Isländersagas 3 (eBook)
656 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491951-5 (ISBN)
Klaus Böldl, geboren 1964 in Passau, debütierte 1997 mit dem Roman ?Studie in Kristallbildung?. Seither erschienen die Erzählung ?Südlich von Abisko?, das poetische Reisebuch ?Die fernen Inseln?, sein Buch über Passau ?Drei Flüsse? und die Romane ?Der nächtliche Lehrer? und ?Der Atem der Vögel?. Für sein literarisches Werk wurde Klaus Böldl mit dem Tukan-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis, dem Hermann-Hesse-Literaturpreis sowie dem Friedrich-Hebbel-Preis ausgezeichnet. Er lehrt mittelalterliche skandinavische Literatur an der Universität Kiel. Literaturpreise: Friedrich-Hebbel-Preis 2013 Andreas Vollmer war Lektor für Isländisch an der Humboldt-Universität zu Berlin und übersetzt isländische Literatur. In der Mediävistik beschäftigen ihn Fragen der Überlieferung und Edition von mittelalterlichen Texten. Julia Zernack ist Professorin für Skandinavistik an der Johann Wolfgang Goethe- Universität in Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen gelten unter anderem der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens und Islands sowie ihrem Nachleben in der Neuzeit. Andreas Vollmer war Lektor für Isländisch an der Humboldt-Universität zu Berlin und übersetzt isländische Literatur. In der Mediävistik beschäftigen ihn Fragen der Überlieferung und Edition von mittelalterlichen Texten. Julia Zernack ist Professorin für Skandinavistik an der Johann Wolfgang Goethe- Universität in Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen gelten unter anderem der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens und Islands sowie ihrem Nachleben in der Neuzeit. Betty Wahl übersetzt aus dem Isländischen und ist freie Dozentin für Alt- und Neuisländisch. Sie hat Autoren wie u.a. Sjón, Gyrðir Eliasson oder Jón Gnarr übersetzt und war 2011 an der Neuübersetzung der Isländersagas beteiligt. Dabei verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt allmählich in Richtung Island; heute lebt und arbeitet sie abwechselnd in Reykjavík und Frankfurt am Main.
Klaus Böldl, geboren 1964 in Passau, debütierte 1997 mit dem Roman ›Studie in Kristallbildung‹. Seither erschienen die Erzählung ›Südlich von Abisko‹, das poetische Reisebuch ›Die fernen Inseln‹, sein Buch über Passau ›Drei Flüsse‹ und die Romane ›Der nächtliche Lehrer‹ und ›Der Atem der Vögel‹. Für sein literarisches Werk wurde Klaus Böldl mit dem Tukan-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis, dem Hermann-Hesse-Literaturpreis sowie dem Friedrich-Hebbel-Preis ausgezeichnet. Er lehrt mittelalterliche skandinavische Literatur an der Universität Kiel. Literaturpreise: Friedrich-Hebbel-Preis 2013 Andreas Vollmer war Lektor für Isländisch an der Humboldt-Universität zu Berlin und übersetzt isländische Literatur. In der Mediävistik beschäftigen ihn Fragen der Überlieferung und Edition von mittelalterlichen Texten. Julia Zernack ist Professorin für Skandinavistik an der Johann Wolfgang Goethe- Universität in Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen gelten unter anderem der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens und Islands sowie ihrem Nachleben in der Neuzeit. Andreas Vollmer war Lektor für Isländisch an der Humboldt-Universität zu Berlin und übersetzt isländische Literatur. In der Mediävistik beschäftigen ihn Fragen der Überlieferung und Edition von mittelalterlichen Texten. Julia Zernack ist Professorin für Skandinavistik an der Johann Wolfgang Goethe- Universität in Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen gelten unter anderem der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens und Islands sowie ihrem Nachleben in der Neuzeit. Betty Wahl übersetzt aus dem Isländischen und ist freie Dozentin für Alt- und Neuisländisch. Sie hat Autoren wie u.a. Sjón, Gyrðir Eliasson oder Jón Gnarr übersetzt und war 2011 an der Neuübersetzung der Isländersagas beteiligt. Dabei verlagerte sie ihren Lebensmittelpunkt allmählich in Richtung Island; heute lebt und arbeitet sie abwechselnd in Reykjavík und Frankfurt am Main.
