Die Radleys -  Matt Haig

Die Radleys (eBook)

Roman | Ein besonderer Vampirroman vom Autor des großen SPIEGEL-Bestsellers »Die Mitternachtsbibliothek«

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46083-2 (ISBN)
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Vom Autor des großen SPIEGEL-Bestsellers und der Tik-Tok-Sensation »Die Mitternachtsbibliothek« Die Radleys sind eine ganz normale Mittelschichts-Familie, nur ein bisschen verbissener ... denn sie sind heimliche Vampire!  »Und das ist der kluge, witzige und trotzdem spannende Vampirroman, auf den wir schon seit Beginn des Dauer-Hypes verbissen gewartet haben.« Brigitte Clever, witzig und ganz und gar ungewöhnlich: der besondere Roman von Matt Haig - wird momentan für Sky verfilmt. Die Radleys sind eine ganz normale Familie. Doch warum flüchtet jedes Tier vor Tochter Clara, und warum kann Sohn Rowan trotz Lichtschutzfaktor 60 nicht in die Sonne? Was die beiden nicht wissen: ihre Eltern Helen und Peter haben ihnen ein klitzekleines Detail verschwiegen. Die Radleys sind abstinente Vampire. Doch nach einem blutigen Vorfall müssen sie ihren Kindern endlich reinen Wein einschenken. Es kommt aber noch ein weiteres Problem auf die Radleys zu: Peters Bruder Will, ein ganz und gar nicht abstinenter Vampir ... Entdecken Sie auch 'Die Mitternachtsbibliothek' und 'Der fürsorgliche Mr. Cave' bei Droemer

Matt Haig, Jahrgang 1975, ist ein britischer Autor. Seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen sind auch stets ein zentrales Thema in seinen Büchern. Zuletzt sind von ihm das Sachbuch »The Comfort Book« sowie die Romane »Ich und die Menschen« und der Bestseller »Die Mitternachtsbibliothek« erschienen. Im August 2024 erscheint sein neuer Roman »Die Unmöglichkeit des Lebens«. Matt Haig lebt mit seiner Familie in Brighton.

Matt Haig, Jahrgang 1975, ist ein britischer Autor. Seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen und Angststörungen sind auch stets ein zentrales Thema in seinen Büchern. Zuletzt sind von ihm das Sachbuch »The Comfort Book« sowie die Romane »Ich und die Menschen« und der Bestseller »Die Mitternachtsbibliothek« erschienen. Im August 2024 erscheint sein neuer Roman »Die Unmöglichkeit des Lebens«. Matt Haig lebt mit seiner Familie in Brighton.

Empfang


Wenige Minuten später steigt Clara über einen Steinwall und betritt ein anderes Feld. Sie will ihre Mutter anrufen, hat aber keinen Empfang, also läuft sie einfach weiter. Nicht direkt auf die Straße zu – sie will sich aus dem Blickfeld der Partygänger entfernen –, sondern auf das angrenzende Feld, wo sich eine unauffälligere Möglichkeit bietet, zu verschwinden.

Sie holt ihr Telefon wieder hervor. Das kleine Empfangssignal ist immer noch durchgestrichen.

Auf dem Feld liegen schlafende Kühe. Kopflose Umrisse in der Dunkelheit, wie Walrücken, die aus dem Meer auftauchen. Sie werden erst zu richtigen Kühen, als sie sich nähert und die Tiere erwachen, erschrecken und sich in hastiger Verzweiflung von ihr entfernen. Sie geht trotzdem weiter und hinterlässt einen schmalen, diagonalen Trampelpfad Richtung Straße, während die Stimmen der Party allmählich abebben und zusammen mit der Musik verschwinden, irgendwo in der Nachtluft.

Clara hat sich in ihrem ganzen Leben noch nie so elend gefühlt. Und das ist bei einem Leben voller Augenentzündungen, Dreitagemigränen und wiederkehrender Durchfälle eine ziemliche Leistung. Sie sollte im Bett liegen, wie ein Embryo unter der Bettdecke zusammengerollt, und vor sich hin wimmern.

Dann ist sie wieder da, diese entsetzliche Übelkeit, bei der sie sich wünscht, sie könnte ihrem eigenen Körper entfliehen.

Sie muss stehen bleiben.

Sie muss stehen bleiben und kotzen.

Dann hört sie etwas. Schweren, keuchenden Atem.

Das Feuer liegt inzwischen kilometerweit hinter ihr, ein fernes Leuchten hinter einer groben und buschigen Hecke zwischen den Feldern.

Sie sieht eine massige Silhouette, die über den Boden hüpft.

»He«, keucht es. Er keucht. »Clara.«

Es ist Harper. Ihr ist so schlecht, dass sie eigentlich kaum darüber nachdenkt, warum er ihr gefolgt ist. Sie ist so benebelt, dass sie seine lüsternen Blicke vergessen hat und sich einbildet, er wäre ihr gar nicht gefolgt. Vielleicht hat sie ja auch etwas liegen gelassen und er will es ihr nur geben.

