Rückkehr ins Restaurant der verlorenen Rezepte -  Hisashi Kashiwai

Rückkehr ins Restaurant der verlorenen Rezepte (eBook)

Roman | Die Fortsetzung des japanischen Bestsellers
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
250 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3139-3 (ISBN)
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Mehr Nudelsuppe für die Seele - der neue Band der japanischen Bestsellerserie In ihrem kleinen Lokal in Kyoto bieten der pensionierte Kommissar Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi einen besonderen Service an: Zu ihnen kommen Gäste, die ein bestimmtes Gericht aus ihrer Vergangenheit suchen, das sie seitdem nie wieder gegessen haben - und oft auch, um Frieden und Trost zu finden. Ein Mann möchte wissen, warum sein Vater ihm immer denselben schlichten Imbiss für die Schule zubereitete, und eine junge Frau will ihrem Verlobten endlich von ihrer ärmlichen Kindheit erzählen und ihm dazu das Reisgericht servieren, das ihre Mutter immer kochte. Mit detektivischem Spürsinn ermittelt das Vater-Tochter-Gespann die verlorenen Rezepte - und eine Portion Lebensweisheit gibt es immer dazu.

Hisashi Kashiwai, geboren 1952 in Kyoto, ist Zahnarzt und Leiter einer Zahnklinik in Kyoto. Nebenher schreibt er seit Jahren Bücher, die in seiner Heimatstadt spielen. Seine Romanserie um das »Restaurant der verlorenen Rezepte« ist in Japan regelmäßig auf der Bestsellerliste und wurde inzwischen auch verfilmt.

Hisashi Kashiwai, geboren 1952 in Kyoto, ist Zahnarzt und Leiter einer Zahnklinik in Kyoto. Nebenher schreibt er seit Jahren Bücher, die in seiner Heimatstadt spielen. Seine Romanserie um das »Restaurant der verlorenen Rezepte« ist in Japan regelmäßig auf der Bestsellerliste und wurde inzwischen auch verfilmt.

Kapitel 2:
 
Hamburger Beefsteak


1


Kana Takeda trat nervös auf der Stelle, während ihre Augen auf die Fußgängerampel geheftet waren. Auf der anderen Seite der Shiokōji-Straße stand der Kyōto Tower. Kana warf einen raschen Blick an ihm empor, bevor sie wieder die Ampel anstarrte.

Kaum war diese auf Grün gesprungen, schoss Kana in ihrem grauen Hosenanzug als Allererste los und überquerte im Laufschritt die Fahrbahn.

»Das passt ja mal gut zu mir, dass meine letzte Reise, bevor ich vierzig werde, mich nach Kyōto führt«, sagte Kana zu sich selbst, jedoch in einer Lautstärke, dass ein vorbeigehendes älteres Ehepaar sich nach ihr umdrehte.

Kana zog einen großen pinken Rollkoffer hinter sich her und ging zielstrebig in nördliche Richtung über den Bürgersteig, ohne ihre Umgebung auch nur im Geringsten zu beachten.

Von der Karasuma-Straße bog sie in die Shōmen-Straße ab und fand schnell das Haus, zu dem sie wollte. Energisch zog sie die Schiebetür auf.

»Guten Tag«, sagte sie.

»Oh, willkommen.« Koishi Kamogawa, die soeben dabei war, Geschirr von einem Tisch abzuräumen, hielt inne und schaute die Hereinkommende an.

»Ich bin hier doch richtig in der Kamogawa Shokudō, oder?«, fragte Kana, während sie ihren Rollkoffer in eine Ecke des Raums stellte.

»Ja, das sind Sie«, gab Koishi daraufhin zurück und nahm ihre Arbeit wieder auf.

»Ich bin gekommen, weil ich ein Gericht suche.« Kana setzte ihre schwarze Schultertasche ab und neigte zum Gruß leicht ihren Kopf.

»Ach so? Sagen Sie das doch gleich.« Koishis Blick wurde sofort offener.

»Nanu, ein Gast?« Jetzt kam auch Nagare Kamogawa aus der Küche und nahm seine weiße Mütze vom Kopf.

»Ich muss mich wohl entschuldigen, dass ich unangemeldet komme. Ich heiße Kana Takeda und habe über Frau Daidōji von Ihnen erfahren.« Kana streckte mit beiden Händen ihre Visitenkarte vor, wie es sich auf japanische Art gehörte.

