Dangerously Close (eBook)
352 Seiten
Moon Notes (Verlag)
978-3-96981-045-3 (ISBN)
Lana Rotaru verliert sich seit frühester Kindheit nur zu gern in Büchern. Es ist also kein Wunder, dass sie inzwischen selbst Geschichten verfasst. Wenn sie nicht gerade an neuen fantastischen und romantischen Werken arbeitet, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihrem Sohn an der frischen Luft, wo sie neue Kraft und Inspiration findet.
Lana Rotaru verliert sich seit frühester Kindheit nur zu gern in Büchern. Es ist also kein Wunder, dass sie inzwischen selbst Geschichten verfasst. Wenn sie nicht gerade an neuen fantastischen und romantischen Werken arbeitet, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Mann und ihrem Sohn an der frischen Luft, wo sie neue Kraft und Inspiration findet.
Kapitel 1
Olivia
Die jährlich stattfindende Spendengala der HRA, der Human Rights of America, hatte schon viele Leben verändert. Hauptsächlich von jungen Frauen und Männern, die allein keinen Weg aus ihren gewalttätigen Beziehungen fanden oder die sich aufgrund vermeintlicher Liebe in die organisierte Prostitution oder den Drogenhandel hatten zwingen lassen.
Doch es gab auch dieses andere Beispiel.
Das von Sarah Mills.
Auch ihr Leben hatte sich durch die Spendengala radikal verändert.
Jedoch nicht zum Guten.
Und genau dieser Gedanke spukte mir seit Tagen durch den Kopf, weshalb ich heute Abend gar nicht hier sein wollte. Meine Eltern hatten mich dazu überredet, und ich konnte ihnen Wünsche nur schwer abschlagen.
»Die Colemans haben wirklich alle Register gezogen«, sagte Mom und lotste mich damit aus meinen Überlegungen. Wir standen an einer der Bars, die im barocken Ballsaal verteilt waren, umgeben von Prunk und Extravaganz, die mich schier zu erschlagen drohten. Geschwungene Linien und verspielte Blüten in Gold rankten sich kunstvoll an Kronleuchtern und Kerzenständern. Opulente Goldspiegel zierten die cremeweißen Wände mit samtiger Textur, und ein auf Hochglanz polierter Marmorboden verschwand beinahe unter gigantischen Blumenbouquets in noch größeren Vasen und dekadent dekorierten Tischarrangements.
Ja, der Saal, der jedes Jahr für diese Veranstaltung gemietet wurde, strahlte noch heller und schöner als sonst. Fast so, als wollte er sich von der düsteren Vergangenheit distanzieren, die seit zwei Jahren an ihm haftete.
Mein Blick glitt weiter und blieb an den geladenen Gästen meiner Heimatstadt Wilmington hängen. Alle waren in feinste Haute Couture oder maßgeschneiderte Designeranzüge gekleidet und nippten an ihren Champagnergläsern. Sie unterhielten sich, als wäre ich die Einzige, die seit Tagen unentwegt an das Unglück denken musste, das sich hier ereignet hatte. Aber vielleicht war es so. Menschen tendierten dazu, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken. Besonders, wenn die Vergangenheit derart düster war.
»Da sind Clarence und Mercedes«, sagte Mom über die Hintergrundmusik hinweg und winkte mit ihrer Clutch einem untersetzten Mann um die sechzig zu, der soeben mit einer hochgewachsenen Frau in einem mitternachtsblauen Kleid den Saal betrat.
Clarence und Mercedes Henson waren mit meinen Eltern befreundet, seit ich denken konnte. Er war ein renommierter Staatsanwalt und sie Herzchirurgin. Ich war mit ihrer Tochter Josephine auf die Rosehill Prep gegangen, eine Privatschule, die ihre Schüler auf die Aufnahme an Elitecolleges und -universitäten vorbereitete. Leider war unser Kontakt nach unserem Schulabschluss eingeschlafen. So war nun mal der Lauf der Dinge, wenn die eine in Rhode Island auf die Brown University ging, die andere aber in Delaware geblieben war, um dort Journalismus zu studieren.
