Hollys Weihnachtszauber (eBook)
512 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
978-3-96797-459-1 (ISBN)
Ein eingeschneites englisches Dorf, ein attraktiver Herrenhausbesitzer und eine junge Witwe, die nicht mehr an die Liebe glaubt ...
Zur Weihnachtszeit zieht sich die junge Witwe Holly Brown am liebsten zurück. So kommt es der begabten Köchin gerade recht, als sie gebeten wird, auf ein Herrenhaus in einem winzigen Dorf in Lancashire aufzupassen. Dort gilt es nicht nur das imposante Anwesen zu hüten, sondern auch noch ein in die Jahre gekommenes Pferd, eine Ziege und einen altersschwachen Hund. Doch dann kehrt der attraktive aber abweisende Hausherr Jude Martland überraschend nach Hause zurück. Als dann auch noch das Dorf durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird, müssen Holly und Jude wohl oder übel Weihnachten miteinander verbringen ...
Geboren in St. Helens, Lancashire, studierte Trisha Ashley später Glasarchitektur. Als sie mit dem Schreiben anfing, musste sie sich noch mit allerlei Nebenjobs über Wasser halten. Unter anderem arbeitete sie als Klempnerin, Glasarchitektin und Porträtistin. Inzwischen findet man ihre romantischen Komödien regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Trisha Ashley liebt Schokolade und das Gärtnern und lebt heute im Norden von Wales.
Kapitel 1
Mutterschaftsurlaub
Da Oma sich im Lauf der Jahre still und heimlich immer mehr von mir zurückgezogen hatte, war ihr Tod offen gestanden kein allzu großer Schock für mich. Das war nur gut so, weil ich nämlich unmittelbar nach ihrer schlichten Beerdigung im Stil der Rätselhaften Baptisten schnurstracks zu einem meiner Haushüter-Jobs düsen musste. Doch als ich kurz vor meiner Abreise in dem kleinen Blechkoffer, in dem sie ihre Schätze aufbewahrte, ihre Tagebücher fand, hatte mich das zutiefst schmerzlich berührt …
Nachdem ich ihr schmales Scheibchen von Reihenhaus in Merchester abgeschlossen hatte (nicht, dass sich irgendetwas Stehlenswertes darin befunden hätte), nahm ich den Koffer mit zu mir nach Hause: Der Schlüssel dazu hing bei den anderen an ihrem Schlüsselbund. Da ich ab und zu einen Blick auf den Inhalt erhascht hatte, konnte ich mir ungefähr denken, was dieser Koffer enthielt – Postkarten aus Blackpool, wo meine Großeltern regelmäßig ihren Sommerurlaub verbracht hatten, meine alljährlichen Klassenfotos, Schulzeugnisse und solche Sachen – in Schichten abgelagerte Vergangenheit.
Eigentlich hatte ich den Koffer nur in der Absicht geöffnet, ihren schmalen goldenen Ehering hineinzulegen, dann aber doch einige Papierschichten hochgehoben, um nachzusehen, was darunter war – und ganz zuunterst entdeckte ich ein dünnes Bündel kleiner, billiger Schulhefte mit der Aufschrift »Ester Rowan«, von brüchig gewordenen Gummibändern zusammengehalten. Als ich das erste dieser Hefte aufschlug, fand ich so etwas wie eine bruchstückhafte Schilderung ihrer Erlebnisse als Krankenpflegerin gegen Ende des Krieges. Der erste Eintrag war auf Oktober 1944 datiert, begann jedoch mit einem Rückblick auf vorangegangene Ereignisse:
Mit fünfzehn hatte ich angefangen, als Schwesternhelferin zu arbeiten, und so kam es, dass ich bei Ausbruch des Krieges nicht wie viele andere Mädchen aus Merchester zu harter Schwerarbeit in die Munitionsfabriken geschickt wurde.
Ich staunte, in welch jungem Alter man damals schon anfing zu arbeiten – und, als ich den folgenden Eintrag las, wie standhaft sie gewesen war:
Obwohl ich ihn gebeten hatte, bis zu seiner Einberufung zu warten, meldete sich Tom, mein Liebster seit Kindheitstagen, sofort zur Navy. Und zu meinem großen Kummer, wie auch dem seines armen, verwitweten Vaters, kam er tatsächlich schon ganz zu Anfang ums Leben. Danach beschloss ich, alle mädchenhaften Gedanken an Liebe und Heirat beiseitezuschieben, und stürzte mich in meine Arbeit als Krankenpflegerin.
