Herzklopfen im Hühnerhotel (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
320 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-31670-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Herzklopfen im Hühnerhotel - Tina Wolf
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Eine folgenreiche Verwechslung, Hühner im Garten und Herzklopfen in den Dünen
Beim Mädels-Urlaub auf Föhr stößt Klara auf das schönste und vermutlich kleinste Friesenhaus, das sie je gesehen hat. Eine Schar von Hühnern im Garten und Rauhaardackel Schröder inklusive. Von einem ihr Unbekannten wird sie für die Erbin dieses magischen Ortes in den Dünen gehalten. Von einer Verwechslung will der ältere Mann nichts wissen, drückt ihr den Schlüssel in die Hand und weg ist er. Widerwillig bleibt Vagabundin Klara über Nacht, schließlich müssen die Tiere gefüttert werden. Doch das charmante Häuschen mit seinen Hühnern lässt ihr Herz schnell höher schlagen: Was wäre wenn? Wenn sie eine Weile dort bleiben, sich um alles kümmern würde? Und gerade als sie feststellt, sie möchte nie wieder woanders sein, steht jemand vor der Haustüre, der ihren Puls höher schlagen lässt. Und das liegt nicht nur an seinem Aussehen ...

Tina Wolf stand fünfzehn Jahre für verschiedene TV-Sender vor und hinter der Kamera. Parallel dazu fing sie an, erfolgreich Bücher zu schreiben. Tina Wolf lebt mit ihrem Mann, Sohn und Hund in Hamburg. Ihre Freizeit verbringt sie aber am liebsten an der Nordsee.

2.


Ein paar Stunden zuvor

»Hi! Da seid ihr ja!«, freute sich Klara, nachdem sie aus ihrem VW-Kastenwagen – den sie vor vielen Jahren zu einem Van umgebaut und Otto getauft hatte – gehüpft war und ihren Freundinnen bei strahlendem Sonnenschein am Fähranleger von Dagebüll entgegenlief. Die Wartespuren für Autos, Wohnmobile und andere Fahrzeuge waren schon gefüllt. Alle warteten auf das Zeichen, dass sie ihren Motor starten und auf die Fähre fahren durften – dem Urlaub entgegen. Der Himmel war bilderbuchmäßig hellblau, die frische Brise angenehm, und die schreienden Möwen verliehen dem Nordsee-Urlaubsfeeling das i-Tüpfelchen.

»Wie cool! Jetzt kann es losgehen!«, rief Pirkko, ließ ihre Tasche fallen und fiel Klara um den Hals. Auf dem Rücken trug sie ihren grünen Rucksack, den sie sich vor vielen Jahren gekauft und mit dem sie schon die halbe Welt bereist hatte. Er war eine Konstante in ihrem Leben. Eine der wenigen. In etwa so wie Otto, mit dem Klara die längste Beziehung ihres Lebens hatte. Im Gegensatz zu Sophie waren sie beide immer noch auf der Suche. Manchmal wusste Klara selbst nicht wonach.

»O mein Gott, ist unser letztes Treffen schon wieder lange her!«, stellte Klara fest, schob ihre Sonnenbrille hoch und betrachtete Pirkko kurz, nachdem sie sie wieder losgelassen hatte.

»Stimmt! Eine gefühlte Ewigkeit«, bestätigte Pirkko, während Klara Sophie in den Arm nahm, die sie anstrahlte. Wie ein Engel, dachte Klara jedes Mal, wenn sie ihre Freundin ansah. Ein Engel mit braunen Korkenzieherlocken. Fehlte nur der Heiligenschein.

»Na, du Liebe! Wie schön, dich wiederzusehen!«, freute sich auch Sophie. Die beiden gaben sich rechts und links Küsse auf die Wangen, dann wandte Klara sich wieder Pirkko zu.

»Auf alle Fälle war es vor dem Pony«, erklärte sie und deutete auf den sehr kurzen, gerade geschnittenen Pony, der – wie sie fand – extrem gut zu ihr und der blondierten Kurzhaarfrisur passte – und »vor der Palme« setzte sie hinzu, sie hatte gerade eben erst eine kleine feine Tätowierung auf der Hand ihrer Freundin entdeckt.

»Stimmt! Die kennst du noch gar nicht.«

»Von denen wirst du auf Föhr übrigens nicht allzu viele sehen«, erklärte Klara und machte eine auffordernde Handbewegung Richtung VW-Bus.