»Was ist los?«, sagt sie. Sie richtet sich auf.

Er tritt näher an sie heran. Er grinst breit und sagt nichts. Er ist unglaublich betrunken, denkt sie. Sie allerdings nicht. Harper ist ein großer Ochse und ein Schläger, aber ein eigenes Hirn traut sie ihm nicht zu. Und da Toby nicht in der Nähe ist, um ihm eins zu leihen, dürfte ihr eigentlich nichts passieren.

»Du siehst hübsch aus«, sagt er und schwankt dabei hin und her wie ein großer Baum, den man unten am Stamm abgesägt hat.

Seine tiefe, nasale Stimme zieht sie runter und verstärkt ihre Übelkeit.

»Nein. Ich bin nicht hübsch. Ich …«

»Ich dachte, du hast vielleicht Lust auf einen Spaziergang.«

»Was?«

»Einfach, du weißt schon, ein Stück gehen.«

Sie ist verwirrt. Sie fragt sich noch einmal, was Toby zu ihm gesagt hat. »Ich gehe gerade ein Stück.«

Er lächelt. »Ist schon gut. Ich weiß, dass du mich magst.«

Das ist zu viel für sie. Im Moment fallen ihr sogar die üblichen höflichen Ausreden nicht ein, um ihn loszuwerden. Sie kann nichts weiter tun als einfach weiterlaufen.

Aber irgendwie gelingt es Harper, sie zu überholen, er pflanzt sich ihr in den Weg und grinst, als würden sie sich gerade einen Witz erzählen. Einen Witz, der brutal werden könnte oder hässlich. Er geht rückwärts, während sie vorwärtsläuft, bleibt vor ihr, während sie nichts nötiger braucht als niemanden in ihrer Nähe. Oder niemanden außer ihrer Mutter und ihrem Vater.

Und jetzt sieht er plötzlich gefährlich aus, sein betrunkenes Gesicht entlarvt sein Potenzial an menschlicher Bosheit. Sie fragt sich, ob sich Hunde und Affen so fühlen, im Labor, wenn sie plötzlich merken, dass die Wissenschaftler ihnen gar nicht helfen wollen.

»Bitte«, presst sie hervor, »lass mich einfach allein.«

Das scheint ihn zu kränken, als ob sie ihn absichtlich verletzen wollte. »Ich weiß, dass du mich magst. Du musst dich nicht verstellen.«

Verstellen.

Das Wort schwirrt ihr durch den Kopf und wird zu einem bedeutungslosen Geräusch. Sie ist sich sicher, dass sie spürt, wie sich die Erde um ihre eigene Achse dreht.

Sie versucht, klar zu sehen.

Da ist eine einsame Straße hinter dem Feld.

Eine Straße, die nach Bishopthorpe führt.

Zu ihren Eltern.

Nach Hause.

Weg von ihm.

Sie muss anrufen. Sie muss, sie muss, sie muss …

»Verfluchte Scheiße.«

Sie hat ihm auf die Joggingschuhe gekotzt.

»Die sind neu!«, sagt er.

Sie wischt sich den Mund ab und fühlt sich ein bisschen normaler.

»Entschuldigung«, sagt sie. Jetzt realisiert sie, wie schutzlos sie ist, so weit weg von der Party und nicht nah genug an der Straße.

Mit neuer Zielstrebigkeit geht sie an ihm vorbei, über das abfallende Gelände auf die Straße zu. Aber er folgt ihr immer noch.

»Ist halb so schlimm. Ich verzeihe dir.«

Sie ignoriert ihn und will erneut die Nummer ihrer Eltern wählen, vertippt sich aber aus Nervosität und landet bei den Einstellungen statt der Adressliste.

Er holt sie ein. »Es macht nichts, hab ich gesagt.«

Seine Stimme hat sich verändert. Er hört sich wütend an, obwohl er die Worte in ein Lachen packt.

»Mir ist schlecht. Lass mich einfach in Ruhe.«

Sie klickt das Adressbuch an. Da ist sie, die Nummer, leuchtet ihr mit beruhigender Präzision vom Display entgegen. Sie drückt die Ruftaste.

»Ich mache, dass es dir besser geht. Komm schon, ich weiß, dass du mich magst.«

Sie hält das Telefon an ihr Ohr. Es läutet. Clara betet bei jedem mechanischen Trillern, dass ihre Eltern abheben. Aber nach drei oder vier Ruftönen ist das Telefon nicht mehr in ihrer Hand. Er hat es ihr brutal weggerissen. Er schaltet es aus.

Jetzt ist die Lage ernst. Obwohl es ihr sehr schlecht geht, merkt sie, dass der Witz bösartiger wird. Sie ist ein Mädchen, und er ist ein Junge, der doppelt so schwer ist wie sie und mit ihr machen kann, was er will. Fünf Kilometer weiter, denkt sie, betreiben ihre Eltern beim Abendessen mit den Felts höfliche Konversation. Fünf Kilometer haben sich noch nie so weit angefühlt.

