Das Dorf der acht Gräber -  Seishi Yokomizo

Das Dorf der acht Gräber (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3491-9 (ISBN)
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»Yokomizo beweist, dass er in eine Reihe mit John Dickson Carr, Sir Arthur Conan Doyle und Agatha Christie gehört.« FAZ. 

Das tief in den nebelverhangenen Bergen gelegene Dorf der acht Gräber verdankt seinen Namen einer blutigen Legende: Im sechzehnten Jahrhundert wurden acht Samurai, die dort mit einem geheimen Schatz Zuflucht gesucht hatten, von den Bewohnern ermordet, was einen schrecklichen Fluch über ihr Dorf brachte. Jahrhunderte später kommt ein mysteriöser junger Mann namens Tatsuya in die Stadt und hat eine Reihe von tödlichen Giftmischungen im Gepäck. Der unnachahmlich verschrobene und brillante Kosuke Kindaichi nimmt die Ermittlungen auf ...

»Kosuke Kindaichi, der verschrobene Ermittler, hat mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit Columbo, der 1971 sein Fernsehdebüt gab - was zufällig der Zeitpunkt ist, an dem dieser amüsante Roman in Japan zum ersten Mal veröffentlicht wurde.« The Sunday Times Crime Club.



Seishi Yokomizo, 1902-1981, ist einer der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von Kriminalromanen. Er wurde in Kobe geboren und las als Junge unzählige Detektivgeschichten, bevor er selbst mit dem Schreiben begann. Allein seine Serie um Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Büchern. »Die rätselhaften Honjin-Morde« ist der erste Band dieser Reihe und gewann sogleich den ersten Preis für Kriminalautoren Japans. 

Prolog


Das Dorf Acht Gräber liegt inmitten der kalten Berge an der Grenze zwischen den Präfekturen Tottori und Okayama.

Ackerland ist rar, nur hier und da gibt es ein paar Reisfelder von zehn oder zwanzig Tsubo. Das unwirtliche Klima sorgt für magere Ernten, und trotz aller Appelle, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, können die Dorfbewohner kaum ihren eigenen Bedarf decken.

Dennoch kann das Dorf dank anderer Einkünfte relativ gut leben. Seine wichtigsten Einnahmequellen sind die Herstellung von Holzkohle und die Viehzucht. Die Viehzucht wurde erst in den letzten Jahren eingeführt, während die Köhlerei schon immer den Haupterwerb in Acht Gräber darstellte.

Die umliegenden Berge erstrecken sich bis in die Präfektur Tottori, und in den Wäldern wachsen vor allem die Eichenarten Kashi und Spitzeiche in so großen Mengen, dass die Region seit Langem in ganz Kansai für ihre Holzkohle berühmt ist.

In jüngster Zeit ist jedoch die Viehzucht zu einer wichtigeren Einnahmequelle als die Köhlerei geworden. Die einheimische Rinderrasse Chiya-ushi eignet sich hervorragend als Schlacht- und Zugvieh, und der Viehmarkt im nahe gelegenen Niimi zieht Händler aus der ganzen Gegend an. So hält jede Familie im Dorf fünf bis sechs Rinder, die aber nicht immer ihr Eigentum sind, sondern meist einem Grundbesitzer gehören, der die Kälber von den Bauern aufziehen lässt und sie, wenn sie ausgewachsen sind, weiterverkauft. Der Gewinn wird zu einem festgelegten Satz geteilt.

Das heißt, wie in anderen Bauerndörfern gibt es auch hier Grundbesitzer und Pächter, und es herrscht eine klare Trennung zwischen Arm und Reich. In Acht Gräber leben zwei wohlhabende Familien: die Tajimis und die Nomuras. Das Anwesen der Familie Tajimi liegt im Osten des Dorfes und wird daher »Higashiya« – Haus des Ostens – genannt, das der Nomuras ist das »Nishiya« – das Haus des Westens.

