Zeit der Schwestern (eBook)

Kirschsommer. Roman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-5606-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zeit der Schwestern - Tanja Huthmacher
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Drei Schwestern. Ein Herzensprojekt. Eine zweite Chance.

Es ist Sommer am Bodensee, und die Kirschen leuchten in rotem Glanz. Als Alleinerziehende hat Romy mit zwei lebhaften Kindern und ihrem Job als Caterin eigentlich genug um die Ohren. Doch sie will unbedingt an einem Backwettbewerb teilnehmen, der ein beachtliches Preisgeld und attraktive Perspektiven für ihre berufliche Zukunft verheißt. Auch wenn sie ihre geliebten Schwestern Carolin und Veronika mit Rat und Tat an ihrer Seite weiß, will Romy dieses neue Projekt allein meistern. Als eine kleine Panne eine ganze Kette an Missverständnissen nach sich zieht, wird Romy bewusst, dass sie eine weitreichende Entscheidung nicht länger aufschieben darf ...

Der zweite Band der mitreißenden Trilogie über Neuanfänge, Zugehörigkeit und die Liebe - mit drei ganz unterschiedlichen Schwestern auf der Suche nach den Dingen im Leben, die wirklich zählen.




<p><strong>Tanja Huthmacher</strong>, geboren in Karlsruhe, studierte Germanistik, Journalistik und Kunstgeschichte in Bamberg. Sie ist Autorin von Romanen, Kurz-geschichten, Hör- und Jugendbüchern, arbeitet fürs Fernsehen und gibt Schreibseminare. Sie liebt das Wasser und den Bodensee und ist froh, in ihrer Wahlheimat München einen der schönsten Badeseen gleich vor der Haustür zu haben.</p>

2. Kapitel


Immer, immer, immer waren sie zu spät dran. Romy bemühte sich, ruhig zu bleiben, und lenkte ihren türkisfarbenen VW-Caddy durch den geruhsamen Sonntagnachmittagsverkehr von Konstanz, ohne die Geschwindigkeitsbegrenzungen allzu sehr überzustrapazieren.

Bis zum Züricher Flughafen brauchten sie eine knappe Stunde. Glücklicherweise war um diese Uhrzeit nicht viel los. Und vielleicht musste Caro ja auch am Gepäckband länger warten, sodass sie ihre Schwester doch noch rechtzeitig in Empfang nehmen konnten.

»Passt bitte auf, dass die Torte gerade steht«, mahnte sie Vince und Luna, die auf der Rückbank saßen, die Schwarzwälder Kirsch in einer Kühltasche zwischen sich gequetscht.

Ein einfacher Kirschenplotzer hätte es sicher auch getan, aber Romy hatte nicht widerstehen können und eine Schwarzwälder Kirsch mit einer Extraportion Schnaps gemacht, so wie Caro sie besonders liebte. Das war nicht weiter schwer, doch nachdem sie Biskuitböden und Füllung zusammengesetzt hatte, war da natürlich noch die Deko gewesen, an der sie sich wie üblich verkünstelt hatte. Statt nur langweilig Schokoraspeln ringsum und obendrauf zu streuen, hatte sie aus rot gefärbtem Marzipan kleine Kirschen geformt, aus grünem einige Blättchen und schließlich in Gelb die Buchstaben CARO. Als sie schließlich zufrieden ihr Werk betrachtet hatte, war es bereits zwanzig nach zwei gewesen, und die Kinder waren nach wie vor mit roten Kirschmündern ins Spielen vertieft.

Aber nun war die Ausfahrt zum Flughafen nicht mehr weit, und Romy entspannte sich allmählich. Und überhaupt: Was machten schon zehn Minuten Verspätung aus, wo doch Caro jetzt für immer am Bodensee bleiben würde?

»Sitzt sie in dem Flieger da?«, fragte Luna, und eine kleine, wedelnde Hand schob sich in ihr Blickfeld. Dicht über ihren Köpfen kreuzte ein riesiges Flugzeug die Autobahn.

»Ich glaube nicht«, antwortete Romy und ordnete sich in die Spur ein, die zum Parkplatz führte. »Vermutlich ist sie schon gelandet.«

»Schneller, schneller …«, feuerte Luna sie an. »Wir dürfen sie nicht verpassen!«

»Keine Sorge, wir schaffen das noch rechtzeitig.«

Doch ganz so einfach war es nicht. In einigen Schweizer Kantonen hatten die Sommerferien bereits begonnen, und auf dem Flughafen ging es hektisch und wuselig zu. Überall liefen suchende Menschen herum, standen plaudernde Grüppchen beieinander, Koffer wurden herumgewuchtet und winkende Arme in die Höhe gerissen. Und sie verloren zusätzlich Zeit, weil es ewig dauerte, bis Vince erneut in sein Dinokostüm geschlüpft war und die ganze Konstruktion mit dem Ventilator endlich funktionierte.

