Roots -  Katas Ellie

Roots (eBook)

Doch keine deutsch-britische Geschichte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 5. Auflage
441 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-7537-5 (ISBN)
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Liv und Jake haben sich trotz aller Widerstände ein gemeinsames Leben aufgebaut. Doch die Schatten der Vergangenheit strecken ihre langen gierigen Finger aus und bedrohen alles, was Liv und Jake geschaffen haben. Alte, längst besiegt geglaubte Feinde kehren zurück, und da ist auch noch das ungelöste Rätsel um Livs Herkunft. Plötzlich findet sie eine Spur zu ihrer Familie - nicht ahnend, dass ihr eigener Start ins Leben mit einem Verbrechen begonnen hat. Um jeden Preis wollen die Täter von damals verhindern, dass sie sich an diese Ereignisse erinnert. Damit gerät ihr Leben und das ihrer Familie und Freunde in allerhöchste Gefahr.

Autorin und Fotografin In meinem ersten Leben habe ich Betriebswirtschaft studiert und viele Jahre als Analystin und Referentin in einem Hamburger Industrieunternehmen gearbeitet. Dann entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und habe unter einem anderen Pseudonym eine Fantasy Reihe veröffentlich. Dies ist nun der Beginn meiner dritten Schaffensperiode. Möge es viele Leser/innen erfreuen :))

Kapitel 1


 

 

In der warmen Frühlingsmorgensonne, die durch die hohen Bogenfenster hereinscheint, sitze ich am Küchentresen und schaue mir die neuesten Detailpläne für den Square an. So haben wir unser Areal genannt. Den Square. Weil es so quadratisch ist und alles heißen kann, von Platz zu einem Ort, wo man lebt, sich trifft. Das soll es einmal werden, und die Pläne sind weit gediehen.

Als ich in London bei Jake eingezogen bin, war natürlich erst einmal unser neues Heim von Vorrang. Die dazugehörigen Handwerker habe ich noch im Frühstadium der Schwangerschaft organisiert und mit ihnen unser neues Zuhause geplant und realisiert. Vorbei der zugige, kalte Winter, wo Jake uns nebenan bei MA einquartiert hat, weil es so gefroren hat. Auch vorbei dieser riesige leere Raum, diese Dr. Jake Höhle. Es ist ein warmes, gut isoliertes und vor allem freundlich helles Zuhause geworden. Die Dachterrasse, die wir über den Winter natürlich noch nicht bepflanzen und nutzen konnten, wird als nächstes drankommen. Ich wünsche mir schöne Loungemöbel, ein Sonnendach, Jake sich Hochbeete für Küchenkräuter und Gemüse. Mit jedem Detail wird diese alte Halle mehr zu unserem Heim.

Wir haben nach einer kurzen Verlobungszeit sehr schnell geheiratet, in aller Stille, nur im Kreis unserer Freunde. Natürlich hat die Presse irgendwann erfahren, dass Dr. Jake eine Verlobte hat. So verschwiegen konnten wir gar nicht sein, irgendwer redet immer. Ein Artikel von unserem Journalistenfreund Mike hat die wildesten Spekulationen ausgeräumt, doch uns war klar, würden wir die Hochzeit ankündigen, dann wäre uns ein Medienspektakel erster Güte sicher. Weshalb wir, ganz unkompliziert, all unsere Lieben zu einer kleinen Voreinweihungsparty eingeladen haben, als die Pläne für die Halle fertig waren. Heimlich haben wir MAs Vater, Pfarrer Wilkens, mit ins Boot geholt, der uns dann im Beisein aller, die uns etwas bedeuten, getraut hat. Auch wenn Lady Vi, wie auch ich sie mittlerweile nennen darf, mit uns geschimpft hat, wie wir das nur tun könnten, so ganz ohne Ehevertrag, und uns gleich ihren Anwalt auf den Hals gehetzt hat. Die eine oder andere Träne hat sie dennoch vergossen dabei.

