Das kleine Haus am Küstenweg -  Luise Holthausen

Das kleine Haus am Küstenweg (eBook)

Ostseeroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
between pages by Piper (Verlag)
978-3-377-90157-6 (ISBN)
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Berührender Roman über Träume, Familie und Neuanfang an der Ostsee für alle Leser:innen von Jenny Colgan und Meike Werkmeister  »Aber das Boot, das wusste sie, war trotz allem noch immer ihr Sehnsuchtsort. Und Moritz noch immer die Liebe ihres Lebens.«  Was passiert nach dem Happy End? Diese Geschichte beginnt dort, wo andere aufhören: Hannas großer Traum vom gemeinsamen Leben mit Moritz wird wahr. Doch die Realität holt sie schnell wieder ein. Moritz ist als alleinerziehender Vater gefordert und Hanna hat das Zerbrechen ihrer Kindheitsfamilie nur verdrängt, nie verwunden. Als ihre Liebesbeziehung zu scheitern droht, begreift Hanna, dass Träume allein fürs Leben nicht reichen, und beginnt aktiv um ihr Glück zu kämpfen. 

Luise Holthausen ist nicht nur eine bekannte Kinderbuchautorin, sondern schreibt schon seit vielen Jahren unter Pseudonym Kurzgeschichten über die Liebe. Die Liebe hat sie schon immer in all ihren Facetten fasziniert, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie sich dem Thema auch in einer umfangreicheren Form widmete.

Luise Holthausen ist nicht nur eine bekannte Kinderbuchautorin, sondern schreibt schon seit vielen Jahren unter Pseudonym Kurzgeschichten über die Liebe. Die Liebe hat sie schon immer in all ihren Facetten fasziniert, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie sich dem Thema auch in einer umfangreicheren Form widmete.

2


Die Nacht war kurz gewesen, kürzer, als Hanna es vertrug, denn ihr Hals kratzte, und die Nase lief. Nachwirkungen des gestrigen Gesprächs auf der Gartenbank, das länger gedauert hatte als bei den derzeitigen Temperaturen ratsam. Trotzdem machte sie sich frühzeitig wieder auf den Weg zu Nika. Die Straße am Küstenweg entlang war die schönste im Ort, ein reetgedecktes Haus reihte sich an das nächste, alle ähnlich und doch jedes anders in seiner Besonderheit. Nikas Haus wirkte wie einem Werbefilm für die schönste Urlaubsregion entsprungen, alles war frisch, aufgeräumt, glänzend. Fein bestickte Vorhänge zierten die Fenster, im Vorgarten leuchteten farblich aufeinander abgestimmte Zwiebelblumen. An der Haustür hing ein Blumenkranz, und die Hausnummer war eine geschmackvolle blau-weiß gemusterte Kachel. Beim Haus nebenan dagegen lehnten Fahrräder unterschiedlicher Größe am Zaun, im Vorgarten lag eine umgekippte Schubkarre. Die Hausnummer, ebenfalls auf einer Kachel notiert, ließ sich wegen eines Sprungs nicht mehr entziffern. Selbst die Blumen im Vorgarten sahen irgendwie gerupft aus. Alles machte einen leicht chaotischen Eindruck, und doch erschien es Hanna gerade deshalb liebenswert.

In einem solchen Haus wollte sie einmal wohnen. Irgendwann in ferner Zukunft, wenn sich ihre Träume erfüllten.

Sie sah auf die Uhr, es war Punkt neun. Ziemlich früh für den Morgen nach einer Party, aber ihre Schwester besaß eine eiserne Konstitution. Nach Hannas Berechnung war sie um diese Zeit mit dem Frühstück fertig und duldete keine Minute länger das Chaos in ihrem Haus.

»Guten Morgen«, sagte Hanna, als sich die Tür öffnete.

