Split (eBook)

Eine deutsch-britische Geschichte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 3. Auflage
518 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-1408-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Split -  Katas Ellie
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Die 35-jährige Liv hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben. Als Waise in einem Heim für verhaltensauffällige Kinder groß geworden, waren ihre Chancen nie besonders gut. Zu klein, klapperdürr und deshalb nicht für voll genommen, das hat sie nicht nur einmal erlebt. Jedoch hat sie es dank ihres unbändigen Lebenswillens, ihrer Intelligenz und der Hilfe treuer Freunde geschafft, zu studieren und Karriere zu machen. Bis ihr Ziehvater und Mentor plötzlich einen Herzinfarkt erleidet und sie beruflich ohne Unterstützer dasteht. Darauf beschließt Liv, sich eine Auszeit zu nehmen. Sie begibt sich auf Wanderschaft an die Südküste Englands, ihr heimliches Traumziel. Diese eigentlich als Selbstfindung gedachte Reise verkehrt sich jedoch sehr schnell ins Gegenteil, als sie dort auf jemanden trifft, der noch mehr unter Vorurteilen zu leiden hat als sie selber und wirklich in Not ist. Eine Begegnung, die ihr gesamtes bisheriges Leben verändern soll.

Autorin und Fotografin In meinem ersten Leben habe ich Betriebswirtschaft studiert und viele Jahre als Analystin und Referentin in einem Hamburger Industrieunternehmen gearbeitet. Dann entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und habe unter einem anderen Pseudonym eine Fantasy Reihe veröffentlich. Dies ist nun der Beginn meiner dritten Schaffensperiode. Möge es viele Leser/innen erfreuen :))

Autorin und Fotografin In meinem ersten Leben habe ich Betriebswirtschaft studiert und viele Jahre als Analystin und Referentin in einem Hamburger Industrieunternehmen gearbeitet. Dann entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und habe unter einem anderen Pseudonym eine Fantasy Reihe veröffentlich. Dies ist nun der Beginn meiner dritten Schaffensperiode. Möge es viele Leser/innen erfreuen :))

Kapitel 1


 

Die Zeit dehnt sich. Es ist einfach irre, wie lang ein Tag sein kann, wenn man ihn einfach nur erlebt. Ohne Termine, ohne Pflichten, ohne Plan. Seit Wochen bin ich auf Reisen und lasse mich treiben von Tag zu Tag, von Ort zu Ort. Mit Rucksack, Zelt und Schlafsack, mal draußen übernachtend, mal in B&Bs, auf Bauernhöfen. In Scheunen, Ställen oder dem Jugendzimmer des Sohnes oder der Tochter, die fern in der großen Stadt studieren. Wie schnell oder wie langsam, ganz egal. Ich habe ein Jahr Zeit, ein ganzes Jahr. Mit Frühlingsbeginn, Anfang März, bin ich mit der Fähre von Hoek van Holland nach Harwich gefahren und von dort nach Dover in Südengland, wo ich losgewandert bin, immer die Küste entlang gen Westen, den Frühling hinter mir herziehend.

Anfangs noch kalt und echt stürmisch, ist es jetzt, Ende Mai, wirklich milde. Wäre ich schnurstracks den Coast Path gelaufen, wäre ich wohl bereits in Devon oder Cornwall unterwegs. Doch mir widerstrebt es, mich ausschließlich auf festgelegten Pfaden zu bewegen, womöglich noch mit Scharen von anderen Touristen. Weshalb ich immer wieder ins Landesinnere abbiege, versteckte Dörfer und Landsitze, alte Abteien und Ruinen erkunde, diese kleinen Schätze hinter hohen Hecken, mit uralten Steinen und wunderschönen Gärten. Gerade jetzt, zu Beginn der Rosen- und Rhododendrenblüte, sind diese eine wahre Pracht.

Es ist ein Privileg, das ich hier erhalten habe, das ist mir klar. Ein Privileg, das ich mir mit viel harter Arbeit erkauft habe. Und Leid, das ist die bittere Wahrheit dahinter. Umso mehr bin ich entschlossen, jede Minute dieses Sabbatjahres zu genießen. Was danach kommen wird, das weiß ich nicht. Dazu soll diese Reise auch gut sein, um zu Atem zu kommen, eine Entscheidung zu treffen. Ich bin 35 Jahre alt und stehe an einem Scheideweg, was mein künftiges Leben angeht.

