Dich schaff ich auch noch (eBook)

Fast ein Schwiegermutter-Roman
eBook Download: EPUB
2024
352 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-31040-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dich schaff ich auch noch - Angelika Schwarzhuber
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die zweite Chance ist immer die beste!
Nichts ist sicher im Leben - das muss die 35-jährige Tilda erfahren, als sie ihren Mann mit einer anderen erwischt. Nun heißt es nochmal ganz von vorn anfangen, was alles andere als leicht ist. Um ihren Wunschjob zu bekommen, lässt sie sich auf einen Deal ein: Drei Wochen lang soll sie Betty, die Schwiegermutter ihres künftigen Chefs und zwei Katzen betreuen, damit der Chefarzt mit seiner Frau auf eine längst geplante Reise gehen kann. Hört sich nach einer einfachen Aufgabe an, doch die übellaunige Seniorin bringt Tilda schon bald an ihre Grenzen. Als auch noch Bettys Sohn Phil ganz unerwartet in Passau auftaucht, scheint das Chaos perfekt ...
Ob Sommerfest oder Weihnachten, ob Freundschaften oder Liebe - Angelika Schwarzhuber überzeugt auf der ganzen Linie!

Angelika Schwarzhuber lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt an der Donau. Sie arbeitet auch als erfolgreiche Drehbuchautorin für Kino und TV und wurde für das Drama »Eine unerhörte Frau« unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Zum Schreiben lebt sie gern auf dem Land, träumt aber davon, irgendwann einmal die ganze Welt zu bereisen.

Kapitel 1


Das Geschenkpaket

An manchen Tagen war ich mir absolut sicher, dass mein Mann ohne mich vermutlich keine Woche überleben könnte. Oder auch nur ein paar Tage. Dabei meinte ich nicht etwa das Überleben in der Wildnis, sondern mitten in Europa. Genauer gesagt in der wunderschönen Dreiflüssestadt Passau in Bayern, in unserer Penthousewohnung mit herrlichem Blick auf die Donau und die Veste Oberhaus. Ein Stockwerk darunter lag das Büro der Maklerfirma, in der ich, zusammen mit unserer neuen Mitarbeiterin Bärbel, die wir erst vor ein paar Wochen eingestellt hatten, als Frau für alle Fälle mitarbeitete. So nannten mich jedenfalls mein Mann und meine Schwieger-Über-Mutter Antje immer, die uns mit zuverlässiger Regelmäßigkeit alle paar Wochen aus Frankfurt besuchen kam. Dabei umspielte stets ein eigenartiges Lächeln ihre Mundwinkel, das ich bis heute nicht deuten konnte. Ein echtes Wohlbefinden hatte mir dieses Lächeln jedenfalls noch nie bereitet – genauso wenig wie ihre Anwesenheit.

Andreas stand nur neuneinhalb Wochen vor seinem vierzigsten Geburtstag und war damit fünf Jahre älter als ich. Ihm zuliebe hatte ich meine Arbeit als Krankenschwester kurz nach unseren Flitterwochen aufgegeben, da meine Schicht- und Wochenenddienste uns zu viel gemeinsame Freizeit gekostet hätten. Außerdem war er damit beschäftigt, sein Maklerbüro aufzubauen, und so hatten wir unsere kostbare gemeinsame Zeit stattdessen in die Firma gesteckt oder Häuser, Wohnungen und Grundstücke besichtigt, die wir ins Portfolio aufnehmen wollten. Vor allem aber hatten wir uns an den Wochenenden und Abenden auf allen möglichen Empfängen, Sommerfesten oder Kulturveranstaltungen sehen lassen, um Kontakte zu knüpfen und eine gewisse Klientel als Kunden zu gewinnen. Tatsächlich hatte sich unser Engagement gelohnt. Schon nach wenigen Jahren war Immobilien Andreas C. Buschmann in Passau zu einer der Top-Adressen geworden, wenn es darum ging, ein schickes Haus im Grünen, eine schnuckelige Wohnung in einem verwinkelten Gässchen in der idyllischen Altstadt oder Büro- und Produktionsräume im ganzen Umkreis zu vermitteln. Geschäftlich gesehen lief also alles bestens – und meistens auch in unserer Ehe. Abgesehen davon, dass Andreas völlig unfähig war, sich auch nur ein paar Würstchen zu braten oder das Salz im Geschirrspüler nachzufüllen. Er konnte auch keine Batterie im Feuermelder auswechseln oder gar die defekte Halterung für die Klopapierrollen reparieren. Um all diese Dinge musste ich mich neben der Büroarbeit kümmern. Offensichtlich war mir ein Handwerker-Gen in die Wiege gelegt worden, auch wenn ich noch nicht herausgefunden hatte, bei welchem meiner Vorfahren ich mich dafür bedanken konnte.

