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Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt's – eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre Sylt-Krimis um die resolute Mamma Carlotta erobern jedes Jahr aufs Neue die Bestsellerlisten. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018.
5
Carolin hatte tatendurstig das Haus verlassen, in Felix’ Zimmer rührte sich noch nichts. Aber warten, bis er aufstand, nach seinem Frühstück verlangte? Nein, das brachte Mamma Carlottas gesamte Pläne durcheinander. Der Junge musste allein frühstücken, sonst wurde aus dem Mittagessen nichts. Schließlich musste sie noch einkaufen und hatte noch nicht einmal Pläne für die Menüfolge gemacht. Und wie viel sollte sie vorbereiten? Ob Felix nach einem späten Frühstück schon wieder aufnahmebereit fürs Mittagessen war, konnte niemand wissen. Und ob Carolin zum Essen nach Hause kommen würde, war leider offengeblieben. Eine rasende Reporterin, so hatte sie ihrer Großmutter erklärt, konnte sich mit solchen Banalitäten nicht abgeben.
»Vielleicht! Vielleicht auch nicht! Oder soll ich mitten in einer Reportage abbrechen, weil meine Oma mich zum Mittagessen erwartet?«
Während Mamma Carlotta die Einkaufstasche hervorholte, sehnte sie sich nach der Zeit, in der im Hause Wolf noch Ordnung geherrscht hatte. Erik war pünktlich zum Essen heimgekommen, jedenfalls dann, wenn kein Kapitalverbrechen geschehen war, die Kinder waren nach der letzten Stunde von der Schule zurückgekehrt und hatten sich auf ein gutes Essen gefreut. Und jetzt? Felix brachte mit seiner Arbeit in der Pizzeria alles durcheinander, weil er bis spätabends arbeitete und sich nun das Recht herausnahm, morgens ausschlafen zu dürfen. Und Carolins Arbeit war unregelmäßig, so war auf ihr Erscheinen nie Verlass. Dennoch war Mamma Carlotta entschlossen, alles beim Alten zu belassen, wenn es ums Kochen ging. Mittags kam ein Essen auf den Tisch und abends erst recht. Und wenn es sich dann doch so ergab, dass die ganze Familie um den Tisch versammelt war, vielleicht sogar mit einigen Gästen, würden alle glücklich sein. Sie selbst am allerglücklichsten.
Was sie kochen wollte, wusste sie noch nicht, das würde sie sich auf dem Weg zu Feinkost Meyer überlegen. Sie hatte noch nicht einmal die paar Meter vom Hauseingang zum Bürgersteig zurückgelegt, da fiel ihr ein, dass sie Rosmarinbrötchen mit Käsecreme als Antipasti servieren könnte. Das Schöne war in diesem Fall, dass sie die Rosmarinbrötchen nicht selbst backen musste wie in Panidomino. Sie hatte nämlich bei ihrem vorletzten Besuch auf Sylt dem Bäcker das Rezept verraten, der daraufhin diese Brötchen in sein Sortiment aufgenommen hatte. Angeblich waren sie zu einem Verkaufsschlager geworden. Wenn sie Rosmarinbrötchen beim Bäcker kaufte, brauchte sie also nur noch Provolone und Pancetta, die notwendige Sahne war im Haus. Obwohl Feinkost Meyer sehr gut sortiert war, musste sie allerdings damit rechnen, dass sie dort keinen Provolone bekam. Aber die Käsecreme würde sie auch mit Mozzarella herstellen können. Und wenn sie keinen Pancetta bekam, würde sie eben durchwachsenen Speck nehmen.
Der Bäcker war entzückt, sie zu sehen, und weigerte sich, ihr die Rosmarinbrötchen zu berechnen, da er mit ihnen schon ein gutes Geschäft gemacht hatte. Mamma Carlotta wehrte selbstverständlich ab, wie es sich gehörte, der Bäcker bestand auf seinem Angebot, wie es sich ebenfalls gehörte, und schließlich nahm Carlotta es an, da er nicht davon abzubringen war. Der Bäcker gehörte zu den wenigen Syltern, die es mit einem Italiener aufnehmen konnten. Dieses Hin und Her von Höflichkeiten beherrschte er ebenso gut wie Mamma Carlotta. Während er die Brötchen in eine Tüte gab, fragte Carlotta noch schnell nach seiner Schwester, die in der Türkei lebte und immer Gesprächsstoff hergab. Sie erfuhr, dass der Bäcker noch immer damit rechnete, dass die Ehe mit dem Türken nicht gut gehen und die Schwester schreckliches Heimweh nach der Nordsee haben würde, dann setzte Carlotta ihren Weg nach vielen Dankesworten und energischer Zurückweisung derselben ihren Weg fort. Die Sonne brach hervor, nicht die italienische Sonne, vor der sich jeder in Sicherheit brachte, sondern die kühle, bleiche Sonne, die dem Wind die eiskalten Spitzen nahm, der man gerne das Gesicht hinhielt. Mamma Carlotta atmete tief durch und sog die frische Sylter Luft ein, von der sie wusste, dass sie noch im Hochsommer so sein würde wie jetzt, so frisch und kühl, so unverbraucht und wirbelnd, auch bei Windstille noch in Bewegung, wenn in Italien die Luft längst in der Hitze stehen geblieben war und alle niederdrückte.