Die Saga von
Hallfreð dem Schwierigen
1 Die Ziehbrüder Óttar und Ávaldi
Ein Mann hieß Þorvald, der wurde »der Schlichter« genannt und wohnte auf der Insel Ylfi in Hálogaland[*]. Seine Frau war Þorgerð, eine Tochter Hallfreðs. Sie hatte einen Bruder namens Galti, ein mächtiger Mann, der in Sogn wohnte. Þorvalds Söhne hießen Óttar und Þorkell Silfri. Þorkell war außerehelich geboren.
Auf dieser Insel wohnte auch ein Mann, der Ingjald hieß; er hatte einen Sohn namens Ávaldi. Óttar wuchs bei Ingjald auf.
Sokki war ein großer Wikinger und von unleidlichem Wesen; er ging weithin auf Raubzüge und war ein Freund der Gunnhildssöhne, die zu jener Zeit über Norwegen herrschten.
Eines Nachts kam er auf Þorvalds Hof und sagte zu seinen Männern, dort sei reiche Beute zu machen, denn da wohne ein wohlhabender Mann, »und deshalb werden wir auf dem Gehöft Feuer legen.« Dies taten sie.
Þorvald eilte an die Tür und fragte, wer für dieses Feuer verantwortlich sei, und Sokki nannte seinen Namen. »Womit haben wir das verdient?«, fragt Þorvald, »ich kann mich nicht erinnern, dir etwas angetan zu haben.« Sokki entgegnet: »Darum geht es uns Wikingern auch nicht. Wir wollen dein Leben und dein Geld.« »Das liegt in diesem Fall schon in euren Händen«, sagt Þorvald. Nun überfallen die Wikinger den Hof mit Feuer und mit Waffen, und schließlich endete es damit, dass Þorvald mit vierzehn weiteren Männern in seinem Haus verbrannte, und nur wenige konnten sich aus den Flammen retten. Die Wikinger machten so viel Beute, wie sie tragen konnten.
Ein Teil der Horde zog weiter zu Ingjalds Hof und legte dort ebenfalls Feuer. Ingjald kam an die Tür und verlangte, dass man seine Männer unbehelligt entkommen lasse, doch das ließ sich nicht erreichen. Da sprach Ingjald zu den beiden Jungen, Óttar und Ávaldi: »Es sieht ganz danach aus, als sei mein Schicksal nun besiegelt, euch beide aber würde ich gerne aus diesem Feuer retten, damit ihr noch länger etwas vom Leben habt. Ich werde euch durch eine geheime Tür entkommen lassen, und ich denke, das hier wird euch wohl Grund genug zur Rache geben, wenn ihr es erst wieder zu Ansehen gebracht habt.« Sie antworten, den Willen hätten sie wohl, »doch eine Möglichkeit dazu sehen wir im Moment nicht.«
Darauf schlüpften sie durch die Geheimtür ins Freie, stahlen sich im Schutz der Rauchwolken unbemerkt davon und liefen ins Innere der Insel. Und wegen des Getöses und der Feuersbrunst, und weil sie noch nicht zum Sterben bestimmt waren, konnten sie fliehen und gelangten zu einem Bauern, der dort auf der Insel wohnte. Óttar fragte ihn: »Würdest du uns ans Festland übersetzen?« Der Bauer kannte die beiden und brachte sie an Land.
Dort kamen sie an eine Stelle, wo ein großes Heringsboot lag, dessen Besatzung von den Lofoten nördlich von dort stammte. Sie sagten, sie wären mittellose Burschen, und heuerten auf dem Schiff an. Dann segeln sie nach Süden mit, bis hinunter vor den Sognefjord; und da sagen die Jungen, dass sie noch weiter in die Fjorde hinein wollen, »denn wir haben hier Verwandte.« Der Schiffsführer sprach: »Ganz wie ihr wollt, schließlich seid ihr hier nicht schlechter dran als da, wo wir euch an Bord genommen haben. Ihr habt gute Arbeit geleistet, und ihr werdet gewiss bald zu noch Besserem Gelegenheit bekommen.« Und damit trennten sie sich.