Darüber hinaus tendierte Andreas leider auch zu einer gewissen Vergesslichkeit, die ich früher liebevoll als charmante Schusseligkeit bezeichnet hatte. So verknallt, wie ich anfangs in den coolen Sonnyboy war, hatte ich all die kleinen Macken gern in Kauf genommen. Nun, nach elf gemeinsamen Ehejahren, versuchte ich, mir nicht anmerken zu lassen, dass es mich inzwischen eher nervte, das Mädchen für alles – Pardon – die Frau für alle Fälle zu sein und ihn ständig an alles erinnern oder es ihm hinterhertragen zu müssen. So wie das Geschenkset mit edlen Rotweinen und Bio-Knabbereien, das wir all unseren Klienten nach erfolgreichem Abschluss als Dankeschön für die Zusammenarbeit überreichten und das Andreas auf dem Schreibtisch hatte stehen lassen, als er sich heute Vormittag zur Schlüsselübergabe mit der Käuferin der extravaganten Architektenvilla auf den Weg gemacht hatte, die uns eine ordentliche Maklerprovision einbrachte.

Seufzend sah ich auf die Uhr. Kurz vor eins. In einer Stunde hatte ich einen Friseurtermin, aber wenn ich gleich losfuhr, könnte ich das Geschenk vorher noch schnell vorbeibringen. Ich griff zum Handy, um Andreas Bescheid zu geben, dass ich mich darum kümmern würde, doch dann ließ ich es bleiben. Er war inzwischen bestimmt längst mit einem neuen Kunden zur Besichtigung eines Bauernhofs im Rottal im Gespräch, und dabei wollte ich ihn nicht unnötig stören. Denn das war so eine Sache, die er überhaupt nicht mochte.

Fünfundzwanzig Minuten später bog ich in die kleine Straße ab, in der am Ende der Sackgasse ein wenig abseits der anderen Häuser die frisch von Marlene Kaiser erworbene Villa lag. Ich kannte die Unternehmerin nur von unseren Telefonaten, und bei diesen Gesprächen war sie mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Es hatte mich zwar etwas verwundert, warum die kinderlose Witwe aus dem benachbarten Österreich sich für ein Haus mit fünf Schlafzimmern und vier Bädern, riesiger Terrasse und Gartenhaus entschieden hatte, nachdem sie ursprünglich mit der Anfrage für eine Maisonette-Wohnung mit Balkon auf uns zugekommen war. Doch das war vermutlich der Superkraft meines Mannes zuzuschreiben: Er konnte den Kunden etwas schmackhaft machen, von dem sie noch gar nicht wussten, dass sie genau das brauchten oder wollten. Wenn er es darauf anlegte, könnte Andreas vermutlich sogar der Stadt Venedig Bushaltestellen verkaufen oder Rasentrimmer an Nomaden in der Wüste Gobi verhökern.

Diese Superkraft machte ihn jedenfalls zu einem Top-Immobilienmakler. Und um alles andere, was so anfiel, kümmerte ich mich eben.

Ich parkte meinen Opel Adam neben der um das weitläufige Grundstück dicht gewachsenen Hainbuchenhecke, nahm das Geschenkpaket und stieg aus. Für Mitte April war es ziemlich warm, und ich bereute, dass ich mir nicht die Zeit genommen hatte, etwas Leichteres anzuziehen, bevor ich losgefahren war.

Als ich auf die Haustür zuging, entdeckte ich zu meiner Überraschung im Carport neben der Garage ein mir nur allzu bekanntes Auto: Den Firmenwagen meines Mannes! Was machte Andreas denn noch hier? Hatte er den Termin mit dem neuen Kunden womöglich vergessen oder mal wieder etwas verwechselt?

Zusammen mit dem Duft von Holzkohle und gegrillten Rippchen wehte aus dem Garten auch ausgelassenes Gelächter zu mir herüber, das ich eindeutig meinem Mann zuordnen konnte. Wie aus heiterem Himmel spürte ich plötzlich ein seltsames Ziehen in der Magengegend. Ein Gefühl, das ich leider kannte, und das alle Alarmglocken in mir schrillen ließ. Bisher hatte ich dieses Gefühl, eine Art Vorahnung, zweimal in meinem Leben verspürt. Das erste Mal kurz vor dem Unfall meiner Mutter, und das zweite Mal vor der ersten Begegnung mit meiner Schwiegermutter.

