Elli und Ilse -  Nadine Engmann

Elli und Ilse (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
568 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-14311-2 (ISBN)
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Kurz vor Weihnachten. Ilse ist Mitte 30, besitzt einen Blumenladen und hat mit der Liebe abgeschlossen. Dann trifft sie auf Elli, die mit ihrer schwierigen Vergangenheit hadert. Ilse weiß nicht, was sie will und Elli schon gar nicht. Ein gefühlvolles Durcheinander nimmt seinen Lauf...

Ich bin 1986 in Leipzig geboren und lebe immer noch hier in meiner Heimatstadt. Ich mag die Stadt so sehr, dass meine Geschichten häufig auch hier spielen werden. Mein zweitliebster Ort ist Ilsenburg im Harz. Der perfekte Ort zur Entspannung und zum Wandern. Ich bin verheiratet und habe einen Hund namens Charlie. Der Schreiberei widme ich mich neben meinem Vollzeitjob, deshalb hat mein erster Roman auch fast 3 Jahre gebraucht, aber von nun an soll es etwas schneller gehen. Der nächste Roman ist schon in der Überarbeitung. Neben dem Schreiben, spiele ich auch gern Videospiele, versuche mich kreativ zu beschäftigen und lese gern (vor allem Biografien). Besucht mich auf meinem Instagram oder meiner Website, um auf dem neusten Stand zu bleiben :)

1. Ilse

Kaffee.

Ich brauche Kaffee.

Die dunklen Augenringe starrten sie im Spiegel an. Sie wusste nicht, ob sie sich freuen sollte, dass heute endlich Freitag war. Eigentlich verfluchte sie den Tag, denn sie musste 8 Stunden arbeiten und vorher noch beim Großmarkt vorbei, um frische Blumen zu holen.

Es war kurz nach 6 Uhr an diesem Morgen, als sie in ihrem kleinen Badezimmer stand und die bleierne Müdigkeit ihre Augenlider schwer werden ließ.

War doch zu lange gestern. Ich hätte nicht noch eine Folge sehen sollen.

Innerlich bereute sie es zutiefst, nicht ins Bett gegangen zu sein, doch das Finale der Serie zu sehen, von der Klaus ständig redete, war die höhere Priorität. Er würde sicher nachher nachfragen, ob sie es nun endlich gesehen hatte.

Eine dreiviertel Stunde später, nachdem auch Katze Trulli ihre Frühstücksportion bekommen hatte, saß Ilse im Auto Richtung Blumengroßmarkt. Er lag im Norden von Leipzig, gute 20 Minuten Fahrweg für Ilse, die im äußeren Westen der Stadt lebte.

Es war Mitte November. Draußen gab es immer öfter Bodenfrost in der Nacht und Ilse hoffte auf einen milden Winter. Nichts war schlimmer als die Kombination aus schneebedeckten Straßen und einem überforderten Winterdienst.

Klaus begrüßte sie winkend und mit einem breiten Lächeln.

»Na, wie geht’s meine Gute?«, sein Dialekt war ausgeprägt, aber da Ilse selbst gebürtig aus der sächsischen Stadt kam, machte ihr das Verstehen keine Probleme.

»Bestens, heute ist schließlich Freutag!«, sie lächelte ihn an, »Hab gestern die Sendung noch zu Ende geschaut, die du mir so ans Herz gelegt hast.«

Er horchte auf und schaute sie fragend an. »Und wie fandest du’s?«

Ilse verzog ihre Mundwinkel zu einem Grinsen und schwieg.

»Na?«, Klaus wurde ungeduldig, denn er stupste sie an.

Die Floristin lachte und nickte: »Ja, war gut. Du schuldest mir jetzt aber einen großen Becher Kaffee.«

»Den kannst du bekommen bei unserem nächsten Treffen im Garten. Kommst du denn am Wochenende?«

Klaus belud derweil Ilses Wagen mit den bereitgestellten Schnittblumen, Töpfen und Dekoartikeln.

Ilse überlegte kurz.

