeilen zu finden ... In dieser Anthologie erwarten dich besondere Begegnungen, die am Ende immer eins gemeinsam haben: die Liebe zu Büchern. Die Geschichten der Autor*innen nehmen dich mit auf eine Reise zu besonderen Buchclubs, magischen Bibliotheken und einem Bücherbus, dessen Geschichten eine ganze Stadt verzaubert. Dich erwarten außerdem handgeschriebene Notizen zwischen verstaubten Buchseiten, neu entfachte Liebe, heimliche Küsse und Verbindungen, die selbst Jahre und Realitäten überstehen: Überall steckt Liebe zwischen den Zeilen. Romantisch, spicy oder mit einem Hauch Fantasy! Der Erlös aller verkauften Exemplare wird an Fairchance gespendet, einer Stiftung zur Sprachförderung.

D.C. ODESZA - ist das Pseudonym einer jungen, deutschen Autorin. In ihren Romanen gibt es keine Tabus. Die Szenen werden ausführlich und abwechslungsreich umgesetzt mit einem Hauch an BDSM, Thriller-Elementen und unvergleichbarem Dark-Anteil.

MATTI LAAKSONEN


Rand
NOTIZ


Eines der nervigeren Dinge, die er als wissenschaftliche Hilfskraft in der Institutsbibliothek zu erledigen hatte, war der abendliche Rundgang durch die verlassenen Räume. Die Studierenden ließen die Fachliteratur oftmals einfach an ihrem Arbeitsplatz liegen, anstatt sie zurück in die Regale zu stellen, obwohl auf sämtlichen Schildern ausdrücklich darum gebeten wurde.

Kaum älter als viele der Studierenden kam Severin sich manchmal vor, als müsse er permanent seinen rebellischen Kindern hinterherräumen, die längst hätten erwachsen sein sollen.

Auch heute lagen ein paar Bücher auf den Holztischen, an denen schon so viele Generationen von Studierenden gesessen hatten; vermutlich hatten die Hiwis früher dieselben Probleme verflucht wie er. Und die Studierenden sowieso. Eine Duftkombination aus Angstschweiß, Prüfungsstress und durchgeackerten Nächten vermischte sich hier mit dem Geruch von Druckertinte, Papier und Staub. Severin liebte diese Atmosphäre mit jeder Faser seines Körpers. Besonders die stillen Momente, wie er sie nur kurz vor oder nach den Öffnungszeiten erlebte.

Die Dielen unter seinen Sohlen knarrten, als er einen dicken Wälzer über die Stichbandkeramik in Böhmen zurück in das längst durchgebogene Regalbrett schob und sich dafür auf die Zehenspitzen stellen musste. Den nächsten Band quetschte er auf Augenhöhe in eine nur scheinbar viel zu kleine Lücke. Aber so passte es Stück für Stück, Buch für Buch.

Das letzte Buch lag offen auf einem der Tische am Rand, die feinen Bleistiftlinien an der Seite fielen ihm sofort ins Auge, als er nur noch einen halben Schritt davon entfernt stand. Eine Schandtat.

»Was zum …«, fluchte Severin. Natürlich kam es vor, dass Studierende hin und wieder in den Büchern herumkritzelten, aber seitdem dies eine reine Präsenzbibliothek war, hatte das nachgelassen. Vielleicht mal ein paar unterstrichene Wörter, kleine Kreise, aus Langeweile geboren, oder Ausrufezeichen am Seitenrand. Manchmal entdeckte er beschriebene Notizzettel zwischen den Seiten, die so alt zu sein schienen, dass es ihn wunderte, warum noch niemand zuvor sie entdeckt hatte. Und dann fühlte er sich wie Indiana Jones, der Schätze aus aneinandergereihten Wörtern aufspürte, die nur in ihrer Zeit einen Sinn ergeben hatten. Aber vielleicht würde er eines Tages einen Liebesbrief finden. Severins verträumtes Ich hielt an dieser Idee fest.

Als er sich jetzt die Bleistiftstriche genauer ansah, schlug sein Herz gleich schneller und ein Liebesbrief schien gar nicht mehr so weit entfernt.

»Lust auf ein Date?«, stand dort in fein säuberlicher Blockschrift ohne Schnörkel und Verzierung.

Severin hatte keine Ahnung, warum diese Botschaft ausreichte, um ihn ganz schwindelig werden zu lassen. Es waren nur vier Wörter, vierzehn Buchstaben. Aber die kitzelnde Neugier, was hier wohl passiert war, prickelte durch seinen Körper. Hatten hier kürzlich zwei Menschen miteinander geflirtet? In der Stille und staubigen Luft der Bib? Mit zögerlichen Blicken und rosigen Wangen. Oder war es gar eine versteckte Botschaft , die sich an ihn persönlich richtete? Von einer Person, die heimlich auf ihn stand und sich nicht traute, ihn anzusprechen? Im Kopf ging er sofort die Begegnungen der letzten Tage und Wochen durch, vor allem die von heute, aber seine Erinnerung war wie leergefegt. Hier ein Lächeln, dort ein Blick, mal ein kurzes Gespräch. Alles wie immer.

Severin konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt ein Date ausgemacht hatte. Himmel, er wusste ja nicht einmal, wie man richtig flirtete. Neben dem Studium, dem Job und allen anderen Pflichten blieb dafür kaum Zeit. Aber als leidenschaftlicher Romance-Leser sehnte er sich danach, genau so etwas zu erleben. Kitsch und Klischee bis über beide Ohren. Das Wunder der Liebe mitten im tristen Alltag. Ein wahr gewordener Liebesroman.

Seine Finger kribbelten, als er zu einem Bleistift griff und ganz sachte nur ein »Ja« unter die Notiz setzte. Ein Wort, zwei Buchstaben. Zusammengesetzt aus viel Hoffnung und noch mehr Romantik.

