Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück (eBook)

Spiegel-Bestseller
Nur einer kehrt zurück. Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
464 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-31044-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück -  Ulf Kvensler
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Der Nr.-1-Bestseller aus Schweden: Atemberaubende Spannung vor der beeindruckenden Kulisse von Europas letzter unberührter Wildnis. Ausgezeichnet mit dem Swedish Crime Writers Award.
Vier Freunde. Eine Wanderung. Und die tödliche Weite Nordschwedens.
Jeden Sommer fahren die Anwältin Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre beste Freundin Melina in den Norden Schwedens, um beim Wandern in der wilden Natur den Stockholmer Alltag zu vergessen. Doch dieses Jahr hat sich Melinas neuer Freund, Jakob, der Gruppe angeschlossen. Er schlägt vor, von der ursprünglichen Route abzuweichen und stattdessen in den wilden, einsamen Nationalpark Sarek zu wandern. Schon bald wird klar, dass die Tour alles andere wird als ein gemütlicher Ausflug unter Freunden. Jakob stiftet die Gruppe zu immer weiteren, gefährlicheren Herausforderungen an. Auch die Dynamik zwischen ihnen ändert sich - lang unterdrückte Vorwürfe und Geheimnisse kommen ans Licht, die Nerven liegen blank. Bald geht es nur noch um eines: Wer wird nach Hause zurückkehren?

Ulf Kvensler, 1968 geboren, hat eine lange und erfolgreiche Karriere als Drehbuchautor, Regisseur und Showrunner hinter sich. Er begann als Komiker, hat aber in den letzten Jahren Dramen, Horror und Thriller geschrieben. Ulf Kvensler ist sowohl Schöpfer als auch Hauptautor zahlreicher Erfolgsserien. Mit seinem Debüt »Der Ausflug« schaffte er es in Schweden auf Anhieb an die Spitze der Bestsellerliste.

Kapitel 4


Am Samstag, unserem Abreisetag, standen wir früh auf und packten. Alles war eingekauft und lag bereit, wir mussten es nur noch in den Rucksäcken verstauen.

Eigentlich finde ich Packen nicht langweilig, vor allem nicht, wenn es ins Fjäll geht. Wenn ich nur das machen müsste, würde es mir sogar gefallen. Das ganze Zubehör, die Ausrüstung, die man fürs Wandern braucht, das alles erinnert mich an die eindrucksvollen Erlebnisse auf unseren früheren Touren. Wenn ich die kleine Plastikflasche mit der Flüssigseife einpacke, habe ich den Geruch von einer alten Sauna in der Nase und sehe durch ein kleines Fenster aufs Fjäll hinaus.

Aber an diesem Samstag konnte ich natürlich nicht nur packen, ich musste auch arbeiten, weshalb der Tag zerrissen und stressig war. Ich würde eine Woche weg sein, und vieles musste noch erledigt werden. Die Tage im Fjäll sind die einzigen im Jahr, an denen ich nicht erreichbar bin, sonst wissen sowohl Klienten als auch Kollegen, dass sie mich jederzeit anrufen können.

Ganz unten in die Rucksäcke packten wir Wechselkleidung, Funktionsunterwäsche und Socken, alles, was auf keinen Fall nass werden durfte. Dann befestigte Henrik das Zelt unter seinem Rucksack, und ich verstaute die Nahrungsvorräte in meinem. Wir würden meistens in Hütten übernachten, die eine kleine Küche oder zumindest eine Kochplatte hatten. Wir wollten aber auch mal im Zelt schlafen, und wir würden jeden Tag im Freien zu Mittag essen, wenn uns nicht ein Regenschauer oder Schnee erwischte. Außerdem will man auch eine Pause einlegen können, wenn man einen schönen Fleck im Fjäll entdeckt hat. Deshalb packte ich das Gas und den Trangia-Kocher mit allem Zubehör ein sowie Haferflocken für den Frühstücksbrei, Tütensuppen, Nudeln mit kurzer Kochzeit als Sättigungsbeilage für die Suppen und ein paar gefriergetrocknete Trekkingmahlzeiten. Die Dose mit vier verschiedenen Gewürzen. Pulverkaffee, Erdnüsse und Rosinen. Schokolade und ein paar Packungen Süßkram.

Auf das Essen packte ich alles andere, das wir für die Tour brauchten: Campingkulturbeutel, Regenkleidung, Daunenweste, Mütze und Handschuhe. Das Multifunktionsmesser. Zuletzt schob ich eine wasserfeste Landkarte vom Abisko-Nationalpark und dem Kebnekaise in das Fach in der Rucksackklappe.

