Das Berghotel 319 (eBook)

Grüne Almen und Picknickträume
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6411-7 (ISBN)

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Das Berghotel 319 - Verena Kufsteiner
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Hedi Kastler ist fassungslos: Was war denn das für eine unmögliche Anfrage gerade am Telefon? Da sucht eine junge, obergescheite Frau aus Wien eine Location als Basis-Station für eine Partnerbörse. 'Grüne Almen und Picknickträume' soll ihr 'Programm' für ein 'Abenteuer-Wochenende' heißen. Wütend kanzelt Hedi, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten Gästen gegenüber, die Anruferin ab: 'Ich bin nicht interessiert, suchen Sie sich eine andere Station. Bei uns verlieben sich die Leute immer noch ungeplant ineinander.'
Damit ist für die Hotelchefin das Thema erledigt. Und überhaupt - ihre Gäste sollen doch zur Ruhe kommen und im Einklang mit der Natur ihre freie Zeit genießen, was braucht es da ein Programm. Da Hedi aber nicht immer ans Telefon gehen kann und eine gewisse junge Dame eine ziemliche Hartnäckigkeit zeigt, stehen wenige Tage später doch vier junge Menschen an der Rezeption des Berghotels - und das 'Programm' nimmt seinen Lauf ...


Grüne Almen und Picknickträume

Wenn aus einem romantischen Date ein Abenteuer wird

Von Verena Kufsteiner

Hedi Kastler ist fassungslos: Was war denn das für eine unmögliche Anfrage gerade am Telefon? Da sucht eine junge, obergescheite Frau aus Wien eine Location als Basis-Station für eine Partnerbörse. »Grüne Almen und Picknickträume« soll ihr »Programm« für ein »Abenteuer-Wochenende« heißen. Wütend kanzelt Hedi, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten Gästen gegenüber, die Anruferin ab: »Ich bin nicht interessiert, suchen Sie sich eine andere Station. Bei uns verlieben sich die Leute immer noch ungeplant ineinander.«

Damit ist für die Hotelchefin das Thema erledigt. Und überhaupt – ihre Gäste sollen doch zur Ruhe kommen und im Einklang mit der Natur ihre freie Zeit genießen, was braucht es da ein Programm. Da Hedi aber nicht immer ans Telefon gehen kann und eine gewisse junge Dame eine ziemliche Hartnäckigkeit zeigt, stehen wenige Tage später doch vier junge Menschen an der Rezeption des Berghotels – und das »Programm« nimmt seinen Lauf ...

Marko Sinnbichler stand vor dem Kleiderschrank und überlegte, welche seiner zahlreichen Designerjeans er abends anziehen sollte. Schwarz oder doch blau? Für einen Moment blitzte eine Erkenntnis auf: Diese Frage stellte er sich seit zehn, fünfzehn Jahren an genau demselben Frühsommertag – dem Geburtstag seines besten Kumpels Tim.

Schon als Teenager war Tim für seine spektakulären Partys bekannt gewesen. Mit den Jahren hatten sich die Feiern vom Luftschlangenwerfen im elterlichen Partykeller zu exklusiven Events gewandelt. Voriges Jahr, zu Tims Dreißigstem, waren die Freunde nach Las Vegas gejettet. Heuer stand ein Abendessen in einem Nobelrestaurant auf dem Plan, danach wollten die Freunde im zurzeit angesagtesten Club Wiens feiern bis in den Morgen.

Als Marko nun an seine ewig wiederkehrende Frage bezüglich der Jeansfarbe dachte, huschte ein Schmunzeln über sein bärtiges Gesicht. Manches änderte sich eben nie. Freilich hatten sich inzwischen einige der »alten« Freunde aus der Gruppe zurückgezogen, weil sie geheiratet und Familien gegründet hatten. Aber der harte Kern war immer noch da. – Wie lange das wohl noch so weitergehen würde?

