Dänische Dunkelheit (eBook)

Nordseekrimi | Zwischen Strand und Mord: Ein Campingurlaub wird zum Albtraum ? Krimi in Dänemark, perfekt für den Urlaub
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2994-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dänische Dunkelheit -  Jonas W. Bentsen
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Die raue Schönheit Dänemarks und die düsteren Abgründe menschlicher Grausamkeit Der bodenständige Stuttgarter Hauptoberkommissar Roland Schwarz verbringt den ersten Campingurlaub seines Lebens in der Hafenstadt Hvide Sand an der dänischen Westküste. Kaum angekommen, entdeckt er eine blutleere Leiche. Die ermittelnde, eigenwillige dänische Polizeibeamtin Adalena Jacobsen ist überzeugt, dass ein okkultistischer Ritus dahintersteckt. Trotz unterschiedlicher Lebenseinstellungen und Ansichten gehen die beiden Ermittler gemeinsam auf Mörderjagd und erkennen dabei, dass Lebende grausamer als Untote sind ... Ein spannender Dänemarkkrimi - die perfekte Urlaubslektüre für Krimi- und Küstenfans

Jonas W. Bentsen ist das Pseudonym von Wolfgang Breitkopf. Er ist geboren am 8. Juli 1966 in Plochingen, arbeitet und lebt in Stuttgart. Im Jahr 2004 begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Märchen und liebt es, auf diese Weise seiner Kreativität Raum zu geben. Seine Freizeit verbringt er mit Schreiben und Reisen, wobei besonders die nördlichen Gefilde Europas es ihm angetan haben.

Jonas W. Bentsen ist das Pseudonym von Wolfgang Breitkopf. Er ist geboren am 8. Juli 1966 in Plochingen, arbeitet und lebt in Stuttgart. Im Jahr 2004 begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Märchen und liebt es, auf diese Weise seiner Kreativität Raum zu geben. Seine Freizeit verbringt er mit Schreiben und Reisen, wobei besonders die nördlichen Gefilde Europas es ihm angetan haben.

3.


Die Wolkendecke lichtete sich, und die im Sinken begriffene Sonne, die vorübergehend durch die Wolken blinzelte, badete den Himmel in eine Melange aus Rosa und Lila. Als ob die Natur dem Tod Schönes, ein romantisches Ambiente entgegensetzen wollte. Dieses farbenfrohe Bemühen verfehlte den beabsichtigten Effekt bei Roland gänzlich. Ihm kroch zunehmend die Kälte unter die Kleidung. Unleidig trat er von einem Bein auf das andere. Das Herumstehen nervte. Sam lag im Sand und döste. Glückliches Hundeleben, unberührt von den Abgründen menschlichen Daseins.

Endlich tat sich etwas. Zwei Uniformierte hetzten von der Straße her den Pfad zwischen den Dünen entlang. Sie hielten in Ermangelung von Alternativen direkt auf ihn zu.

»Are you the German who reported the accident?«

Unfall? Wohl kaum. Ungeachtet der Skepsis diesbezüglich nickte Roland.

»Where?«

Roland deutete stumm auf die Stelle inmitten der Büsche.

Die Polizisten folgten mit den Blicken dem ausgestreckten Finger und eilten davon. Nach wenigen Minuten kehrten sie zurück.

»Wait. Please. Here.«

Sie verschwanden so schnell, wie sie eingetroffen waren. Zeit, Einwände zu erheben, ließen sie Roland nicht. Er rief ihnen hinterher. Zwecklos. Der Wind verschluckte die Worte. Er würde ausharren müssen, bis jemand mit weitreichenderen Befugnissen sich seiner annahm. Die Polizisten hatten erwartungsgemäß entschieden, das große Besteck aufzufahren. Zweifellos erschien in Bälde ein Tatortteam.

Eine Viertelstunde danach wimmelte die Umgebung von emsiger Geschäftigkeit. Beamte sperrten das Gelände großräumig mit lustig im Wind flatternden Bändern ab. Techniker bauten Scheinwerfer auf. Irgendwo erwachte ein Notstromaggregat zum Leben. Helligkeit flutete die Landschaft. Roland und Sam standen nach wie vor wie bestellt und nicht abgeholt einsam am Rande des Geschehens. Zumindest ein Augenpaar betrachtete mit Interesse die Arbeit der dänischen Kollegen, deren Maßnahmen erkennbar der gebührende Nachdruck fehlte.