»Was für ein bescheuertes Geschenk«, stöhnte Romy, als er fertig war, und trieb Vince dazu an, seine Trippelfrequenz zu verdoppeln. Das gelang nur leidlich, weil die Beine des Dinos ziemlich kurz waren. Dieses Kostüm war offensichtlich nicht für längere Strecken gedacht.

Mit zwanzig Minuten Verspätung kamen sie in der Ankunftshalle an. Alle anderen waren natürlich schon da. Veri blickte gerade erleichtert von ihrem Handy auf, wo sie mit Sicherheit die Uhrzeit gecheckt hatte, als sie Romy und die Kinder entdeckte. Lotte und Arthur lächelten ihnen freundlich entgegen. Natürlich wollte auch ihre Mutter die heimkehrende Tochter am Flughafen begrüßen, und da Arthur nun zu ihrem Leben gehörte, hatte sie darauf bestanden, dass er ebenfalls mitkam. Cornell winkte ihnen nur kurz zu und richtete dann seine Aufmerksamkeit sichtbar nervös wieder auf die Schiebetüren, durch die Caro kommen würde. Etwas abseits bemerkte sie nun auch ihren Vater und Ben, der wohl für diesen besonderen Anlass eine Lernpause eingelegt hatte. Georg hatte einen leicht grimmigen Ausdruck – ob das an Lottes und Arthurs Anwesenheit oder ihrem späten Erscheinen lag, konnte Romy nicht erkennen. Rosalie riss erstaunt die Augen auf, als sie den Dinosaurier erblickte, der hinter ihrer Tante herwackelte, und brach in schallendes Gelächter aus.

»Oh Gott, was ist das denn für ein Viech?«, rief Veri.

»Da ist Vince drin«, erklärte Luna und hüpfte an ihrem Bruder hoch. Der streckte seine kurzen Dinoärmchen in die Luft und vollführte Boxbewegungen. Beide Kinder stießen ein schrilles Fauchen aus. Rosalie sprang auf Vince zu und nahm den Kampf mit ihm auf. Wie süß, dass sich Veris Tochter mit ihren sechzehn Jahren noch auf so alberne Spielchen einließ. Sonst tat sie immer sehr cool und erwachsen.

»Da macht Caro ja auf dem Absatz kehrt, wenn sie dich sieht, und nimmt das nächste Flugzeug zurück nach Neuseeland«, meinte Cornell lachend.

Aber das geschah natürlich nicht. In diesem Moment hörten alle ein lautes »Huhu« durch die Ankunftshalle schallen, und dann war Caro auch schon zu sehen.

Sie winkte, lachte, und ihre braunen Augen leuchteten so strahlend, als habe sie die letzten dreiundzwanzig Stunden in einem Wellnesstempel verbracht und nicht auf dem engen Sitz eines Flugzeugs. Nicht mal ihr apfelgrünes, kurzärmeliges Wickelkleid, das ihre roten Locken betonte, war zerknittert.

»Caro, Caro!«, rief Luna. Sie lief ihrer Tante entgegen, die nun endlich durch die Schranke zu ihnen trat, und schlang die Arme um sie.

Caro beugte sich zu ihrer Nichte hinunter und umarmte sie ebenfalls, wobei sie in Cornells Richtung schaute. Der beobachtete die Szene amüsiert und schien ganz gelassen. Nur seine roten Wangen ließen ahnen, dass er wohl ziemlich aufgeregt war.

»Heb mich hoch«, bettelte Luna.

Caro streichelte ihr über den Kopf. »Jetzt nicht, Süße«, sagte sie und schob sie sanft, aber bestimmt zur Seite. Nun tat Vince einen Riesensatz und sprang vor Caros Füße. Er fauchte sie an und begann wieder zu boxen. Caro tat, als würde sie zurückboxen, kniff dann jedoch nur lachend in die Dinohülle. »Du bist aber gewachsen in den letzten zwei Wochen, Vince!«, begrüßte sie ihren Neffen.

»Uargh uwäh wah«, lautete die Antwort. Offensichtlich hatte er inzwischen Dinosaurisch gelernt.

Endlich stand Caro vor Cornell, und als die beiden einander in die Arme schlossen und in einem innigen Kuss versanken, spürte Romy, wie es ganz eng in ihrer Kehle wurde. Ihre Hände kribbelten, wie immer angesichts solch romantischer Liebe. Als sie sich rasch abwandte und Ausschau nach Luna und Vince hielt, die die Ankunftshalle inspizierten, traf Bens Blick sie. Sie konnte ihn nicht deuten. Sein Ausdruck war ernst, eher als sei dies hier eine Trauer- und keine Wiedersehensfeier, und in seinen Augen lag so etwas wie Wehmut.