Frau Kemmertöns, die Nachbarin, kam ihr mit Fifi entgegen, der vor Begeisterung ausflippte, als er Mamma Carlotta sah, und sie erfuhr, dass Herr Kemmertöns, der strikt gegen die Anschaffung des Hundes gewesen war, nun sogar manchmal zuließ, dass Fifi in seinem Bett übernachtete. Morgens tat er dann immer so, als habe er nichts davon mitbekommen, dass Fifi es sich an seinem Fußende bequem gemacht hatte.
Bevor Carlotta bei Feinkost Meyer ankam, traf sie noch die Apothekerin, die zurzeit krankgeschrieben war und einen Spaziergang machte, um wieder zu Kräften zu kommen. Natürlich wurde die arme Frau lange und sehr lebhaft bedauert, woraufhin sie sich mit vielen Einzelheiten über ihre Lebererkrankung revanchierte. So was dauerte. An der Straßenecke stieß Carlotta auf Frau Jänecke, die ausgiebig darüber stöhnte, dass die Preise bei Feinkost Meyer schon wieder gestiegen seien, und als Carlotta am Osterweg dem alten Herrn Neuer begegnete, der ihr unbedingt mitteilen musste, warum er alle Politiker für Halsabschneider hielt, war schon viel Zeit vergangen. Sie musste sich sputen. Dabei hatte sie eigentlich die Absicht gehabt, noch vor der Zubereitung des Essens in Käptens Kajüte auf einen Cappuccino einzukehren. Aber das würde wohl bis zum Nachmittag warten müssen.
Im Vorraum von Feinkost Meyer fiel ihr ein, dass es im Haus Brotreste vom Vortag gab, die noch Verwendung finden mussten. In einem solchen Fall gab es Pancotto, die italienische Brotsuppe. In Panidomino kochte jede Hausfrau Pancotto, wenn Brot übrig geblieben war. Dafür war alles im Haus, das Brot sowieso, und Tomaten hatte sie noch am Tag zuvor besorgt.
Als sie sah, dass Hähnchenbrust im Angebot war, entschied sie sich, diese mit Fenchelgratin zuzubereiten. Der Fenchel war zwar leider nicht im Angebot, schien aber von besonders guter Qualität zu sein. Als sie alles eingekauft hatte, was sie für die ersten drei Gänge benötigte, ging sie noch zur Kühltheke und suchte Mascarpone heraus. Mascarponecreme ging immer und war schnell zubereitet.
Eilig lief sie zur Kasse und zwang sich sogar, das Gespräch mit der Kassiererin, die schon wieder schwanger war, sehr kurz zu halten. Nur dass sie selber sieben Kinder bekommen hatte und kein einziges davon geplant gewesen, sondern jedes als unverhofftes Geschenk Gottes angenommen worden war, brachte sie noch vor. Dann hastete sie zurück und begann in der Küche mit den Vorbereitungen fürs Essen. Mit so lautem Geklapper und derart vernehmlichen Selbstgesprächen, dass Felix bald die Treppe herunterkam, um sich über den Lärm zu beschweren.
Er wurde auf einen Stuhl gedrückt, damit er seiner Nonna nicht im Wege stand, bekam ein Frühstück vorgesetzt, während sie das Mittagessen vorbereitete, und wurde aufgefordert, von seiner Freundin zu erzählen, von Mariella Zanchetti, der Tochter des neuen Pizzabäckers von Wenningstedt.
»Wann wirst du sie einmal mitbringen, Felice?«
Davon wollte Felix nichts hören, war aber bereit, Marielles schöne Augen zu rühmen, von ihren wunderbaren schwarzen Haaren zu schwärmen, ihr Lächeln zu beschreiben und zu versichern, dass sie das schönste Mädchen weit und breit sei. Mamma Carlotta war entzückt. Wie gut, dass wenigstens einer ihrer beiden Sylter Enkel italienisches Erbgut in sich trug. Aus Carolin war ja nichts rauszukriegen gewesen, als sie sich zum ersten Mal verliebt hatte. Felix dagegen redete genauso gern wie seine italienischen Vorfahren und Verwandten. Am Ende gab er sogar zu, dass Mariellas Vater auch schon sein Interesse an einer Bekanntschaft mit Felix’ italienischen Verwandten bekundet hatte, aber Felix wollte offenbar verhindern, dass die Beziehung zwischen den Zanchettis und den Wolfs enger wurde, als es einer jungen Liebe bekam. »Mariella regt sich sowieso schon darüber auf, dass ihr Vater dauernd von der Zukunft redet. Sie soll die Pizzeria weiterführen, natürlich mit einem Mann, der dafür geeignet ist. Es scheint so, als würde ich ständig belauert. Mariellas Vater will offenbar wissen, ob ich als Pizzabäcker tauge.«
»Dio mio!« Mamma Carlotta, die eigentlich viel von frühen Ehen und wenig von...
Erscheint lt. Verlag | 3.5.2024 |
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Reihe/Serie | Mamma Carlotta |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Dora Heldt • Gisela Pauli • humorvoller Krimi • Klaus-Peter Wolf • Kulinarische Krimis • kultermittlerin • Küstenkrimi • lustige Krimis • Mamma Carlotta • Nordsee-Krimi • Nordsee Roman • Regionalkrimi • Spiegel-Bestsellerautorin • Strandlektüre • Sylt • Urlaubslektüre |
ISBN-10 | 3-492-60718-7 / 3492607187 |
ISBN-13 | 978-3-492-60718-6 / 9783492607186 |
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