Tim war überzeugter Single, und auch Marko achtete bislang stets darauf, dass keine seiner lockeren Liebschaften jemals die Grenze zur »ernsten Beziehung« überschritt. In letzter Zeit tauchen in seiner Fantasie aber immer öfter andere Bilder auf: vom Händchen-Halten bei Sonntagvormittag-Spaziergängen, von langen Gesprächen, von trauter Zweisamkeit. Er schüttelte sich und zwinkerte seinem Spiegelbild in der Schrankinnenseite zu. Irgendwann würde auch er »einknicken«, aber noch war er nicht weichgekocht. Und heute würde er es krachen lassen, das stand fest!

Marko entschied sich spontan für die schwarzen Jeans und begann, ein Lied zu pfeifen, so laut und vergnügt, dass er beinahe das Läuten der Sprechanlage überhört hätte. Er drückte auf den Summer und öffnete die Wohnungstür. Wahrscheinlich kam einer der Freunde zum »Vorglühen« vorbei.

Aber es war Markos kleine Schwester Elli, die lautstark hereinpolterte. Trotz der warmen Temperaturen trug das Madel wie immer dieselben klobigen schwarzen Stiefel, und ihre Jeans bestanden mehr aus Löchern als aus Stoff.

»Was gibt's?«, fragte Marko und winkte ihr vom Badezimmer aus zu, wo er gerade noch damit beschäftigt war, seinen rotbraunen Vollbart mit der Schere zurechtzustutzen. »Wie läuft es daheim? Was machen unsere Altvorderen?«

»Sie nerven«, erwiderte Elli knapp und stapfte mit den Stiefeln über den teuren Designerteppich.

Marko überlegte kurz, sie zu bitten, doch die Schuhe auszuziehen, aber nein: Er war schließlich kein Spießer!

»Ach, das ist nichts Neues«, befand er salopp. »Sind die Alten denn überhaupt im Lande?«

Elli ließ ein undefinierbares Murren vernehmen.

»Paps ist seit einer Woche in London, und Mama ist mit ihren Freundinnen zum Shoppen nach Mailand geflogen«, sagte sie gedehnt und fläzte sich auf Markos Sofa.

»Wie können sie dann nerven, wenn sie eh nicht da sind? Oder halten sie deine Finanzen knapp? Brauchst du Geld?«, wollte Marko wissen.

»Ach wo. Papa hat mir ja eine seiner Kreditkarten überlassen. Ich kann praktisch machen, was ich will. Aber ich habe doch schon mehr Klamotten, als ich anziehen kann«, gab sie maulend zurück.

»Klar, Schwesterherz, weil du ja immer nur dieselben löchrigen Jeans und dieselben abgelatschten Stiefel trägst!«

»Das gefällt mir eben am besten. Den Eltern ist es sowieso egal, was ich mache, also überlege ich, etwas Sinnvolles mit dem Geld anzustellen.«

»Das ist löblich«, sagte Marko und zuckte gleich darauf zusammen. Seit wann drückte er sich denn so altbacken aus? Schnell redete er weiter: »Ich bin eigentlich auf dem Sprung. Tims Geburtstagsparty, du weißt schon ... Du kannst gern hier übernachten, wenn es dir in der Villa zu einsam ist. Oder willst du über irgendwas reden?«

Letzteres hatte er nur so angeboten, in der Hoffnung, dass seine Halbschwester ablehnen würde.

Aber Elli nickte. »Allerdings«, bestätigte sie und setzte sich auf.

»Okay.« Marko seufzte leise und ließ sich ebenfalls in das Sofa fallen. Er strich Elli über das lila gefärbte Haar. »Also, sag schon: Wie geht's dir, Kleine?«

***

Elli verzog das Gesicht. »Kleine!« – Mit siebzehn war sie doch kein Baby mehr!

Aber es war nun einmal eine Tatsache, dass ihr Bruder fast doppelt so alt war wie sie. Marko stammte aus erster Ehe und war als Kind und Jugendlicher wohl ebenfalls ziemlich einsam gewesen, wenn nicht noch mehr als sie. Er wusste also, wonach er fragte. Sie hatte immerhin ihn, auch wenn Marko nicht oft Zeit für die »Kleine« erübrigen konnte.

Ständig war er mit seinen Freunden unterwegs. Und erst seine Frauengeschichten! Immer wieder hatte er eine »Neue« an der Angel, aber nie war eine seiner Liebschaften von Dauer.

Und natürlich arbeitete Marko längst in der Firma mit.