Später am selben Tag kamen sie zu Galti, dem Mutterbruder Óttars, und setzten sich draußen vor dem Haus [auf ein Strohbüschel]. Galti kam zu ihnen hinaus und fragte, wer sie seien, und Óttar nannte ihre richtigen Namen. »Dann seid willkommen«, erwidert Galti, »kommt herein und nehmt Platz.«
Sie blieben sieben oder acht Winter lang, waren dort gern gesehen und wuchsen zu tüchtigen Männern heran. Zu jener Zeit ereignete sich die Schlacht bei Fitjar, in der König Hákon fiel und die Gunnhildssöhne die Herrschaft übernahmen. [Der Wikinger Sokki war, wie viele andere Unheilstifter, mit ihnen gut befreundet.] Eines Tages sprach Galti: »Mir scheint, Óttar, dass du derjenige von euch Ziehbrüdern bist, der den Ton angibt, und ich nehme an, du wirst einmal ein erfolgreicher Mann werden. Doch so wie die Zeiten hier in Norwegen sind, wage ich es nicht, euch noch länger bei mir zu behalten. [Denn jene Männer, die sich uns gegenüber schwer schuldig gemacht haben, als sie eure Väter töteten, werden gewiss fürchten, dass ihr wieder Macht erlangt, wenn sie wissen, dass ihr noch am Leben seid.] Deshalb werde ich euch mit Handelswaren ausstatten, damit sollt ihr nach England segeln und sehen, wie ihr dort zurechtkommt.«
Óttar sagte, er werde diese Ratschläge befolgen. Galti hatte zuvor ihre Ländereien verkauft und dafür Geld bekommen. Nun verlassen die Ziehbrüder Óttar und Ávaldi also das Land, segeln nach England hinüber und kommen dort zu Geld. Drei oder vier Winter lang unternahmen sie Handelsfahrten nach England und hatten sich dadurch bald großen Reichtum erworben. Dann fuhren sie auf die Orkney-Inseln und waren dort bei tüchtigen Männern gut angesehen. Da sprach Óttar zu Ávaldi: »Ich hätte große Lust, mir ein Schiff zu kaufen, damit nach Island zu fahren und mich dort niederzulassen, doch am liebsten hätte ich, wir würden vorher unsere Väter rächen, bevor wir hier endgültig alles zurücklassen.« Ávaldi überließ ihm darüber die Entscheidung. Dann kauften sie sich ein gutes Schiff und besorgten sich eine Mannschaft, nun segelten sie nach Norwegen, kamen nach Sogn zu Galti und erzählten ihm von ihrem Vorhaben. Galti spricht: »Das trifft sich gut, denn Sokki liegt mit seinem Schiff nicht weit von hier vor Anker, und des Nachts schläft er an Land auf einem Dachboden: Ich werde euch einen Mann besorgen, der darüber Bescheid weiß, und Sokki wird sich gewiss nicht genug vorsehen.«
2 Óttar und Ávaldi segeln nach Island
Nun gingen Óttar und Ávaldi von Bord ihres Schiffes; bei ihnen war ein Mann, der Steinn hieß. Spät am Abend kamen sie zu jenem Gehöft, in dem sich Sokki und sein Bruder Sóti nachts zum Schlafen aufhielten. Steinn ging allein zum Hof, kam dort bald mit Sóti und den anderen ins Gespräch und trank mit ihnen den ganzen Abend, und als sie zum Schlafen nach oben gegangen waren, gab Steinn Óttar und Ávaldi ein Zeichen. Sóti und seine Leute, insgesamt sieben Männer, gingen auf den Dachboden und wollten sich entkleiden. Doch nun kommt Óttar mit seinen Leuten hervor, er geht sogleich auf Sokki los, stößt ihm sein Schwert unterhalb der Rüstung in den Leib und bis in die Eingeweide hinauf, so dass Sokki sofort tot zu Boden fiel. Ávaldi hieb mit dem Schwert nach Sóti und schlug ihm beide Hinterbacken ab. Dann liefen sie alle wieder hinaus und verschwanden im Schutze der Dunkelheit. Sie kamen zu ihrem Schiff, legten sogleich ab und bekamen günstigen Wind, und ihre Fahrt galt als sehr gelungen.
