Ein Gott, der mich sieht (eBook)

Was wir von den Schicksalen biblischer Frauen über Heilung, Neuanfänge und einen Gott lernen können, der uns nie aufgibt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
272 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-626-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Gott, der mich sieht -  Mary DeMuth
Systemvoraussetzungen
13,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Viele Frauen haben erlebt, was es bedeutet, zu versagen, abgelehnt oder übersehen zu werden. In ihrem berührenden Buch erzählt Mary DeMuth die Geschichten von zehn biblischen Frauen, die zu ihrer Zeit in Schubladen gesteckt, verkannt, missbraucht oder abgelehnt wurden und es oft heute noch werden. Sie macht uns mit ihrem Leben vertraut und hilft zu verstehen, welche Parallelen es zwischen ihren Problemen und Herausforderungen und den unseren geben könnte. Behandelte Frauen: Eva, Hagar, Lea, Rahab, Noomi, Batseba, Tamar, die Frau aus Sprüche 31, Maria von Magdala und Phöbe.

Kapitel 1

Eva – der Sündenbock

Ihr Name klingt, als würde man tief Luft holen und dann besorgt wieder ausatmen. Chavvah. Ein und aus … Evas Atemzüge kamen unter dem strahlend blauen Himmel langsam zur Ruhe. Adam hatte ihr nach dem finstersten Tag ihres Lebens, dem Tag der Nacktheit, der Selbsterkenntnis und des Gerichts, diesen Namen gegeben – Lebenspenderin. Dieses Leben war ein unglaubliches Geschenk von Jahwe, nachdem ihre eigene Entscheidung zum Tod geführt hatte. Wenn sie diesen Griff zur Frucht doch nur rückgängig machen könnte! Die Vorstellung, genauso viel Erkenntnis zu besitzen wie Gott, war zu verlockend gewesen. Aber manche Dinge konnte man eben nicht mehr in Ordnung bringen.

Jetzt besaßen Adam und Eva Begriffe, die die Zeit bestimmten – jetzt gab es ein „Vorher“ und ein „Nachher“.

Vorher, das war die glückliche Zeit. Die Bäume trugen saftige Früchte. Der Boden brachte mühelos die Ernte hervor. Die Tiere schüttelten einander freundschaftlich die Pfoten. Kein Tod. Kein Verfall. Keine Scham. Kein bisschen Fleisch. Nur das Leben, das Leben im Überfluss.

Als Eden, der große Garten, noch jung war, hatte sie keinen Namen gehabt. Während Adam damit beschäftigt war, die Geschöpfe zu benamsen, kam Gott zu ihm (zumindest hatte er ihr das später so erzählt) und ließ ihn einschlafen. Und während er schlief, entnahm ihm der Herr einen Knochen aus dem Brustkorb und formte daraus eine Gefährtin – eine ezer kenegdo. Sie – jemand, der dort stark war, wo er schwach war, eine Retterin an seiner Seite. Diese beiden Worte sollten sich später einmal auf Gott beziehen, der, der immer auf einer geheimen Rettungsmission war, auch wenn alles verloren schien. Aber diese Kreatur vor ihm verwirrte Adam, und so gab er ihr keinen Namen. Stattdessen beschrieb er sie gewissermaßen. „Männin“, nannte er sie. Ishah, weil sie ein Teil von Ish, dem Mann, war. Sie entsprach ihm und passte perfekt in seine Umarmung.

Das war das Vorher.

In der Kühle des Tages hatten sie sich immer unter die anderen Wesen begeben, hatten nach Belieben Nahrung gesammelt und sich an ihrer gemeinsamen Unterhaltung erfreut. Sie lernten die Vorlieben des anderen kennen, während sie neben Gott hergingen, der ihnen selbstlose Liebe vorlebte. Lerne dein Gegenüber kennen. Finde heraus, was den anderen zum Lächeln bringt. Freue dich über den anderen. Gib, gib, gib.

Das Zischen dieser Kreatur verfolgte sie im Nachher noch in ihren Albträumen. Verführerisch. Klüger, als ihr Schlangendasein vermuten ließ. Clever. Plausibel. Auch dieses Wesen wollte wie Gott sein, wollte durch den Garten wandeln – und es tat dies mit einer trügerischen Neugier, als sei es auf einer Mission.

