Stoltz - das Attentat (eBook)

Sein erster Einsatz
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2024 | 1. Auflage
312 Seiten
8 Grad (Verlag)
978-3-910228-35-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stoltz - das Attentat -  Edward Kruger
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Württemberg, September 1857. König Wilhelm I. erwartet hohen Besuch: Der französische Kaiser und der russische Zar kommen nach Stuttgart. Zur gleichen Zeit macht Richard Stoltz aus Amerika unfreiwillig Station in der alten Heimat. Er war nach der gescheiterten Revolution von 1848 geflüchtet, hat sich als Detektiv in Pinkertons legendärer Agentur bewährt und befindet sich jetzt auf Europatour. Mit unorthodoxen Mitteln »überzeugt« ihn Polizeipräfekt Wulberer, an seiner Seite ein geplantes Attentat auf die gekrönten Häupter zu vereiteln. Der Einsatz verlangt Stoltz alles ab. Er stößt auf ein Netz von Intrigen, und was er dabei entdeckt, bringt nicht nur ihn selbst in Gefahr, sondern auch die Menschen, die ihm einst lieb und teuer waren.

Edward Kruger pflegt seit Jahren ein starkes Interesse für historische Stoffe aus dem Südwesten Deutschlands. Er arbeitete als Ghostwriter und verfasste Sachbücher und Biografien. Stoltz - das Attentat ist sein erster historischer Kriminalroman.

Edward Kruger pflegt seit Jahren ein starkes Interesse für historische Stoffe aus dem Südwesten Deutschlands. Er arbeitete als Ghostwriter und verfasste Sachbücher und Biografien. Stoltz – das Attentat ist sein erster historischer Kriminalroman.

II


Montag, 21. September 1857
Nachmittag


Zwei Stunden später saß Wulberer wieder hinter dem Schreibtisch in seinem Büro an der Marienstraße. Er hatte Kopf und Oberkörper auf die Schreibtischplatte gelegt, die Arme hingen schlaff herab. Der Kopf lag seitlich auf der Platte, aus Wulberers Mundwinkel rann ein dünner Speichelfaden, was Wulberer regungslos zur Kenntnis nahm. Seit mindestens einer halben Stunde hatte sich Wulberer nicht bewegt.

Die Audienz beim König war ein Desaster gewesen. Eigentlich hätte er schon misstrauisch werden müssen, als ihn der Geheimrat Kronwetter direkt am Tor abfing und zum Hintereingang des Schlosses lotste. In seiner Unschuld hatte Wulberer in diesem Moment noch geglaubt, er sei für eine sehr hohe Auszeichnung vorgesehen, weshalb die Vorgespräche unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollten. Dabei hätte ihn Kronwetters maliziöses Grinsen misstrauisch stimmen sollen. Kronwetter konnte Wulberer von Anfang an nicht leiden, dass er sich für Wulberer freute, war also auszuschließen.

Nachdem Wulberer sich dem König in seinem Gemach ähnlich devot genähert hatte wie zuvor Schaal seinem Vorgesetzten, erklärte der »viel geliebte Landesvater«, dass er für den Sekondeleutnant Wulberer eine ganz besondere Aufgabe habe.

Dieser Tage stand das Treffen zwischen den Kaisern von Frankreich und Russland an, und Württemberg hatte die Ehre, Gastgeber des Treffens zu sein. Die Häupter der beiden Weltmächte reisten mit ihrem gesamten Kometenschweif an, darüber hinaus würden im Laufe der Tage noch weitere Majestäten anreisen – so aus Holland und Griechenland.

Da die Herrschaften den Wunsch geäußert hatten, sich während ihres Aufenthalts volksverbunden zu zeigen, war der Besuch für die Polizeikräfte eine anspruchsvolle Aufgabe. Doch Wilhelm I. hatte seinen Gästen im Voraus versichert, dass sie sich frei bewegen könnten und keinerlei Sorgen machen müssten, denn schließlich verfügte Württemberg mit den Königlichen Landjägerkorps nicht nur über eine der besten Polizeiformationen auf dem Kontinent, sondern mit dem Sekondeleutnant Wulberer auch noch über einen Spezialisten, der für Aufgaben wie diese wie geschaffen war.