Im Bad stellte ich den Rucksack auf die Waage. 12,3 Kilogramm, ein gutes Gewicht. In den ersten Jahren hatten unsere Rucksäcke bis zu zwanzig Kilo gewogen, und ich hatte es mir fast schon zum Sport gemacht, jedes Jahr das Gewicht zu reduzieren. Ein leichterer Rucksack war angenehmer beim Wandern, bedeutete aber weniger Komfort, wenn man angekommen war. Henrik nahm gern ein paar Kilo mehr mit und hatte es dann in der Hütte gemütlicher.

Einmal hatte er trotz meiner Versuche, ihn umzustimmen, eine Flasche Wein mitgenommen. Als er sie in der Singi-Hütte öffnete, weigerte ich mich, davon zu trinken, um meine Prinzipientreue zu untermauern. Henrik und Milena tranken je ein Glas und den Rest am folgenden Abend. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich auch große Lust auf Wein gehabt hätte, und Henrik ließ sich nicht anmerken, dass das Extragewicht schwer zu tragen gewesen war. Doch danach hat er nie mehr Wein eingepackt.

Leichtes Reisefieber kribbelte in meinem Magen. Am Abend würden wir mit dem Nachtzug nach Abisko fahren und von dort aus über den Kungsleden zum Kebnekaise wandern. An der Singi-Hütte wollten wir auf den Durlingsleden abbiegen, ein oder auch mehrere Nächte zelten, einen Gipfel besteigen und dann über den Vierranvárri hinunter zur Fjällstation des Kebnekaise wandern. Dort würden wir uns eine Weile vor der Heimfahrt ausruhen. Wenn ich wollte, konnte ich Tagesausflüge in den Tarfala-Talkessel machen oder den Kebnekaise über die etwas anspruchsvollere Ostroute besteigen. Ich wusste, dass Henrik und Milena mich dabei nicht begleiten würden, aber ich hatte nichts dagegen, auch mal alleine etwas zu unternehmen. Ich konnte dann in meinem eigenen Tempo gehen, das schneller war als das meiner Reisegefährten.

Um fünf hatten Henrik und ich Wanderkleidung angezogen. Ich band meine blonden Haare zu einem festen Pferdeschwanz zusammen und schlüpfte in meine Turnschuhe. Die Stiefel hingen zusammengeknotet über dem Rucksack, den ich gleich darauf aufsetzte. Henrik tat es mir nach.

Wir schlossen die Wohnung ab und gingen zum Hauptbahnhof. Das schöne Wetter hatte sich gehalten, die Luft war klar und warm. Die Stadt war ruhig. Ein paar Passanten warfen uns Blicke zu, als wir mit unseren großen Rucksäcken an ihnen vorbeigingen. Das Gewicht war vertraut und angenehm, andere Muskeln in Beinen und Bauch spannten an, als der Körper sich an die Last anpasste. Ich fühlte mich stark und geschmeidig und voller Energie. In einem Café am Tegnérlunden tranken wir einen doppelten Espresso, den letzten vernünftigen Kaffee für eine gute Woche. Er schmeckte herrlich, und in den Bäumen um die Strindberg-Statue zwitscherten die Vögel.

Ich freute mich darauf, Jacob Tessin bald kennenzulernen.

Am Freitagabend vor einer Woche, nachdem unsere Gäste nach Hause gegangen waren, hatten Henrik und ich nur noch das Nötigste gesprochen, bevor wir uns schlafen gelegt hatten. Am Samstag hatte Henrik nach dem Frühstück gesagt, dass er mir zustimmte und wir Milena schlecht abschlagen konnten, ihren neuen Freund mitzunehmen. Ich war erleichtert gewesen, dass wir nicht mehr streiten mussten, und sagte, dass ich ihn gut verstünde, mir wäre es auch lieber, wenn wir wie üblich nur zu dritt wandern gehen würden.

»Wenn das nicht funktioniert, gehen wir in Zukunft nur noch allein«, sagte ich.

Am Sonntag hatte ich Milena angerufen.

»Wir haben darüber gesprochen und fänden es sehr schön, wenn Jacob uns begleiten würde«, sagte ich.

»Oh, super«, hatte Milena geantwortet, aber nicht so erfreut geklungen, wie ich es erwartet hätte. Sie war kein Mensch großer Gesten oder Gefühlsäußerungen, aber ein bisschen mehr Enthusiasmus hätte ich mir schon erhofft. Wahrscheinlich war sie mit den Gedanken woanders, folgerte ich und dachte nicht weiter darüber nach.

