Unsere Liebe war unerhört (eBook)

Historischer Roman. Eine Geschichte nach wahren Begebenheiten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
400 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-31032-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unsere Liebe war unerhört - Eva Müller
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Eine Liebe, die sich über Grenzen hinwegsetzt. Eine Vergangenheit, die nicht ruhen kann. Eine Familie, die über Generationen hinweg zusammenhält.
Sommer 1946: In einem bayerischen Dorf verliebt sich die junge Marga in den älteren Henryk. Sie stammt aus einer alteingesessenen katholischen Familie - er ist Jude und schlägt sich nach dem Krieg als Wanderkaufmann durch. Was er durchgemacht hat, erschließt sich ihr erst nach und nach, aber Marga kämpft für ihre gemeinsame Liebe. Henryk hat mit seinem Leben eigentlich abgeschlossen, als er Marga kennenlernt. Diese zweite Chance auf Glück, die sie ihm schenkt, grenzt für ihn an ein Wunder. Doch die Leute im Dorf finden Margas Interesse an Henryk unerhört. Solch eine Liebe dürfe doch nicht sein ...

Gegenwart: Jonathan, der erwachsene Sohn von Marga und Henryk, fühlt sich in seiner Heimat tief verwurzelt. Doch auch nach so vielen Jahren bekommt er noch immer die Abneigung zu spüren, die bereits sein Vater ertragen musste. Jonathan trägt die Bürde seiner Familiengeschichte in die nächste Generation und sucht seinen eigenen Weg, um mit ihr umzugehen.

Eine zutiefst bewegende Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht: Durch den seit Generationen bestehenden engen Kontakt zur Familie, die hinter den Romanfiguren steckt, hat Eva Müller in detaillierter Recherche und mit viel Feingefühl einen vielschichtigen Roman geschaffen.

Eva Müller ist der Mädchenname der Autorin mehrerer historischer sowie zeitgenössischer Romane. Sie wuchs in Passau auf und studierte in Regensburg. In ihren Romanen verarbeitet sie gern Stoffe mit historischem Hintergrund. Mit »Unsere Liebe war unerhört« widmet sich Eva Müller nun der wahren Geschichte einer Familie, die seit Generationen mit ihrer eigenen Familie verbunden ist.

Prolog


Passau, 1990, Jonathan

Jonathan hatte eindeutig zu viel Kaffee getrunken. Das Paragrafenlernen für die anstehende Zivilrechtsprüfung war dadurch auch nicht leichter geworden, und nun läutete die Kirchturmuhr der Severinskirche, es war zwei Uhr nachts, und er schlief noch immer nicht. Durch das geöffnete Fenster drängte die Sommerhitze herein, die nicht einmal in den Nächten mehr abzukühlen schien. Jonathan lag im Bett seiner Studentenwohnung in Passaus Innstadt, Mansarde, ganz oben unter dem Dach, und starrte an die Decke.

Die alten Gassen dieses Viertels waren bei den Studierenden beliebt, hier reihte sich Kneipe an Café an Bar, und das alles in historischen Gebäuden, die schöner nicht sein könnten. Obwohl abends das Leben pulsierte, herrschte tagsüber eine entspannte Beschaulichkeit. Norddeutsche Studenten, die an der Uni geschniegelt BWL paukten, standen nachts leger im T-Shirt hinter den Tresen der angesagten Lokale und mixten Getränke.

Die Nachbarn kannten einander, man grüßte sich auf der Straße, wie sich das gehörte. Der einzigartige Mix aus zwei Jahrtausenden Stadtgeschichte und ländlicher Fürsorglichkeit machte Passaus Charme aus. Natürlich gab es Rotlichtviertel, Bezirke, in denen man sich besser nicht herumdrückte. Dennoch konnten sich in der Dreiflüssestadt junge Menschen nachts noch sicher durch die Gassen bewegen. Das schätzten viele, auch Jonathan. Deshalb war er nach dem Abitur nicht nach München, Hamburg oder Berlin gegangen, sondern in der Heimat geblieben. Aufgewachsen auf dem niederbayerischen Land, lediglich zwanzig Minuten von Passau entfernt, genoss er die Freiheit, die eine eigene Wohnung ihm schenkte, ebenso wie die Nähe zu seinem Elternhaus.

Bis vor ein paar Tagen hatte er sich hier wohlgefühlt, aber nun war alles anders. Der Grund für seine Schlaflosigkeit lag ganz sicher nicht allein beim Kaffee. Doch daran wollte Jonathan im Moment nicht denken, das würde bestimmt nicht dabei helfen, Ruhe zu finden, er musste morgen früh aufstehen und jetzt dringend schlafen.

Irgendwann musste er doch eingenickt sein, denn plötzlich schreckte ihn ein Lichtschein auf.