»Was hast du vor?«

Sie sieht ihr Mobiltelefon in seiner Jeans verschwinden. »Ich hab dein Handy. Scheiß-Samsung-Teil.«

Er ist ein Kind. Er ist ein zum Monster aufgeblasener Dreijähriger.

»Bitte gib es mir. Ich muss meine Mum anrufen.«

»Es steckt in meiner Hosentasche. Komm und hol es dir.«

»Gib es mir bitte einfach zurück.«

Er kommt näher. Legt seinen Arm um sie. Sie versucht, sich zu wehren, aber er wendet mehr Kraft an, verstärkt seinen Griff. Sie riecht den Alkohol in seinem Atem.

»Ich weiß, dass du scharf auf mich bist«, sagt er. »Eve hat Toby gesagt, dass du scharf auf mich bist.«

Claras Herz macht einen Satz und fängt panisch an zu rasen. »Bitte«, sagt sie ein letztes Mal.

»Scheiße, was ist los? Du warst es doch, die mich vollgekotzt hat. Du bist genauso irre wie dein Bruder.«

Er versucht, sie zu küssen. Sie dreht den Kopf weg.

Seine Stimme fällt über sie her, hart wie Stein. »Was denn, bin ich dir nicht gut genug? Für dich bin ich immer noch gut genug.«

Sie schreit jetzt um Hilfe, während sein Arm sie festhält und sich seine Hand an den Körper presst, mit dem er sich vergnügen will.

»Hilfe!«, schreit sie noch einmal, den Kopf in die Richtung gedreht, aus der sie gekommen ist. Die Worte erreichen nur Kühe, die sie mit der gleichen Angst beobachten, die sie selbst empfindet. Harper ist jetzt ebenfalls in Panik. Sie sieht es, an seinem Gesicht, an seinem erbitterten Lächeln und den angstvollen Augen. Unfähig, sich etwas Besseres auszudenken, legt er ihr die Hand auf den Mund. Ihre Augen finden die Straße. Keine Autos. Niemand in Sicht. Sie schreit hinter seiner Hand, aber mehr als gedämpfte Verzweiflung, die auch die Kühe nicht hören können, dringt nicht durch. Der Laut führt dazu, dass er fester zudrückt, bis ihr Kiefer schmerzt.

Er presst sich von hinten gegen ihre Beine, in ihre Kniekehlen, und zieht sie zu Boden.

»Besser als ich bist du jedenfalls nicht«, sagt er und erstickt ihre Schreie noch immer mit der Hand. »Ich werd’s dir zeigen!« Sein ganzes Gewicht liegt auf ihr, als sich seine Hand dem obersten Knopf ihrer Jeans nähert.

An diesem Punkt schlägt ihre Angst in Wut um. Sie boxt ihm auf den Rücken, reißt an seinen Haaren, beißt in seine Handfläche.

Sie schmeckt sein Blut und beißt fester zu.

»Autsch! Schlampe! Aaah!«

Irgendetwas verändert sich.

Ihr Verstand wird schärfer.

Plötzlich ist ihre Angst verschwunden.

Keine Übelkeit mehr.

Keine Schwäche.

Nur das Blut, nur der herrliche Geschmack von Menschenblut.

Ein Durst, den sie nie gekannt hat, wird gestillt, und sie spürt die Linderung, mit der eine Wüste die ersten Regentropfen in sich aufnimmt. Sie gibt sich ihm hin, dem Geschmack, und hört nicht, wie er ihr schreiend seine Hand wegreißt. Da ist etwas Schwarzes und Glänzendes in seiner Hand. Aus einer großen, klaffenden Fleischwunde, wo seine Handfläche einmal war, ragen kleine...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2024
Übersetzer Friederike Levin
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Abstinenz • Affäre • Bishopthrope • Blut • Blutstropfen • Blut Trinken • Britischer Humor • Clara Radley • Coming of Age • Die Mitternachtsbibliothek • Die Radleys • dramatische Familienromane • Elternliebe • Erziehung Kinder • Famiiliengeschichten Romane • Familie • Familiendrama • Familiengeheimnisse • Familienleben • Familienroman • Geheimnisse • Geschwister • Helen Radley • Humor • Kinder • Matt Haig • Midlife Crisis • Mobbing • Modernde Vampire • Mord • Mordermittlung • Neue Chance • Peter Radley • Roman • Romane England • Roman Großbritannien • Rowan Radley • Schule • Selbstbeherrschung • Selbstfindung • Spiegelbestseller-Autor • SPIEGEL-Bestsellerautor • unter Verdacht • Vampir • Vampirbücher • Vampirfamilie • Vaterschaft • Will Radley • Zusammenfinden
ISBN-10 3-426-46083-1 / 3426460831
ISBN-13 978-3-426-46083-2 / 9783426460832
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