Eine für Anlass und Witterung absolut unpassend ausstaffierte Frau Mitte vierzig kam den Weg entlanggeschlendert. Sie trug eine schwarze Lederjacke, schwarze Jeans und einen zu kurz geratenen schwarzen Kapuzenpulli, der den Nabel in unangemessener Form präsentierte. Ihre Figur gab es her, gestand sich Roland widerwillig ein.

Überhaupt erschien alles an ihr düster, selbst die ungebändigt abstehende Mähne. Allein das bleiche Gesicht stach heraus. In einer Achtziger-Wave-Disco wäre sie der Hit gewesen. Hier wirkte ihr Erscheinungsbild fehl am Platz. In ihrem Schlepptau folgten zwei sich angeregt unterhaltende Männer in Zivil. Roland sah ihnen an, dass es sich um Polizeibeamte handelte.

»Hej. Politikommissær Adalena Jacobsen. Sagen Sie einfach Lena, so nennen mich alle. Ich leite die Voruntersuchung«, stellte sich die in Schwarz gekleidete Frau vor. »Das sind meine Mitarbeiter Fin Zimmer und Henrik Nielsen. Sie haben den Fund der Leiche gemeldet, nehme ich an? Sehr freundlich, dass Sie auf mich gewartet haben.«

Roland grunzte. »Ungern, aber ich hatte keine Wahl. Roland Schwarz. Ich suche weiterhin nach einem vernünftigen Grund, mir die Füße in den Bauch zu stehen. Meine Angaben hätten die beiden Polizisten, die zuerst vor Ort erschienen sind, aufnehmen können.«

»Da bitte ich vielmals um Entschuldigung. Der Kollege spricht leider schlecht Deutsch. Sie wollten sicherlich bezüglich Ihrer Aussage keine Übersetzungsfehler riskieren. Wissen Sie, wir in Dänemark …«

»Das ist weder notwendig noch ein Problem«, unterbrach Roland den Redeschwall. Er wechselte nahtlos ins Dänische. »Er hätte bloß fragen respektive mir Gehör schenken sollen.«

»Du sprichst Dänisch?«, schwenkte sie umgehend auf das in Dänemark übliche »Du« um.

»Meine Großmutter mütterlicherseits stammt aus Haderslev. In der Kindheit verbrachte ich dort viel Zeit.«

Roland verschwieg den Umstand, dass er es damals hasste. Langeweile pur. Das kühle Meer war definitiv ungeeignet zum Planschen. Die Schulkameraden vergnügten sich derweil in der Sonne an der Adria. Nach dem Tod seiner Oma flauten die Besuche in deren Heimat ab. Es überdauerten nur einige entfernte Verwandte, mit denen er in Kontakt stand, und die Sprachkenntnisse bis in die Gegenwart. In den letzten Jahren hatte er Dänemark höchstens auf der Durchreise oder für einzelne Tage mit seiner Anwesenheit beehrt.

»Erzähl mir, wie du auf die Frau gestoßen bist«, unterbrach die Kommissarin seine Gedanken.

»Unternahm einen Spaziergang ans Meer. Bin mit Sam dem Pfad zwischen den Dünen gefolgt.«

Der Golden Retriever hob bei der Erwähnung seines Namens interessiert den Kopf. Wobei Sams Aufmerksamkeit sich plötzlich dem Hosenbein der dänischen Polizistin zuwendete. Er fing an, daran zu lecken. Lena Jacobsen nahm es ungerührt zur Kenntnis und strich Sam über das Fell.

»Sam? Lass das! Das ist unhöflich«, wies Roland seinen Hund zurecht.

»Kein Problem. Hotdog«, kommentierte Lena.

»Wie bitte?«

»Hotdog. Mit Röstzwiebeln, Gurken, Senf und Ketchup. In Massen. Ich habe mich eingesaut.«

»Das erklärt so einiges.«

»Musst du unbedingt probieren. Eine Delikatesse. Gibt es an jeder Straßenecke. Inzwischen zusätzlich in veganer Ausführung. Ist extrem lecker.«

»Mir ist bekannt, was ein Hotdog ist. Um aufs Thema zurückzukommen. Mir fiel ein roter Fleck auf. Ich schaute nach und fand die Tote. Ende der Geschichte.«

»Ist dir jemand begegnet oder etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«

»Außer der Leiche? Nein.«

»Was hast du genau getan? Beschreibe es mir.«

»Hingelaufen, Vitalzeichen geprüft, mich dann vorsichtig wieder entfernt. Ist in der Regel unklug, einen Tatort zu kontaminieren.«

»Wie darf ich das verstehen? Willst du andeuten, dass du dich öfters an Tatorten rumtreibst?«, ergriff zum ersten Mal der Polizist namens Fin mit einem lauernden Unterton das Wort.