Ob mein nächster Artikel für den Delaware Inquire wohl darüber handeln sollte? Wieso es Menschen so schwerfiel, Kontakt über weite Distanzen aufrechtzuerhalten?
Auch wenn diese Geschichte vermutlich keinen Pulitzer-Preis gewinnen würde, war der Ansatz besser als jeder andere, der mir in den vergangenen Wochen in den Sinn gekommen war. Allmählich musste ich meine Schreibblockade wirklich überwinden. Auch Mrs Williams, die Professorin, die meine Masterthesis betreute, wurde langsam ungeduldig.
Ich sollte ihr ein Thema vorschlagen. Aber ich konnte mich nicht entscheiden.
Es war wie verhext.
Jedes Mal, wenn ich dachte, endlich etwas gefunden zu haben, worüber ich schreiben wollte, verflog mein Interesse kurz darauf wie Rauch im Wind.
Mom und Dad beobachteten die Hensons dabei, wie sie sich einen Weg in unsere Richtung bahnten. Dabei legte Dad Mom einen Arm um die Hüfte und zog sie noch ein Stück näher an sich. Es schien, als könnte er selbst nach über fünfundzwanzig Ehejahren keinen Millimeter Distanz zwischen sich und seiner Frau ertragen.
Wenn du fest an dich selbst glaubst, wirst du niemals daran zweifeln, dich in die richtige Person verliebt zu haben, hatte mir Dad einst geantwortet, als ich ihn nach dem Geheimnis einer glücklichen Beziehung gefragt hatte.
Ich mochte den Gedanken, dass es irgendwo auf der Welt jemanden gab, der so perfekt zu mir passte, wie meine Eltern es füreinander taten. Jedoch war die Welt verdammt groß und die Wahrscheinlichkeit, dieser Person jemals zu begegnen, klitzeklein.
Mit einem innerlichen Kopfschütteln wandte ich mich von meinen Eltern ab und der Bar hinter mir zu. Im Gegensatz zu ihnen hatte ich noch kein Getränk in der Hand.
»Jasmin. David. Wusste ich es doch, dass wir euch heute Abend hier antreffen.« Mr Henson begrüßte Mom mit einer freundschaftlichen Umarmung, dann reichte er Dad die Hand. Seine Frau folgte seinem Beispiel, wobei sie meinen Eltern jeweils zwei hauchfeine Küsschen auf die Wangen hauchte.
»Natürlich.« Dad nippte an seinem Champagnerglas. »Ich lasse mir doch nicht solch ein Event entgehen! An Abenden wie diesem werden die interessantesten Geschichten geboren.«
»So kennt man dich. Immer auf der Lauer für eine Titelstory.«
Dad quittierte den freundschaftlichen Seitenhieb mit einem selbstironischen Lächeln. Er wusste, dass er ein unverbesserlicher Workaholic war – was als Chefredakteur des Delaware Inquire, der größten und auflagenstärksten Tageszeitung dieses Bundesstaates, wohl kaum zu vermeiden war. Aber dass bei ihm heute Abend die Arbeit im Vordergrund stand, bedeutete nicht, dass er keinen Spaß haben würde. Er wusste, wie er das Nützliche mit dem Angenehmen verband.
»Und Olivia, du bist auch hier!« Mrs Henson hauchte mir ebenfalls Küsschen auf beide Wangen, nachdem ich meine Bestellung abgeschlossen und mich der Gruppe zugewandt hatte. »Schau nur, wie wunderschön du aussiehst!« Ihr Blick glitt über mich, und ich strich mir verlegen über den fließenden Silberstoff meines Kleides. Es lag wie eine zweite Haut an und war am Rücken tief ausgeschnitten. Zwei feine Träger hielten es auf meinen Schultern, und dank des Beinschlitzes, der mir bis zur Hüfte reichte, besaß ich ausreichend Bewegungsfreiheit.
Vermutlich hatte das Kleid irgendwann ein Vermögen gekostet – laut Etikett stammte es von Valentino. Aber ich hatte es vor drei oder vier Jahren in einem Edel-Secondhandshop erstanden. Wieso sollte ich den Preis eines Kleinwagens für ein Kleidungsstück ausgeben, das ich nur zu einer Handvoll Gelegenheiten tragen konnte?
