Flammender Himmel über Köln (eBook)

Historischer Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7928-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Flammender Himmel über Köln -  Gabriele Goslich
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Köln, Mai 1910: Als der Halleysche Komet zum ersten Mal über der Stadt gesichtet wird, macht sich Panik in der Bevölkerung breit. Zur gleichen Zeit sterben in einem einsamen Haus im Ursulaviertel ein reicher Immobilienhändler und eine junge Fernsprechgehilfin. Ein erweiterter Suizid aufgrund der herrschenden Kometenfurcht? Kriminalkommissar Martin Ehrmanns nimmt die Ermittlungen auf. Rätselhafte Spuren führen ihn durch die rasant wachsende Metropole am Rhein. Da taucht eine weitere Leiche auf ...

Gabriele Goslich wurde 1954 in Düren bei Köln geboren. Sie promovierte an der RWTH Aachen mit einer Arbeit über Karl Jaspers. Nach ihrem Dienst als Lehrerin und Rektorin an verschiedenen Grundschulen in Nordrhein-Westfalen und als Fachleiterin für das Fach Deutsch im Rahmen der zweiten Lehrerausbildung widmet sie sich nun als freie Autorin dem Schreiben von historischen Geschichten und Kriminalromanen. Seit 2001 erscheinen alljährlich Erzählungen der Autorin im Jahrbuch des Eifelvereins. Gabriele Goslich ist Mitglied der »Mörderischen Schwestern«, einer Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen. »Flammender Himmel über Köln« ist ihr erster Roman.

Gabriele Goslich wurde 1954 in Düren bei Köln geboren. Sie promovierte an der RWTH Aachen mit einer Arbeit über Karl Jaspers. Nach ihrem Dienst als Lehrerin und Rektorin an verschiedenen Grundschulen in Nordrhein-Westfalen und als Fachleiterin für das Fach Deutsch im Rahmen der zweiten Lehrerausbildung widmet sie sich nun als freie Autorin dem Schreiben von historischen Geschichten und Kriminalromanen. Seit 2001 erscheinen alljährlich Erzählungen der Autorin im Jahrbuch des Eifelvereins. Gabriele Goslich ist Mitglied der »Mörderischen Schwestern«, einer Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen. »Flammender Himmel über Köln« ist ihr erster Roman.

3. Kapitel


Schwere Wolken hatten sich vor die Himmelskörper geschoben. Dunkle Wellen klatschten gegen die Kaimauer, unaufhörlich, ein ewiger Rhythmus von Auf und Ab. Lief da nicht eine Gestalt über das unebene Pflaster der Hafengasse mit gerafftem Rock, hüpfend, singend, völlig schwerelos trotz der roten Absätze, die immer wieder in die schmalen Rillen und Untiefen der grob behauenen Steine gerieten? Gleich würde sie stürzen, hinschlagen, ihre zarten Knie und Hände ein einziger blutiger Matsch! Hatte er sie im Stich gelassen?

Das Klatschen wurde lauter, dröhnte in seinen Ohren. Er wurde gepackt, geschüttelt. Der Arm ließ ihn nicht los …

»Aufwachen, Herr Kommissar!«, rief eine weibliche Stimme, die ihn schlagartig weckte.

»Greta«, murmelte er. Er blinzelte.

»Ich bin nicht Ihre Greta oder Luisa oder wie sie sonst alle heißen. Mein Name ist Fräulein von Bienemann. Wachen Sie endlich auf! Es ist etwas geschehen!«

Kriminalpolizeikommissar Martin Ehrmanns fuhr hoch.

»Fräulein Bienemanns! Was haben Sie hier in meinem Schlafzimmer zu schaffen?«

Jetzt hatte er die Augen weit aufgerissen. Die Morgensonne fiel durch die offenen Fenster ein, tauchte das Zimmer in taghelles Licht.

Mit einem theatralischen Schwung beförderte seine Zugehfrau ihre Linke in die Untiefen ihrer Schürze und zog eine uralte Taschenuhr heraus, die schon weitaus bessere Tage gesehen hatte. »Gleich sechs Uhr!«, verkündete sie tadelnd. »Ihre Dienstzeit beginnt in fünf Minuten!«

»Ich hatte Sie etwas gefragt«, wiederholte Ehrmanns mit gefährlichem Unterton.

»Ein Notfall! Kriminalschutzmann Lindau hat sich ja nicht getraut, zu Ihnen hochzukommen. Da hat er lieber mich geschickt, der Feigling.«

Sie balancierte einen Stapel blütenweißer Hemden auf dem rechten angewinkelten Arm. Ihre Last kam ins Trudeln und drohte, in den Staub der Holzdielen neben seinem Bett zu fallen.

»Aufpassen!«, schrie der Kommissar entsetzt.

»Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?« Sie legte den Stapel auf der Kommode neben Ehrmanns Bett ab. »Ein Notfall, habe ich gesagt. Es geht um Leben und Tod, nein, gar nicht wahr, nur um Tod! Zwei Leichen!«

»Was reden Sie denn da?« Der Kommissar war plötzlich hellwach.

»Zwei Tote! Das hat Kriminalschutzmann Lindau gesagt, unten im Kommissariat, am Fernsprecher. Mehr weiß ich auch nicht. Nur, dass ich Sie holen soll. Es sei dringend.«

»Danke, Fräulein Bienemanns! Wenn Sie sich nun bitte entfernen würden.«

»Bienemann!«, rief die kleine Frau empört und fuhr sich durch ihr kurzgeschnittenes Haar. »Wie oft muss ich denn noch wiederholen, dass ich Bienemann heiße, Mann, ohne s!«

»In Ordnung. Aber gehen Sie jetzt bitte, Fräulein Bienemann!«

»Von Bienemann! Schon gut. Wird gemacht. Es ist ja nicht so, als ob ich nichts zu tun hätte. Übrigens, Ihr Frühstück steht in der Küche. Zwei-Minuten-Tee, Rührei, gute Butter und knusprige Brötchen …«

»Sofort!«, donnerte Ehrmanns aus Richtung seiner Bettstatt.

»Ich bin ja schon weg!«, rief Gerda von Bienemann. »Bis morgen dann, Herr Kommissar.«

Wenigstens hat sie die Tür nicht zugeknallt, murmelte er, entsetzt über seinen eigenen Gedanken. Was bildete sich das Frauenzimmer ein? Nahm sich heraus, hier einzudringen und sich ihm in seiner intimen, schutzlosen Position zu nähern! Ihm, Kriminalpolizeikommissar Ehrmanns, ihrem Arbeitgeber!

Er stöhnte. Seine alte Zugehfrau, Fräulein Hammerfeld, die er von seinem Vorgänger übernommen hatte, hieß eines Tages Frau Richterich. Nach einem halben Jahr kündigte sie unerwartet. Ihr Mann hatte etwas dagegen, dass sie bei fremden Leuten putzte und wusch. Wenigstens hatte sie ihm auf seine inständige Bitte hin Ersatz geschickt, eine Nachbarin, die dringend eine neue Arbeitsstelle suchte.

Gleich am nächsten Tag war Gerda von Bienemann bei ihm erschienen, verarmter Adel, mit frischen Brötchen zum Einstand, diese winzige Person mit dem ständig verwuschelten Blondschopf.

Seitdem schwirrte sie um ihn herum, zupfte ihm Flusen vom Anzug, zeigte mit dem Finger auf alles, was nicht ihren Vorstellungen entsprach, von verschrumpelten Äpfeln in der Vorratskammer bis zu achtlos entsorgtem Papier und fleckigen Türklinken … Warum hatte er sich nicht schon längst jemand anders ausgesucht? Ein Fräulein Hammerfeld Nummer zwei, die unauffällig ihre Arbeit verrichtete ohne störende, ja, bissige Bemerkungen, ungebetene Kommentare, das ganze Gewusel drum herum? Er wusste es nicht.

Ein Blick auf seine goldene Savonette-Taschenuhr neben seinem Bett ließ ihn hochschrecken. Taghell! Er hatte verschlafen und unten im Kommissariat wartete sein Revierschreiber auf ihn.

Nachdem er sich gewaschen und rasiert hatte, wählte Ehrmanns eins der zahlreichen blütenweißen Hemden mit extravagant hohem Kragen, den er umgeschlagen mit einer schmalen, farblich dazu passenden Seidenkrawatte zu tragen pflegte. Sein dreiteiliger Anzug bestand aus dunkelblauem Wollmusselin. Ergänzt wurde die sachliche Eleganz seiner Garderobe durch tadellos gewienerte schwarze Halbschuhe Marke »Herz« aus der Schildergasse. Ein letzter Blick auf seine Savonette, bevor er sich eine Etage tiefer ins Kommissariat begab.

Nach dem Abitur an einem Gymnasium seiner Heimatstadt Düren, seinem Militärdienst und einem zweijährigen Lehrgang als Kommissaranwärter in Berlin bei Kriminalkommissar Ernst Gennat hatte man Ehrmanns vor drei Jahren zum Kriminalpolizeikommissar des zweiten Bezirks in der Altenberger Straße 5 ernannt. Hier wohnte er im ersten Stock über den Diensträumen, wo er im Bedarfsfall jederzeit zur Stelle war.

»Guten Morgen«, begrüßte er Franz Lindau zehn Minuten später. »Ist sie weg?«

Der Revierschreiber wurde rot. »Es ist etwas geschehen und ich dachte …«

»Ist Fräulein von Bienemann gegangen?«, wiederholte der Kommissar geduldig seine Frage.

