Alpengold 420 (eBook)

Der Wunsch nach Vergeltung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6382-0 (ISBN)

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Alpengold 420 - Marianne Burger
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Seitdem die junge Mariele weiß, dass der Sonnthaler-Bauer das Leben ihres Vaters auf dem Gewissen hat, kennt sie nur ein Ziel: Sie muss Sonnthalbäuerin werden.
Nur zu gut weiß sie, dass der stolze Wendelin Sonnthaler es nie verwinden wird, wenn sein Sohn eine arme Häuslerdirn zur Frau nimmt. Das soll ihre Rache sein.
Tatsächlich fällt es dem hübschen Dirndl nicht schwer, seinen Plan in die Tat umzusetzen, und schon bald verliebt sich der Sonnthaler-Stefan leidenschaftlich in Mariele. Er ahnt nicht, dass sich hinter dem Engelsgesicht ein Herz aus Stein verbirgt ...


Der Wunsch nach Vergeltung

Ein junges Madel findet keinen Frieden

Von Marianne Burger

Seitdem die junge Mariele weiß, dass der Sonnthaler-Bauer das Leben ihres Vaters auf dem Gewissen hat, kennt sie nur ein Ziel: Sie muss Sonnthalbäuerin werden.

Nur zu gut weiß sie, dass der stolze Wendelin Sonnthaler es nie verwinden wird, wenn sein Sohn eine arme Häuslerdirn zur Frau nimmt. Das soll ihre Rache sein.

Tatsächlich fällt es dem hübschen Dirndl nicht schwer, seinen Plan in die Tat umzusetzen, und schon bald verliebt sich der Sonnthaler-Stefan leidenschaftlich in Mariele. Er ahnt nicht, dass sich hinter dem Engelsgesicht ein Herz aus Stein verbirgt ...

An einem klirrend kalten Januarmorgen klopfte Veit, der Altknecht vom Sonnthalerhof, beim Kleinhäusler Eibl ans Fenster. Max Eibl fuhr aus dem Bett und fluchte laut, während er sich abmühte, das Fenster zu öffnen.

»Was gibt es denn?«, fragte Max mürrisch, als er den Veit erkannte.

Der erwiderte: »Der Sonnthaler schickt mich. Du sollst gleich hinauf ins Bärenholz und eine Fuhre Langstämme holen!«

Magdalen Eibl trat hinter ihren Mann und rief Veit zu: »Das leid' ich net, dass der Max heut' ins Holz aufigeht! Gestern um Mittag hat's angefangen zu tauen, heut' Nacht war arger Frost. Das blanke Eis wird droben am Bärenholz sein. Kein vernünftiger Mensch geht heut' Holz abfahren. Soll sich der Max den Hals brechen?«

»Sei stad, Magdalen!«, fuhr Max sein Weib an. Dann fragte er den Knecht: »Was zahlt er denn, der Sonnthaler?«

»Er lässt sich net lumpen. Und das schickt er dir zum Aufwärmen«, grinste der Altknecht und zog eine Flasche Enzian hervor.

Max Eibl griff schnell zu.

»Gleich mach' ich mich auf den Weg. So um zehne kannst mit den Rössern beim Haldenbergl sein. Bis dahin hab' ich die Fuhre herunten.«

Max begann, sich hastig anzukleiden, während Magdalen zeterte: »Du bist narrisch, Mann! Den Schlitten wird es umschmeißen auf dem blanken Eis! Warum holt er sich sein Holz net selber, der Sonnthaler?«

»Hör schon auf«, knurrte Max und zog sich die Stiefel an. »Richt mir lieber geschwind was zu essen! Allerweil tust mir unter die Nasen reiben, dass wir arme Schlucker sind, und wenn ich was verdienen kann, grad im Handumdrehen, dann schreist.«

»Ausnutzen tut er dich«, schnaufte Magdalen erbittert.

Max hörte gar nicht mehr hin, er ging in die Küche und setzte sich an den sauber gescheuerten Tisch im Herrgottswinkel.

Magdalen erschien nach einer Weile und schürte das Herdfeuer an. Stumm und mit verbissener Miene kochte sie ihrem Mann die Morgensuppe. Zwischendurch schnitt sie Brot und Rauchspeck für seine Brotzeit und packte den Imbiss in einen Korb, den sie auf den Tisch stellte.

