Sylt im Getriebe (eBook)

Ein Glücksroman | Ein aktuelles Thema voller Witz und Wärme erzählt: Eine Frau mit unerklärlichen Ängsten überwindet sich und findet zurück zum Glück
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3128-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sylt im Getriebe -  Claudia Thesenfitz
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Auf dem E-Bike der Sonne entgegen - ein herrlich komischer Syltroman Die Mittfünfzigerin Marina dümpelt in ihrem öden Eheleben vor sich hin, bis sie ein Hilferuf ihrer Cousine ereilt: Marina soll sie drei Monate in ihrem E-Bike-Verleih auf Sylt vertreten. Das Problem ist nur: Marina leidet an Panikattacken. Unvorstellbar für sie deshalb, an einem fremden Ort einen Betrieb zu managen. Doch tapfer stellt sie sich der Herausforderung - und ihr Mut wird belohnt: Eine Gruppe Frauen greift ihr unerwartet unter die Arme, ein attraktiver Schäfer verwirrt sie - und auch ihr Ehemann offenbart ein überraschendes Geheimnis. Und plötzlich schlägt ihr so geordnetes Leben Purzelbäume. »Ich mag die Glücksromane von Claudia Thesenfitz sehr, denn sie schafft es immer wieder, tiefsinnige Themen humorvoll zu verpacken und damit leicht zugänglich zu machen. Eine tolle Mischung die bestens unterhält.« Gisa Pauly »Claudia Thesenfitz gehört zu den wenigen Autorinnen, die dem erwarteten Handlungsstrang derart Feuer machen, dass Frau nicht vom Lesen ablassen kann.« Sylt1.TV

Claudia Thesenfitz kann auf eine lange journalistische Karriere zurückblicken, hat unter anderem festangestellt als Chefreporterin bei TEMPO und Petra gearbeitet, bevor sie sich 2001 als freie Autorin und Journalistin selbstständig machte. Sie schreibt für alle großen Frauenzeitschriften und Magazine (emotion, Brigitte, petra, Für Sie, Gala u.v.m.) und hat unter anderem die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben.

Claudia Thesenfitz kann auf eine lange journalistische Karriere zurückblicken, hat unter anderem festangestellt als Chefreporterin bei TEMPO und Petra gearbeitet, bevor sie sich 2001 als freie Autorin und Journalistin selbstständig machte. Sie schreibt für alle großen Frauenzeitschriften und Magazine (emotion, Brigitte, petra, Für Sie, Gala u.v.m.) und hat unter anderem die Autobiografien von und mit Nena (2005, Luebbe), Dieter Wedel (2008, Luebbe) und Uwe Ochsenknecht (2013, Luebbe) geschrieben.

3


Die Freude über ihren Therapiebeginn war restlos verflogen, als Marina wieder zu Hause ankam und die Einkäufe auspackte, die sie noch kurz im Supermarkt geholt hatte. Jetzt war sie gerade dabei gewesen, sich von ihren inneren Quälgeistern zu befreien – und schon hing eine neue düstere Wolke über ihr und verdunkelte den Horizont. Die Wolke hieß Sabine – bzw. Sylt. Was sollte sie bloß machen? Sie konnte ihrer Cousine unmöglich ihre Hilfe verwehren …

Um sich abzulenken, blätterte sie in der neuen Lust auf Genuss, in der es diesmal um kreative Spargelgerichte ging. Marina liebte die Zeitschrift, die stets an den Supermarktkassen angeboten wurde, auch wenn sie selten etwas daraus kochte. Rolf war nicht besonders offen für neue Rezepte. Er liebte traditionelle Hausmannskost und hasste kulinarische Experimente.

An dem überbackenen grünen Spargel mit Lachs, Kirschtomaten und Parmesan könnte sie sich heute durchaus trotzdem mal versuchen, befand sie, denn sie hatte alle Zutaten dafür im Haus. Das könnte Rolf mögen, und es wäre auch gut für ihrer beider Figur. Da sie und ihr Mann ein bisschen auf die Linie achten mussten, versuchte Marina neuerdings, weniger kohlehydratlastig und möglichst kalorienarm zu kochen. Routiniert begann sie, das Abendessen vorzubereiten. Obwohl sie – wie fast immer – nicht wusste, ob Rolf zum Essen zu Hause sein würde.

Sie wusch den Spargel und entfernte die harten Enden, halbierte die Tomaten und würzte den noch tiefgefrorenen Lachs. Wie beschrieben, drapierte sie die Zutaten auf einem Backblech und schob sie schließlich in den Ofen. Dann machte sie sich daran, die Kartoffeln zu schälen, öffnete einen trockenen Riesling, der angeblich wunderbar mit dem Spargel harmonieren sollte, und schenkte sich ein großzügiges Glas ein.