Nika stand vor ihr, auch äußerlich das exakte Gegenteil ihrer Schwester. Hanna war mittelgroß, mit braunen Augen und brünettem Haar, das sie mit einem Wirbel am Hinterkopf ärgerte und ihr bis knapp über die Schulter hing. Nika dagegen war zierlich, blond und hatte graublaue Augen. Sie trug eine weite Baumwollhose und hatte ihr glattes langes Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden. Die Feier hatte keinerlei Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. »Was willst du denn hier?«, fragte sie und biss in ein marmeladenbeschmiertes Croissant.

»Ich möchte dir beim Aufräumen helfen.« Ein Gedanke durchzuckte Hanna. »Oder hast du etwa schon gestern Nacht …?« Zuzutrauen war es ihr.

Zu Hannas Erleichterung zog Nika die Tür auf. »Nein, Thorsten hat mich erfolgreich daran gehindert und mir Hilfe versprochen, wenn ich bis heute Morgen warte.« Sie schnaubte. »Rat mal, wer jetzt noch im Bett liegt!«

Hanna hätte auch gern noch im Bett gelegen und ihre diffusen nächtlichen Träume entwirrt. »Dafür bin ich ja jetzt da.«

»Lieb von dir.« Nika führte sie in die Küche und wies mit dem Ende ihres Croissants zum Tisch, der sich unter seiner Geschirrlast geradezu bog. »Wir haben gestern« – sie lächelte – »oder besser gesagt heute kurz vor Morgengrauen alles hier zusammengestellt. Du kannst schon anfangen. Die Teller in die Spülmaschine, die Gläser mit der Hand sauber machen. Am besten räumst du aber vorher noch die Flaschen weg, Bier in die Kästen, Weinflaschen in den Korb. Nein!«, hielt sie Hanna auf. »Das ist alkoholfreies Bier, das kommt in den anderen Kasten.«

Hanna nieste und sortierte folgsam die Flaschen um. »Das war eine tolle Feier gestern«, begann sie.

»Ja, ziemlich toll. Allein das Feuerwerk!« Nika, die gerade Haushaltshandschuhe überstreifte, hielt kurz inne und lächelte verzückt.

»War das Thorstens Idee?«

»Glaubst du, Thorsten hat solche Ideen?« Wieder schnaubte Nika.

Irgendwie klang das nicht so, als wären bald Enkelchen für Barbara in Sicht.

»Also der Einfall deiner Freunde? Mama sagte gestern, du hättest richtig tolle Freunde.«

»Ja, da hat sie recht. Aber das weißt du doch. Du kennst meine Freunde.«

»Nicht alle.« Da war sie, die Gelegenheit, auf die sie gehofft hatte. Die Gelegenheit, wegen der sie sich aus dem Bett gequält und unter das Kommando ihrer Schwester begeben hatte. »Einer zum Beispiel, er heißt Moritz …«

»Du hast dich in den letzten Jahren ja total zurückgezogen. Ein Wunder, dass du gestern aufgetaucht bist.«

Und heute, dachte Hanna, die sich langsam fragte, ob das kein Fehler gewesen war. »Ich hatte eben viel zu tun.«

»Du hast irgendwie immer wahnsinnig viel zu tun.«

Hanna presste die Lippen aufeinander. »Ich habe eben studiert, das geht nicht so nebenbei.«

»Du hast davor schon mal studiert. Du bist doch schon seit Ewigkeiten an der Uni.«

So konnte man das auch nennen. »Da hatte ich Jobs, aber immer nur befristet. Deswegen das Zweitstudium, das weißt du doch. Und das wollte ich so schnell wie möglich durchziehen. Für anderes hatte ich keine Zeit.« Nun gut, vielleicht hatte sie auch keine Lust gehabt, sich in Nikas gediegenes Umfeld zu begeben, ihren tollen Freundeskreis kennenzulernen und sich mit Thorsten zu unterhalten, dessen Gesprächsthemen sich auf Sport und mögliche Geldquellen beschränkten. »Willst du mir das jetzt vorwerfen?«

»Nein, um Himmels willen!« Nika hob beide Hände. »Tut mir leid, Hanna, so war das nicht gemeint. Ist morgen nicht dein erster Arbeitstag?«

Hanna nickte. »Logopädie Seiler.«

»Das wird bestimmt großartig. Frau Seiler ist sehr sympathisch, sie kauft öfter bei mir ein.« Nika lächelte versöhnlich.