Die Firma – Elli verzog schon wieder das Gesicht, als sie an den Familienbetrieb dachte, in dem Türklinken produziert wurden. – »Türklinken? Kann man denn mit so was reich werden?«, hatte einmal eine Schulkollegin erstaunt gefragt. Man konnte. Die Sinnbichlers lieferten ihre Türklinken weit über Österreich hinaus in die ganze Welt. Erst jüngst hatten sie in Malibu die Nobelvilla eines bekannten Filmstars ausgestattet. Nicht, dass sie, Elli, etwas davon hätte! Außer – nun ja, außer dem Zugriff auf Papas Kreditkarte.

Darauf kam Elli immer wieder gern zurück, dabei war sie im Grunde ihres Herzens von bescheidener Natur. Sie kaufte ihre Klamotten auf dem Flohmarkt und pflegte keine teuren Hobbys. Wenn sie die Kreditkarte ihres Vaters belastete, geschah es meist nicht aus Eigeninteresse. Etwa vor zwei Wochen: Eintausend Euro an die Mutter eines an Leukämie erkrankten Buben, von dem Elli in der Zeitung gelesen hatte.

Die Verärgerung ihres Vaters wäre wenigstens ein netter Nebeneffekt gewesen, aber als die Kreditkartenabrechnung gekommen war, hatte er kein Wort gesagt. Die Familie hatte im Leben von Bruno Sinnbichler noch nie eine große Rolle gespielt. Das Töchterchen konnte gern sein Geld ausgeben, solange sie ihn ansonsten in Ruhe ließ.

Ellis Mutter war auch nicht besser. Aus Angst, das Schicksal ihrer Vorgängerin zu teilen und gegen ein schöneres Modell ausgetauscht zu werden, jettete Katharina Sinnbichler von einer Schönheitsklinik in die nächste. Das Einzige, was ihr an ihrer Tochter auffiel, waren zurzeit die lila gefärbten Haare und das Nasenpiercing, mit dem Elli für Mamas Freundinnen nicht vorzeigbar war. – »Wie kannst du dich denn nur so verschandeln, Kind?«, hatte Katharina Sinnbichler letztens ausgerufen. – »Damit du einen zweiten Blick auf mich wirfst«, wäre wohl die ehrlichste Antwort gewesen. Elli hatte sich hingegen auf ein Schulterzucken beschränkt. Vielleicht, dachte sie nun, sollte sie sich nächstens die Augenbrauen abrasieren.

»Was ist los, Spätzchen? Du bist so grüblerisch.«

Marko Sinnbichler sah seiner kleinen Schwester prüfend ins Gesicht.

»Es ist nur ... ach nichts«, sagte Elli schnell. Das Einzige, was ihr weiterhelfen würde, war, möglichst schnell von ihren Eltern unabhängig zu werden. Und diesbezüglich hatte sie auch schon einen Plan: »Ich brauche deine Hilfe«, setzte sie kurz entschlossen hinzu.

Marko fasste sich ans Kinn und zupfte seinen Bart, sagte aber nichts.

»Keine Angst, Bruderherz, ich will nicht viel«, beschwichtigte Elli. »Es geht nur um mein Schulprojekt.«

»Ach so«, sagte Marko erleichtert.

»Das ich zu einem richtigen Projekt machen möchte«, ergänzte Elli schnell. Bevor er weitere Fragen stellen konnte, fuhr sie fort: »Es ist so: Wir...

Erscheint lt. Verlag 23.3.2024
Reihe/Serie Das Berghotel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Alpen-Krimi • alpen-roman • Arzt • Baccara • Bastei • Bergdoktor • Berge • Bergpfarrer • Bergroman • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • dr daniel • dr laurin • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • Familiensaga • Großdruck • große-schrift • Hans Ernst • Hedwig Courths Mahler • Heimat • Heimatromane • hermann-broch • Historical • Julia • Kelter • Kindle • Landarzt • Liebe • Liebesromane • Mira • Modern • Roman-Heft • romantisch • Schwarzwald • Serie • steingruber • Toni-Hüttenwirt • waidacher
ISBN-10 3-7517-6411-9 / 3751764119
ISBN-13 978-3-7517-6411-7 / 9783751764117
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