»Da hast du recht. Deshalb trage ich sie jetzt immer bei mir. Damit ich nie vergesse, wofür mein Herz schlägt!«

»Für Kokosnüsse?«, witzelte Sophie und griff nach ihrem schwarzen Trolley, den sie neben sich abgestellt hatte.

»Auch das!«, bestätigte Pirkko und nahm ihre Umhängetasche wieder hoch. »Hauptsache Meer und Sonne. Und vielleicht kommt noch ein Seehund dazu. Wer weiß!«

»Bei dir weiß man nie!«, meinte Sophie schmunzelnd und zwinkerte ihr zu.

»Stimmt!«

»Irgendwann siehst du aus wie das Ausmalbuch von Emma«, neckte Sophie sie, legte ihre Hand als Sonnenschutz an die Stirn und sah in den Himmel, wo sich zwei Möwen lautstark stritten.

»Prima! Das ist mein Ziel! Ich kann sie ja anrufen, wenn es so weit ist, und dann kommt sie zum Ausmalen vorbei.«

Sophie schüttelte lachend den Kopf.

»Ihr Quatschnasen! Kommt, Otto wartet schon! Ich glaube, es geht gleich los«, forderte Klara die beiden auf und sah dabei auf ihre Armbanduhr. Die Möwen zogen schreiend über ihnen aufs offene Meer Richtung Nordfriesische Inseln. Dorthin, wo sie dieses verlängerte Wochenende – weit weg von Alltag, Job, Kindern, Männern, Frauen und was auch immer – genießen wollten. Ihr Mädelswochenende, auf das sich alle drei schon so lange gefreut hatten. Endlich waren sie wieder zusammen.

Sophie war aus Köln und Pirkko aus Berlin mit dem Zug bis nach Dagebüll gereist. Klara war mit Otto aus Kiel gekommen, wo sie noch ihre Mutter besucht hatte.

»Hast du an den Champagner gedacht?«, wollte Pirkko wissen, nachdem sie ihren Rucksack vor der erhöhten Liegefläche, die als Bett diente, abgestellt hatte.

»Natürlich! Was denkst du? Ich habe den Supermarkt leer gekauft, bevor ich an meine Zahnbürste gedacht habe!«

»Dann bin ich ja beruhigt«, meinte Pirkko schmunzelnd und sah sich in dem Bus um, der Klaras zweite Heimat war. Manchmal auch die erste. Wenn sie wieder vor den Dauerregenmonaten aus Hamburg floh und den Winter im Süden verbrachte. Auf Sardinien, in Griechenland oder wo es sie gerade hinzog. Hauptsache in die Sonne. Das machte sie seit Jahren, und manches Mal hatte sie schon daran gedacht, dort für immer zu bleiben. Doch irgendwann hatte es sie wieder zurückgezogen – in ihren Heimathafen. Allerdings hatte sie davon so viele, dass sie sich immer wieder fragte, welches der wirkliche, echte Heimathafen war. Kiel? Hamburg? Oder einer der kleinen Fischerorte am Mittelmeer, die sie so liebte?

Otto war ihr Rückzugsort, und durch die Möglichkeit, jederzeit losfahren zu können, bedeutete er für sie zugleich die immer präsente Freiheit. Schon seit vielen Jahren war er Teil ihres Lebens. Lange bevor all die anderen während des Lockdowns auf die Idee gekommen waren, ihr Bett und ihr Dach einfach dahin mitzunehmen, wohin auch immer sie wollten, war sie schon mit Otto unterwegs gewesen – am Strand von St. Peter-Ording, irgendwo in Dänemark, Österreich oder eben auch Südeuropa – denn sie war frei. Und sie fühlte sich hier mehr zu Hause als in ihrem WG-Zimmer in Hamburg. Die Frage, warum sie sich dort, wo sie niemanden kannte, wohler fühlte, sich selbst immer näher war als dort, wo sie die Menschen zu kennen meinte, warum sie immer dann weiterfuhr, wenn sie das Gefühl hatte, alles gesehen und aufgesogen zu haben, konnte sie sich nicht beantworten. Es war ein innerer Motor, der sie trieb. Auf ihrem Instagram-Account, auf dem sie irgendwann angefangen hatte, zu zeigen, wo sie gerade war, folgten ihr Tausende. Sie alle sahen, wo sie morgens ihre Yogamatte ausrollte, was sie sah, wenn sie Ottos Gardinen beiseiteschob oder die Heckklappe öffnete. Berge, klare Seen, den Tau auf den Blättern, die Wellen der Meere, die Einsamkeit der Wälder. Den Duft der frischen, kalten Luft am frühen Morgen, der Kiefern, des Kaffees, den sie in der Hand hielt. All das meinte man riechen zu können, wenn man sich ihre Bilder, Storys und Reals ansah. Man war Teil ihres Lebens, man gehörte dazu. Genau das liebten ihre Follower. Ein Stück der Freiheit mitatmen zu können. Klara lebte das Leben, das sich viele wünschten. Die gefangen waren in ihrem Hamsterrad. Die sich nicht trauten auszubrechen. Von ihrer inneren Unruhe, ihrer Suche wusste niemand etwas, der in ihre digitale Parallelwelt eintauchte und ihr Herzen schickte.