Durch den mattierten Glasausschnitt seiner Schlafzimmertür fiel Licht herein, das nur aus dem erleuchteten Hausflur kommen konnte. Mit Entsetzen realisierte Jonathan, dass folglich seine Wohnungstür offen stehen musste, und tatsächlich zeichnete sich der Umriss eines Mannes wie ein Scherenschnitt auf dem Holzboden ab. Hinter ihm tauchte auch gleich noch ein zweiter auf.

Jäh war jegliche Müdigkeit wie weggeblasen. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt, sein Kopf vollkommen klar. Er musste handeln, wenn er die beiden Eindringlinge in die Flucht schlagen wollte. Jetzt war keine Zeit für Angst oder Zauderei.

Er saß vollkommen still in seinem Bett und zwang sich, ruhig zu atmen, während die Gedanken rasten. Sie durften nicht bemerken, dass er sie bereits entdeckt hatte, er brauchte den Vorteil der Überraschung, um eine Chance zu haben.

Der Erste drückte lautlos die Klinke der Schlafzimmertür hinunter, schwang sie auf und trat halb hindurch. Da schoss Jonathan blitzschnell vor und warf sich gegen die Tür. Mit einem überraschten Schmerzenslaut ließ der Mann etwas fallen, das klirrend auf dem Boden landete. Jonathan stieß einen Schrei aus und versetzte dem Unbekannten einen Faustschlag, so fest er konnte. Der Zweite kam gar nicht erst herein, sondern trat sofort den Rückzug an. Sein Kumpan rappelte sich rasch auf und folgte ihm. In der hellen Etagenbeleuchtung sah Jonathan für einen Moment ihre Gesichter. Er kannte die beiden!

Er lief ihnen nicht nach, schließlich war er nicht lebensmüde. Stattdessen schloss er seine Tür, verriegelte sie und lehnte sich von innen dagegen. Nun ging Jonathans Atem schnell und stoßweise, und ihm wurde übel. Erst als er sich wieder ein wenig sicherer auf den Beinen fühlte, hob er auf, was der Mann hatte fallen lassen. Es war ein Messer mit einer langen, scharfen Klinge.

Waren die beiden allen Ernstes gekommen, um ihn umzubringen? Immerhin gab es nichts von Wert zu stehlen, worum sonst also sollte es ihnen gegangen sein? Er dachte an den anonymen Anruf vom Montag. War es einer von den beiden gewesen, der ihn am Telefon bedroht hatte? Waren sie hier gewesen, um ihre Drohung Wirklichkeit werden zu lassen? Jonathan kam sich vor wie in einem schlechten Film.

Woher konnte er wissen, dass sie es nicht noch mal versuchen würden, später, morgen, kommende Woche?

An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken.

Am nächsten Tag radelte er zehn Minuten stramm zur Polizeiinspektion in der Regensburger Straße. Dort musste er über eine Stunde warten, bis jemand sein Anliegen aufnahm, und der Schreck der Nacht wich mehr und mehr der Wut darüber, hier nicht ernst genommen zu werden.

Im Kopf ging er die Noten des Klavierstücks durch, das er gerade einübte, um sich etwas abzulenken.

»Herr Stattler? Kommen Sie mit.« Ein Beamter in Uniform bat ihn an den Schreibtisch, tippte dann erst einmal ausgiebig in die Tastatur seines imposant dimensionierten Computers, bevor er innehielt und Jonathan zum ersten Mal richtig ansah. Anstatt ihm eine ordentliche Frage zu stellen, hob er allerdings lediglich die Augenbrauen, in einer stummen, etwas arrogant wirkenden Aufforderung.

»Ich wurde in meiner Wohnung überfallen«, begann Jonathan knapp, was ihm das Interesse seines Gegenübers endlich sicherte.

Der Beamte zückte einen Kugelschreiber, nahm sich ein Blatt Papier und forderte ihn auf, den Sachverhalt zu schildern. »Aha«, sagte er, als Jonathan geendet hatte, und sah auf seine hingekritzelten Notizen. »Dann nehme ich das mal in den Computer auf.«

»Dabei werden Sie feststellen, dass ich vor ein paar Tagen schon mal hier war und den Diebstahl meines Wagens anzeigen wollte.«

»Wieso wollte? Haben Sie ihn nun angezeigt oder nicht?«

»Ihr Kollege hat zwar die Meldung aufgenommen, war aber der Ansicht, eine Anzeige wäre sinnlos. Sicher finden Sie etwas darüber in Ihren Unterlagen.«

Es fiel Jonathan schwer, höflich zu bleiben. Am vergangenen Montag hatte er einen anonymen Anruf erhalten: »Morgen stehlen wir dein Auto, übermorgen bist du tot«, hatte ihm eine Männerstimme knapp und völlig emotionslos mitgeteilt.

