Wretched (eBook)
364 Seiten
Piper Verlag
978-3-377-90110-1 (ISBN)
Emily McIntire ist eine internationale Bestsellerautorin und bekannt dafür, Bösewichten in ihren Büchern Happy Ends zu geben. Wenn sie nicht gerade schreibt, kann man sie dabei ertappen, wie sie auf ihren verlorenen Brief aus Hogwarts wartet.
Emily McIntire ist eine internationale Bestsellerautorin und bekannt dafür, Bösewichten in ihren Büchern Happy Ends zu geben. Wenn sie nicht gerade schreibt, kann man sie dabei ertappen, wie sie auf ihren verlorenen Brief aus Hogwarts wartet.
»Wie heißt sie?«
Ich schaue Seth von der Seite an, und er streicht sich über den dunklen Bart.
»Kein Wunder, dass du mit dem Scheiß im Gesicht keine abkriegst.«
Er grinst mich an. »Frauen lieben den Scheiß. Und du lenkst ab.«
»Welche Frauen?«
»Alle, die du hübscher Arsch übriglässt.« Zwinkernd steht er auf und greift nach seiner Jacke. Das hellbraune Leder passt gut zu seiner dunklen Haut. Dann lässt er die Jacke über die Pistole im Holster an seiner Hüfte gleiten. »Du willst es mir echt nicht sagen?«
Achselzuckend drehe mich auf dem Bürostuhl, die Wände meines engen Arbeitsplatzes sind bedrückend nah. »Ich kann mich nicht erinnern.«
»Typisch«, schnaubt Seth.
Ein Lachen steigt in meiner Brust auf. »Sie kannte die Abmachung. Wir haben gevögelt. Ich habe nicht um ihre Hand angehalten.«
Er schüttelt den Kopf. »Es gibt sicher keine Frau, die dumm genug ist, zu glauben, dass bei dir mehr als eine Nacht drin ist, Kumpel.«
Das versetzt mir einen Stich, und ich zwinge mich zu einem Grinsen. Er hat nicht unrecht. Selbst wenn ich es wollte, bei diesem Job ist kein Platz für eine Beziehung. Ein DEA-Agent zu sein birgt gewisse Risiken. Und es ist schon schwierig genug, meine Schwester zu beschützen. Jede weitere Person wäre nur Ballast, und so was kann ich nicht gebrauchen.
»Sei nicht böse auf mich, weil ich keinen Bock auf erfundene Märchengefühle habe.«
Er zieht eine Augenbraue hoch. »Was soll das überhaupt sein?«
»Liebe.« Ich zucke mit den Schultern. »Ist eh nicht echt. Nur eine chemische Reaktion, auch wenn alle behaupten, es sei mehr.«
»Wenn du meinst, Mann.« Seth lacht leise. »Sollen wir nen Happen essen?«
Ich blicke den langen Gang mit den gleichförmigen grauen Schreibtischen hinunter, die von einem schmuddeligen blauen Teppich unterstrichen werden. »Ne, Cap will mich sehen.«
Seth folgt meinem Blick zur geschlossenen Tür unseres Chicagoer Abteilungsleiters, Agent Galen. »Weshalb?«
»Wahrscheinlich soll ich wieder für irgendwen den Babysitter spielen. Es ist lange genug her, dass er mir einen richtigen Fall gegeben hat.«
Einer seiner Mundwinkel hebt sich. »Tja, vielleicht hättest du nicht seine Tochter ficken sollen.«
Stöhnend reibe ich mir das Gesicht. »Es war nur ein einziges Mal, und ich wusste nicht, dass er ihr Vater ist.«
Seth lacht, und ich werfe ihm stirnrunzelnd einen Stift an den Kopf. Ganz schön frech, dass er sich über mein Pech so lustig macht.
Die Tür zu Caps Büro schwingt auf, und wir wirbeln bei dem Geräusch herum. Seths Lachen verstummt, und er richtet sich räuspernd auf. Ich sehe ihn an und grinse.
Schisser.
Er hatte schon immer Angst vor unserem Chef, egal, wie oft ich ihm gesagt habe, dass Cap nur bellt und nicht beißt. Wir sind beide fast zehn Jahre hier, und trotzdem tut er so, als wäre er gerade erst von der Schule gekommen und hätte Schiss, seinen Posten zu verlieren. Dabei machen sie nicht jeden zum Field Agent; man muss sich schon anstrengen. Das ist einer der Gründe, warum ich den Job so liebe. Man kriegt nichts geschenkt. Und wenn ich verdeckt arbeite, spüre ich, was ich in der Welt bewirke. Mit jedem Scheißdrogendealer, den wir von der Straße holen, wiegt die Schuld, dass ich meine eigene Familie im Stich gelassen habe, weniger schwer.
»Woodsworth.«
Galen klingt schroff, und ich zwinkere Seth zu und stehe auf. Auf dem Weg zu seinem Büro spüre ich bei jedem Schritt den bohrenden Blick meines Chefs. Es ist kein Geheimnis, dass er mich nicht leiden kann und mich am liebsten aus seiner Abteilung und damit aus seinem Leben werfen würde. Aber das ändert nichts daran, dass ich diesen Job lebe und atme. Und in meinem Bereich bin ich der Beste.
Ich plumpse in den steifen, grauen Stuhl seinem Schreibtisch gegenüber und lasse den Blick über die gerahmten Porträts seiner Frau und seiner drei Töchter schweifen. Als ich Samantha mit ihrer perfekten olivfarbenen Haut entdecke, die grinsend den dünnen Arm um die Schulter ihrer Schwester gelegt hat, zuckt mein Schwanz.