»Morgen Abend ist Spielerunde. Sonntag könnte ich sicherlich.«

»Morgen spielst du wieder mit den Stubenhockern? Na dann kommst du wenigstens mal raus.«

Welche Ironie, lachte sie in sich hinein.

Klaus legte den letzten Bund mit Geranien auf den Wagen.

»Als Stubenhocker würde ich sie nicht bezeichnen, manche von denen sind auch eher extrovertiert und weniger schlau. Dann werden es sicher wieder nur Partyspiele«, sie lachte und schüttelte den Kopf. Wenn es Partyspiele werden würden, dann konnte der Abend nur in die Hose gehen. Sie sah diese Abende eher als Zusammenkunft von Gleichgesinnten, die sich bei einem strategischen Spiel die Köpfe zerbrachen oder um die Wette blufften, um die anderen über den Tisch zu ziehen.

»Fertig!«, rief Klaus aus und streckte sich. In der Wintersaison waren die Bestellungen oft größer und die Paletten mit Weihnachtssterntöpfen mussten hin und her gehievt werden. Auch Ilse hatte diesmal zugeschlagen und doch würde es nur bis zum Montag reichen, im besten Fall bis Dienstag. »Cool«, Ilse nahm ihren Wagen und rollte zur Kasse, »Ich schreib dir später nochmal, wegen Sonntag.«

»Bis später!«, winkte Klaus ihr hinterher.

Nun musste sie sich doch ein bisschen beeilen. Um 9 musste Ilses Laden Topf & Vase geöffnet werden.

Der Berufsverkehr hatte zugenommen, denn Ilse war nicht die Einzige auf dem Weg zum Arbeitsplatz. So stand sie, wie viele andere auch, auf der Hauptverkehrsstraße Richtung Blumenladen.

Der Laden war Ilses ganzer Stolz. Mit Liebe hatte sie ihn dekoriert und versuchte ihn sauber und einladend zu gestalten. Er lag günstig neben einem Ärztehaus und an einer Straßenbahnhaltestelle. Sie hatte vor Jahren einen Glücksgriff getan und war froh, dass bisher noch keinerlei unbezahlbare Mieterhöhung auf sie zugekommen war. Schnell war der Transporter ausgepackt und die Blumen in ihren Eimern im Verkaufsraum verstaut.

Kaffee. Endlich.

Genüsslich schlürfte Ilse an ihrem frisch gebrühten Kaffee, nachdem sie die Tür aufgesperrt hatte und das Licht den Raum erhellte. Draußen war die Sonne bereits aufgegangen, aber die graue Wolkendecke machte das Ganze nicht besonders hell. Ilse ließ den Blick durch die Regale streifen und machte sich Notizen auf ihrem Whiteboard. Gestecke

Tannenzweige

Gestecke hatten im Moment Hochkonjunktur, denn Totensonntag und auch bald der erste Advent standen vor der Tür. Und natürlich Weihnachtssterne.

Weihnachtssterne mit Glitter, ohne Glitter und mit lustigen Figürchen bestückt, waren derzeit ihre Bestseller. Die landeten wieder am Schaufenster, wo sonst immer die Orchideenpflanzen standen.

Wie jeden Freitag kam auch Frau Schmidt vorbei und holte den wöchentlichen Strauß mit Nelken und Rosen für das Grab ihres Mannes.

»Was macht die Gesundheit?«, fragte sie interessiert, als sie die gewünschten Blumen zusammenstellte. Frau Schmidt, die auf ihrem Rollator saß, winkte ab.

»Ach Frau Friedmann, ich bin froh, dass ich noch zu Ihnen in den Laden kommen kann. Gestern musste der Pflegedienst mir noch aus dem Bett helfen. Das liegt aber am Wetter. Wenn es so feucht ist«, sie zeigte nach draußen durch das Schaufenster, »dann kann ich mich kaum rühren. Zum Glück ist es heute einfach nur kalt.«

Dann kicherte sie, als wäre sie nicht schon 85. Ilse schmunzelte. Sie mochte die alte Dame, die meistens von ihren Enkeln erzählte und sich offenbar wünschte, dass Ilse mit dem Ältesten anbandelte. Sie hatte sogar schon seine Telefonnummer bekommen.