Dann schob er das Buch zurück an seinen Platz, merkte sich den Titel (Arkæologiske udgravninger i Danmark), um einen vermeintlichen Hinweis zu verstehen, blieb aber ratlos. Er lächelte dennoch versonnen in sich hinein.

Die nächsten Tage verbrachte Severin mit Beobachten: alle Studierenden, die kamen und gingen, jedes Buch, das aus einem der Regale genommen und auf dem Tisch gelassen wurde. Doch eine Antwort auf sein Ja blieb aus und es fühlte sich mehr und mehr nach einem Nein an. Vermutlich war das alles nur ein Zufall gewesen, nicht für ihn bestimmt und nur eine Illusion, entstanden durch zu viele Romane und Tagträumerei.

In seinem Kopf formte sich ein Szenario nach dem anderen, wie diese Frage auf den vergilbten Seiten gelandet war: möglicherweise schon vor Jahren und jetzt nur wiederentdeckt – die Archäologie einer Randnotiz. Und aus Angst davor, darauf hinzuweisen und selbst Ärger zu kassieren, hatte ein Studierender das Buch so präpariert, dass Severin es unmöglich hatte übersehen können. Wahrscheinlich tuschelte man schon hinter seinem Rücken, weil er so blauäugig, so stumpf auf diese Frage geantwortet hatte. Wie verzweifelt er wirken musste. Oder wie verträumt und romantisch, schließlich kannten sie ihn immer nur mit einem Buch in der Hand, wenn er nicht gerade Referate hielt oder in Vorlesungen mitschrieb.

Vermutlich hatte er sich nicht eingestehen wollen, dass er sich tatsächlich so fühlte – verzweifelt und mutlos. Seine letzte Beziehung war lange her, sein Herz aber war groß. Es sehnte sich nach diesem Kribbeln, danach, schneller zu schlagen, wenn Severin jemanden ansah und sich alles in ihm vor Nervosität und Aufregung zusammenzog in dem Gefühl, verliebt zu sein, geliebt zu werden.

Aber wie fand man die richtige Person, wenn man keine Zeit und jede Menge Ausreden hatte? »Nein, ich muss arbeiten«, »Ich habe kein Geld für einen Ausflug«, »In der Vorlesung saß ich schon vor drei Semestern«.

Die Hoffnung hatte er längst begraben und achtete nicht mehr auf die Menschen, die die Bibliothek betraten. Erst als an einem Abend genau dreizehn Tage später ein Buch – das Buch – aufgeschlagen auf einem der Tische mit den vielen Farbklecksen und Einritzungen lag, schnellte sein Puls erneut in die Höhe. Ihm wurde ganz warm und flau, als er darauf zu torkelte und bereits von Weitem versuchte, zu erkennen, ob Neues hinzugekommen war. Das war es, aber das sah er erst zwei Schritte vor dem Buch.

»Freitag, 21 Uhr zum Sommerfest des Instituts, ich stehe an dem alten Kirschbaum. – Jo.«

Severins Herz hämmerte gegen seine Rippen und seine Knie zitterten, er musste sich setzen. Er las die Botschaft wieder und wieder. Sie war für ihn bestimmt. Ganz eindeutig.

Jo.

Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen wie einen guten Schluck Wein und versuchte, sich einen Menschen dazu vorzustellen. Er kannte niemanden mit diesem Namen und niemanden, der Jo als Abkürzung nutzen konnte. Vielleicht ein Ersti? Vielleicht jemand aus einer anderen Fachrichtung, nur aus Zufall hier gelandet?

»Okay, Freitag zum Sommerfest, am alten Kirschbaum. – Seven.«

Es war Jahre her, dass er bei einem der Sommerfeste gewesen war. Und seinen Spitznamen verwendet hatte. Aber gerade in diesem Augenblick fühlte es sich richtig an, aufregend und prickelnd. Severins Wangen brannten und er saß noch lange so da, starrte auf die Wörter und hoffte inständig, dass sich dieser Mutausbruch nicht als Fehler herausstellen sollte.

Noch einen letzten Abend verbrachte er in der Bibliothek, bevor das große Sommerfest – und damit sein Date – stattfand.

Die Studierenden waren mindestens genauso aufgekratzt wie er, schienen kein anderes Gesprächsthema mehr zu haben, schließlich waren die Sommerfeste des Instituts legendär. Spätestens dort freundete man sich mit Leuten aus der Archäologie an, wenn man im Semester mit anderen Dingen beschäftigt gewesen war.

Für Severin bedeutete es aber ebenso, einen großen Schritt aus seiner Komfortzone zu wagen. Das hatte er nicht bedacht, als er so naiv, so dumm und blauäugig einfach zugesagt hatte, mit Hoffnung und Liebe im Herzen und viel zu viel Romantik im Kopf.

Partys und viele Menschen an einem Ort bereiteten ihm immer ein gewisses Unbehagen und am liebsten hätte er das Buch genommen und abgesagt. Wie komisch das klang.

Zwei Menschen trafen sich, nur durch eine Randnotiz. Kommunikation innerhalb eines Buches, das schon so alt war, dass die Schrift teilweise kaum mehr zu entziffern war. Was nach einem Liebesroman klang, versetzte Severin plötzlich derart in Panik, dass ihm übel wurde, und er bereute, auf den Kontaktversuch eingegangen zu sein. Aber fürs Absagen war es nun zu spät.

Als alle Studierenden aus der Bibliothek verschwunden waren, machte er seinen...

Erscheint lt. Verlag 20.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7597-3791-9 / 3759737919
ISBN-13 978-3-7597-3791-5 / 9783759737915
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