Die letzte Zeile erinnerte mich stark daran, wie ich selbst kurz nach Alans Tod in ein anderes Haus gezogen war und mich in einen neuen Job gestürzt hatte: Nur dass es in meinem Fall nicht wie Standhaftigkeit wirkte, sondern mehr wie eine Verleugnung all der wundervollen Jahre, die wir miteinander verbracht hatten.
Ich wusste, dass Oma letztlich dann den Vater ihrer Jugendliebe geheiratet hatte – sie hatte mir einmal erklärt, dass sie beide meinten, einander Trost und Halt geben zu können –, wo also dieser Ned Martland ins Spiel gekommen sein sollte, war mir völlig unbegreiflich! Allmählich hatte ich schon fast das Gefühl, als hätte ich mir das Ganze nur eingebildet …
Auf den folgenden Seiten erging Oma sich offenbar in einer kleinen moralisierenden Abhandlung über die Schrecken des Krieges, sodass ich die Tagebücher wieder in den Koffer legte, um sie nach meiner Rückkehr zu lesen.
Dann verbrachte ich eine Woche in Devon, wo ich für einen meiner Stammkunden ein Cottage mit zwei Wellensittichen namens Marilyn und Monroe, dem Yorkshire Terrier Yoda und sechs namenlosen Hühnern hütete.
Dabei konnte ich zur Ruhe kommen und hatte Luft, um in Gedanken vieles zu ordnen – und außerdem eine große und vielleicht lebensverändernde Entscheidung zu treffen –, bevor ich wieder heimreiste, seelisch darauf vorbereitet, Omas Haus auszuräumen, das einer kirchlichen Wohlfahrtsorganisation gehörte. Man drängte mich, es frei zu machen und die Schlüssel zurückzugeben, da vermutlich schon zahlreiche obdachlose Pfarrerswitwen auf einer langen Warteliste standen.
Bis zu meinem nächsten Haushüter-Auftrag hatte ich eine Woche Zeit und ging davon aus, dass dies vollauf genügte. Damit lag ich auch ganz richtig, denn ich war so gut wie fertig und freute mich schon darauf, zum Haushüten in einen abgelegenen Ort der Highlands zu entfliehen, wo ich Weihnachten ungestört umgehen und gut ins neue Jahr kommen könnte, als dieser Auftrag Knall auf Fall abgesagt wurde.
Ellen, die alte Schulfreundin (als solche bezeichnet sie sich jedenfalls – Laura und ich hingegen haben die Dinge ein bisschen anders in Erinnerung), die die besagte Haushüter-Agentur mit dem angemessenen Namen Homebodies – Stubenhocker – betrieb, versuchte, mich zu überreden, stattdessen für eine mehrtägige private Weihnachtsfeier zu kochen, machte sich allerdings von vornherein keine großen Hoffnungen.
»Ich weiß gar nicht, warum sie sich überhaupt die Mühe gemacht hat, mich zu fragen«, erklärte ich Laura, die vorbeigekommen war, um mir beim Aussortieren von Omas letzten Habseligkeiten zu helfen. Nun, ich sage helfen, doch da sie hochschwanger war und ihr viertes Baby erwartete, kochte sie hauptsächlich Tee und plauderte viel. Sie ist blond, hübsch und zierlich (ganz im Gegensatz zu mir) und trug ihr Baby in einem straffen kleinen Bäuchlein unter einem langen, eng anliegenden Tunika-Oberteil vom gleichen Blau wie ihre Augen.