»Ja, es ist kalt. Schnee kommt sicher auch bald. Versprechen Sie mir, dass sie anrufen, falls sie etwas von mir brauchen. Dann lasse ich es zu Ihnen bringen«, sagte Ilse ernst. Für einen Sturz wollte Ilse nicht verantwortlich sein.

»Ja ja, das mach ich«, erwiderte die alte Dame und zog ihren Hut etwas tiefer in die Stirn. Ilse legte den Strauß und ein paar Tannenzweige in den Korb am Rollator und kassierte ab. Sie seufzte, als Frau Schmidt aus dem Laden schlurfte.

Sie wird mir fehlen, wenn sie nicht mehr ist.

Neben dem normalen Kundenbetrieb steckte sie Tannenzweige, getrocknete Früchte und Schleifen zusammen, die sich hübsch als Grabschmuck eigneten oder als Adventskranz. Sie mochte die Fertigen aus dem Großmarkt nicht, sondern gab ihren Kunden lieber etwas Eigenes.

So verging der Vormittag bis sich Ilses knurrender Magen meldete. Sie bestellte sich ihr Mittagessen beim Imbiss ihres Vertrauens. Der lag nur 5 Gehminuten entfernt und brachte ihr sogar gelegentlich das bestellte Mittagessen, wie auch an diesem Tag. Allein saß sie an ihrem Schreibtisch und scrollte durch Social Media. In der Spielegruppe, in der die Termine für Treffen abgesprochen wurden, wurde heftig diskutiert, was am nächsten Tag gespielt werden sollte und auch der Austragungsort war noch nicht ganz klar. Sie enthielt sich einer Meinung und würde später nach Einzelheiten schauen. Nachrichtenschlagzeilen aus aller Welt legten ihre Stirn in Falten und ließen sie den Kopf schütteln.

Was war nur mit den Leuten los?

Eine Schlagzeile über einen Autounfall ließen sie allerdings schlucken. Sofort erfüllten dunkle Gedanken ihr Inneres und sie dachte an ihre Mutter. Bald war Weihnachten. Bald musste sie diese furchtbare Frau mehrere Tage ertragen. Ilse fühlte sich erschöpft. Allein der Gedanke an ihre Mutter, machte sie müde. Sie schaltete ihren Computer aus und schaute an ihr Whiteboard. Gestecke konnte sie streichen, Tannenzweige waren sowohl bereits wieder im Einkaufswagen als auch draußen vorm Laden aufgefüllt. Das konnte also ebenfalls weggewischt werden. Dann war die Tafel leer. Die nächsten Stunden waren gefüllt mit weiteren Tassen Kaffee, Smalltalk mit Kunden und dem Feierabend. Es war ein normaler Tag, doch hing eine dunkle Wolke über ihr, seit sie diese Schlagzeile gelesen hatte. Der Unfall war schon so lange her, doch die Erinnerungen kamen trotzdem immer wieder. Die Füße hoch, der Fernseher an und ein paar flink gekochte Nudeln waren die Belohnung für den Tag. Wie so oft ließ Ilse sich vom Fernseher berieseln, bis sie fast auf der Couch einschlief. Diesmal hatte sie keine Lust mehr gehabt sich mit einem Konsolenspiel abzulenken. Sie schaltete auch so ihren Kopf aus.

[Klaus 19:34]: Hoffe dein Tag war besser als meiner. Chef hat mal wieder Stress gemacht, weil ich die Bestellungen nicht schnell genug gepackt habe. Hoffe wir sehen uns Sonntag. Du solltest nicht immer allein rumhängen, dass ist doch öde. Ich spreche da aus Erfahrung ;P

Ilse lachte in sich hinein. Sie brauchte niemanden. Klaus...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-384-14311-6 / 3384143116
ISBN-13 978-3-384-14311-2 / 9783384143112
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