Die Einwohner von Acht Gräber, die hier seit Generationen geboren und begraben werden, machen sich wahrscheinlich keine Gedanken mehr über den Namen ihres Dorfes, aber ein Fremder, der ihn zum ersten Mal hört, wird ihn sicher seltsam finden und sich fragen, welches unheimliche Schicksal sich dahinter verbergen mag.

Der unheilvolle Name geht auf einen Vorfall in der der Zeit der Streitenden Reiche vor mehr als 380 Jahren zurück. Als der Daimyo Yoshihisa Amago am 6. Juli des neunten Jahres Eiroku, also 1566, die belagerte Burg Gassan an seinen Feind Motonaga Mori abtreten musste, weigerte sich einer der jungen Samurai zu kapitulieren und floh heimlich mit sieben Gefolgsleuten aus der Burg. Der Legende nach führten sie drei mit dreitausend Ryo Gold beladene Pferde mit sich, um aus der Ferne einen neuen Angriff vorzubereiten. Nach einem langen, entbehrungsreichen Ritt über Flüsse und Berge erreichten sie ein Dorf, in dem die geflüchteten Krieger zunächst mit offenen Armen empfangen wurden. Die Herzlichkeit und einfache Lebensweise der Bergbewohner gefiel den Samurai so gut, dass sie sich vorübergehend niederließen und sogar begannen, Holzkohle und andere Produkte herzustellen.

An Verstecken mangelte es in den Bergen glücklicherweise nicht. Im Kalkstein gab es eine Vielzahl von Höhlen und Grotten, die teilweise so tief und unerforscht waren, dass sich niemand in ihre letzten Winkel wagte. Sie galten als die besten Zufluchtsorte im Falle eines Angriffs. Zweifellos war es diese Beschaffenheit des Geländes, die die Samurai veranlasste, sich längere Zeit im Dorf aufzuhalten. Ein halbes Jahr verging ohne Zwischenfälle, und Dorfbewohner und Krieger lebten in gutem Einvernehmen.

Doch Motonaga Moris Männer machten weiter Jagd auf die Flüchtigen, und ihre Suche führte sie immer tiefer in die Berge. Schließlich befand sich unter den Kriegern auf der Flucht ein mächtiger Mann aus dem Amago-Clan, der, ließe man ihn am Leben, den Boden für weitere Angriffe bereiten würde.

Die Dorfbewohner, die den geflohenen Kriegern Unterschlupf gewährt hatten, begannen um ihre eigene Haut zu fürchten. Außerdem hatten sie ein Auge auf die von Mori ausgesetzte Belohnung geworfen. Vor allem aber lockten sie die dreitausend Ryo Gold, die die Samurai auf ihren Pferden mitgebracht hatten. Wenn es ihnen gelänge, alle Krieger zu töten, würde niemand etwas von dem Gold erfahren. Obwohl Mori davon wusste und seine Männer danach suchten, brauchten sie nur zu leugnen, je von dem Gold gehört, geschweige denn es gesehen zu haben. Als die Samurai in einem Meiler Holzkohle brannten, umstellten die Dorfbewohner diesen und steckten das umliegende trockene Gras in Brand, um den Samurai jeden Fluchtweg abzuschneiden. Dann griffen junge Männer mit Äxten und Bambusspeeren an. Natürlich hatten die Samurai keine Waffen bei sich und mussten sich notdürftig mit Äxten und Schürhaken verteidigen. Außerdem waren sie so stark in der Unterzahl, dass sie den Kampf nicht gewinnen konnten. Einer nach dem anderen wurde getötet, bis schließlich alle acht Krieger erschlagen am Boden lagen.

Die Dorfbewohner enthaupteten sie, steckten den Kohlenmeiler in Brand und kehrten unter Triumphgeschrei ins Dorf zurück. Der Sage nach blickten die acht Köpfe jedoch so anklagend und vorwurfsvoll, dass allen ein Schauer über den Rücken lief. Besonders der junge Anführer versetzte die Dorfbewohner in Angst und Schrecken, indem er, in seinem Blute liegend, das Dorf verfluchte und schwor, seine Bewohner sieben Generationen lang zu verfolgen und gnadenlose Rache zu üben.