Sabines Bitte lag ihr wie Blei im Magen. Sie hatte überhaupt keinen Appetit.

Während das Essen garte, schaltete sie den Fernseher im Wohnzimmer ein, auf den man von der offenen Küche aus freien Blick hatte. Sie zappte sich vom Küchentresen aus durchs Programm und trank ein paar Schlucke von dem Wein, der ihr, wie immer, sofort zu Kopf stieg. Da im Fernsehen nichts Interessantes zu finden war, schaltete sie das Gerät wieder ab, nahm ihr Glas und öffnete die Terrassentür.

Sie bewohnten einen Bungalow am Rande der Stadt mit großem Garten. Früher, als die Kinder noch klein waren, hatte sie den Garten mit der großen Rasenfläche sehr genossen. Und für die Kinder war es herrlich gewesen. Jetzt machte er ihr nur noch Arbeit, und sie nutzte ihn kaum. Automatisch begann Marina, die Blumen zu gießen und die anderen Pflanzen zu wässern. Es war einer der ersten warmen Frühsommerabende. Der Flieder blühte, die Hummeln brummten, und die Vögel zwitscherten ihre Balzlieder. Die Luft war lau, und Marina beschloss, das Essen draußen zu servieren.

»Piep, piep!« Der Signalton ihres Handys plärrte in die Idylle. Marina ging wieder hinein, um die Nachricht zu checken. Hoffentlich war es nicht schon wieder Sabine!

Warte nicht mit dem Essen auf mich, Mäuschen. Es wird später, schrieb Rolf.

Schon wieder! Frustriert schenkte Marina sich Wein nach, stellte den Rasensprenger an und setzte sich draußen auf die Terrasse.

Als nach Simon auch noch Carla ausgezogen war, hatte sie Rolf gefragt, ob sie nicht in seiner Firma mitarbeiten könne, statt den ganzen Tag zu Hause zu sitzen. Aber davon hatte er nichts wissen wollen.

»Bei meinem Gehalt ist es nicht nötig, dass meine Frau arbeitet«, hatte er barsch jede weitere Diskussion darüber unterbunden. »Ich verdiene gut genug!«

Marina hatte sich daraufhin nach anderen Jobs umgesehen. Aber mit Anfang 50 und ohne jegliche Berufserfahrung waren ihre Chancen gleich null. Taxi fahren kam wegen ihrer Angststörung nicht infrage, und sich bei Aldi an die Kasse zu setzen hätte Rolf niemals geduldet.

Also verbrachte sie ihre Tage allein zu Hause und ließ schon von morgens an den Fernseher laufen, damit es in den unbelebten Räumen nicht so still war. Quizshows, Talkrunden und Streaming-Serien rieselten auf sie ein, während sie sich an diversen Beschäftigungsmöglichkeiten versuchte: Sie bemalte T-Shirts und Blusen mit Textilfarben und verschenkte sie an Nachbarinnen und Freundinnen, bis diese nur noch dankend ablehnten. Sie legte ein Hochbeet für Kräuter und Gemüse an, das allerdings regelmäßig von Rehen abgefressen wurde. Sie bestellte zahlreiche Kochbücher, perfektionierte ihr Wissen zudem mit Kochsendungen und zauberte komplizierte Menüs, die überwiegend im Mülleimer landeten, da Rolf selten vor 22 Uhr nach Hause kam und dann keinen Hunger mehr hatte.

Ihre neueste Passion war die 30-%-Ermäßigung an den Fleischtruhen von Aldi und REWE. Mit detektivischer Akribie hatte sie herausgefunden, wann genau das verpackte Fleisch reduziert wurde: Bei REWE war es abends kurz vor Kassenschluss – bei Aldi morgens direkt nach Ladenöffnung. In jedem Fall aber erst dann, wenn das Fleisch am nächsten Tag nur noch einen Tag MHD hatte.

Regelmäßig schleppte Marina dann vakuumierte Fleischberge zur Kasse und freute sich diebisch, wenn sie beim Kauf von sechs Filetsteaks 27 Euro gespart hatte und die Kassiererin anerkennend die Augenbrauen hochzog. Das Fleisch fror sie sofort in der großen Tiefkühltruhe ein, die im Keller stand, um es irgendwann für eines der Gerichte zu verwenden, die Rolf nicht essen würde …

Draußen war es mittlerweile kühl geworden. Marina füllte sich eine Portion des gratinierten Spargels mit Lachs auf einen Teller und setzte sich vor den Fernseher. Es lief Goodbye Germany auf RTL. Eine Frau hatte irgendwo in der afrikanischen Pampa ein Haus gekauft und versuchte verzweifelt, es zu renovieren. Eine andere hatte in einer sehr dreckigen, sehr lauten namibischen Großstadt ein Tonstudio eröffnet. Wie mutig diese Frauen waren! Gingen ganz allein ins Ausland! Und sie selbst war zu feige, um zumindest »Goodbye Hamburg« zu sagen und für kurze Zeit auf eine 120 Kilometer entfernte Insel zu wechseln?