Max Eibl löffelte schweigend seine Suppe, dann stand er auf und griff nach dem Korb.

»Bis Mittag spätestens bin ich zurück«, sagte er kurz und wollte davongehen.

Magdalen flüsterte bang: »Pass auf dich auf, Max, ich bitt' dich!«

Er nickte nur und stapfte hinaus in den klirrend kalten Wintermorgen.

***

Eine gute Stunde hatte er zu gehen bis ins Bärenholz hinauf. Bei der alten Hütte am Gamstobel stand der Hörnerschlitten bereit. Dort oben in der Einschicht hauste der alte Nepomuk, ein menschenscheuer Sonderling, der im Dorf für ein bisserl spinnert angesehen wurde.

Der Nepomuk würde ihm helfen, die Stämme aufzuladen. Er war trotz seines Alters noch erstaunlich kräftig und zäh.

Als Max droben bei der Hütte ankam, war der Alte eben dabei, Holz zu spalten.

»Kommst mit und hilfst mir aufladen?«, bat Max Eibl den bärtigen Alten. »Der Sonnthaler braucht eine Fuhre Langholz.«

»Mei, das wird haarig«, brummte Nepomuk und schüttelte besorgt den grauen Kopf. »Sakrisch gefroren hat's heut' bei der Nacht. Da wirst schon zwei Bremsscheiter am Schlitten anhängen müssen, Max!«

»Weiß schon«, brummte Max Eibl und drückte dem Alten die Flasche Enzian in die Hand. »Da hast, Nepomuk!«

»Vergelt's Gott.«

Der Alte hieb seine Axt in den Hauklotz und folgte Max zum Schuppen, wo der Hörnerschlitten stand. Gemeinsam schafften die beiden Männer den Schlitten zu der Stelle hinauf, wo das Langholz abfahrbereit lag.

Mit Seilwinde und Kette hoben sie die Fichtenstämme auf den Hörnerschlitten und machten die Ladung fest. Dann hing Max zwei meterdicke Scheiter hintenan, die als Bremse gedacht waren.

»Gib fei gut Obacht, Max«, riet Nepomuk ihm, als der sich vorn hinstellte und die aufgebogenen Kufenenden packte.

»Ich pass' schon auf«, brummte Max Eibl. »Schieb an!«

Nepomuk schob kräftig, und der Schlitten setzte sich schwerfällig in Bewegung. Das erste Stück des Weges neigte sich nur sanft, aber nach einer Weile wurde der Abfuhrweg immer steiler, und der Schlitten gewann an Fahrt.

Bei der schiechen Kehre am Gamstobel, da muss ich aufpassen, dachte Max. Da wird die Bahn vereist sein.

Immer schneller ging es zu Tal. Der Schlitten tauchte in einen Hohlweg ein, rechts und links ragten vereiste Wände auf. Schneidend kalt fuhr Max der Wind ins Gesicht. Seine Augen brannten.

Der Hohlweg war zu Ende. Jetzt kam die schieche Kurve! Mit aller Kraft stemmte Max Eibl die Hacken seiner Stiefel ein, um wenigstens etwas zu bremsen. Aber jetzt war die Bahn so vereist, dass das gar nichts mehr half.

Auch die Bremsscheiter hinten am Schlitten nützten nichts mehr. Die Fahrt wurde immer schneller. Max spürte, wie ihm der kalte Schweiß aus allen Poren brach.

»Heiliger Josef, steh mir bei!«, stieß er heiser hervor, als es in die Kurve ging. Aber da war es auch schon geschehen, so schnell, dass Max nicht mehr reagieren konnte.

In rasendem Tempo schoss der schwere Schlitten durch die Kehre, und gleich darauf kam eine apere Stelle. Dort hatte die Sonne gestern Schnee und Eis fortgetaut. Der nackte Felsboden lag frei.

Jählings wurde der Schlitten gebremst, die Stahlkufen knirschten auf dem Gestein. Max wollte abspringen, sich zur Seite werfen, doch er schaffte es nimmer.

Der hochbeladene Holzschlitten ging über ihn hinweg, stellte sich quer und krachte gegen einen Felsblock, wo er hängenblieb.