Dies erfährt nun Gunnhild und sagt, es sei bedauerlich, dass sie jene Männer, die ihre Freunde auf so gemeine Weise getötet hätten, nicht selbst zu Gesicht bekommen habe; »doch ich weiß durchaus«, sagt sie, »wer das getan hat.«
Óttar und seine Leute gehen bei Blönduós an der Nordküste Islands an Land; doch zu dieser Zeit war dort schon alles Land besiedelt. Also erwarb Óttar von einem Mann namens Einar ein Stück Land auf Grímstunga im Vatnsdal und gab ihm dafür sein Handelsschiff. Dort gründete Óttar einen Hof. Ávaldi blieb den ersten Winter über bei ihm wohnen. Im folgenden Frühjahr kaufte er Land bei Knjúk im Vatnsdal und heiratete Hild, die Tochter des Eyvind Sörkvir. Ihre Tochter hieß Kolfinna, sie war eine schöne, aber hochmütige Frau.
Ein Mann hieß Ólaf, der wohnte auf Haukagil; er war ein wohlhabender Mann und war mit Þórhalla, eine Tochter von Ævar Gamli, verheiratet. Sie hatten eine Tochter namens Aldís, eine sehr tüchtige Frau. Um sie warb Óttar und bekam sie mitsamt einer reichen Mitgift. Sie hatten einen Sohn namens Hallfreð und einen zweiten namens Galti; ihre Tochter hieß Valgerð und war ein überaus schönes Mädchen.
Hallfreð wuchs bei Ólaf auf Haukagil als Ziehsohn auf und hatte es dort sehr gut. Er war schon früh groß und kräftig, von mannhaftem Aussehen, mit dunklen Augenbrauen, einer ziemlich hässlichen Nase und dunkelbraunem Haar, das ihm gut stand; als Skalde war er geschickt, doch er konnte verletzende Verse dichten und war überhaupt recht launenhaft. Beliebt war er nicht gerade.
Damals war Þorsteinn Ingimundarson der Mächtigste im Vatnsdal. Er wohnte auf Hof und galt dort in der Gegend als höchst angesehen; er war allseits beliebt, und das Glück war ihm gewogen. Seine Söhne hießen Ingólf und Guðbrand. Ingólf war der ansehnlichste Mann im Norden Islands, und über ihn gab es die folgende Strophe:
Alle Mädchen wollten
mit Ingólf gehen,
die erwachsen waren,
und es weinte die noch zu Kleine.
Auch ich, sprach die Alte,
werd’ mit Ingólf gehen,
solange mir zwei Zähne noch
zappeln im oberen Gaumen.
Auf Grímstunga wurde einmal ein Herbstgelage veranstaltet, bei dem auch Ballspiele stattfanden. Ingólf nahm daran teil, und mit ihm eine große Zahl junger Männer unten aus dem Tal. Das Wetter war gut, und die Frauen saßen draußen und sahen sich das Spiel an. Valgerð, die...
Erscheint lt. Verlag | 26.6.2024 |
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Reihe/Serie | Isländersagas | Isländersagas |
Übersetzer | Betty Wahl, Thomas Esser, Ursula Giger, Sabine Schmalzer, Kristof Magnusson, Mathias Kruse |
Zusatzinfo | 18 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Edda • Geschichten von alten Helden Islands • Island • Isländersagas • Nordische Heldensagen • Sagas • Sagen aus Island • VINLAND SAGA |
ISBN-10 | 3-10-491951-8 / 3104919518 |
ISBN-13 | 978-3-10-491951-5 / 9783104919515 |
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