Marina versuchte, ihre Kinder zu erreichen. Ihre Tochter war hörbar genervt, als sie anrief: »Mami, ist gerade schlecht. Ich melde mich die Tage bei dir, o. k.?«

Ihr Sohn ging gar nicht erst ran. Sie kam sich vor wie eine lästige Schmeißfliege. Eine Stalkerin. Es war demütigend. Zermürbt trank sie die Weinflasche aus.

Es war bereits fast 23 Uhr, als sie den Fernseher ausschaltete. Rolf war noch nicht da, und auf seinem Handy erreichte sie nur die Mailbox. Was hielt sie eigentlich noch hier? Wäre es nicht an der Zeit, auch mal »Goodbye Rolf« zu sagen? Vom Alkohol sediert und plötzlichem Kampfeswillen geflutet, beschloss sie, Sabines Bitte zu erfüllen, und ging ins Schlafzimmer, um ihre Koffer zu packen.

Sie schmiss wahllos in den Koffer, was ihr zwischen die Finger kam. Auf Sylt war das Wetter so wechselhaft, dass man praktisch Kleidung für alle vier Jahreszeiten mitnehmen musste. Auf jeden Fall wäre es besser, zu viel als zu wenig einzupacken. Aber ob ihr die alten Jeans noch passen würden? Kurz entschlossen probierte sie sie an und bekam den Knopf mit Mühe und Not zu. Skeptisch drehte sie sich vor dem großen Schlafzimmerspiegel, der ihnen in der Glanzzeit ihrer Ehe mal rare erotische Momente beschert hatte. Nun schlief Rolf schon lange in Simons ehemaligem Kinderzimmer, um sie nicht zu wecken, wenn er spät nach Hause kam.

Die Jeans spannten über ihrem Hintern, und ihre Hüftringe quollen über den Bund. Sie hatte deutlich zugenommen in den letzten Monaten. Kein Wunder, wenn sie immer nur Chips und Schokolade aß, während sie vor dem Fernseher saß. »Verdickung der weiblichen Körpermitte«, hatte ihr Gynäkologe ihren Rettungsring neulich betitelt.

Skeptisch betrachtete Marina ihr Spiegelbild von oben bis unten für eine gnadenlose Bestandsaufnahme: Keine Frage, der Lack war ab! Die vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnte hatten nicht nur für Krähenfüße, Hängebusen und frei liegende Zahnhälse gesorgt – auch ihre graustichige Kurzhaarfrisur könnte mal wieder eine Farbauffrischung vertragen und war eher praktisch als in irgendeiner Form out-of-bed-erotisch.

Meistens trug sie weite Blusen in gedeckten Farben, Hosen mit Gummizug, Funktionsjacken, bequeme Schuhe und selten Make-up. Ihre Figur-kaschierenden Klamotten machten sie eher zum Neutrum denn zur Femme fatale.

Dabei hatte sie eigentlich ein hübsches Gesicht, große Augen, eine zierliche Nase und wenig Falten! Man sagte, im Alter würden Frauen entweder zur Kuh oder Ziege, also rundlich, aber glatt – oder schlank, aber faltig. Sie war eindeutig eine Kuh.

Fakt war: Sie könnte zweifellos mehr aus sich machen! Aber wozu? Und für wen? Rolf schaute sie so leidenschaftslos an wie ein Küchengerät (wenn er sie überhaupt mal anschaute) – und für sich selbst waren ihr das Geschminke und auf hohen Absätzen Gestöckele viel zu anstrengend.

Zaghaft probierte sie ein paar Hüftschwünge. Sie hatte mal sehr gut tanzen können. Sollte sie ihr Hüftgold nicht mal wieder zur erotischen Schwungmasse machen? War sie mit ihren...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Angststörung • Buch für den Sommer • buch für den strandkorb • E-Bike • Fahrradtour • Fahrradverleih • Humor • Liebesgeschichte • Liebesroman • lustig • Meer • Mental Health • Nordsee • Panikattacke • Selbstfindung • Sonne • Strand • Sylt • Urlaub • witzig
ISBN-10 3-8437-3128-4 / 3843731284
ISBN-13 978-3-8437-3128-7 / 9783843731287
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