Stell das Geschenkset einfach vor der Haustür ab, Tilda, steig in den Wagen, und fahr zum Friseur, riet mir eine innere Stimme drängend.

Doch gleichzeitig sagte mir eine andere Stimme, dass ich es – was auch immer es sein mochte – ohnehin nicht aufhalten konnte, auch wenn ich mich aus dem Staub machte.

Meine Füße bewegten sich wie von selbst an der Haustür vorbei zu einem Gartentor, das nicht verschlossen war. Mit klopfendem Herzen ging ich am Haus entlang und blieb an der Ecke stehen. Die Stimmen von Andreas und Frau Kaiser waren lauter, der Duft nach gegrilltem Fleisch intensiver geworden.

»Sag mal, wie kann ich mich denn dafür revanchieren, dass du mir den Lampenschirm im Wohnzimmer montiert hast?«, hörte ich Frau Kaiser mit ihrem charmanten österreichischen Akzent neugierig fragen.

Den Lampenschirm montiert? Damit konnte sicher nicht mein Mann gemeint sein.

»Da fällt dir bestimmt was ein, Marlene«, antwortete genau dieser jedoch süffisant.

»Ich glaube, ich habe da tatsächlich eine Idee, Andi.« Sie lachte kehlig.

Äh, Andi? Er konnte es absolut nicht leiden, wenn man ihn so nannte. Doch ich vernahm keinen Protest von seiner Seite. Das Schrillen der Alarmglocken wurde immer lauter.

»Sag mal, was hast du denn da für eine Marinade für das Grillgemüse gemacht?«, wechselte sie das Thema.

»Das ist weißer Balsamico – verfeinert mit einer Prise Meersalz, Waldhonig und Chili und dazu viel frisch gehackte Petersilie. Und ein Spritzer Limette. Das gibt dem Ganzen den besonderen Kick«, hörte ich meinen Mann die eigentlich harmlosen Worte sagen. Doch dieser Küchentalk hörte sich für mich intimer an als wildes Bettgeflüster.

Mein Mund war staubtrocken, und meine Beine zitterten. Der Drang zu verschwinden, war fast übermächtig. Doch ich gab ihm nicht nach. Langsam trat ich einen Schritt nach vorne und spähte vorsichtig um die Ecke auf die große Terrasse. Es dauerte ein paar Sekunden, bis mein Hirn realisierte, was meine Augen schon wahrgenommen hatten, auch wenn ich es nicht glauben konnte. Da stand Andreas, mein Andreas, in lässiger Freizeitkleidung, die ich noch nie zuvor an ihm gesehen hatte, in der Outdoor-Küche an einem überdimensional großen Gasgrill. Gerade schob er dampfendes Gemüse von einem Metallspieß in eine Schüssel und vermengte es dann rasch mit der Marinade. Gleich darauf wendete er das Fleisch auf dem Grill mit einer Zange, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.

Wer ist dieser Mensch, der aussieht wie mein Mann, sich aber wie ein völlig anderer verhält?

»Soll ich uns noch einen kleinen Tomatensalat mit frischem Basilikum dazu zaubern?«, fragte er und drehte sich zum Tisch um.

Erst jetzt nahm ich die brünette Frau im roten Badeanzug wahr, die lässig in einem Gartenstuhl saß und sich ein Glas Wasser einschenkte.

Verdutzt riss ich die Augen auf. Das ist Frau Kaiser? Wieso war ich die ganze Zeit davon ausgegangen, dass die Witwe die fünfzig schon längst überschritten haben musste? Die attraktive Frau vor mir schien höchstens in Andreas’ Alter zu...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2024 • 50+ • Adolf-Grimme-Preis-Trägerin • Älter werden • Angst vor dem Alleinsein • Best Ager • Bücher für Frauen ab 50 • eBooks • Ellen Berg • Erfolgsautorin • Familie • Familienroman • Franka Bloom • Frauenromane • Freundschaft • Gesundheits- und Krankenpflegerin • Humor • Krankenschwester • Liebesroman • Liebesromane • lustig • lustige • München • Neuanfang • Neue Liebe • Neuerscheinung • Neue Wege • Romane für Frauen • Starke Frauen • unerwartete Freundschaft • Unerwartete Liebe • ziemlich bunte zeiten • Ziemlich hitzige Zeiten • Ziemlich runde Zeiten • Ziemlich turbulente Zeiten
ISBN-10 3-641-31040-7 / 3641310407
ISBN-13 978-3-641-31040-0 / 9783641310400
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99