»Ach, dann sind Sie also Akanes Bekannte, mit der sie hin und wieder ein Gläschen trinkt? Akane hat mich vor ein paar Wochen angerufen und Sie angekündigt. Ich habe daher schon ein bisschen über Sie gehört. Aber setzen Sie sich erst einmal.«

Die Visitenkarte in die linke Hand nehmend, zeigte Nagare mit der rechten Hand auf einen Metallstuhl mit roter Sitzfläche.

»Vielen Dank.« Kana verbeugte sich vor Nagare und Koishi, bevor sie sich auf dem Stuhl niederließ.

»Wie sieht es mit Ihrem Hunger aus? Ich kann Ihnen etwas anbieten, wenn Sie möchten.« Nagare legte die Visitenkarte auf der Theke ab.

»Sehr gern. Ich habe gehört, dass Ihre Kochkünste vorzüglich sein sollen, daher möchte ich natürlich etwas probieren.«

»Akane hat sicher wie immer übertrieben. Es schmeckt bei uns gar nicht so toll, wie sie sagt. Aber ich kann Ihnen gleich einiges bringen, das gut zur Jahreszeit passt. Haben Sie irgendwelche Unverträglichkeiten?«

»Nein. Ich esse alles, was gut schmeckt«, antwortete Kana.

»Dann geben Sie mir bitte einen kurzen Moment.« Nagare setzte seine Mütze wieder auf und verschwand in der Küche.

»Sie sind ja Gourmetjournalistin?«, stellte Koishi mit einem Blick auf die Visitenkarte fest. »Das heißt, Sie schreiben Artikel für Zeitschriften und so weiter?«

»Ja, Zeitschriften, Zeitungen … In letzter Zeit arbeite ich auch viel fürs Fernsehen«, sagte Kana lächelnd.

»Da haben Sie aber einen tollen Beruf. Leckere Dinge essen und Geld damit verdienen, dass man seine Meinung darüber schreibt – das würde ich auch gern.« Koishi geriet ins Schwärmen.

»So wunderbar, wie Sie sich das vorstellen, ist es leider nicht. Man ist abhängig von der Auftragslage, und die wird nicht unbedingt besser.« Kana breitete seufzend ihre Arme aus.

»Haben Sie Akane denn auch über die Arbeit kennengelernt?«, fragte Koishi, während sie Tee in einen Becher aus Karatsu-Keramik goss.

»Ja. Wir hatten zwar nur ein Projekt miteinander, aber da wir beide alleinerziehende Mütter sind, haben wir uns sofort gut verstanden und treffen uns seitdem immer ein paarmal im Monat auf ein Glas Wein. Mehr aber auch nicht.«

Kana führte noch einmal die Arme auseinander – es schien eine Geste zu sein, die sie oft machte.

»Sie trinken also gern Wein? Darf ich Ihnen einen zum Essen anbieten?«

»Darüber entscheide ich, wenn ich gesehen habe, was es zu essen gibt.«

»Dass Sie das sagen, dachte ich mir schon.« Nagare brachte ein indigoblaues Tuch aus der Küche und schlug es über den Tisch.

»Sie haben eine gute Menschenkenntnis«, meinte Kana kichernd.

»Nein, Akane hat mir verraten, dass Sie es so handhaben. Bei uns gibt es keine allzu erlesenen Weine, aber ich kann Ihnen später einen bringen, den ich gerne trinke.« Mit diesen Worten ging Nagare zurück in die Küche.

»Dieses Tuch ist übrigens von Hand gefärbt.« Koishi strich mit einem melancholischen Blick die Bügelfalten auf der Tischdecke glatt. »Meine Mutter und ich haben einen Workshop in Indigofärben besucht, als wir einmal in Tokushima waren. Ist das nicht ein schönes Blau?«

»In der Tat. Da hatten Sie es gut, ich kann mich gar nicht erinnern, mit meiner Mutter je verreist zu sein.« Kana klang etwas traurig, als sie das sagte.

»Musste Ihre Mutter arbeiten?«

»Sie hilft im Geschäft meines Vaters.«

»Oh, was betreibt er denn für ein Geschäft?«

»Eine kleine Gaststätte. In Hirosaki, das liegt in der Präfektur Aomori.«

»Dann machen Ihre Eltern ja das Gleiche wie wir hier«, stellte Koishi fest.