»Das sieht hier immer noch genauso aus, wie … immer«, stellte Pirkko fest und sah sich in dem Van um, den Klara mit viel Liebe ausgebaut und eingerichtet hatte. Das gemütliche Bett am Ende des Busses, die kleine Küchenzeile mit der schmalen Holzarbeitsplatte, die Regale, in denen Becher und Teller so standen, dass sie in der nächsten Kurve nicht rausflogen, die kleine Sitzecke, die für zwei reichte, in der sie aber meistens allein saß.

»Nicht ganz«, erklärte Klara, ging an ihr vorbei und öffnete die Tür, hinter der sich ihr Minibad befand, das jetzt eher an eine Minibar erinnerte.

»Tadaaa!«

Die beiden anderen machten lange Hälse und versuchten, an ihr vorbei einen Blick in das winzige Bad zu werfen. Auf dem Boden standen mehrere Flaschen Champagner in einem Karton.

»Erwarten wir Gäste?«, wollte Sophie wissen und sah Klara mit großen Augen an.

»Man kann ja nie wissen«, gab diese zurück, schloss die Tür wieder und ging mit geducktem Kopf nach vorn zu ihrem Fahrersitz.

»Und außerdem wird der bekanntlich nicht schlecht«, schob sie hinterher.

»Die Gefahr besteht definitiv nicht! Ich bin ja Gott sei Dank dabei«, meinte Pirkko, und alle drei mussten lachen. Pirkko war ihre Partyqueen und hatte in den vergangenen Jahren, nein, Jahrzehnten konnte man inzwischen schon sagen, für manch bleibende Erinnerung gesorgt. Keine war so gut darin, das Leben zu feiern wie sie. Mit oder ohne Champagner.

»So, Ladys. Dann wollen wir mal«, erklärte Klara, nachdem die Mitarbeiterin der Wyker Dampfschiffs-Reederei ihre Fahrkarten am runtergelassenen Fenster kontrolliert hatte. »Los geht’s!«

»Und eine von den Inseln da ist Föhr?«, wollte Sophie wissen, nachdem sie auf dem Deck angekommen waren und sie sich die Sonnenbrille aufgesetzt hatte. Sie machte einen langen Hals, als könne sie dadurch das, was sich da am Horizont links von ihnen abbildete, besser erkennen. Mit der einen Hand versuchte sie, zu verhindern, dass ihre braunen Locken sich vor ihre Brillengläser legten, mit der anderen hielt sie sich ihre blaue Steppjacke zu.

Pirkko zog sich ihre Teddyfelljacke über und den Reißverschluss hoch. An Deck war es frisch, musste auch Klara feststellen und überlegte, ob sie nicht den anderen dicken Pulli unten aus dem Van holen sollte, um ihn unter ihrem gelben Friesennerz anzuziehen. Ihre Jacke war zu dünn oder sie zu optimistisch gewesen, was die Temperaturen betraf.

»Nein«, erklärte Klara jetzt und drehte den Oberkörper ihrer Freundin, die direkt neben ihr am Geländer stand, in die andere Richtung.

»Das ist Föhr!«

»Ach!«, staunte Sophie, als hätte sie nicht mit der Größe der Insel gerechnet. Sie lebte nicht nur seit Jahren in Köln, Klara kam es auch in regelmäßigen Abständen so vor, als hätte ihre Freundin jegliche Liebe zum Meer, obwohl ja auch sie aus Kiel kam, irgendwo zwischen Modeboutiquen und Bergen verloren,...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • eBooks • feel good-roman • Föhr • Frauenromane • Freundinnen • friesenhäuschen • Geschenk Freundin • Geschenk für Frauen • Hühner • Inselroman • Liebe • Liebesromane • Neuanfang • neue Bücher 2024 • Neuerscheinung • neuerscheinung 2024 • Nordseeroman • Romane für Frauen • Sommer • Strandlektüre • Urlaub • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-641-31670-7 / 3641316707
ISBN-13 978-3-641-31670-9 / 9783641316709
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