Eva war gerade in der Nähe des verbotenen Baumes gewesen, als die Schlange sich zu ihr gesellte, obwohl Adam in der Nähe war. Der Baum hatte ihre Neugier geweckt, denn Adam hatte ihr eines Nachmittags – es war kurz nachdem sie zum ersten Mal die Augen geöffnet hatte – davon erzählt, dass dieser tabu war. Und da stand dieser Baum nun, stattlich, mit zum Himmel gereckten Ästen und Wurzeln, die sich tief in die Erde krallten. Mit einer eigenartigen Majestät erhob er sich hoch über alle anderen Bäume und die Tauben sangen Liebeslieder in seinen Zweigen. Sie nahm das alles tief in sich auf und atmete dann aus.

„Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr die Früchte, die an den Bäumen des Gartens wachsen, nicht essen dürft?“, fragte die Schlange lächelnd.

Die Frage brachte sie aus dem Gleichgewicht. Was? Hatte Gott das wirklich gesagt? Sie dachte an Adams Worte zurück – nein, alle Bäume waren erlaubt, nur für einen galt das schreckliche Verbot.

Sie sah zu Adam, aber dieser antwortete nicht. Obwohl er neben ihr stand, schien er weit weg zu sein.

„Selbstverständlich dürfen wir die Früchte von den Bäumen essen, die in diesem Garten wachsen.“ Ihr Blick glitt über die grünen Bäume, die die Hügel und die Täler überzogen. Dann deutete sie auf den einen Baum, dessen Früchte unter dem blauen Himmel rubinrot leuchteten. „Nur die Früchte von dem Baum in der Mitte des Gartens dürfen wir nicht essen.“ Bei diesen Worten bewegte eine sanfte Brise die Zweige des Baumes, sodass die Früchte zu tanzen schienen – und ihren Blick fesselten. Dann fand sie ihre Stimme wieder: „Gott hat gesagt: ‚Esst sie nicht, ja berührt sie nicht einmal, sonst werdet ihr sterben.‘ So hat Adam es mir gesagt. Stimmt doch, Adam, oder?“

Doch Adam blieb stumm und in seinen Augen war weder Sorge noch Beunruhigung zu sehen. Sie waren so ruhig wie ein See am frühen Morgen.

In der Zeit des Vorher kannte Eva die Bedeutung des Wortes „Tod“ nicht. Es gab nichts, woran sie dieses Wort festmachen konnte. Es klang auf jeden Fall bedrohlich, vor allem abends, wenn ihre Gedanken darum zu kreisen schienen: Tod. Aber war Gott nicht der Schöpfer allen Lebens? Wer war er wirklich? War er nicht ihr liebevoller Gefährte, voller Energie und Kraft und Leidenschaft? Hatte er ihnen nicht zu verstehen gegeben, dass er nur ihr Bestes im Sinn hatte?

Die Schlange erhob sich, blickte ihr in die Augen und lachte. „Ihr werdet doch nicht sterben!“

Der Wind legte sich. Die Bäume waren vollkommen still. Die Luft war wie zum Schneiden, ganz ungewöhnlich. Die Lüge schmeckte süß, zumindest erinnerte sie sich im Nachher so an die Worte der Schlange.

„Im Gegenteil, Gott weiß nämlich ganz genau, dass euch dann die Augen aufgehen werden und ihr genauso wie er wissen werdet, was gut und was böse ist.“

Gott ist knauserig, dachte sie. Er enthält mir etwas vor, das mich klug machen würde. Ist er wirklich gut? Oder ist er selbstsüchtig und behält all die Weisheit und Macht für sich? Als sie später beklagenswerterweise die Weisheit besaß, nach der sie sich gesehnt hatte, erkannte sie, dass dies die Gedanken einer Verrückten gewesen waren.

Mit dem leidenschaftlichen Verlangen nach mehr blickte sie zum Baum hinauf. Der Duft der Früchte zog ihr in die Nase – es war eine Mischung aus Rosen, Eukalyptus und Zitrusblüten. Wenn man diesen Duft trinken könnte, würde sie es tun. In diesem Augenblick wollte die Frau nur eines – diese Frucht, die so himmlisch duftete und die Gott ihr selbstsüchtig vorenthielt.