Soll ich es wagen, mein bisher zumindest einigermaßen gesichertes Leben an den Nagel zu hängen und nur noch von dem zu leben, was ich bisher als Hobby betrachtet habe? Sicherlich, ein seit einigen Jahren finanziell sehr einträgliches Hobby. Zufall oder Vorhersehung, keine Ahnung. Oder bleibe ich lieber beim sehr anstrengenden Job, spare weiterhin Zeit in meinem Lebensarbeitszeitkonto an und betreibe das andere weiterhin nur als Hobby? Wie ich hier so sitze in einem Hängesessel in der warmen Abendsonne, um mich herum der prachtvoll blühende Garten eines kleinen Pfarrhauses, und auf die kaum gefüllten Seiten meines Notizbuches herabschaue, bin ich sehr unsicher. Denn mein Reisetagebuch schreibe ich ausschließlich online, in einem Blog, geteilt nur mit engsten Freunden und Weggefährten und gespickt mit den schönsten Fotos, die ich haufenweise schieße.

Das andere, das Schreiben, das Eintauchen in eine Geschichte, das will mir merkwürdigerweise nur gelingen, wenn ich so richtig unter Dampf stehe. Im Urlaub funktioniert das meistens nicht, irgendwie wollen die Ideen, dieser Strom der Worte nicht kommen. Es ist, als bräuchte ich den Stress, den Frust und die Aufregung, um dafür die richtige Energie aufbringen zu können.

Meine Freundin Anna vergleicht mich immer mit einer Dampflok. Erst wenn sie richtig in Schwung ist, kann sie schwerste Lasten ziehen und dabei auch noch die schönsten Töne von sich geben. Kommt sie zum Stillstand, passiert nicht mehr viel. Von daher beschleicht mich der leise Verdacht, sollte mich der Dampf verlassen, dass dann auch die Quelle meiner Kreativität versiegen wird. Deshalb schiebe ich die Entscheidung lieber noch ein wenig vor mir her. Ich habe ja noch fast ein Jahr Zeit, und finanziell, da drückt mich der Schuh nun gar nicht, Verkäufe ausländischer Lizenzen an Druck- und Filmrechten sei Dank.

Es gibt nur fünf Menschen auf der ganzen Welt, die wissen, wer hinter dem Pseudonym Ava Anndaers steckt. Eine ist meine beste Freundin und Mitbewohnerin Anna, mein Ziehvater Manni, und die anderen sind mein Verleger, meine Lektorin und meine Social Media Agentin. Sonst niemand. Nie hätte ich damit gerechnet, dass diese Geschichte, innerhalb weniger Wochen zusammengeschrieben und als Schnapsidee nach einem weinfröhlichen Abend von Anna im Selbstverlag veröffentlicht, ein solch durchschlagender Erfolg werden würde. Erst im deutschsprachigen Raum, doch der große Durchbruch kam mit der Übersetzung ins Englische und später in andere Sprachen. Ich hatte eine Geschichte ersonnen von einer Frau, die dem Auslöser eines großen Unglücks auf die Spur gekommen war, es aber nicht verhindern konnte. Jahre später liest sie auf einer Reise einen verstörten Mann auf, der sich als ehemaliger Ersthelfer dieses Unglücks entpuppt und immer noch unter den Erinnerungen leidet. Eine tragische und auch romantische Geschichte, doch dass sie einen derartigen Nerv trifft, damit hätte ich niemals gerechnet.

Meine Anonymität war mir in dem Fall das Wichtigste, aus gutem Grund. Zum Glück gab es einen Verlag, der sich darauf eingelassen hat. Ich habe eine Social Media Agentin, welche den Webauftritt für mich managed. Das ging nur mit einer fetten Beteiligung an den Einnahmen des Buches, sodass von den deutschsprachigen Erlösen nicht viel übriggeblieben ist.

Das änderte sich jedoch, als die englischen Buchrechte verkauft wurden, und vor allem, nachdem das Buch wochenlang auf den Bestsellerlisten gestanden hat, die Filmrechte. Mehrere Firmen hatten angefragt, unter anderem die ganz großen Blockbusterverfilmer und Streamingdienste, doch ich habe mich lieber für eine britische Literaturfilmerin entschieden, die zwar schon mehrere Oskars eingeheimst hat, aber nicht annähernd diese riesigen Beträge aufrufen konnte. Mir war es zu dem Zeitpunkt egal, ich war – und bin es noch – auf diese Einnahmen nicht angewiesen. So ist wenigstens sichergestellt, dass kein Hollywood-Kitsch, sondern ein reelles Drama dabei herauskommt. Sie drehen gerade – und haben mir über den Verlag eine Einladung zu den Dreharbeiten zukommen lassen, die ich jedoch ignoriert habe. Ich will nicht an die Öffentlichkeit gezerrt werden, habe das schon im Job gehasst, bin lieber im Hintergrund tätig.