Und in der Tat war sein guter alter VW Golf tags drauf verschwunden, zusammen mit Jonathans Anwohnerausweis und den Klaviernoten, die auf dem Beifahrersitz gelegen hatten. Natürlich war er zur Polizei gegangen, denn selbstverständlich hatte er das zur Anzeige bringen wollen – samt der wenig subtilen Todesdrohung. Das war ja schließlich nichts Harmloses, Alltägliches, sondern etwas, das ihn völlig erschütterte. Doch was würde es bringen, seine Wut und seine Ohnmachtsgefühle dem Beamten gegenüber auszupacken?

Und selbstverständlich hatte er dem Beamten am Dienstag auch von den beiden jungen Männern erzählt, die an jenem Tag in der Vorlesung in seiner Nähe gesessen hatten und die er in der Nacht in seiner Wohnung wiedererkannt hatte. Jurastudenten wie er waren das keine, er kannte sämtliche Kommilitonen aus seinem Semester.

Jonathan hatte nicht auf den Vortrag des Professors geachtet, sondern sich mit Kerstin Bauer unterhalten, die neben ihm saß. Genau genommen hatte er ihr seine Familiengeschichte erzählt. Im Nachhinein ärgerte sich Jonathan, durch das Interesse der hübschen Kerstin geschmeichelt, abgelenkt gewesen zu sein. Sonst hätte er die zwei Burschen hinter sich viel früher bemerkt, die lange Ohren gemacht hatten.

Die Anwesenheit der Männer hatte ihn nervös gemacht, vollkommen unbegründeterweise, wofür er sich hinterher fast ein wenig geschämt hatte. Nach der Vorlesung hatten die beiden den Hörsaal sofort wieder verlassen, ohne sich in irgendeiner Form auffällig zu benehmen.

Aber es waren eindeutig die beiden gewesen, die nachts bewaffnet in seine Wohnung eingedrungen waren.

»Ich habe ihre Gesichter genau gesehen und die beiden wiedererkannt«, schloss Jonathan seine Schilderung. »Sie müssen es auch gewesen sein, die mich angerufen und mein Auto gestohlen haben. Ihr Kollege vorgestern hat den Sachverhalt zwar aufgenommen, aber er hat mir sehr deutlich gesagt, ich solle mir nicht einbilden, das Auto dadurch wiederzubekommen. Wenn keinerlei handfeste Beweise vorliegen, könne man eben nichts machen.«

»Haben Sie denn heute welche?«, fragte der Beamte mit skeptischem Blick, und da wusste Jonathan, es war auch diesmal zwecklos. Man würde ihm auch heute nicht weiterhelfen, sich darauf hinausreden, dass ja eigentlich gar nichts passiert sei, und so ganz ohne Namen oder weitere Informationen wäre eine Fahndung ohnehin vollkommen aussichtslos.

Der Polizeibeamte sagte sogar: »Also ehrlich, Herr Stattler, da müsste es zumindest Aufzeichnungen von einer Überwachungskamera geben, damit man dem überhaupt nachgehen könnte.«

»Eine Überwachungskamera? Ich wohne nicht im Fünf-Sterne-Hotel, sondern in einer Studentenbude!«

»Bitte mäßigen Sie Ihren Ton.«

Der Ordnung halber zeigte ihm Jonathan das Messer, allerdings wollte sein Gegenüber es nicht haben. Ein Beweis sei das noch lange nicht, behauptete der Beamte, so ein Küchenmesser gäbe es schließlich an jeder Ecke zu kaufen, das könnte Jonathan genauso gut einfach so mitgebracht haben.

»Überhaupt – was sollen wir da jetzt machen? Falls Ihre Geschichte stimmt, sind die Kerle doch längst über alle Berge. Ihnen ist nichts passiert, und gestohlen wurde auch nichts, dafür sollten Sie dankbar...

Erscheint lt. Verlag 12.6.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • Antisemitismus • Barbara Leciejewski • Bauern • Bayern • Deutsche Geschichte • Deutschland • Dorfleben • eBooks • Familie • Familiensaga • Felicitas Fuchs • Frauenromane • Historische Liebesromane • historischer roman 2024 • Juden • Krieg • Landleben • Landwirtschaft • Liebe • Liebesromane • Nachkriegsdeutschland • Nachkriegsjahre • Nationalsozialismus • Neuerscheinung • Susanne Abel • Trude Teige • Wahre Begebenheit • Widerstand • Wiederaufbau
ISBN-10 3-641-31032-6 / 3641310326
ISBN-13 978-3-641-31032-5 / 9783641310325
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