Romy ahnte, dass er sich nach einer Familie sehnte, und sie wusste, dass sie es war, die sie ihm verwehrte. Sie hatte ihm bei der Trennung knapp ein Jahr nach Lunas Geburt erklärt, dass sie nicht länger mit ihm zusammenleben könne, weil sie sich nicht mehr lebendig fühlte. Dabei, und das hatte sie nicht auszusprechen gewagt, war es in jener Zeit vor allem das sie immer mehr zermürbende Gefühl gewesen, sich ständig rechtfertigen zu müssen, weil sie an die Dinge anders heranging als er. Sie hatte sich unzulänglich gefühlt und nicht gewusst, wie sie das ändern sollte. Plante er montags schon, was es donnerstags zu essen geben würde, hatte sie am Vormittag meist noch nicht gewusst, was sie am Nachmittag unternehmen würde. Sie wäre gerne strukturierter und vorausschauender gewesen, hatte es aber einfach nicht hinbekommen. Irgendwann war der Drang, sich von diesem Druck zu lösen, so stark gewesen, dass sie sich schweren Herzens dafür entschieden hatte, den Weg ohne ihn weiterzugehen. Und bis heute war sie überzeugt, Ben eine schlechte Partnerin gewesen zu sein. Regelmäßig überfiel sie deshalb ein schlechtes Gewissen.

Mittlerweile hatte Caro auch Veri, Rosalie, Lotte und Arthur begrüßt. Ben war als Nächster an der Reihe, und wie die anderen sagte er, wie sehr er sich freue, dass sie am Bodensee bleiben würde. Caro sah sich suchend um und entdeckte dann Georg, der ein Stück entfernt gewartet hatte. Sein Blick war genauso neutral wie die Schweiz, auf deren Boden er sich gerade befand. Doch seine mittlere Tochter lief auf ihn zu und umarmte ihn überschwänglich. Ein wenig unbeholfen tätschelte er ihr den Rücken.

»Papa, freust du dich denn gar nicht?«, fragte sie, wohlwissend, wie alle Umstehenden auch, dass er wegen Lotte und Arthur so zurückhaltend war.

»Doch, natürlich! Und wie!«, antwortete er, und endlich stahl sich ein Lächeln in seine Züge.

»Du freust dich eher innerlich, gell?«, sagte Caro schmunzelnd, und Georg nickte. Er wirkte immerhin ein wenig entspannter.

»Darf ich jetzt auch endlich?« Romy trat auf ihre Schwester zu, die sie in die Arme nahm und ihr zahllose Bussis auf die Wangen drückte. »Ich freue mich riesig! Hast du denn alles regeln können?«

Während sie gemeinsam zum Parkplatz gingen, Vince tippelte als Letzter hinterher und machte dabei ständig Fauchgeräusche, erzählte Caro, dass alles gut gelaufen sei. Sie hatte rasch eine Nachmieterin für ihr Apartment gefunden, ihre wenigen größeren Möbel waren in einem Container nach Deutschland unterwegs, die übrigen Sachen hatte sie verkauft oder verschenkt. Und kurz vor ihrer Abreise hatten ihre Kolleginnen und Kollegen bei »Bert’s Boatstours« eine rauschende Abschiedsparty für sie geschmissen, bei der auch die ein und andere Träne geflossen war.

»Und jetzt fahren wir alle zu uns!«, verkündete Cornell auf dem Parkplatz. »Dann könnt ihr auch das Haus sehen, das ab sofort Caros und mein Heim sein wird. Und wo wir euch alle immer willkommen heißen werden.«

Offensichtlich war er in diesem Moment so glücklich, dass er...

Erscheint lt. Verlag 31.5.2024
Reihe/Serie Die Bodensee-Schwestern-Serie
Zeit-der-Schwestern-Serie
Zeit-der-Schwestern-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Backen • Bodensee • Catering • Eifersucht • Emanzipation • Ermächtigung • Familie • Heimat • Konstanz • Kuchen • Kulinarik • Lebenstraum • Liebe • Meersburg • Nachhaltigkeit • Natur • Neuanfang • Regionale Produkte • Reichenau • Rezepte • Saga • Schifffahrt • Schwestern • Selbstfindung • Solidarität • Tradition • Überlingen • Weinbau • Winzer • Work-Life-Balance • zweite Chance
ISBN-10 3-7517-5606-X / 375175606X
ISBN-13 978-3-7517-5606-8 / 9783751756068
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