Als sich die Abreise näherte und wir mit den Vorbereitungen beschäftigt waren, war das Thema Jacob in den Hintergrund gerückt. Milena und ihr neuer Freund waren letztendlich nur ein kleiner Teil des Gesamterlebnisses. Auch wenn er sich als arrogant oder maulfaul oder als notorischer Witzbold oder irgendetwas anderes Unangenehmes entpuppen sollte, gab es so vieles, das er mir nicht nehmen konnte. Die Natur, das Gefühl im Körper nach vielen Stunden auf den Beinen, wie gut das Essen schmeckte, wie tief man nachts schlief. Ja, er könnte ein Störfaktor werden. Aber er konnte mir nicht meinen Urlaub in den Bergen vermiesen.

Normalerweise hätten wir uns vor der Abreise alle noch mal abends getroffen, um uns kennenzulernen, doch dafür reichte die Zeit nicht. Jetzt würden wir ihm in ein paar Minuten gegenüberstehen, und ich war neugierig. Wer war Jacob Tessin, der erste Mann, den mir meine Freundin, die ich seit zehn Jahren kannte, als ihren Freund vorstellte?

Wir gingen die Upplandsgatan hinunter, am Norra Bantorget vorbei und in die Vasagatan. Hier herrschte mehr Verkehr, und in allen Richtungen waren Fußgänger unterwegs. Ich sehnte mich nach dem Fjäll, wo man niemandem ausweichen musste.

Kurz darauf traten wir in die große Wartehalle des Hauptbahnhofs. Schritte und Stimmen hallten unter der hohen, gewölbten Decke wider, Geräusche, die ich mit Koffern und Fahrkarten verband, dem Gefühl, unterwegs zu sein.

Und dann sah ich sie, Milena und Jacob, an der kreisförmigen Aussparung in der Mitte der Halle, durch die man in das Untergeschoss blicken konnte.

Mein erster Gedanke war: Ist der Mann groß. Den Eindruck hatte ich auch von seinen Bildern auf Facebook bekommen, aber in echt war es noch deutlicher. Milena ist mittelgroß, doch neben ihm wirkte sie winzig. Mein zweiter Gedanke war: Ganz schön durchtrainiert. Jacobs Rucksack stand auf dem Steinboden, er trug ein ärmelloses T-Shirt, und seine Arme waren muskulös, sehnig und braun gebrannt. Seine Haltung war ebenfalls athletisch: gestraffte Schultern, die Brust vorgeschoben.

Er hielt Milenas Hand, was irgendwie niedlich war.

Mein nächster Gedanke war: Er muss älter als achtunddreißig sein. Sein braun gebranntes Teddybärengesicht wurde von dichtem, dunkelbraunem Haar eingerahmt. Der Haaransatz war immer noch gerade, ohne Geheimratsecken. Doch die Falten im Gesicht, zwischen den Augenbrauen, an der Stirn, die Haut am Hals … Ich hätte ihn eher auf Mitte vierzig geschätzt.

Habe ich das alles wirklich in den paar Sekunden gedacht, bis wir bei ihnen waren? Oder habe ich Dinge ergänzt, die mir erst später aufgefallen waren? Ich weiß es nicht.

Ich lächelte und winkte. Milena strahlte, als sie uns entdeckte, und winkte zurück. Jacob lächelte ebenfalls, erwartungsvoll und ein wenig angespannt. Er ließ Milenas Hand los und verlagerte das Gewicht.

»Hallo, schön, euch zu sehen«, sagte ich und lächelte breit. »Anna«, stellte ich mich vor und streckte die Hand aus.

»Jacob, hallo«, erwiderte er und nahm meine Hand. Seine Haut war warm und trocken, er hatte einen festen Händedruck. Er lächelte, seine Augen glänzten. Ich wandte mich an Milena.

»Oh, ich freue mich so!«

Milena lächelte breit, und wir umarmten uns lange.

»Jaaa, endlich ist es so weit«, sagte sie. Ich hörte, wie Jacob hinter mir Henrik begrüßte.

»Dann bist du wohl Henrik?«

»Richtig.«

»Jacob, hallo. Schön, dich kennenzulernen.«

Noch etwas schoss mir bereits da durch den...

Erscheint lt. Verlag 24.12.2023
Übersetzer Sabine Thiele
Sprache deutsch
Original-Titel SAREK
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Abenteuerroman • Abgeschiedenheit • Adrenalin • adventure hiking • Berge • Bestseller aus Schweden • Bücher für den Urlaub • eBooks • KICK • Krimi Skandinavien • Lappland • Locked-Room-Mystery • Lucy Foley • Nationalpark • natural adventure • natural thrill • Naturerlebnis • Nature writing • Neuerscheinung • Nordic Trekking • Psychospannnung • Ragnar Jonasson • ruth ware • Sarah Pearse • Scandi-Crime • Schweden • Sommerlektüre • Suspense • Thriller • Urlaubslektüre • Wandern • Wilderness • Wildnis
ISBN-10 3-641-31044-X / 364131044X
ISBN-13 978-3-641-31044-8 / 9783641310448
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