Als man der Magdalen ihren Mann ins Haus trug, schien sie zu Stein zu erstarren. Sie weinte nicht, sie schrie nicht, sie gab nur einen Laut von sich wie ein zu Tode getroffenes Tier.

Dann reckte sie sich hoch auf und hob die Faust. Abgrundtiefer Hass stand in ihren Augen, als sie laut und hart sagte: »Du sollst verflucht sein, Wendelin Sonnthaler! Hast meinen Max in den Tod geschickt!«

»Um Gottes willen, Mutter, tu dich net versündigen«, flehte das schlanke, braunhaarige Dirndl, das schluchzend neben dem toten Vater gekniet hatte.

Als am Nachmittag Wendelin Sonnthaler im Eiblhaus erschien, um den beiden Frauen das Beileid auszusprechen, sagte Magdalen hart: »Spar dir deine heuchlerischen Redensarten, Sonnthaler! Hättest du den Max net hinaufgeschickt ins Holz, wär' er noch am Leben.«

***

Wenig später kam Christoph Praxeder, der Nachbar. Ganz allein lebte er in seinem kleinen Haus, nachdem seine Mutter gestorben war. Obwohl sich Christoph genauso kleidete wie alle Burschen hier in Wörnried, sah man auf den ersten Blick, dass er kein Bauer war.

Christoph war sehr groß und schmal, fast hager. Er ging immer ein wenig vornübergebeugt, wie viele sehr große Menschen. Obwohl er erst sechsundzwanzig Jahre zählte, begann sich sein braunes Haar bereits über der Stirn zu lichten.

Auch an seinen Händen konnte man erkennen, dass er keine Bauernarbeit tat. Sie waren lang und feingliedrig, fast wie Frauenhände. Der Christoph Praxeder war ein Herrgottschnitzer und lebte von dem, was seine Schnitzereien ihm einbrachten. Das war nicht eben viel, aber er kam damit aus und war zufrieden.

Ab und zu wurde Christoph auf einen der größeren Höfe geholt, um die Lüftlmalereien auszubessern, die in Wind und Wetter verblasst waren. Das brachte jedes Mal einen schönen Nebenverdienst.

Christoph freute sich immer, wenn er solch einen Auftrag bekam. Nicht deshalb, weil es ihm um das Geld ging. Nein, er dachte dann jedes Mal nur daran, dass er von diesem Geld irgendetwas Hübsches kaufen konnte, das der Eibl-Mariele Freude machen würde.

Er hatte sie sehr lieb, die schöne braunhaarige Mariele, aber bis auf den heutigen Tag hatte sich Christoph nicht getraut, mit ihr von seinen Gefühlen zu sprechen. Er meinte, dass sie ihn ja doch nur auslachen würde.

Erstens, weil Mariele, so wie sie ausschaute, ganz gewiss einen fescheren und ansehnlicheren Burschen zum Mann bekommen könnte als ihn, und zweitens, weil Christoph nicht recht gesund war.

Er hatte es auf der Brust und plagte sich jeden Winter mit einem argen Husten, der hartnäckig allen Heilmitteln widerstand. Wenn er zur Winterszeit fiebernd im Bett lag, der Christoph, dann fühlte er sich oft so matt und sterbenselend, dass er allen Lebensmut verlor. Freilich, sobald das Frühjahr kam, ging es ihm wieder besser, und er vergaß seine Angst, dass er es auf der Lunge haben könnte, so wie sein Vater. Aber er sagte sich immer wieder, dass es wohl besser war, wenn...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2024
Reihe/Serie Alpengold
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Alpen-Krimi • alpen-roman • Arzt • Arztroman • Arztromane • Bastei • Bergdoktor • Berge • Bergpfarrer • Bergroman • Bestseller • Bianca • Cora • Deutsch • dr daniel • dr laurin • dr norden • Dr Stefan Frank • eBook • E-Book • eBooks • Familiensaga • Großdruck • große-schrift • Hans Ernst • Heimat • Heimatromane • hermann-broch • Julia • Kelter • Kindle • Landarzt • Liebe • Liebesromane • Mira • Modern • Patient • Roman-Heft • romantisch • Schwarzwald • Serie • steingruber • Toni-Hüttenwirt • waidacher
ISBN-10 3-7517-6382-1 / 3751763821
ISBN-13 978-3-7517-6382-0 / 9783751763820
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