Dort, wo der Himmel das Land berührt (eBook)
188 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-11707-6 (ISBN)
Erich Romberg was born in Essen in 1950 and grew up in the Ruhr region. He still remembers the bombed-out houses of the post-war period, which he visited with his father to get out roof beams for firewood. The family just about managed to make ends meet. Then came the economic miracle and the ruins gradually disappeared from his memory and the many open fields were covered with new houses. All he remembers about primary school is that most of the teachers beat the children and a trainee teacher exposed him as a good essay writer. He still remembers being allowed to read out an essay about a walk in the woods because the trainee teacher thought it was so good. That was good, because the class teacher thought he was stupid. However, he was probably not stupid enough to be demoted down a class level. After an apprenticeship in a trade, the essayist was drawn back to school, an evening grammar school in the Ruhr area. Here he was amazed to learn about the beautiful things of the mind. Although he actually wanted to do something completely different, he studied physics. As a physicist, he researched in various fields for a while and finally became an expert on the environment and climate. Writing had accompanied him the whole time, it was a need to put feelings into poetry and stories. He learnt about the momentum that poems and stories take on when you simply write them down. They develop a life of their own and the writer doesn't know beforehand what will come out in the end, at least that's how it was for him. Spontaneously, as he wrote his stories, he also ended his previous life and moved to Ireland, which he had been cycling around on holiday for the previous two years. On his first holiday, he got to know Kiltimagh. After his second holiday in Ireland, he rented the house in Kiltimagh from an Irish friend from Germany for five years. There he found leisure for writing and windsurfing, which he enjoyed equally. Publishing was not on the agenda back then. Today, the author lives with his wife and underage son in a village in Saxony-Anhalt. The idea of leaving books to his son seemed increasingly appealing to him. The author hardly knows anything about his own father. He didn't want to burden his son with his own manuscript chaos. So he has now begun - against his physicist nature, love of chaos - to bring order to his manuscripts.
Erich Romberg was born in Essen in 1950 and grew up in the Ruhr region. He still remembers the bombed-out houses of the post-war period, which he visited with his father to get out roof beams for firewood. The family just about managed to make ends meet. Then came the economic miracle and the ruins gradually disappeared from his memory and the many open fields were covered with new houses. All he remembers about primary school is that most of the teachers beat the children and a trainee teacher exposed him as a good essay writer. He still remembers being allowed to read out an essay about a walk in the woods because the trainee teacher thought it was so good. That was good, because the class teacher thought he was stupid. However, he was probably not stupid enough to be demoted down a class level. After an apprenticeship in a trade, the essayist was drawn back to school, an evening grammar school in the Ruhr area. Here he was amazed to learn about the beautiful things of the mind. Although he actually wanted to do something completely different, he studied physics. As a physicist, he researched in various fields for a while and finally became an expert on the environment and climate. Writing had accompanied him the whole time, it was a need to put feelings into poetry and stories. He learnt about the momentum that poems and stories take on when you simply write them down. They develop a life of their own and the writer doesn't know beforehand what will come out in the end, at least that's how it was for him. Spontaneously, as he wrote his stories, he also ended his previous life and moved to Ireland, which he had been cycling around on holiday for the previous two years. On his first holiday, he got to know Kiltimagh. After his second holiday in Ireland, he rented the house in Kiltimagh from an Irish friend from Germany for five years. There he found leisure for writing and windsurfing, which he enjoyed equally. Publishing was not on the agenda back then. Today, the author lives with his wife and underage son in a village in Saxony-Anhalt. The idea of leaving books to his son seemed increasingly appealing to him. The author hardly knows anything about his own father. He didn't want to burden his son with his own manuscript chaos. So he has now begun - against his physicist nature, love of chaos - to bring order to his manuscripts.
Das Nomadenmädchen und die Alte Méabh Saóirse und Méabh
Niemand weiß, wie alt Méabh wirklich ist. Die Ältesten des Clans sagen, sie sei schon alt und weise gewesen, als sie selbst noch Kinder waren.
Manche sagen hinter vorgehaltener Hand, sie sei „die Méabh“, die ehemalige kriegerische Königin von Connacht aus den alten irischen Sagen. Kriegerisch ist die alte Méabh heute nicht mehr - falls sie es je war. Sie ist weise, humorvoll und unendlich geduldig, auch wenn sie in ihrem Urteil unerbittlich sein kann, wenn jemand über die Stränge schlägt.
Saóirse ist gern bei ihr, denn die alte Méabh kennt viele spannende Geschichten aus einer Zeit, als Irland noch ganz anders war als heute. Sie ist Heilerin, Wahrsagerin, Ratgeberin und letzte Instanz bei Streitigkeiten, aber auch, wenn sich zwei junge Menschen das Jawort geben. Die Mitglieder hören auf ihren Rat und sind damit seit Jahrzehnten gut gefahren. Scheinbar unversöhnliche Streithähne haben sich schon so manchem weisen Spruch gebeugt, erst murrend, dann einsehend, dass es gut war.