Wulberer musste Seiner Majestät versichern, dass er für die Zeit des Aufenthalts die Sicherheit aller edlen Häupter garantieren könne.

»Dafür verbürge ich mich«, war Wulberer gezwungen zu sagen. Dabei hatte er das Gefühl, er würde ein Schafott besteigen.

Materiell und qua Befehlsgewalt standen Wulberer alle Ressourcen des Königreichs zur Verfügung, allerdings konnte er weder auf das Landjägerkorps noch auf die Soldaten aus der Infanteriekaserne am Rotebühlplatz zurückgreifen.

»Aber Sie haben ja im Laufe der Zeit eine schlagkräftige Abteilung aufgebaut, stimmt’s?«, fragte Geheimrat Kronwetter im Namen des Königs.

Wulberer dachte an Schaal und Fräulein Holder, wie sie sich über Dokumente beugten und Federkiele über das Papier huschen ließen. Das darf doch nicht wahr sein, dachte er dann. War das eine Intrige? Ein brutaler Scherz? Doch dann fiel ihm siedend heiß ein, was ihm zu dieser Ehre verholfen haben könnte.

Schon vor Jahren war Wulberer zu der Erkenntnis gekommen, dass sein Gehalt für seinen Dienst am Vaterland viel zu mager war. Also begann er, die Planstelle für einen Korporal zu schaffen, der ihm bei alltäglichen Aufgaben zur Hand gehen sollte. Der Korporal existierte nur in Wulberers Fantasie, aber die Soldzahlungen, die Wulberer für seinen treuen Mitarbeiter in Empfang nahm, waren real. Und weil es so gut funktionierte, fügte Wulberer im Laufe der Jahre noch Quartiermeister und ein halbes Dutzend Gemeine hinzu, die ihm alle zuarbeiten sollten. Nie stellte jemand die Notwendigkeit der Mitarbeiter infrage. Und wenn doch mal jemand die Leute sehen wollte, murmelte Wulberer etwas von »klandestinen Aktionen«, was als Erklärung allemal genügte. Zu seiner Verwunderung bemerkte Wulberer, dass man ihn umso ernster nahm, je mehr Leute ihm auf dem Papier unterstanden.

Und es war ja wahr. Mit einem Korporal, einem Quartiermeister und einen halben Dutzend Gendarmen hätte er die Aufgabe vielleicht sogar meistern können. Aber so, mutterseelenallein?

Doch was sollte er tun? Gerade in diesem Moment seinen Betrug gestehen? Unmöglich. Das würde vermutlich übel enden. Wilhelm I. bestimmte über Leben und Tod seiner Landeskinder. Er hatte das Recht, die Todesstrafe zu verhängen, was er auch gar nicht so selten tat. Majestät begnadigte auch gerne.

Aber nicht immer. Um sich wenigstens fürs Erste aus der Affäre zu ziehen, verbeugte sich Wulberer vielfach, murmelte etwas von Ehre und Stolz.

In diesem Moment blickte der König Wulberer zum ersten Mal direkt an. Wulberer schien es, als würden die Augen des Monarchen vor Rührung feucht. Der König erhob sich und sagte: »So kenne ich meine Schwaben. Furchtlos und treu.«

Und damit war Wulberer entlassen. Geheimrat Kronwetter sollte ihn mit allen Details versorgen.

Die Details zum Treffen der beiden Kaiser waren in einem dicken Dossier versammelt. Kern der Papiersammlung war der Zeitplan, in dem die wichtigsten Punkte des Besuchs aufgelistet waren:

Donnerstag, 24. September 1857

Der russische Kaiser Alexander II. trifft am Bahnhof Feuerbach mit seinem Gefolge ein. Majestät Wilhelm I. wird den hohen Gast persönlich begrüßen.

Danach nimmt der Herrscher aller Reußen Quartier in der Villa Berg.