»Sie fragt, weil du eine hervorragende Köchin bist und dafür sehr viel besser bezahlt wirst als fürs Haushüten«, antwortete sie und stellte zwei frische Becher mit Tee auf den Kaffeetisch. »Außerdem hat sie ungefähr so viel Feingefühl wie ein Bulldozer.«
»Aber sie weiß, dass ich im Winter eine Pause vom Kochen brauche und Weihnachten nicht mitmache. Ich möchte an irgendeinen abgelegenen Ort, wo mich keiner kennt, und so tun, als würde das Fest überhaupt nicht stattfinden.«
Laura sank neben mir auf Omas grässlich unbequemes Bauernsofa. »Wahrscheinlich hat sie gehofft, du wärst inzwischen halbwegs darüber hinweg und hättest deine Haltung geändert – du bist jetzt ebenso lange verwitwet, wie du verheiratet warst. Wir alle vermissen Alan ganz schrecklich, besonders zu dieser Jahreszeit«, fügte sie liebevoll hinzu. »Er war der beste Bruder, den man sich nur wünschen konnte. Aber er würde nicht wollen, dass wir bis in alle Ewigkeit um ihn trauern, Holly.«
»Ich weiß, aber du kannst nicht behaupten, dass ich nicht die Scherben aufgesammelt und mein Leben weitergelebt hätte«, entgegnete ich, unterschlug allerdings, dass selbst acht Jahre danach meine Trauer noch immer fast zur Hälfte mit Zorn durchsetzt war. »Aber an Weihnachten und dem Jahrestag seines Unfalls kommt jedes Mal alles wieder hoch, und ich möchte diese Zeit lieber im Stillen für mich allein verbringen.«
»Ich schätze, Ellen hat vergessen, dass du dazu erzogen worden bist, Weihnachten nicht so zu feiern wie alle anderen.«
Laura und ich kennen uns schon seit der Grundschule, von daher weiß sie um meine etwas sonderbare Kinderstube, Ellen jedoch war erst später, in der Oberschule, auf der Bildfläche erschienen (und auch wenn sie jetzt nichts mehr davon wissen will, hatte sie zu der Clique von Mädchen gehört, die mich immer wegen meiner Größe hänselten).
»O ja, nach Auffassung der Rätselhaften Baptisten sind sämtliche Weihnachtsbräuche nichts als heidnische Manifestationen des menschlichen Abfalls von göttlicher Gnade – auch wenn Oma tolle Weihnachtslieder auf dem Harmonium spielen konnte.«
Laura blickte zu dem uns gegenüberliegenden leeren Raum, wo vor den Magnolienblüten der Kunststofftapete immer das Instrument gestanden hatte. »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, dieses Harmonium in deinem winzigen Cottage unterzubringen. Auch wenn es nicht sonderlich groß ist, möchte ich wetten, es wiegt mindestens eine Tonne.«
»Stimmt, aber ich wollte es unbedingt haben, denn es war Omas ganzer Stolz und größte Freude – nur wenn sie darauf gespielt hat, schien sie glücklich zu sein. Es hat gerade so in die Nische unter der Treppe gepasst.«
Abgesehen davon hatte ich nicht viel behalten: die rosa Satin-Daunendecke, die in meiner Kindheit auf meinem schmalen Bett gelegen hatte, sowie zwei schlichte Spruchbilder, die meine Urgroßmutter im Kreuzstich gestickt hatte. Auf einem stand: »Rätselhaft sind die Wege des Herrn« und auf dem anderen: »Und er vollbringt sein Werk, sein rätselhaftes Werk.« Das war im Großen und Ganzen alles.
Was übrig blieb, war eine zusammengewürfelte Mischung billiger zweckmäßiger Möbel, ein paar angeschlagene Töpfe aus Email oder Aluminium und solche Sachen, die alle miteinander von einer Entrümpelungsfirma abgeholt würden.
Abgesehen von ein bisschen Staub war im Haus alles picobello. Oma war nie eine Sammlernatur gewesen, sodass es nicht allzu viel auszusortieren gab. Ihre Kleider waren bereits eingepackt und von einem örtlichen Wohlfahrtsverein abgeholt worden, und das Einzige, was jetzt noch in meinen Wagen geladen werden musste, war ein Karton voll säuberlich abgehefteter Haushaltsakten.
»Ich glaube, ich bin hier beinahe fertig«, sagte ich und nahm einen Keks aus der Packung, die Laura mitgebracht hatte, auch wenn Crawford’s Garibaldi nicht wirklich meine Lieblingssorte ist – der Anblick erinnert ein bisschen zu sehr an zerquetschte Stubenfliegen. »Und, wirst du dieses...
Erscheint lt. Verlag | 1.12.2023 |
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Reihe/Serie | Liebe, Glück und Schokolade | Liebe, Glück und Schokolade |
Übersetzer | Elisabeth Spang |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Twelve Days of Christmas |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | abgewiesene Liebe • Antoine Laurain • Bücherwürmer • Christmas • Christmas Romance • Christopher Morley • Confiserie • Europa • Katarina Bival • Liebe • Liebesroman • Romantik • Romanze • Schokolade • Weihnachten • Weihnachtsroman |
ISBN-10 | 3-96797-459-6 / 3967974596 |
ISBN-13 | 978-3-96797-459-1 / 9783967974591 |
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