Mit 330 PS in ein neues Leben -  Hamid Mossadegh

Mit 330 PS in ein neues Leben (eBook)

Die unglaubliche Geschichte eines iranischen Flüchtlings, der zu Deutschlands berühmtestem Luxusautohändler wurde
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-473-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
18,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Er ist das sympathische Gesicht des populären RTL2-Autoformats 'Grip'. Auf sozialen Netzwerken folgen ihm Hunderttausende von Menschen. Doch die eigentliche Geschichte von Hamid Mossadegh kennt kaum jemand. Sie handelt von seiner Herkunft im Iran, von Krieg, Flucht und Verlust und ist geprägt von zahlreichen persönlichen Rückschlägen, Depressionen und Ängsten. Aufgewachsen nahe Teheran, verändert die Revolution und der anschließende Krieg gegen den Irak sein Leben für immer. Seine Familie beschließt, nach Deutschland zu fliehen. Hier hat er es zunächst schwer, sich zurechtzufinden, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Bis er sein Verkaufstalent entdeckt, das ihn schließlich rettet. Schnell erlangt er den Ruf, an die exklusivsten Autos der Welt zu kommen, beliefert die Spitzen der Gesellschaft und wird sogar vom Fernsehen entdeckt. In diesem Buch erzählt Hamid Mossadegh erstmals seine Geschichte und blickt dabei hinter die Kulissen der ziemlich verrückten Autoindustrie.

Hamid Mossadegh, geboren 1979, wächst nahe Teheran im Iran auf. Im Alter von sieben Jahren flieht er mit seiner Familie nach Deutschland. Nach seiner Schulausbildung arbeitet er von 1995 bis 2000 in der Bäckerei seines Vaters. Während dieser Zeit absolviert er ein Praktikum in einem Opel-Autohaus und entdeckt seine Leidenschaft für Autos. Nach seinem Umzug nach Hamburg wagt er sich als Kfz-Händler in die Selbstständigkeit. Als Luxusautohändler hat er sich bis heute deutschlandweit einen Ruf gemacht. 2015 unterzeichnet er seinen ersten TV-Vertrag mit Sport 1. Heute ist er das populäre Gesicht des RTL2-Automagazins »Grip«.

Hamid Mossadegh, geboren 1979, wächst nahe Teheran im Iran auf. Im Alter von sieben Jahren flieht er mit seiner Familie nach Deutschland. Nach seiner Schulausbildung arbeitet er von 1995 bis 2000 in der Bäckerei seines Vaters. Während dieser Zeit absolviert er ein Praktikum in einem Opel-Autohaus und entdeckt seine Leidenschaft für Autos. Nach seinem Umzug nach Hamburg wagt er sich als Kfz-Händler in die Selbstständigkeit. Als Luxusautohändler hat er sich bis heute deutschlandweit einen Ruf gemacht. 2015 unterzeichnet er seinen ersten TV-Vertrag mit Sport 1. Heute ist er das populäre Gesicht des RTL2-Automagazins »Grip«.

Kapitel 1


Es war bereits weit nach Mitternacht, als die Sirenen aufheulten. Instinktiv schreckte ich hoch. Wo war ich? Was war passiert? Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich zu orientieren. Ich schaute mich um. Alles war stockfinster. Ich konnte kaum die Hand vor den Augen sehen.

»Hamid«, hörte ich die Stimme von meinem großen Cousin Farshid, der neben mir lag und nach meiner Hand griff. »Ich habe Angst«, flüsterte er so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. Seine brüchige Stimme wurde von dem Lärm geschluckt.

»Alles ist gut«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Aber ich wusste, dass die Dinge alles andere als gut waren. Die Sirenen heulten wieder auf. Es war ein lautes, schrilles Geräusch, dass meinen gesamten Körper zu durchdringen schien. Eben lag ich noch im Tiefschlaf – jetzt war ich hellwach und bereit, um mein Leben zu rennen. Ich wartete nur noch auf ein Signal. Mein Herz schlug wie verrückt.

Dann endlich wurde die Tür aufgerissen und ich hörte die Stimme von meiner mamani, meiner Oma. »Jungs«, flüsterte sie. »Seid ihr wach?« Was für eine Frage! »Kommt schon, Jungs«, drängte sie, »wir müssen hier sofort raus.« Ich hielt meinen Cousin an der Hand und zog ihn hinter mir her, dann liefen wir durch das Schlafzimmer in den großen Wohnbereich. Dort drückte mir mamani eine Taschenlampe in die Hand. »Schnell«, hetzte sie uns weiter, »wir müssen schnell runter.« Ich war noch ein wenig benommen, aber ich kannte diese Situation. Ich wusste, dass wir keine Zeit verlieren durften.