Mit ihren beinahe sechzehn Jahren ist Saóirse noch nicht viel herumgekommen, von den großen Städten hat sie bisher nur Galway und Castlebar gesehen. Die alte Méabh hat in ihren jungen Jahren die Welt gesehen - wenn sie denn je jung war. Sogar in Dublin soll sie gewesen sein, als Dublin noch Baile Átha Cliath hieß.
Saóirse und ihr Clan gehören zu den letzten Nomaden Irlands, und in den letzten Jahrzehnten sind viele von ihnen sesshaft geworden. Ihr Wohnwagen wird heute von einem alten Opel gezogen, und weil das Benzin teuer geworden ist, können sie nicht mehr so viel herumfahren. Saóirse kennt die Zeiten nicht mehr, als Pferde die Karren zogen und es für sie auch dann noch Futter gab, wenn die Zeiten für die Menschen karg waren. Manchmal wünscht sie sich diese Zeiten zurück, denn sie liebt Pferde sehr. Außerdem ist sie es leid, immer wieder an die gleichen Orte zu kommen. Wie schön war es doch damals, als man morgens nicht wusste, wo man abends sein Lager aufschlagen würde. Auch die Leute waren damals viel netter. Méabh erzählt manchmal, dass die Dorfbewohner ihnen zu essen und zu trinken gaben, wenn sie irgendwo ankamen. Im Gegenzug bekamen sie Geschichten, Musik und Neuigkeiten, die sich damals, als es noch keine modernen Medien gab, nicht überall verbreiteten. Die Menschen waren zwar arm, aber was sie hatten, teilten sie. Saóirse liebt es, die Geschichten über die Feste zu hören, die mit den Dorfbewohnern gefeiert wurden.
Wie anders ist das heute!
Aus den Dörfern sind Städte geworden und die Menschen sind reich. Aber die Reichen teilen nicht gern, und mit denen, die arm geblieben sind, müssen die Fahrenden heute konkurrieren.
Früher waren die Menschen froh, wenn jemand für ein paar Pfennige ihre Kessel und Töpfe reparierte oder ihre Messer und Scheren schärfte.
Heute werden nur noch wenige Messer und Scheren geschliffen, und Töpfe werden neu gekauft, wenn sie eine Beule haben oder undicht sind. In den Dune Stores kann man sie für I£4 kaufen. Für die Nomaden gibt es heute nicht mehr viel zu tun. Die Sozialhilfe reicht nicht, um Benzin zu kaufen. Würde sich Méabh nicht gelegentlich mit Kartenlegen oder Handlesen etwas dazuverdienen, könnten sie Castlebar manchmal gar nicht verlassen. Saóirse erinnert sich an Kiltimagh. Als sie mit ihren Brüdern durch die Stadt ging, verhielten sich die Leute sehr seltsam, als hätten sie Angst. Sie eilten von der Straße in ihre Häuser. Saóirse wollte in einem Supermarkt in der Hauptstraße etwas Süßes kaufen, aber der Besitzer hatte den Laden abgeschlossen, obwohl Saóirse durch die Schaufenster sehen konnte, dass Kinder darin waren. Als einer ihrer Brüder an die Tür klopfte, gestikulierte ein Mann in einem weißen Kittel, dass der Laden geschlossen sei. Als Saóirse später die alte Méabh fragte, sagte sie:
„Es gibt Familien, die so arm sind, dass sie in den Dörfern und Städten betteln. Die Sesshaften aber häufen Geld und andere Güter an. Man kann sagen, dass auch ihr Besitz unbeweglich wird, sogar ihr Geld. Sie mögen es nicht, wenn sich der Zustand ihres Lebens und ihres Besitzes ändert.
Wenn ein Sesshafter einen bestimmten Geldbetrag besitzt, ist es für ihn beunruhigend, wenn sich dieser verringert. Das würde bedeuten, dass ihr Geld wandert. Aber sie hassen es, wenn Menschen oder Dinge wandern. Deshalb versuchen sie, alles, was einmal in ihrem Besitz ist, festzuhalten. Es gibt unter ihnen Menschen, denen der Hauch des Todes bereits ins Gesicht geschrieben steht und die mehr Geld besitzen, als sie jemals in den letzten Tagen ihres Lebens ausgeben könnten. Dennoch klammern sie sich an jeden Pfennig ihres Besitzes. Sie versuchen sogar, noch mehr zusammenzukratzen. Wenn nun der Tod diese Menschen endgültig ereilt, haben sie große Angst vor ihm, sie weinen und klagen, weil sie wissen, dass er ihnen alles nehmen wird, was sie besitzen.
