Gebrüdermord (eBook)

Die klare Sonne bringts an den Tag
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2024 | 2. Auflage
372 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-10399-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gebrüdermord -  Klaus-Peter Hünnerscheidt
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Im Frühsommer 2001 sind Karl Stormann und Clemens Brüwer gerade in Rente gegangen. Es fällt ihnen schwer, sich daran zu gewöhnen, denn sie waren mehr als findige Hauptkommissare bei der Kripo Hamburg. Eine zufällige Begebenheit auf dem Fischmarkt lässt sie intuitiv aufmerken, denn ein Likör, dessen fast unaussprechlicher Name aus 26 Buchstaben besteht, veränderte innerhalb einer Reederei-Familie die Erbfolge. In Stormann und Brüwer keimt der Verdacht auf, dass diese Familie durch einen Mord an ihren Besitz kam. Während ihrer Recherchen bekommen die Ex-Kriminalkommissare jedoch Zweifel, ob sie nun Verbrechen wittern wo gar keine sind. Jedoch entdecken sie eine Spur auf ihrem labyrinthischen Weg durch Raum und Zeit, denn bereits gegen Ende des Ersten Weltkriegs nahm das Unheil seinen Lauf. Die beiden Unruhe-Rentner fliegen nach Minsk, um nach einem vermissten Erben zu suchen, einem angeblich 1945 in der Seelower Schlacht gefallenen Hauptmann der Wehrmacht. Ähnlich wie im Märchen der Gebrüder Grimm kommt eine über 50 Jahre lang verborgene Wahrheit an einem klaren Sonnentag (Sonntag, dem 16.09.2001) wieder ans Licht des Tages ... und das bloß, weil Karl Stormann auf dem Fischmarkt ein altes Märchenbuch der Grimms erstand.

Ich bin fast taub von Geburt an und lebe seit 1956 in Kassel. Nach Abitur, Lehre als Mediengestalter und Erwerb des Meisterbriefs im zweiten Anlauf wagte ich mich 1995 in die Selbständigkeit. Mein ?Der Druckladen? bestand bis 2022. Mit dem ?Texthandwerk? begann ich spät und gründete 2014 den ?Du-Lac-Verlag?. Aber mithilfe von ?tredition? kann ich nun mit viel weniger Aufwand veröffentlichen. Ich befolge Ratschläge, zum Beispiel von Wolf Schneider oder Stephen King, ein wenig eigen bleibe ich aber.

Ich bin fast taub von Geburt an und lebe seit 1956 in Kassel. Nach Abitur, Lehre als Mediengestalter und Erwerb des Meisterbriefs im zweiten Anlauf wagte ich mich 1995 in die Selbständigkeit. Mein ›Der Druckladen‹ bestand bis 2022. Mit dem ›Texthandwerk‹ begann ich spät und gründete 2014 den ›Du-Lac-Verlag‹. Aber mithilfe von ›tredition‹ kann ich nun mit viel weniger Aufwand veröffentlichen. Ich befolge Ratschläge, zum Beispiel von Wolf Schneider oder Stephen King, ein wenig eigen bleibe ich aber.

Zweiter Teil

Witterung

Schleswig-Holstein, Kreis Herzogtum Lauenburg, nahe der Gutsanlage von Jügesen im Billetal am Nordrand des Sachsenwaldes.

Montag, 27.08.2001, 8:45 Uhr.

»Klemmi, fahr nicht so rasant.«

»Was kann ich denn dafür, dass wir von der Landstraße runter mussten?« Clemens Brüwer hob die Schultern und ruckte beidhändig am Lenkrad, um einem Schlagloch auszuweichen. »Du hast gesagt: Wir müssen diese Schotterpiste entlang. Oder?«

»Habe ich. Aber wir sind doch Rentner, die nun viel mehr Zeit haben.«

»Bah, ich hab‘s nach wie vor eilig, mein lieber Kalli, weil das eine Leben, was ich habe, ganz einfach viel zu kurz ist.«

»Wie kommst du dann auf Angeln?« Stormann schüttelte den Kopf. »Dafür nimmt man sich Zeit und braucht Geduld, sonst kannst du weder die Stille genießen noch achtsam bleiben.«

»Meine bessere Hälfte legte es mir auf ihre unwiderstehliche Art nahe. Du kennst sie ja. Weil sie meinte, das Angeln wäre ganz bestimmt das Richtige gegen meinen überhöhten Blutdruck.«

Unversehens wurden die beiden Insassen des Wagens durchgeschüttelt, als der vordere rechte Stoßdämpfer nach unten nachgab und wieder hoch schnellte.