Sie stellt sich noch einmal die Frage: Ist Gott wirklich gut? Warum würde ihnen ein guter Gott eine so verlockende Frucht vorenthalten? Was hielt er sonst noch vor ihr und Adam zurück? Er hatte immer entgegenkommend und freundlich gewirkt – und auch mächtig. Aber verbarg sich hinter dieser Fassade vielleicht ein Geheimnis? Und würde sie die Welt besser verstehen, wenn sie diesem Geheimnis auf die Spur kam? Obgleich der Garten faszinierend war, war er doch zugleich auch kompliziert. Vielleicht würde dieser Baum der Weisheit ihr ein tieferes Verständnis davon ermöglichen, wie die Dinge wuchsen, wie sie die Tiere unter ihrer Obhut am besten hütete. All diese Fürsorge für die Pflanzen und Tiere war ermüdend.

Ein Sonnenstrahl fiel auf eine einzelne runde Frucht. Sie ging darauf zu. Sie sog ihren betörenden Duft ein. Sie schaute noch einmal zu Adam zurück – der weiterhin keinen Ton von sich gab. Ein Biss konnte doch nicht schaden! Ihr Magen knurrte. Mit einer einzigen, schrecklich geschickten Bewegung griff sie nach der runden Frucht mit der roten, geschmeidigen Haut und biss hinein. Das Fruchtfleisch tropfte blutrot von ihren Lippen, und noch bevor sie den Geschmack wahrnehmen konnte, hielt sie auch schon Adam die angebissene Frucht hin, der ebenfalls einen großen Bissen davon nahm.

Rückblickend erinnerte sie sich daran, wie sich der Geschmack der Frucht von berauschend und süßlich in bitter wie Galle verwandelte. Sie wollte ihn aus ihrem Körper entfernen, aber das Gift war schon in ihre Gedanken vorgedrungen. Eine tiefe Traurigkeit durchdrang sie. Und auch der erste Anflug von Grauen – zum ersten Mal machte sie die Bekanntschaft von Bedauern, das sich dann in Scham verwandelte. Sie sah auf ihren Oberkörper hinunter, ein Körper, über den sie nie nachgedacht hatte, und erkannte plötzlich, dass sie nackt war. Sie atmete hastig, während sie und Adam Blätter sammelten, um ihre Körper zu bedecken, und die Schlange wie verrückt lachte.

Den Rest des Tages verbrachten sie mühsam damit, sich zu bedecken und Feigenblätter in Kleidung zu verwandeln. Obwohl beide dachten, wenn sie schnell etwas zusammenschneiderten, würde das ihre schicksalhafte Entscheidung ungeschehen machen, kamen Verwundbarkeit und Panik in ihnen hoch. Bei einer so schlimmen „Verletzung“ würden solche äußerlichen Maßnahmen nicht helfen. Sie wurden beide von Angst gepackt, die sich in ihre einst so wunderbare Beziehung schlich. Adam warf Eva Anschuldigungen an den Kopf. Und sie erwiderte sie prompt.

Doch als sich die Dämmerung über Eden legte, zog sich Evas Magen zusammen. Gott würde bald kommen und sie mussten ihm in die Augen sehen. Wo war denn die Schlange hin verschwunden, als Gottes Schritte durchs Unterholz drangen? Sie hatte sich verkrümelt, hatte ihren Job erledigt.

Adam zog die Frau hinter die Bäume und bedeutete ihr, sich zu verstecken.

Drei Worte drangen durch den Garten.

Wo …

… bist …

… du?

Adam trat mit Blättern bedeckt zwischen den Ästen hervor, hinter denen sie sich versteckt hatten. „Ich habe gehört,...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2024
Übersetzer Elke Wiemer
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Batseba • Frauen der Bibel • Hagar • Maria Magdalena • Phoebe
ISBN-10 3-96122-626-1 / 3961226261
ISBN-13 978-3-96122-626-9 / 9783961226269
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 618 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Erinnerungen 1954 - 2021

von Angela Merkel; Beate Baumann

eBook Download (2024)
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
29,99
Mein Leben in der Politik

von Wolfgang Schäuble

eBook Download (2024)
Klett-Cotta (Verlag)
29,99
Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

von J. D. Vance

eBook Download (2024)
Yes-Verlag
13,99