Auf diese Weise konnte sich das Dorf zwar das von Mori ausgesetzte Kopfgeld sichern, aber es gelang ihnen nicht, das Versteck mit den dreitausend Ryo Gold zu finden. So verzweifelt sie auch suchten, ganze Wiesen umgruben, Felsen aushöhlten, kurzum das ganze Tal durchwühlten, alles war vergebens. Schlimmer noch, auf der Suche nach dem Gold kam es zu einer Reihe tragischer Unfälle.

Ein Mann fand beim Graben in einer Kalksteinhöhle durch einen Einsturz ein frühes Ende. Ein anderer löste an einer Felswand einen Erdrutsch aus, der ihn in die Tiefe riss und so schwer verletzte, dass sein Bein gelähmt blieb. Ein dritter grub unter den Wurzeln eines Baumes, worauf dieser umstürzte und ihn erschlug.

Nach all diesen unglücklichen Begebenheiten ereignete sich ein Vorfall, der die Dorfbewohner wirklich in Angst und Schrecken versetzte.

Etwa ein halbes Jahr war seit dem Massaker an den acht Samurai vergangen, als eines Tages ein Blitz in eine große Zeder vor dem Haus des Grundherrn Shozaemon Tajimi einschlug und den mächtigen Baum bis zu den Wurzeln spaltete.

Shozaemon Tajimi, der den Überfall auf die fliehenden Krieger befohlen hatte, war fortan von gefährlichen Launen besessen und legte ein derart unberechenbares Verhalten an den Tag, dass seine Familie in ständiger Angst vor ihm lebte. Nach dem Blitzeinschlag zog er plötzlich sein Schwert, tötete mehrere Familienmitglieder, rannte dann auf die Straße und erschlug alle Dorfbewohner, die ihm in den Weg kamen, bis er schließlich in den Wald lief, wo er seinem Leben ein Ende setzte.

Insgesamt gab es mehr als ein Dutzend Verletzte, aber genau sieben Menschen starben durch Tajimis Schwert. Ein Umstand, den die entsetzten Dorfbewohner zu Recht oder zu Unrecht als weiteren Racheakt der acht kaltblütig ermordeten Samurai deuteten.

Um die Geister der acht Krieger zu besänftigen, gruben die Dorfbewohner ihre Leichen, die sie wie Hundekadaver verscharrt hatten, wieder aus, bestatteten sie mit dem gebührenden Respekt, errichteten acht Grabstelen für sie und verehrten sie als Myojin, als Gottheiten. So entstanden die acht Gräber auf einem Hügel hinter dem Dorf und gaben ihm seinen Namen. So wird es seit Urzeiten überliefert.

Geschichte wiederholt sich, heißt es, und so geschah vor nicht allzu langer Zeit ein grausames Massaker, über das alle Zeitungen so ausführlich berichteten, dass das abgelegene Bergdorf landesweit in aller Munde war. Dieses Ereignis stand im direkten Zusammenhang mit den mysteriösen Verbrechen, von denen ich noch berichten werde.

Es geschah in den 1920er Jahren, also vor etwa einem Vierteljahrhundert.

Yozo, das damalige Oberhaupt der Familie Tajimi, also des Osthauses, war sechsunddreißig Jahre alt. Seit Shozaemon war ein Hang zum Wahnsinn über mehrere Generationen in der Familie vererbt worden, und auch Yozo war von...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2024
Reihe/Serie Kosuke Kindaichi ermittelt
Übersetzer Ursula Gräfe
Sprache deutsch
Original-Titel 八つ墓村 (Yatsuhakamura)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Agatha Christie • Bestseller • Detektiv Conan • die beste Krimis aller Zeiten • Japan • Klassischer Kriminalroman • Kosuke Kindachi • Krimiklassiker • Kriminalliteratur • Krimis Japan • Literatur aus Asien • Miss Marple • Reihe • Sherlock Holmes • Showa • Whodunit
ISBN-10 3-8412-3491-7 / 3841234917
ISBN-13 978-3-8412-3491-9 / 9783841234919
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