Ich habe Seth belogen. Ich wusste, dass sie Caps Tochter ist. Aber es war mir scheißegal. Geschieht ihm recht, wenn er mich aus einer laufenden Ermittlung rausreißt und zum Schreibtischdienst verdonnert.
Cap räuspert sich, geht an mir vorbei und dreht den Bilderrahmen. Einer meiner Mundwinkel hebt sich, aber ich unterdrücke das Grinsen und mache stattdessen ein gelangweiltes Gesicht.
Er zeigt mit dem Finger auf mich. »Schau sie nicht an, du kleiner Scheißer.«
Leise lachend hebe ich kapitulierend die Hände. »Mein Fehler, Cap.«
Er runzelt die Stirn. »Ich bin dein Vorgesetzter, nicht dein verdammter Captain. Und deine Entschuldigung bedeutet einen Dreck.«
»Du bist halt der Captain meines Herzens, und wenn du nicht glücklich bist, bin ich es auch nicht.« Ich lege mir eine Hand auf die Brust und grinse. »Ach komm. Ich habe mich doch entschuldigt. Was kann ich denn noch tun?«
Er verengt die dunklen Augen. »Du hast schon mehr als genug getan.«
Ich lehne mich zurück. »Nichts, worum sie nicht gebeten hat.«
Ein heftiger Knall schallt durch den Raum und Cap drückt die Finger fest auf die Tischplatte. »Du bist gefeuert.«
Achselzuckend stütze ich die Hände auf die Armlehnen und drücke mich hoch. »Na gut.«
»Setz dich. Scheiße.« Er fährt sich über die Glatze und atmet tief aus, während er sich auf den Stuhl plumpsen lässt. »Ich hasse dich, du Arsch«, brummt er.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Darfst du das zu einem Untergebenen sagen?«
»Ich habe einen Job für dich.«
Das klingt interessant, ich beuge mich vor, und die Belustigung verschwindet aus meinem Gesicht.
Endlich.
»Warst du schon mal in Kinland?« Er wirft einen Ordner auf den Tisch, der Knall hallt in meinen Ohren wider, und ein paar schwarz-weiße Überwachungsfotos rutschen seitlich heraus.
Ich strecke den Arm aus und hebe sie auf.
»Ja, ein paarmal«, sage ich lässig, um mich nicht darauf zu konzentrieren, wie sich alles in mir zusammenzieht, wenn ich an die zweistündige Fahrt von Chicago nach Kinland denke, auf die Mom mich und meine Schwester immer mitnahm. »Aber ich war schon lange nicht mehr dort. Nicht seit meiner Kindheit.« Beim letzten Wort bricht meine Stimme ein wenig, Unbehagen kriecht mir über den Nacken.
Ich räuspere mich und schaue die Fotos durch. Auf einem laden Leute Kisten von einem Sattelschlepper. Auf einem anderen grinst ein älterer Mann mit zurückgegelten grauen Haaren und Tattoos von den Fingern bis zum Kinn den Typen neben ihm an. »Wer ist das?«
»Das ist Farrell Westerly. Schon mal von ihm gehört?«
Ich schüttele den Kopf.
»Irischstämmiger Amerikaner mit einem gewöhnlichen Vorstrafenregister. Hat acht Jahre im Gilyken Penitentiary verbracht, bevor er wegen guter Führung auf Bewährung entlassen wurde. Ist vor einiger Zeit wiederaufgetaucht. Sieht so aus, als wäre er überall.«
Ich grinse. »Ein geläuterter Sträfling?«
»Sind sie das nicht alle?«, schnaubt Cap. »Sie leiten die Geschäfte von Kinland aus und überschwemmen die Straßen mit so nem neuen Zeug.«
Mir dreht sich der Magen um. Der »neue« Scheiß heißt Flying Monkey und verbreitet sich rasant. Ähnlich wie jedes andere Heroin, nur anders. Es ist verdammt populär, sodass überall Nachahmer auftauchen, die es kopieren wollen und scheitern. Und deshalb sterben noch mehr Menschen an gepanschten Drogen.
Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich mir das Foto der beiden Männer genauer an. »Ist das …«
»Ist es.«
Ausatmend lehne ich mich zurück und erkenne die kräftige Statur. »Ezekiel O’Connor.«
Mir wird übel, und ich lege die Fotos zurück auf den Schreibtisch. Ezekiel ist in unseren Kreisen bekannt. Sein Vater, Jack O’Connor, war in Chicago als Kopf der irischen Mafia berühmt-berüchtigt. Er war skrupellos. Aber das war, bevor ihre Macht vor Jahren gebrochen und...
Erscheint lt. Verlag | 29.8.2024 |
---|---|
Reihe/Serie | Never After | Never After |
Übersetzer | Victoria Anagour |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Agent • Booktok • Dark Romance • Der Zauberer von Oz • female villain • Fractured Fairy Tale • Gangster • Happy End for Villains • Jane S. Wonda • Kartell • Liebesgeschichte • Liebesroman • Mafia • Penelope Douglas • Powerfrau • Rache • Retelling • Slow Burn Romance • Spiegel Bestseller Autorin • starke Heldin • TikTok Buch • undercover • Unterwelt |
ISBN-10 | 3-377-90110-8 / 3377901108 |
ISBN-13 | 978-3-377-90110-1 / 9783377901101 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 7,7 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich