Café Alba (eBook)

Ein Traum aus Nuss und Schokolade. Piemont-Saga

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
452 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-5584-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Café Alba - Emilia Lombardi
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Ein Café im Piemont. Ein großer Traum. Ein geniales Rezept

Alba im Piemont, 1946. Mit klopfendem Herzen erreicht die 16-jährige Francesca die Stadt. Die Winzertochter soll als Hausmädchen für die Familie Milani arbeiten, die dort das berühmte Café Alba betreibt. Schon bald fühlt Francesca sich magisch angezogen von der Backstube mit ihren süßen Wohlgerüchen. Ein unerwartetes Ereignis bringt sie Matteo näher, dem Sohn des Hauses. Als dieser ihr eines Tages anvertraut, dass das Café wegen enorm gestiegener Kosten für Kakao vor dem Ruin steht, erinnert Francesca sich an die Haselnusshaine in ihrer Heimat. Und hat eine Idee mit weit reichenden Folgen, nicht nur für das Café Alba ...
Eine mitreißende Geschichte um eine starke junge Frau und ein charmantes Traditionscafé im Herzen des Piemont, die genussvoll zum Schwelgen und Träumen einlädt



<p><strong>Emilia Lombardi </strong>ist das Pseudonym einer deutschen Bestsellerautorin, die mit zehn Jahren zum ersten Mal nach Italien kam, wo sie sich sofort in Land und Leute verliebte. Etwa zur gleichen Zeit begann sie auch davon zu träumen, Bücher zu schreiben. Seit Abschluss ihres Germanistikstudiums hat sie erfolgreich zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen es um Liebe, Geheimnisse und starke Frauen geht. <br /></p>

Kapitel 2


Italien, Piemont, Mai bis Juni 1946

In den nächsten Wochen gewöhnte sich Francesca rasch an den neuen Tagesablauf. Sobald Antonella sie morgens weckte, sprang sie aus dem Bett, wusch sich und schlüpfte in die Kleidung, die sie von Signora Milani bekommen hatte. Wenige Tage nachdem sie nach Alba gekommen war, hatte die Hausherrin ihr ein Paket mit Blusen, Röcken, Schürzen und Strümpfen überreicht, die sie für Francesca bestellt hatte. Als Francesca die Kleidungsstücke aus dem Papier nahm, stiegen ihr Tränen in die Augen. Alles war vollkommen neu, es roch ganz leicht nach Essig, ein Geruch, den Francesca von den Stoffen kannte, die ein Händler anbot, der regelmäßig nach Monchiero kam. Ehrfurchtsvoll strich sie über die teure dicke Baumwolle der Strümpfe und war der Signora unendlich dankbar, dass sie ihr all diese schönen Sachen gekauft hatte. Immer wieder betrachtete Francesca sich verstohlen in einem der Spiegel, an denen sie vorbeikam, und bewunderte den fließenden Stoff, der ihre zarte Figur betonte. Die Röcke gingen bis unters Knie, die schwarzen Baumwollstrümpfe passten sehr gut dazu, die weißen Schürzen konnte Francesca in der Taille eng binden.

Die Tage vergingen mit dem Säubern der Zimmer, dem Servieren bei Tisch und ihrer Hilfe für Antonella, von der Francesca viel lernte. Aber es war nicht nur so, dass Antonella ihr beibrachte, wie sie Gnocchi, Agnolotti oder Peperoni con bagna machte, wie sie Gemüse einlegte und Vitello tonnato oder Fisch und Fleisch zubereitete, oft fragte die Köchin auch Francesca nach Rezepten, die sie von zu Hause kannte. Und so übernahm Antonella die Lasagne mit Fenchel und Oliven oder die Polenta nach altem Familienrezept, die es auf dem Weingut regelmäßig gegeben hatte. Für Francesca war es eine vollkommen neue Erfahrung, dass sie etwas weitergeben konnte und sich jemand für ihr Wissen interessierte. Stolz servierte sie beim Abendessen die Polenta, die Antonella nach Francescas Familienrezept zubereitet hatte, und freute sich insgeheim, als der Signore noch eine zweite Portion davon verlangte.

»So etwas könnten wir auch im Café anbieten«, sagte Signor Milani kauend und deutete auf die Polenta. »Ich denke schon seit Längerem daran, dass wir auch herzhafte Speisen auf unsere Karte nehmen könnten.«

Die Signora schnalzte abfällig mit der Zunge. »Und woher sollen die Lebensmittel dafür kommen? Du weißt doch selbst am besten, wie schwer es ist, überhaupt genug Mehl und Zucker zu bekommen.«

Der Signore häufte einen Berg Polenta auf seine Gabel. Sein schwarzer Schnauzbart, dessen Enden etwas traurig nach unten hingen, zitterte leicht. »Nun, du bist doch ganz hervorragend darin, alles zu beschaffen, was wir an Lebensmitteln benötigen.«

Der Signore war Francesca während ihrer ersten Wochen immer sympathischer geworden. Im Gegensatz zu der Signora lächelte er freundlich, wenn er Francesca sah. Er strich sich permanent über den mächtigen Schnurrbart, war aber oft bei schlechtem Appetit und ließ seinen Teller halb voll stehen, wie Francesca schon festgestellt hatte. Deshalb war er vermutlich auch so schlank. Dabei war er hochgewachsen, hatte ein edles schmales Gesicht, die Wangen wirkten etwas eingefallen, die Augen waren genauso dunkel wie die seines Sohnes und das Haar ebenso lockig und widerspenstig.

Die Signora schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »No, das ist keine gute Idee. Wir bleiben bei unseren Kuchen, Kleingebäck und den Likören. Basta!«

Francesca sah beschämt zu Boden, es war ihr unangenehm, Zeugin dieses Gesprächs zu sein, bei dem die Signora ihren Gatten in die Schranken wies. Aber Antonella hatte ihr eingeschärft, das Esszimmer keinesfalls ohne Anweisung oder Auftrag zu verlassen. Daher stand sie neben dem Büfett an der Wand und versuchte, so unauffällig wie möglich zu sein. Außerdem befürchtete sie, die Aufmerksamkeit erst recht auf sich zu ziehen, wenn sie jetzt den Raum verließ.

»Madre, ich finde die Idee gar nicht so schlecht«, mischte sich in diesem Moment Matteo ein.

Francesca sah erschrocken zum Tisch, und ihr entging nicht der strenge Blick, den Signora Milani ihrem Sohn zuwarf. »Halte dich da raus, Matteo. Das geht dich nichts an.«

Der Signore räusperte sich. Die gefüllte Gabel schwebte in der Luft. »Nun, er wird den Betrieb eines Tages erben, so Gott will, und daher sollte er ruhig …«

»Senza senso!« Die Signora machte mit einer Handbewegung deutlich, dass sie das Thema für beendet hielt.

»Wir werden sehen, mia cara.« Der Signore aß lächelnd die Polenta, die ihm gut zu bekommen schien. Francesca bewunderte ihn immer wieder für seinen Gleichmut, die Signora neigte dazu, ihrem Mann über den Mund zu fahren, und der Signore schwieg dazu mit einem sanften Lächeln. Doch nicht selten hatte Francesca auch beobachtet, dass die Signora später dann doch einlenkte. Anscheinend war sie eine Frau, die zuerst Einwände vorbringen musste, bevor sie in Ruhe über etwas nachdachte.

Francesca sah zu Matteo hinüber und meinte, an seiner angespannten Körperhaltung und dem finsteren, nachdenklichen Blick zu erkennen, dass er noch nicht mit dem Thema abgeschlossen hatte.

Francesca nahm die Weinflasche, um nachzuschenken. Keiner der drei schien sie wahrzunehmen, wie sie erleichtert feststellte. Es schien also auch niemandem von ihnen unangenehm zu sein, dass sie die Streitereien der Familie mitbekam. Insgeheim bewunderte sie die Signora dafür, dass sie so vehement ihre Meinung vertrat und sich über die Männer hinwegsetzte, zumal es doch die Aufgabe des Mannes war, Entscheidungen zu treffen.

Zugleich hatte Francesca nach wie vor Angst vor der Signora, auch wenn diese sie die meiste Zeit ignorierte. Die Anweisungen erhielt Francesca in der Regel von Antonella, nur selten sollte sie auf Geheiß der Signora etwas erledigen. Francesca gab sich große Mühe, die strenge Hausherrin zufriedenzustellen, die den Vormittag in ihrem Büro verbrachte und den Nachmittag meist außer Haus war, um Einkäufe zu erledigen, andere Damen zu besuchen oder in der Kirche für den vermissten Sohn zu beten.

Francesca bemühte sich, der Signora keinen Anlass zur Kritik zu geben, und arbeitete fleißig und konzentriert. Am liebsten war sie frühmorgens, nachdem sie die Backstube gewischt hatte, unten im Café. Anfänglich hatte sie hier zweimal in der Woche die Böden geputzt, die Tische mit Essig abgerieben, bis sie glänzten, und am Sonntag die Backstube gründlicher gereinigt. Doch schon bald verlangte Signor Milani von Francesca jeden Tag vor der Öffnung eine Reinigung des Cafés, weil den Gästen anscheinend die neue Sauberkeit zusagte. Und auch wenn das für Francesca nun zusätzliche Arbeit bedeutete, freute sie sich über die neue regelmäßige Aufgabe. Denn sie liebte es, frühmorgens in dem großen leeren Café allein zu sein.

Francesca stellte ihre Eimer ab und sog den Duft tief ein, der hier unten ganz besonders war. Es roch nach Schokolade und Gebäck, aber auch nach Kaffee und Likör. Und während Francesca die Spiegel an den Wänden polierte, stellte sie sich das Gewimmel der Gäste vor, die wenig später hier an den runden Tischen sitzen würden. Sie hatte inzwischen auch alle Servierfräulein kennengelernt und mochte besonders Angelina, die sie an ihrem Ankunftstag nach oben geführt hatte. Angelina war einundzwanzig und somit nur fünf Jahre älter als Francesca. Angelina war nicht nur deutlich jünger als ihre drei Kolleginnen, sondern auch die tollpatschigste von allen vieren.

Eines Morgens, als das Café bereits geöffnet hatte und Francesca gerade die Treppe putzte, hörte sie unten ein lautes Scheppern. Kurz darauf kam Angelina hektisch in den Flur gerannt und holte Besen und Wischlappen aus einer Kammer, wirkte dabei jedoch vollkommen hilflos. Francesca fragte sie, ob sie ihr vielleicht helfen könne.

»Oh, das wäre wunderbar«, rief Angelina erleichtert und deutete auf die Tür zum Café. »Ich habe nicht aufgepasst und ein voll beladenes Tablett mit Kaffee, Limonade und Tellern fallen lassen.«

Francesca eilte also mit ihrem Eimer und einem Besen in den Gastraum, während Angelina sich ein zweites Mal um die Bestellungen kümmerte.

Und das war das erste Mal, dass Francesca das Café, außer an ihrem Ankunftstag, mit Gästen besetzt erlebte. Kaum jemand nahm sie wahr, ein paar Frauen sahen kurz zu ihr hinüber, als sie am Boden hockte und die Scherben und Gebäckreste aufsammelte. Francesca konnte nicht widerstehen, sich verstohlen umzuschauen, während sie das Kehrblech hinaustrug. Beinahe alle der kleinen runden Marmortische waren besetzt. Es duftete nach Kaffee, Zitronen und Schokolade. An einigen Tischen saßen ein paar ältere Männer bei Espresso und Likör zusammen, an anderen sah sie Frauen bei Kaffee und Kuchen, und auch einige Paare schienen unter den Gästen zu sein. Francesca betrachtete zwei Frauen mittleren Alters, die moderne Kostüme in Himmelblau und Rostrot trugen, deren luftiger Baumwollstoff die Knie umspielte. Die beiden hatten auch Seidenstrümpfe an, und Francesca hätte zu gern gewusst, wie sich diese wohl auf der Haut anfühlten. Ob sie sich jemals auch solche Strümpfe würde leisten können?

An einem anderen Tisch saß eine Mutter mit ihrem vielleicht sechs Jahre alten Sohn, der mit großen Augen um sich schaute. Francesca musste lächeln, als sie den Jungen sah. Genauso überwältigt von all den Eindrücken fühlte sie sich selbst. Die Mutter trug klobige Schuhe. Ihre Bluse und der Rock ähnelten der Kleidung, die Francesca von zu Hause kannte, und waren bestimmt selbst genäht. Ihre Handtasche war aus Kordstoff und bereits mehrere Male...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie Café-Alba-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alba • Café • Drama • Ermächtigung • Familiensaga • Konditorei • Konkurrenz • Lebenstraum • Liebe • Nachkriegszeit • Nougat • Piemont • Saga • Schokolade • Solidarität • Starke Frau • Süßwaren • Unternehmerfamilie • Vierzigerjahre • Vision
ISBN-10 3-7517-5584-5 / 3751755845
ISBN-13 978-3-7517-5584-9 / 9783751755849
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