»Hallo, Mrs Henson. Hallo, Mr Henson.« Lächelnd nickte ich den beiden zu. »Ist Josephine nicht mit Ihnen gekommen?«
Mrs Henson schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Sie hatte es vor, aber ihr bevorstehender Uniabschluss hält sie zu sehr auf Trab.«
Diese Worte nutzte Mom, um Mrs Henson in ein Gespräch darüber zu verwickeln, wie schnell die Zeit verging, da ich ebenfalls bald mein Masterstudium abschließen würde.
Aber nur, wenn ich mich endlich für ein Thema entscheide. Seufzend nippte ich an meinem Ginger Ale, das ich mir statt Champagner bestellt hatte. Ich mochte keinen Alkohol, was mich früher auf Partys regelmäßig zur Außenseiterin gemacht hatte.
»Wie lief deine Verabredung mit Montgomery?«, fragte Mom Mr Henson, der sein Gespräch mit Dad beendet und den Platz mit seiner Gattin getauscht hatte. »David meinte, dass ihr euch diese Woche endlich miteinander getroffen habt.«
»Das wollten wir, ja.« Mr Henson verzog das Gesicht. »Ihm ist die Einführung seines Neffen Barry in den Gefängnisvorstand dazwischengekommen.«
»Gefängnisvorstand?«, fragte ich. »Geht es hier etwa um den Mr Montgomery? Direktor des Hawthrone-Gefängnisses?«
Mr Henson nickte, und mein Puls ging schneller. Für Menschen wie mich, die sich schon immer für Kriminalfälle interessierten, war Mr Montgomery so etwas wie ein Rockstar. Er leitete das größte und älteste privat geführte Gefängnis in Pennsylvania, das in zwei Standorte unterteilt war. Da gab es einmal die Hochsicherheit im Norden, mit der größten Anzahl an Entführern, Vergewaltigern und Mördern in ganz Pennsylvania. Und das »gewöhnliche« Gefängnis in Philadelphia, in dem hauptsächlich Kleinkriminelle wie Diebe oder Drogendealer einsaßen.
Ach, was würde ich dafür geben, ein Mal ein Interview mit jemandem wie Montgomery führen zu dürfen. Vielleicht könnte ich dieses dann in meine Masterarbeit einbinden?
Bliebe nur die Frage, zu welchem Thema – und natürlich, wie ich meine Eltern von der Idee überzeugen sollte, mich auch nur in die Nähe eines – und insbesondere dieses – Gefängnisses zu lassen. Ich wusste nicht, ob ihre teilweise übertriebene Fürsorge daher rührte, dass sie mich im Alter von wenigen Monaten adoptiert hatten. Aber als meine Vorliebe für die dunklen Kreise der Gesellschaft mich immer mehr zum Journalismus führte, waren sie wenig begeistert gewesen. Sie hatten sogar versucht, mich davon abzubringen, neben meinem Studium beim Delaware Inquire zu jobben. Als würde ich, nur weil ich Journalistin werden wollte, unweigerlich in Lebensgefahr geraten. Klar, es gab auch Fälle, in denen Presseleute bedroht oder gar körperlich angegriffen wurden. Sogar von einer Entführung hatte ich mal gehört, die in einem Leichenfund geendet war.
Aber das war doch nicht die Regel!
Ganz zu schweigen davon, dass es für mich nichts Spannenderes gab, als die finsteren Abgründe der Menschheit zu erforschen.
»Darf ich fragen, worum es bei dem...
Erscheint lt. Verlag | 4.5.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | ab 16 • Besuchszeit • From Enemies to Lovers • Gefährliche Liebe • Gefängnis • Interviews • Journalistik • New Adult • Romance • Verbotene Liebe • Verbrechen • Verbrecher |
ISBN-10 | 3-96981-045-0 / 3969810450 |
ISBN-13 | 978-3-96981-045-3 / 9783969810453 |
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