Vierundsiebzig

(Autor)

Buch | Hardcover
512 Seiten
2024 | 1. Auflage
Rowohlt (Verlag)
978-3-498-00361-6 (ISBN)
26,00 inkl. MwSt

«Ich habe immer gedacht, dass es das Ende ist, wenn der Himmel auf die Erde fällt. Am 3. August 2014 ist der Himmel nicht auf die Erde gefallen, aber trotzdem war es das Ende.»

Nach ihrem Debüt Die Sommer legt Ronya Othmann den zweiten Roman vor. Sie will eine Form finden für das Unaussprechliche, einen Genozid, den vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten: in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und von deutschen Gerichtssälen weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt.

«Vierundsiebzig ist vieles in einem - Autobiographie, Biographie, Reiseliteratur und Geschichtsschreibung in Echtzeit - und dennoch ein organisches Ganzes. Ein literarischer Befreiungsschlag.» Alexandru Bulucz, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Ronya Othmann, als Tochter einer deutschen Mutter und eines kurdisch-êzîdischen Vaters 1993 in München geboren, schreibt Lyrik, Prosa und Essays und arbeitet als Journalistin. Für ihr Schreiben wurde sie viele Male ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lyrik-Preis des Open Mike, dem MDR-Literaturpreis und dem Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik. Für Die Sommer, ihren ersten Roman, bekam sie 2020 den Mara-Cassens-Preis zugesprochen, für den Lyrikband die verbrechen (2021) den Orphil-Debütpreis, den Förderpreis des Horst-Bienek-Preises sowie den Horst Bingel-Preis 2022. Ein Auszug aus Vierundsiebzig, ihrem zweiten Roman, wurde 2019 mit dem Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs ausgezeichnet.

Man muss Othmanns Nervenstärke bewundern, die nötig gewesen sein muss für ihre teilnehmende Beobachtung. Und das erzählerische Können, dem sich ihre atemberaubende literarische Reportage verdankt. Sie ist eine große Schriftstellerin. Ronald Düker Die Zeit 20240321

Man muss Othmanns Nervenstärke bewundern, die nötig gewesen sein muss für ihre teilnehmende Beobachtung. Und das erzählerische Können, dem sich ihre atemberaubende literarische Reportage verdankt. Sie ist eine große Schriftstellerin.

Ein wichtiges, ein großes Buch.

Eine große Erzählung.

Ronya Othmann hat mit ihrer bewegenden Darstellung den Opfern ein Denkmal gesetzt und allen anderen zu denken gegeben ... Bedeutsamer war autobiographisches Schreiben, ob man es nun subjektiven Essayismus, Autofiktion oder erweitertes Memoir nennt, hierzulande lange nicht.

Statt farbigem Abglanz liefert "Vierundsiebzig" eine Poetik des Unaussprechlichen. Im Fluchtpunkt der unendlichen Annäherung der beiden Perspektiven dieses beeindruckenden Sprachkunstwerks gewinnt Gestalt, was der Wahrnehmung entgleitet.

Ronya Othmanns Buch ist ein grosser Schrecken und ein grosses Glück, weil es auf jeder Seite dem Vergessen widerspricht.

Es gibt wohl nur wenige Bücher, die das Fremdsein der Menschen zwischen Orient und Okzident so erschütternd festhalten. Und die doch ebenso ein Gefühl von Kindheit vermitteln, die ja immer Heimat ist.

Fast nebenbei erzählt Othmann eine vielschichtige, denkbar unsentimentale und
gerade deshalb so anrührende Vater-Tochter-Geschichte, die in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ihresgleichen sucht ... Ein großes Werk und ein ungeheuer packendes dazu.

Wie kann man Worte, wie eine Sprache finden, um von solchem Horror, von solchen Verbrechen zu erzählen? Das ist die Frage, der Ronya Othmanns zweiter Roman "Vierundsiebzig" mit literarischen Mitteln nachspürt - auf bewegende und beeindruckende Weise.

Dieses Buch sei jenen empfohlen, die derzeit den Begriff "Genozid" leicht auf der Zunge tragen. Die Autorin Ronya Othmann beschreibt in "Vierundsiebzig", was die Auslöschung eines Volkes wirklich heisst. Indem sie mit Überlebenden spricht.

"Vierundsiebzig" ist in Tagen, in denen das Thema Genozid wegen des Zeitgeschehens in Nahost mal juristisch, mal wissenschaftlich, mal polemisch und nicht selten saudumm verhandelt wird, ganz unpolemisch ein wichtiges
Buch.

"Vierundsiebzig" ist mehr als ein Roman. Es ist ein Dokument, das der Archäologie nahe ist, und legt im Grabungsprozess die Sprache des Völkermords frei.

Es sind die kleinen Alltagsschilderungen, die das in jeder Hinsicht unfassbare Material zusammenhalten, der Schwere immer wieder Lebendigkeit injizieren.

In einer großen literarischen Recherche dokumentiert Ronya Othmann die Geschichte und Verfolgung der Êzîden ... Eine fesselnde Odyssee.

Othmann schafft ihre ganz eigene literarische Form. Sie listet, protokolliert, berichtet, vermag gar die karge, sonnenflirrende Landschaft zu poetisieren ... Mit "Vierundsiebzig" hat sie ein unbedingt nötiges Monument geschaffen.

Ein Meilenstein der literarischen Genozidforschung.

"Vierundsiebzig" ist vieles in einem – Autobiographie, Biographie, Reiseliteratur und Geschichtsschreibung in Echtzeit – und dennoch ein organisches Ganzes. Ein literarischer Befreiungsschlag.

"Vierundsiebzig" ist Reportage, Essay, Reisebeschreibung – ein fünfhundertseitiges Buch über das Dokumentieren des Völkermords und der Versuch, eine Sprache dafür zu finden.

Dieses Buch ist kaum auszuhalten. Doch gerade deshalb sollte man es lesen.

Es gibt keine Spielfreiheit der Fiktion. Die Instanz des erzählenden Ichs ist dennoch wichtig, denn sie hält den ausufernden Text zusammen und macht das Umkreisen des Unbegreifbaren psychologisch plausibel.

Schockierend, grausam, bewegend - und am Ende ein ziemlich lehrreiches Buch.

Weite, aus Sprache gebaute Landschaften ... ein so persönlicher und berührender Roman.

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 137 x 209 mm
Gewicht 612 g
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 74. Ferman • Biografie • Biographie • Buch des Monats • bücher literatur • Bücher Neuerscheinungen 2024 • Deutsche Literatur • Deutsche Romane • Diaspora • Die Sommer • dokumentatisches Erzählen • Eziden • Ferman 74 • Gegenwartsliteratur • Genozid • Genozid an Jesiden • Geschichte • Geselleschaftskritischer Roman • Gesellschafsroman • Identität • innere Zerissenheit • Irak • IS • Jesiden • Jesidische Kultur und Geschichte • jeziden • Kurdistan • Literatur aus der Diaspora • Migrationsgeschichte • romane neuerscheinungen 2024 • Shingal • Sindschar • Syrien • Völkermord • Zeitgenössische Literatur • Zeitzeugnis
ISBN-10 3-498-00361-5 / 3498003615
ISBN-13 978-3-498-00361-6 / 9783498003616
Zustand Neuware
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