»Bleib dicht bei mir«, sagte ich zu meinem Cousin, ließ seine Hand los und schaltete die Taschenlampe ein. Ich drückte sie mir fest auf die Handfläche, sodass der Lichtkegel verschwand und nur ein gedämmter Schimmer übrig blieb, mit dem wir sehen konnten, was direkt vor uns lag. So, wie ich es gelernt hatte. Ich wusste: Licht war in dieser Situation tödlich. Die Sirenen heulten weiter. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, denn inzwischen konnte ich die Umrisse der Dinge in unserem Wohnzimmer erkennen. »Komm, los«, sagte ich zu meinem Cousin und nahm wieder seine Hand.

Wir liefen durch den großen Raum, aus dem Radio drang eine tiefe Männerstimme. »Xatar, Xatar«, wiederholte diese Stimme wieder und wieder auf Iranisch. Gefahr, Gefahr.

Mein Cousin und ich bahnten uns den Weg durch die Wohnung und versuchten nicht gegen die Kommoden und Schränke zu laufen. Dann erreichten wir endlich die Wohnungstür, wo mamani schon wartete und uns heranwinkte. »Schnell, schnell«, drängte sie uns. »Die Treppe runter, in den Keller.« Von draußen heulten die Sirenen in immer kürzeren Abständen. Wir wussten, was das bedeutete. Wir hatten keine Zeit mehr. Im Treppenhaus hörten wir die anderen Bewohner des Hauses heruntereilen. »Runter in den Keller«, drängte mamani weiter, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

Ich blieb stehen, drehte mich um und erkannte durch das matte Taschenlampenlicht meinen babai, meinen Großvater. Im Gegensatz zu allen anderen hier war er überhaupt nicht hektisch, im Gegenteil. Er stand ganz entspannt hinter uns und lächelte. »Kommt, Jungs, heute schauen wir uns das ganze Spektakel mal von oben an.«

»Bist du wahnsinnig?«, fluchte mamani, »kommt jetzt runter. Wir müssen in den Keller, wir sind oben nicht sicher.«

Aber babai ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Geh vor«, sagte er seelenruhig. »Wir kommen später nach.«

Ich hörte, wie mamani leise fluchend die Treppen hinunterhastete. Ich war wie erstarrt. Für einen ganz kurzen Moment wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich hatte gelernt, bei Bombenalarm in den Keller zu flüchten. Auf der anderen Seite wusste ich aber auch, dass babai auf uns aufpassen würde. Solange ich bei babai war, konnte mir gar nichts passieren. Da war ich mir sicher. Und so gingen wir mit ihm die Treppen hoch, er schloss die schwere Tür auf und plötzlich standen wir auf dem Dach des Hochhauses, in dem wir wohnten.

Ich hielt inne. Ich spürte, wie ich immer nervöser wurde. Mein Herz raste. Hier oben waren wir völlig ungeschützt. Ich hatte wahnsinnige Angst. Aber dass mein babai so entspannt blieb, beruhigte mich auch wieder. Von hier oben klangen die Sirenen noch sehr viel schriller. Ich hielt mir die Ohren zu, so laut waren sie. Dann setzten wir uns an den Rand des Daches und blickten auf die Stadt hinunter. Sie war stockfinster. Die Stadtwerke hatten den Strom abgestellt. Es war, als würde man auf eine schwarze Fläche schauen.

»Da oben«, flüsterte babai und wir sahen, wie ein paar gelbe Punkte über die Stadt flogen und etwas fallen ließen. Es gab ein Pfeifgeräusch. Ich kannte das schon. Wieder hielt ich mir die Ohren zu, denn ich wusste, dass auf das Pfeifen meist ein lautes Knallen folgte. Und so war es auch dieses Mal. Ein großer Feuerball stieg auf und die Erde begann zu beben. »Das sind die irakischen Flugzeuge«, erklärte uns babai. »Scheinbar haben sie etwas getroffen.«

Ich wusste, dass die Flieger jeden Abend kamen. Und ich wusste auch, dass sie sich am Licht orientierten. Dort, wo Licht war, ließen sie die Bomben fallen. Vorsichtig schaute ich auf meine Taschenlampe. Ich wollte sichergehen, dass sie auch wirklich abgeschaltet war. Ich erinnerte mich daran, dass während eines Bombenalarms einmal ein Taxi auf der Straße stand, bei dem noch Licht brannte. Sämtliche Nachbarn waren herausgekommen und schlugen mit Stöcken und Hämmern so lange auf das Fahrzeug ein, bis es nur noch ein einziger großer Schrotthaufen war.

»Da, Hamid, schau!«, riss mich mein babai aus den Gedanken und ich sah, wie ein paar grüne Striche vom Boden in Richtung der Flugzeuge aufstiegen. »Das sind unsere Jungs«, sagte er. »Sie schießen Raketen auf die Irakis.« Die Flugzeuge drehten ab.