»Nein, mit einem Restaurant in Kyōto lässt sich das überhaupt nicht vergleichen. Man kann bei meinen Eltern wirklich alles essen, angefangen von Ramen bis hin zu Curry.« Kana verzog gequält das Gesicht.

»So könnte man uns auch beschreiben«, gab Koishi lachend zurück.

»Und hier kommt das Essen. Da endlich der Frühling Einzug gehalten hat, dachte ich mir, ich richte es heute einmal in diesem Korb an.« Als Nagare wieder hereinkam, trug er in den Armen einen großen, tellerartigen Flechtkorb, dessen Boden mit gelbgrünem Japanpapier ausgelegt war. Darauf standen viele kleine Schüsseln und Schalen.

Kana holte schnell eine Digitalkamera aus ihrer Handtasche. »Darf ich ein paar Fotos davon machen?«

»Wenn Sie meinen, dass es das wert ist, nur zu«, entgegnete Nagare bescheiden.

Kana zögerte keine Sekunde und begann mit der linken Hand geräuschvoll den Auslöser zu betätigen.

»Fotografieren ist für Sie eine Berufskrankheit, nicht wahr?«, meinte Koishi mit einem leichten Grinsen.

»Wenn ich leckeres Essen vor mir sehe, kann ich einfach nicht anders«, gab Kana zu, während sie ihre Kamera immer wieder drehte und die Länge des Objektivs veränderte.

»Darf ich Ihnen dann kurz erklären, was Sie hier vor sich haben?«, fragte Nagare, als die Klickgeräusche nach einer Weile verstummt waren.

»Ja«, sagte Kana und verstaute die Kamera rasch in der Tasche.

»Es sind alles Dinge, die jetzt im Frühling besonders gut schmecken. Hier vorne links ist …«

»Warten Sie bitte noch kurz«, unterbrach Kana ihn da und griff noch einmal in ihre Tasche. Diesmal zog sie ein Diktiergerät in Form eines Kugelschreibers hervor und legte es auf den Tisch.

»Jetzt können Sie anfangen.« Erwartungsvoll blickte sie Nagare an, der sich ein Grinsen nun ebenfalls nicht verkneifen konnte.

»Hier vorne links in der kleinen Schale aus Karatsu-Keramik«, legte er erneut los, »haben wir gekochte Bambussprossen aus Nagaoka mit Wakame-Seetang aus Izumo. In der länglichen Oribe-Schale daneben befindet sich gebratene Lachsforelle mit fein gehacktem Pfefferblatt. In der eckigen Kutani-Schale ist ein Rührei mit Usui-Erbsen. In den fünf kleinen Imari-Schalen davor sehen Sie, von links beginnend, eine überbackene Hamaguri-Muschel mit weißem Miso, einen Salat aus Asari-Muscheln und Kujō-Lauch in sauer angemachtem Miso, einige Streifen Ziegelbarsch-Sashimi mit Pfefferblatt in Ponzu-Soße, Tanba-Huhn in Salz-Kōji eingelegt und geschmort, und ganz rechts Sushi von einem jungen Süßwasserlachs. Auf dem kleinen runden Teller vor sich haben Sie noch etwas frittiertes Wildgemüse: Fuki, Tara-no-me, Kogomi, Momiji-gasa, Warabi und Shiode. Heute wollte ich dafür ausnahmsweise kein Tempura-Mehl verwenden, sondern habe das Gemüse in Semmelbröseln gewälzt. Sie können es gern mit Matcha-Salz essen, aber auch diese Worcestersoße, die ich mit japanischem Pfeffer zubereitet habe, passt sehr schön dazu. Und jetzt probieren Sie alles in Ruhe. Möchten Sie vielleicht diesen Weißwein dazu trinken?«, fragte Nagare am Ende seiner Erklärung und hielt eine Flasche hoch.

»Einen Moment«, sagte Kana, ohne die Frage sofort zu beantworten, und...

Erscheint lt. Verlag 30.5.2024
Reihe/Serie Die Food Detectives von Kyoto
Übersetzer Ekaterina Mikulich
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Asien • Buchgeschenk • Comfort food • Essen • Familiengeschichte • Imbiss • Japan • japanische Küche • Lebensweisheit • Soulfood • Trost
ISBN-10 3-8437-3139-X / 384373139X
ISBN-13 978-3-8437-3139-3 / 9783843731393
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