»Arbeite in Stuttgart bei der Kriminalpolizei«, erklärte Roland, um einem Anfangsverdacht gegen ihn und unergiebigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Er zog den Geldbeutel aus der Tasche und hielt den verdutzten Gegenübern seinen Dienstausweis vor die Nase.

»Sieh an, wir sind sozusagen Kollegen?«, stellte Lena fest. »Es ist wunderbar, sich einmal länderübergreifend auszutauschen. Ich liebe Deutschland. Schweinshaxen, Bratwürste, und das Bier ist vorzüglich. Da du vom Fach bist, könntest du mir eine erste Einschätzung geben.«

»Nein. Kann ich keinesfalls. Ich bin im Urlaub.«

»Auch gut«, lenkte Lena ein. Just im gleichen Augenblick konterkarierte sie ihre Äußerung und ignorierte nebenbei Rolands Statement. »Ich frage mich, ob ein Unfall vorliegt, ein Suizid oder ein Verbrechen? Was meinst du?«

Darüber hatte sich Roland bereits Gedanken gemacht. Unwillkürlich platzte es aus ihm heraus, trotz des Vorsatzes, sich herauszuhalten: »Wer läuft schon bei dieser Witterung im roten Sommerkleidchen durch die Gegend und legt sich zum Sterben zwischen die Büsche? Das stinkt bis zum Himmel.«

»Da hast du recht. Aber du solltest sehen, was man hier alles mit den Touristen erlebt. Die scheuen keine Peinlichkeit. Neulich sind sogar …«

Roland zog missbilligend die Augenbraue nach oben. Er unterbrach sie rüde. »Ich glaube, das trägt im Moment wenig zur Sache bei. Außerdem friere ich gottserbärmlich.«

»Na gut. Kannst du morgen zur Wache nach Holstebro kommen, so gegen dreizehn Uhr? Wegen einer schriftlichen Zeugenaussage. Das kennst du ja. Die leidige Bürokratie.«

»Wenn es sein muss.«

»Muss«, erklärte die Dänin, begleitet von einem Rolands Ansicht nach süffisanten Grinsen und einem Tonfall, der Widerspruch ausschloss.

Die Dame war augenscheinlich auch zu kurzen und bündigen Antworten in der Lage, sofern es ihr beliebte und sie harmlose, unbescholtene Urlauber damit drangsalieren konnte.

Es gab von Rolands Seite aus nichts hinzuzufügen. »Na dann. Bis morgen! Auf Sam. Gehen wir!«

Der Golden Retriever hegte jedoch unverständlicherweise Sympathien für die weibliche Herausforderung für Rolands Gemütszustand. Schwanzwedelnd ließ er sich von ihr am Nacken kraulen. Er zeigte mitnichten Ambitionen aufzubrechen. Mutmaßlich spielte der an der Hose haftende Duft von Würstchen die entscheidende Rolle.

Roland zog leicht an der Leine und wiederholte die Aufforderung energischer. »Los jetzt!« Er reichte den Polizisten zum Abschied die Hand. Henrik Nielsen begleitete Roland bis zur Absperrung. Dort hatte sich bereits eine bunte Mischung aus Einheimischen und Campern versammelt. Mit gezückten Handys fotografierten sie das Treiben und fertigten Selfies an, um ihre Abenteuer zu dokumentieren. Sensationslust machte eben auch vor einem Land, in dem Hygge, das Streben nach Wohlbefinden und Gemütlichkeit, zur Lebensart gehörte, keinen Halt.

Über sich vernahm Roland ein Sirren. Eine Drohne. Den...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abgrund • Blut • Camping • Dänemark • Dänisch • Deutsch • Deutsch-Dänisch • Düne • Erholung • Ermittler • Ermittlerduo • Ermittlung • Hund • Krimi • Küste • Leer • Leiche • Meer • Mord • Mörder • Nordlicht • Nordsee • Okkultismus • Polizistin • Strand • Stuttgart • Team • Tote • Urlaub
ISBN-10 3-8437-2994-8 / 3843729948
ISBN-13 978-3-8437-2994-9 / 9783843729949
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