Wenn nun einer von uns zu ihnen kommt, fürchten sie sich davor, etwas von ihrem Besitz abgeben zu müssen. Ob wir sie fragen oder nicht, allein unser Anblick macht ihnen Angst. Sie sagen, wir Tinker seien Bettler und Diebe. Sie unterscheiden nicht zwischen Betteln und Stehlen, und aus ihrer Sicht ist das verständlich, denn beides bedeutet eine Verminderung ihres Besitzes;
deshalb fürchten sie uns wie den Tod. Diese Menschen sind ärmer als ein hungernder Bettler, deshalb sollten wir für sie beten. Ja, die alte Méabh ist sehr weise und weiß viel über alles in dieser Welt.
Saóirse ist fest entschlossen, niemals einen Sesshaften um etwas zu bitten, denn sie will nicht, dass jemand Angst vor ihr hat.
Dann kommt ihr sechzehnter Geburtstag und die alte Méabh ruft sie zu sich. Die weisen Augen der Alten tasten sie von Kopf bis Fuß ab.
„Du bist ein junges Mädchen geworden, und es ist mir nicht entgangen, dass, ohne dass du es bemerkt hast, junge Burschen ab und zu ein interessiertes Auge auf dich geworfen haben. Du bist bisher von deiner Familie behütet worden, ich weiß, dass deine Gesinnung aufrichtig und dein Charakter fest ist. Von den Menschen dieser Welt weißt du kaum mehr, als ich dir erzählt habe.
Deshalb habe ich mit deinen Eltern beschlossen, dass du einen ganzen Monat lang die Samstage und Sonntage in Kiltimagh verbringen darfst. Gegen Mittag wirst du an der Kirche im Dorf abgesetzt und um Mitternacht holt dich dein Vater dort wieder ab. Ich habe für dich gespart und du bekommst für jedes Wochenende vierzig Pfund, damit du unabhängig bist und deine Freizeit genießen kannst. Nutze die Zeit, um so viel wie möglich über die Menschen zu lernen.“
Saóirse spürt einen freudigen Sprung in ihrem Herzen, schon lange hat sie sich insgeheim gewünscht, einmal ohne die Aufsicht ihrer Brüder in einer Stadt oder einem Dorf verbringen zu können.
„Übermorgen“, fuhr die Alte fort, „kommst du am Morgen zu mir, denn es ist dein erster Samstag. Ich werde dir Kleider geben, die sich nicht von denen im Dorf unterscheiden, denn sonst würden die Leute dort die Pavee erkennen. Denk daran, was ich dir einmal über die Sesshaften und ihre Ängste gesagt habe, aber sieh sie ohne Vorurteile an.“
Saóirse fiebert dem Tag entgegen. Viele Erwartungen in ihrem Kopf malen Bilder in ihre ungeduldige Seele. Sie nimmt sich vor, viel über die Menschen zu lernen. Eines Tages möchte sie so weise sein wie die alte Méabh. Was auch immer die aufrechte Haltung und der feste Charakter bedeuten, sie wird es herausfinden und bewahren.
Dann ist Samstag. Schon um neun Uhr morgens klopft sie an Méabhs Tür, die in der Nacht unruhig geschlafen hat. Als das Gesicht der alten Frau im Türspalt erscheint, huscht ein breites Lächeln über ihr faltiges Gesicht.
„Ich habe dich erwartet“, sagt sie und bittet das Mädchen herein. Auf dem Tisch liegen Jeans, eine weiße Bluse, eine ärmellose Überjacke und ein schwarzer Mantel mit flauschigem Kunstpelz. Auf dem Boden zwischen den Stuhlbeinen stehen halbhohe Lederschuhe. Saóirse kann kaum glauben, dass das für sie sein soll. Wenig später bestaunt sie sich in dem altmodischen Kommodenspiegel. Sie kann kaum glauben, dass sie das Mädchen im Spiegel ist. Dann deutet die Alte auf das Sofa und Saóirse setzt sich unsicher auf den vorderen Rand des Kissens. Die alte Méabh setzt sich neben sie und nimmt ihre Hand.
„Ich will dir keine langen Erklärungen geben und dich auch nicht mit Verhaltensregeln verwirren, nur einen Rat, wenn du willst.“
Die offenen Augen des Mädchens blicken in die Tiefe der weisen Alten.
„Ja“, haucht die Kleine, „alles, was du mir zu geben bereit bist.“
Die alte Méabh gibt ein zufriedenes Grunzen von sich und beginnt, ihre Augen fest auf das Mädchen zu richten:
„Bei allem, was du zu tun gedenkst, gibt...
Erscheint lt. Verlag | 13.1.2024 |
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Reihe/Serie | Mystische Geschichten in und über Irland |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Deschichte am Torffeuer erzählen • Erzählungen • Fairy tales • Fantastische Geschichten • Geschichten • Geschichten an Torffeuern erzählen • Geschichten erzählen • Irland • Liebe • Märchen • Menschlichkeit • Mystik • storytellers • Tod • Torffeuer • Trauer • Vorurteile • Vorverurteilung |
ISBN-10 | 3-384-11707-7 / 3384117077 |
ISBN-13 | 978-3-384-11707-6 / 9783384117076 |
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