Ich hatte ja so die leise Befürchtung, dass wir hier, in unserem Heim, permanent von irgendwelchen Pressevertretern belagert werden würden. Das jedoch kommt nur sehr, sehr selten vor, und dies liegt auch an dem Viertel, in dem wir wohnen. Sie trauen sich nicht so recht hierher. Eigentlich keine gute Umgebung für eine Frau, schon gar nicht für eine Lady, wie Jake manchmal unkt. Aber er weiß, das schützt mich auch vor derartigen Zudringlichkeiten, denn mit Ivan und seinen Männern, aber vor allem mit seinen Frauen stehe ich mittlerweile auf gutem Fuße. Ich habe sie einfach besucht am Anfang, ganz spontan, auch wenn Jake hinterher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat und ausgerastet ist und MA mit ihm. Ich möchte einfach nicht eingesperrt sein, möchte mich frei bewegen können.

Seitdem haben alle in diesem Viertel, die zu Ivans Kreis gehören, aber auch wirklich alle, ein Auge auf mich, was ich sehr zu schätzen weiß. Und die Frauen scheuen sich auch nicht, mich um Hilfe zu bitten, sollten sie diese wirklich einmal benötigen, Abseiten von Jakes Diensten. Wir wissen natürlich, dass wir mit dem Bau vom Square so etwas wie eine Art Gentrifizierung in diesem Viertel einleiten werden. Es werden normale Leute hierherziehen, die Obdachlosen, Junkies und Dealer werden dadurch teilweise verdrängt werden. Wir hoffen jedoch, dass wir damit dem einen oder anderen wieder in ein normales Leben zurückverhelfen können. Wir werden sehen.

Es hat allenthalben für Kopfschütteln gesorgt, dass Dr. Jake und seine Lady ausgerechnet in dieser NO GO Area wohnen wollen. Doch für uns ist es einfach ungeheuer praktisch. Die nach Fertigstellung des Umbaus frisch gegründete Stiftung hat hier ihren Sitz, in Jakes ehemaligen Behandlungsräumen im Untergeschoss. Das ist etwas, da machen wir beide keine Kompromisse. Keine Dealer, keine Obdachlosen und Junkies mehr vor unserer Tür und nachts klingelnd. Wegen mir und der Kinder. Ein Schuppen in Ivans Imperium dient seither als Ausweichquartier für die Praxis.

Seitdem treffen uns die Bauunternehmer, Behördenvertreter, Stadtplaner alle hier. Natürlich ist so eine Stiftung mit viel Bürokratie verbunden. Jake und MA sind beide berufstätig, ich mit den Planungen vollauf beschäftigt. Weshalb wir uns Unterstützung geholt haben von jemandem, der sich mit so etwas bestens auskennt. Unsere Freundin Herzogin May sitzt mit im Vorstand und noch ein paar andere Leute, die sie uns empfohlen hat, und natürlich der Anwalt von Lady Vi. Ich dagegen konzentriere mich mehr auf die praktische Umsetzung der Pläne.

Es hat die Planer und Architekten mehr als erstaunt, dass Ihre Ladyschaft, die Viscountess Liv Corringdon, darauf bestand, höchst persönlich bei den Planungen dabei zu sein. Nach dem ersten Termin haben sie sich ungläubig die Augen gerieben, als sie erfuhren, dass die ersten Entwürfe für dieses Areal von mir stammten. Nach dem zweiten Termin, da ging es bereits um konkrete Details, waren sie nur noch geplättet. Doch irgendwann, als sie sich dann endlich getraut hatten, mich zu fragen, woher ich denn mein ungeheures Fachwissen nehme, da haben wir angefangen, wirklich zusammenzuarbeiten. Ich habe, zusammen mit Jake und MA, das letzte Wort, das ist ihnen klar, aber auch ich muss mich erst einmal in die Bauvorschriften, die Gesetze dieses Landes und dieser Stadt einlesen. Von daher ist es ein Geben und ein Nehmen.

Uns ist klar, so dicht am Wasser werden wir das Land erhöhen müssen. Sicherlich, das Themsesperrwerk liegt flussabwärts und schützt vor den ärgsten Nordseefluten, aber wenn Starkregen hinzukommt, können auch hier die Pegel steigen. Das gilt es zu berücksichtigen. Zum Glück liegt unsere Halle bereits auf einer Warft, das hatten Jakes Vorfahren klug geplant. Das restliche Land jedoch müssen wir anschütten und zu diesem Zweck vorher genau untersuchen lassen, nach Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg und der vorherigen industriellen Nutzung. Eigentlich eher ein Thema in deutschen Städten, aber auch London ist zumindest in der Anfangszeit des Krieges heftig von der Wehrmacht bombardiert worden, und diese Ecke der Stadt mit ihren Industrieanlagen hat viel davon abbekommen. Weswegen sich Jakes Großvater wohl nie so recht an dieses Grundstück herangetraut hat.