»Pass doch besser auf, Klemmi! Sonst ist unser Leben schneller vorbei, als uns lieb sein kann.«

»Also sowas. Die Pfütze war doch nicht so flach, wie ich dachte«, murmelte Brüwer sichtlich beeindruckt, behielt jedoch seinen Fahrstil unbeirrt bei.

»Wir fahren nämlich keinen Dienstwagen mehr, bei dem wir für die Schäden nicht aufkommen müssen«, monierte Stormann, »sondern meinen erstmalig zugelassenen und eben abgeholten …«

»Ein Neuwagen muss richtig eingefahren werden und glaub mir, das kann ich viel besser wie jeder andere. Vertraue mir einfach.«

»Vermeiden Sie auf den ersten Kilometern Grenzbereiche des Fahrzeugs«, las Stormann aus dem Autohandbuch vor, »das gilt für den Motor, das Getriebe sowie die Bremsen, die Reifen und die Zuladung.«

Seufzend klappte er die Bedienungsanleitung zu und verstaute sie sorgfältig im Handschuhfach. »Ich befürchte, du machst heute mit meinen Wagen eine Überführungsfahrt – vom Autohaus in die Werkstatt.«

»Ach was, ich fahr ja schon langsamer.« Brüwer lupfte seinen rechten Fuß, während er abwinkte. »Dir zuliebe.«

»Mir zuliebe?« Stormann lächelte zum ersten Mal während der Fahrt. »Ganz gewiss nicht, sondern du hast da vorne vor uns schon die Schranke gesehen.«

»Richtig. Und hinter ihr befindet sich eine Toreinfahrt und dahinter gehts bestimmt weiter zum Herrenhaus der Jügesens.«

Zwei jüngere Burschen kamen heraus aus dem steinernen Torhaus neben der Einfahrt, alarmiert wohl von dem Geratter, das die Reifen beim Überfahren einiger mit frischem Kies gefüllter Schlammlöcher verursachten. Sie eilten zum herabgelassenen Rundbalken, umgingen diesen und postierten sich davor breitbeinig, die Arme verschränkt.

»Ich befürchte nur, die beiden verkappten Hausmeister da vorn lassen uns nicht rein«, murmelte Brüwer und blickte skeptisch.

»Hausmeister? Wenn das welche sind, verspeise ich einen Besen. Außerdem wollen wir gar nicht rein.« Mit der rechten Hand wies Stormann den Weg. »Knapp vor der Schranke ist eine Abzweigung nach rechts, die bis zum See befahren werden kann.«

»Anhalten oder im Vorbeifahren fröhlich winken?«

»Die Kurve ganz langsam anfahren, dann sacht anhalten, die Scheibe absenken und freundlich fragen, ob hier in der Nähe ein Teich ist und wir auf dem richtigen Weg dorthin sind.«

»Dumm fragen?« Brüwer stellte die Frage rhetorisch.

»So dumm stellen, wie für das Herausziehen von Informationen nötig. Das konntest du doch aus dem Effeff und hast auf diese Weise jedes Verhör gemeistert.«

»Jawoll!« Geschmeichelt zwinkerte Brüwer seinem Ex-Kollengen zu. »Auf mich sind etliche Schlaumeier reingefallen.« Er hob den rechten Daumen, anschließend tippte er ihn mehrmals gegen sein Brustbein. »Dann lass mich mal nur machen, mein allerbester Ex-Kollege.«

Er fuhr die Kurve mit Verve, stieg voll in die Eisen, setzte sofort zurück und betätigte gleichzeitig die Automatik für die Scheibe in der Fahrertür. Der Schotter knirschte wie unter den Tritten einer Elefantenherde in Panik und ohne Gurt wäre Stormann bei diesem Bremsmanöver wohl in die Frontscheibe geflogen.

Mit null Ahnung im Blick reckte Brüwer seinen dicken Hals durchs geöffnete Seitenfenster und hob den Kopf. »Ich bin doch richtig hier, oder?«

»Wie richtig?«, murmelte der wesentlich kleinere der beiden Burschen verblüfft, nachdem er seine Hand unter der olivgrünen Bomberjacke langsam wieder hervorgezogen hatte. Es schien, als habe er gerade noch unterlassen können, eine Faustfeuerwaffe aus einem Schulterhalfter zu ziehen.