Freitag, 25. September 1857

An diesem Tag wird der französische Kaiser, Napoleon III., mit einem Sonderzug direkt aus Paris erwartet. Auch hier wird Majestät sich persönlich zur Begrüßung an den Bahnhof bemühen. Napoleon III. wird für die Dauer seines Aufenthalts im Südflügel der neuen Residenz Quartier nehmen.

Für den Nachmittag ist eine Festveranstaltung aller Schützengilden geplant, die mit einem Festschießen dem König und seinen Gästen die Ehre erweisen wollen.

Am Abend lädt der König seine Gäste und ihr Gefolge zu einer Venezianischen Nacht in die Villa Berg. Höhepunkt des Abends wird der Maskenball sein.

Samstag, 26. September 1857

Eröffnung der Herbstblumenausstellung. Ob König Wilhelm I. und seine Gäste teilnehmen, ist noch nicht geklärt.

Am Abend lädt Wilhelm I. seine Gäste zu einem Lichterfest in die Wilhelma. Über hunderttausend Lampen werden hier die Nacht zum Tag machen.

Sonntag, 27. September 1857

Der Geburtstag des Königs beginnt mit einem Festessen für verdienstvolle Beamte, wobei aber noch nicht geklärt ist, ob Majestät und/oder Gäste hier einen Auftritt haben.

Am Nachmittag werden die Kaiserin von Russland und die Königin von Griechenland am Bahnhof Feuerbach erwartet. Auch hier wird Majestät sich nicht nehmen lassen, die Gäste unter dem Jubel seiner Landeskinder zu begrüßen.

Am frühen Abend wird es im Residenzschloss ein Abendessen für die gekrönten Häupter geben. Danach begeben sich Wilhelm I. und seine Gäste in das Königliche Hoftheater, wo sie in der königlichen Loge der Premiere der Oper Die Zigeunerin des irischen Komponisten William Balfe erleben werden. Es wird damit gerechnet, dass die gekrönten Gäste mindestens den ersten Akt ansehen werden.

Montag, 28. September 1857

Da der Geburtstag des Königs in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, besaß Majestät die Güte und die Weisheit, den Landeskindern auch den Montag freizugeben. Höhepunkt dieses Tages wird unbestritten der gemeinsame Ausritt von König Wilhelm I. mit den Kaisern von Frankreich und Russland zum Wasen nach Cannstatt sein. Dabei werden Zehntausende erwartet, die dem Landesvater und seinen Gästen huldigen und sie bejubeln wollen. Der junge Graf Ferdinand von Zeppelin hat angekündigt, den Ausritt aus der Luft mit einem Heißluftballon zu begleiten. Er wird versuchen, von der Gondel seines Luftfahrzeugs aus Daguerreotypien anzufertigen, die Bilder werden das historische Ereignis unauslöschlich in das Gedächtnis der Menschheit bannen.

Einzelheiten müssen noch geklärt werden, aber bislang ist geplant, dass der König und der Kaiser von Frankreich am frühen Vormittag am Residenzschloss aufbrechen. Der Kaiser von Russland wird sich den beiden an der Wilhelma anschließen. Von hier an wird der König in der Mitte seiner beiden Gäste reiten. Damit das jubelnde Publikum einen guten Blick auf die Gäste bekommt, werden die drei im Schritt-Tempo reiten. Die anderen Mitglieder der edlen Familien folgen im offenen...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2024
Reihe/Serie Stoltz
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Agent • Alexander II Nikolajewitsch • Attentat • badische Revolution • Cannstatter Volksfest • Charles-Louis-Napoléon Bonaparte • Historische Kriminalromane & Mystery • Komplott • Krimi • Krimis mit privaten Ermittlern • Krimis über internationales Verbrechen • Krimkrieg • Mord • Napoleon III • Politik-Thriller • Spionage-Thriller • Stuttgart • Thriller • Thriller über Attentate • Thriller über Spionage & Politik • traditionelle Detektiv-Krimis • Wilhelm I • Württemberg • Zar Alexander • Zwei-Kaiser-Treffen
ISBN-10 3-910228-35-6 / 3910228356
ISBN-13 978-3-910228-35-1 / 9783910228351
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