Die ersten Sondierungen sind bereits abgeschlossen, und im Sommer soll es dann wirklich losgehen. Das wird dann auch der Zeitpunkt sein, wo Manni für längere Zeit zu uns kommen wird. Er ist tatsächlich in Rente gegangen und teilt sich nun seine Zeit zwischen diversen Urlaubsreisen und den Vorbereitungen für dieses Projekt auf. Ich bin heilfroh darum, denn ich ahne, obschon er meine Räume bei Anna bezogen hat, ist er ein wenig einsam. Ihm ist langweilig in seinem Frührentnerdasein, weshalb unser Projekt für ihn genau das Richtige ist. Und Anna… die wird auch herkommen. Ob für immer… man wird sehen. Mit MA ist sie jedenfalls zusammen. Irgendwie. Manchmal hier, manchmal als Fernbeziehung. Warum das immer noch so ist, darüber schweigen sich die beiden aus, und wir fragen auch nicht. Sie streiten sich, dass die Fetzen fliegen, versöhnen sich wieder. Aber das tun Jake und ich auch, so etwas gibt es in jeder Beziehung.

Fakt ist jedoch, MA ist mir ein weiterer, wahrer Freund geworden, trotz oder gerade wegen seiner lauten Art. Ich habe ihn einfach unwahrscheinlich gerne. Was Jake sehr erleichtert hat. Er war etwas in Sorge gewesen, denn ein leichter Mensch ist MA nicht. Polterig, jähzornig, ein wenig hinterhältig und versaut auch. Ein kleines Schweinchen, und das mit Wonne. Doch das ficht mich nicht an. Er ist kein Kind von Traurigkeit, mit ihm kann man Pferde stehlen, und deshalb passt er auch so gut zu Anna. Er tut ihr gut, ihrem Selbstbewusstsein, ist einfallsreich im Bett, wie sie mir mal in einer Prosecco seligen Minute gestanden hat, und Jake und ich hoffen, dass die beiden sich endlich ein Herz fassen und ein gemeinsames Heim gründen werden.

»Sehr schön«, sage ich mit Blick auf die Pläne, zeichne sie ab und erhalte als Antwort einen wohlplatzierten Tritt in meine Magengegend. »Autsch, Kind, musste das sein?«, frage ich meine Kugel, oder eher eine Tonne ist es jetzt, tadelnd. Die beiden sind muntere Quälgeister, sie halten mich Tag und Nacht auf Trab, es sei denn, Jake ist da und legt seine Hand auf sie. Dann schlafen sie in Windeseile ein. Sie fasziniert mich immer wieder, diese Hand. Weshalb ich in den letzten Monaten meinen Schlafrhythmus mehr oder weniger an Jakes Schichtdienst angepasst habe.

Doch nun muss ich auch dazwischen immer mehr ruhen. Die Männer sind in Sorge um mich. Jake und mein Frauenarzt, sein Kumpel Dan, sind sich nicht sicher, ob ich die Kinder bis zum Ende werde austragen können. Ich bin jetzt am Ende des achten Monats, so genau wissen wir das nicht, und so langsam kommt mir der Verdacht, sie haben recht. Aber jeder Tag, den sie noch in mir sind, hilft. Jede einzelne Stunde. Weshalb ich das drückende Gewicht, die Rückenschmerzen, die ziependen Narben tapfer ertrage.

Weil die Schwangerschaft jetzt so beschwerlich wird, wollten sie mich permanent zur Überwachung in die Klinik einweisen, doch ich habe mich geweigert. Das halte ich nicht aus, getrennt von Jake, auch wenn er mich noch so oft besuchen kommt. Als Kompromiss trage ich einen Alarmknopf um den Hals, wie eine alte Frau, der sich mit Jakes Pieper...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7584-7537-6 / 3758475376
ISBN-13 978-3-7584-7537-5 / 9783758475375
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