»Na, um ‘n ganz dicken Fisch einzufangen.«

»‘N ganz dicken Fisch?«, echote der andere, ein kahl rasierter Kraftprotz, und legte seine Stirn in Falten; mit gerecktem Hals übersah der Hüne die Landschaft und wendete den Oberkörper nach links, nach rechts und zurück. »Hier?«

»Wenn genau hinter dieser Einfahrt unser Teich wäre, dann könnte das schon möglich sein.«

»Hinter uns auf dem Gelände des Guts ist kein Teich, bloß Wald«, verneinte der erste Aufpasser, ein schmächtiges Kerlchen, aber aufgeweckt, denn seine Pseudouniform schien ihm dabei zu helfen, sein Ego aufzuplustern. Der Klang seiner Stimme wurde härter und letztendlich scharf wie ein Befehl. »Ganz falsch seid ihr hier und ihr fahrt sofort dorthin zurück, von wo ihr hergekommen seid!«

»Gemach.« Brüwer wies kurz mit dem Kopf zum Seitenweg. »Gemach. Ich bin jetzt sicher, da rüber ist doch der richtige Weg. Mein Kumpel hat gerade auf der Karte nachgesehen. Der war also doch nicht umsonst bei den Pfadfindern, sogar als Wölfling schon dabei. Apropos. Wollen Sie einen dicken Fisch haben? Ich fange nämlich ganz bestimmt einen zu viel.«

»Nix da. Und jetzt haut ab.«

»Doch!« Der auf dem ganzen Schädel dunkelrot und schwarz tätowierte Kraftmeier fürs Grobe nickte übereifrig, scheinbar nahm er jede Gelegenheit für einen Nachschlag wahr. Gleichzeitig kniff er das rechte Auge zu und mit vorgeschobenem Haupt stierte er den Schmächtigen so lange an, bis dieser begann, den Anflug eines nachsichtigen Grinsens zu zeigen.

»Aber mindestens fünfzig Kilo schwer muss er schon sein, damit es für unsere vierundzwanzig Bewohner reicht«, grenzte der Wortführer die stumme Bitte seines Kumpans ein.

»Geht klar, aber nachher nicht wundern, denn ich bin angehender Weltmeister im Angeln!«, posaunte Brüwer und gab ordentlich Gas.

Die beiden Wachtposten hüpften unisono mit ihren Springerstiefeln zur Seite, um nicht von herausgeschleuderten Kieselsteinen getroffen zu werden. Die Reifen knatterten über die Schotterpiste, dass Stormann schon wieder angst und bange um sein nagelneues Wägelchen wurde.

»Na, Kalli. Haben wir nicht wieder eine fantastische Nummer geboten, um an Informationen heranzukommen?« Brüwer ballte seine Rechte zur Faust und im Triumph hätte er sie am liebsten mit Verve auf das waagerechte Blitz-Symbol der Hupe niedersausen lassen. »Vier-und-zwanzig! Be-woh-ner! Ha! Von wegen ab und zu ein Familien-Urlaubsdomizil mit nur einem Hausmeister.«

»Wirklich klasse vorgeführt, Klemmi, aber nun fahr endlich mal normal. Bitte!«

»Erst wenn wir außer Sicht- und Hörweite sind. Ich weiß schon, wie man bei solchen Typen Eindruck schinden kann.«

»Wir sind jetzt Rentner.« Für einen Augenblick schloss Stormann ergeben die Augen.

»So? Das Gefühl habe ich momentan aber überhaupt nicht. Du selbst sogar bist schuld. Schließlich hast du uns hier auf eine neue Fährte gesetzt. Oder?«

»Ja, das stimmt. Aber wir müssen uns nicht mehr beeilen, um an einen Tatort zu kommen, und nötigenfalls mit Rotlicht Tempo machen schon gar nicht.«

»Aber wie Neunundneunzigjährige vorwärtsschleichen sollten wir deswegen noch lange nicht.« Brüwer schüttelte den Kopf, während er seine blauen Pupillen verdrehte. Jedoch fügte er sich und verringerte den Druck der Schuhsohle, Größe 48, aufs Gaspedal. »Zufrieden?«

»Zu spät«, murmelte Stormann und schüttelte missbilligend den Kopf....

Erscheint lt. Verlag 4.2.2024
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Brudermord • Freundschaft • Humor • Neofaschismus • Stichpimpulibockforkelorumlikör • Vergangenheitsbewältigung • Weltkrieg
ISBN-10 3-384-10399-8 / 3384103998
ISBN-13 978-3-384-10399-4 / 9783384103994
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