»Liv? Lihhiiiv!«, ruft eine junge Stimme.

»Ich bin hier«, gebe ich mich zu erkennen und richte mich im Hängesessel auf. Gleich darauf erscheint ein roter Wuschelschopf mit zahlreichen Sommersprossen und ausgeprägten Segelohren in meinem Blickfeld. Es ist der Sohn des Pfarrers.

»Ma sagt, das Essen ist gleich fertig. Kommst du auch?« Er hüpft ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, hungrig wie immer.

»Ist gut, ich komme gleich«, erwidere ich und packe meine Sachen zusammen. Drei Tage habe ich in dieser Pfarrei verbracht und die Gegend einschließlich des Landsitzes, zu dem die Pfarrei und die große Abtei gehören, ausgiebig erkundet. Für die Gastfreundschaft habe ich mich beim Pfarrer und dem Landlord mit einem schönen Set von Fotos bedankt.

Schon immer habe ich gerne und viel fotografiert, eine Tätigkeit, die auch in das Buch eingeflossen ist, denn meine Heldin ist freischaffende Fotografin. Ich habe anscheinend Talent, denn die Bilder finden bei meinen Gastgebern großen Anklang. Seit einigen Wochen werde ich von Landsitz zu Landsitz, von Pfarrei zu Pfarrei und Dorf zu Dorf weitergereicht. Weshalb meine ursprüngliche Route immer an der Küste entlang bereits zahlreiche Schlenker und Schleifen bekommen hat, teilweise bis tief ins Landesinnere. So habe ich ausgiebig Kent und East Sussex erkundet und bin jetzt in den Downs unterwegs und bewege mich mehr oder weniger um den South Downs Wanderweg herum.

Die mit Ferienorten zubetonierte Küste rings um Brighton, gerade in diesem Abschnitt besonders schlimm, meide ich tunlichst, und ich werde mich eher nördlich der Küste halten, die alte Bischofsstadt Winchester besuchen und dann durch den New Forest an die Küste zurückkehren. Hinter Bournemouth beginnt dann Englands längster und berühmtester Wanderweg, der South West Coast Path. Den will ich unbedingt wandern, und zwar in Gänze. Nur wie, das lasse ich noch offen.

Der Abend vergeht in fröhlicher Unterhaltung. Der Pfarrer hat in jungen Jahren genauso wie ich an zahlreichen Orten überall auf der Welt gearbeitet, und so tauschen wir lustige Geschichten über unsere Erfahrungen aus, denen die Kinder des Ehepaares mit großen Augen lauschen.

»Mein Kollege fragt, ob du auf dem Weg zurück zur Küste in St. Andrews vorbeischauen könntest«, sagt er schließlich und bietet mir noch einen Schluck Wein an, den ich jedoch dankend ablehne. Da halte ich mich sehr zurück, besonders, wenn es am nächsten Tag anstrengend wird. »Sie feiern nächstes Jahr 800-jähriges Bestehen der Kapelle und würden sich über ein paar schöne Bilder sehr freuen.«

»Wo liegt denn St. Andrews?«, frage ich interessiert.

Also wird die Karte hervorgeholt, und er zeigt mir einen kleinen Flecken irgendwo zwischen Winchester und dem New Forest, fernab aller großen Straßen und Orte. »Na, das passt doch, da komme ich auf jeden Fall vorbei«, stelle ich zufrieden fest. »Ein paar Tage brauche ich aber noch, denn Winchester will ich mir unbedingt anschauen, vor allem die Kathedrale.«

»Die lohnt sich auf jeden Fall, und ich kann dir auch ein paar andere schöne Dinge nennen. Willst du da übernachten? Dann fragen wir einen Freund von uns, der hat bestimmt ein Zimmer für dich. Die Hotels und B&Bs dort sind echt teuer.«

Und so habe ich wieder einen Kontakt bekommen, oder sogar zwei. Sie geben mir auch einige...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Behinderung • Inklusion • Reise • Selbstbestimmung • Selbstfindung • Toleranz • Wandern
ISBN-10 3-7584-1408-3 / 3758414083
ISBN-13 978-3-7584-1408-4 / 9783758414084
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