Dann verstummten die Sirenen und es wurde wieder ruhig in der Stadt. Wir blieben noch eine Weile auf dem Dach sitzen, bis die Lichter wieder angingen und nach und nach aus der schwarzen Fläche eine Stadt voller Häuser und Straßen und Autos und Menschen erwuchs. Es war ein beinahe magischer Moment. Dann fuhr uns babai durch die Haare. »Na los, gehen wir schlafen. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns.«

Das war mein Leben. Ich war gerade einmal fünf Jahre alt und mein Alltag war der Krieg. Ich lebte mit meiner Familie in einem Vorort von Teheran. Wir schrieben das Jahr 1984 und unsere gesamte Welt befand sich in einem Umbruch. 1979, dem Jahr, in dem ich geboren wurde, fand die Iranische Revolution statt. Der liberale und westlich ausgerichtete Schah wurde von ultrafundamentalen Islamisten gestürzt und ein Jahr später führte unser Land einen Krieg gegen den Irak. Das war die Welt, in die ich hineingeboren wurde. Krieg, Revolution und Bombenalarm. Ich kannte es nicht anders.

Wenn es ein Gefühl gab, das meine Kindheit prägte, dann war es das Gefühl der Angst. Ich wuchs in einer Welt auf, in der alles bedrohlich war. Es reichte aus, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, und man war tot. Mit diesem Bewusstsein ging ich durch die Welt. Der einzige Mensch, der mir diese Angst nehmen konnte, war mein babai. Mein Opa war der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich verbrachte beinahe meine gesamte Zeit bei ihm. Egal, wie die Zustände um uns herum waren, er gab mir immer das Gefühl von Geborgenheit. Egal, wie wenig Geld wir hatten, wir litten nie Hunger. Egal, wie tief die Bomber flogen, wir hatten nie das Gefühl, dass uns etwas passieren konnte. Mein babai würde uns immer beschützen. Egal, was passieren würde.

* * *

»Gut geschlafen?«, fragte babai, als ich in die Küche kam und mich umschaute. Ich nickte. Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob das gestern Nacht wirklich passiert war. Ob wir uns wirklich auf das Dach gesetzt und die Flieger beobachtet hatten oder ob ich das bloß geträumt hatte. Nein, es war kein Traum. Es war wirklich passiert. Ich dachte noch einmal an die Flugzeuge, die über die Stadt flogen und ihre Bomben herabwarfen. Bisher kannte ich nur das Hinterher. Ich wusste, wie die zerstörten Gebäude aussahen. Die Krater, die sich tief in die Erde gruben. Jetzt hatte ich zum ersten Mal gesehen, wo das alles herkam.

Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich stand auf und setzte mich an unseren Frühstückstisch. Mamani hatte bereits eingedeckt. Es gab Fladenbrot und Schafskäse, dazu Oliven und einen Schwarztee. Ich beobachtete, wie babai vor dem Spiegel stand und sich zurechtmachte. Er hatte dunkle Haare, einen vollen Schnurrbart und einen stolzen Bauch, den er vor sich hertrug. Er nahm sich immer viel Zeit für eine aufwändige Nassrasur, bei der ich ihn stets fasziniert beobachtete. Sein Ritual endete damit, dass er ein süßlich riechendes Aftershave auftrug. Dann strich er seinen Anzug glatt und war bereit, in die Welt hinauszutreten. Und mein Cousin Farshid und ich, wir waren seine Gefolgschaft. Für uns war es das Größte, ihn zu begleiten.

Ich hatte keine Freunde. Ich hatte nur Farshid und meinen Großvater. Das war meine ganze Welt. Aber sie reichte mir völlig aus. Ich war ein wahnsinnig ängstliches Kind und hatte vor allem und jedem Angst. Vielleicht lag das an den Umständen. An dem Krieg. An der allgemeinen Unsicherheit im Land. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es mir unangenehm war. Dass ich mich oft schämte, wenn ich sah, wie die anderen Kinder allein durch die Stadt liefen und miteinander spielten. Sie fühlten sich unverwundbar. Ich bewunderte sie ein wenig und wünschte, dass ich auch so sorglos sein könnte, wie sie es waren. Aber das war ich nicht. Ich fühlte mich nur sicher, wenn ich bei meinem babai...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Auto • Autohandel • Automagazin • Biografie • Biographie • Erfolg • Flucht • Glück • Grip • Iran • Leben • Luxusauto • Millionär • Moderator • Reich werden • TV-Star • Vita
ISBN-10 3-98609-473-3 / 3986094733
ISBN-13 978-3-98609-473-7 / 9783986094737
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,3 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten

von Florian Illies

eBook Download (2023)
S. Fischer Verlag GmbH
22,99
Eine Familiengeschichte der Menschheit

von Simon Sebag Montefiore

eBook Download (2023)
Klett-Cotta (Verlag)
38,99
Die Biografie

von Walter Isaacson

eBook Download (2023)
C. Bertelsmann (Verlag)
24,99