Hanna rang sich ebenfalls ein Lächeln ab und putzte sich erneut die Nase. Sie hasste jede Form von Streit. Sowieso hatte sie eigentlich über etwas ganz anderes sprechen wollen.

Nika ließ Wasser ins Spülbecken laufen und gab großzügig Spülmittel dazu. »Bringst du jetzt die Flaschen im Korb weg?«, fragte sie.

»Wenn ich am heiligen Sonntag die Flaschen in den Container werfe, lynchen mich deine Nachbarn.«

»Du sollst die Flaschen auch in den Schuppen neben die Mülltonnen stellen. Wir sammeln sie dort in einer Kiste und bringen sie jeden Montag zum Container.« Wie immer war bei Nika alles perfekt durchorganisiert.

Hanna schleppte den Korb mit den Flaschen nach draußen in den Vorgarten, wo sich der Schuppen unauffällig an die Hauswand schmiegte. Woher kennst du eigentlich Moritz?, übte sie in Gedanken. Hab ihn noch nie bei dir gesehen.

War das unverfänglich genug?

Ich hab mich gestern mit Moritz unterhalten. Netter Kerl.

Nein, das war nicht gut.

Kannst du mir die Telefonnummer von Moritz geben? Ich wollte ihn etwas fragen.

Bloß was?

Sie öffnete den Schuppen. »Guten Morgen«, hörte sie die Stimme, deren Klang ihren Körper am Abend zuvor in Vibration versetzt hatte.

Moritz stand am Nachbarzaun, in der Hand ein zusammengerolltes Segeltau. Zum ersten Mal sah sie ihn bei Tageslicht, zum ersten Mal sah sie überhaupt mehr von ihm als nur eine schemenhafte Gestalt, und der Anblick löste dasselbe in ihr aus wie seine Stimme. Er war groß, von schlaksiger Lässigkeit und hatte eine sehr körperliche Ausstrahlung, mit kräftigen Armen und Händen, denen sie ansah, dass er zupacken konnte. Er war unrasiert, die Haare fielen ihm bis auf die Schultern, und seine graublauen Augen blitzten verwegen. Eine Piratenklappe hätte ihm gut gestanden.

»Du wohnst auch hier?«, fragte er und wies auf Nikas Haus. »Dann sind wir ja direkte Nachbarn.«

Er war also der Bewohner des liebenswert chaotischen Hauses. »Meine Schwester wohnt hier mit ihrem Freund. Ich helfe nur beim Aufräumen.«

»Ich bin erst vor einigen Wochen eingezogen. War nett von deiner Schwester, mich zu ihrer Feier einzuladen. Auch wenn ich nicht alle kennenlernen konnte.«

»Ich auch nicht.« Sie lächelte unwillkürlich und musste gleich darauf niesen. »Entschuldigung, ich hab mich wohl erkältet.«

»Es war zu kalt.«

»Gestern.«

»Im Garten.«

»Ja.«

Ihre Sätze verhakten sich ebenso ineinander wie ihre Blicke. Am Abend zuvor war es zu lange zu kalt gewesen. Aber sie hatten so viel zu reden gehabt. Nichts Persönliches. Und doch Persönliches. Über den Nachthimmel. Über das geheime Wachstum im Garten, das man noch kaum sah, aber schon spürte. Über Bradebüll, den kleinen Nachbarort, in...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alleinerziehender Vater • Beziehungskrise • Bootsbau • Buch über Familie • Eltern und Kinder • Hafen • Happy End • Küste • Küstenglück • Küstenroman • Logopädin • Meer • Ostseeroman • Patchwork • Patchwork-Familie • Praxis • Romane für den Sommer • Romane für den Urlaub • Romane für Frauen • Segeln • Werft
ISBN-10 3-377-90157-4 / 3377901574
ISBN-13 978-3-377-90157-6 / 9783377901576
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