»Jawohl, Chef, eben ist sie zur Tür hinaus.«

»Dann kann ich ja offen mit Ihnen reden«, stellte Ehrmanns fest. »Wenn es in unserem Beruf um Notfälle geht, um Leben und Tod, wünsche ich, sofort informiert zu werden. Ich betone: sofort! Ganz gleich, ob am Tag oder mitten in der Nacht. Von Ihnen, nicht von meiner Zugehfrau! Es spielt auch keine Rolle, wo ich gerade bin. Wenn Sie mich nicht schnell genug ausfindig machen können, rufen Sie Inspektor Frauenburg im Präsidium an. Haben Sie das verstanden?«

»Jawohl, Herr Kommissar«, bestätigte Lindau. »Was ich sagen wollte …«

»… das teilen Sie mir oben in meiner Dienstwohnung mit«, ergänzte Ehrmanns. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist, aber Sie sind zu dünn! Wenn Sie nicht ausreichend essen, können Sie in unserem Beruf nicht bestehen. Oder wollen Sie hierbleiben, Berichte schreiben, aus dem Fenster gucken und sich langweilen?«

»Ich hoffe doch, dass Sie mich mitnehmen …«

»Dann kommen Sie, Fräulein von Bienemann hat oben ein nahrhaftes Frühstück angerichtet.«

»Aber die Leichen …«

»Tote haben Zeit, eine ganze Ewigkeit lang.« Ehrmanns hatte schon die Verbindungstür geöffnet und winkte Lindau, ihm zu folgen. »Um die kümmert sich der zuständige Kreisarzt oder der Gerichtsarzt. Wir sind für die Lebenden da. Damit diese Aufgabe erfolgreich bewältigt werden kann, müssen wir bei Kräften sein.«

Mittlerweile waren sie in Ehrmanns Küche angelangt.

»Greifen Sie zu«, befahl der Kommissar seinem Untergebenen.

Lindau ließ sich nicht länger bitten. Nach dem üppigen Frühstück sagte Ehrmanns:

»Jetzt zu Ihrem Anzug. Zu alt, zu groß, zu verknittert! Die Menschen werden Ihnen den Ermittler nicht abnehmen. Was meinen Sie denn, warum unser Polizeipräsident Carl von Weegmann eine Uniform trägt, die übersät ist von Ehrenabzeichen? Ist er deshalb ein besserer Polizist als wir?«

»Ich weiß nicht …«, murmelte Lindau.

»Er ist überhaupt kein Polizist«, beantwortete Ehrmanns seine eigene Frage. »Der Mann ist von Adel, hat eine höhere Schulbildung genossen und kann standesgemäß repräsentieren. Das alles befähigt ihn, die gesamte Kölner Polizei zu führen. Folgen Sie mir in mein Ankleidezimmer.«

Dort hing ein blauer Anzug an einem stummen Diener, der schon allein wegen seiner Konfektionsgröße nicht zu Ehrmanns Garderobe gehören konnte.

»Aus dem Kleiderfundus. Die kleinste Größe, die sie vorrätig hatten. Probieren Sie ihn einmal an.«

Lindau schaute zu seinem Vorgesetzten hinüber, ungläubig. Die Situation schien ihm immer weniger zu behagen, schließlich hatten sie das Telephonat von vorhin noch nicht besprochen.

»Bitte schön!« Ehrmanns hielt ihm den Bügel mit dem Anzug hin. »Und beeilen Sie sich, wir stehen vor wichtigen Ermittlungen. Unten finden Sie noch einen Staubmantel und einen Homburg. Der Hut wird Ihnen zu groß sein, aber ein verschattetes Gesicht wirkt mysteriös. Bleiben Sie immer einen Schritt hinter mir, dann nimmt man Ihnen den Assistenten ab.«

Zurück im Kommissariat beugte sich Ehrmanns gespannt vor. »Nun, was wollten Sie mir mitteilen?«

»Vorhin hat hier eine unbekannte weibliche Person angerufen. Sie hat in einem leer stehenden Haus in der Ursulagartenstraße zwei Tote entdeckt. Im Ursulaviertel!«

Der Kommissar bedauerte zutiefst, nicht selbst mit der Unbekannten gesprochen zu haben. Lindau hatte nicht nach der Nummer der Anruferin gefragt. Jetzt war es zu spät, um Rückfragen an das Fernsprechamt zu stellen. Dort...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Reihe/Serie Historische Romane im GMEINER-Verlag
Kommissar Martin Ehrmanns
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Aberglaube • Doppelmord • ehrmanns • Erster • erstochen • Geschichte • Gesellschaftsroman • Halleysche • historisch • Köln • Komet • Kommissar • Martin • Roman • Weltkrieg
ISBN-10 3-8392-7928-3 / 3839279283
ISBN-13 978-3-8392-7928-1 / 9783839279281
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