In den Bergretter verliebt: 2 Heimatromane -  Sandy Palmer,  Anna Martach

In den Bergretter verliebt: 2 Heimatromane (eBook)

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2023 | 1. Auflage
300 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8534-4 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Bergromane: Kunterbunt verliebt (Anna Martach) Florian der Bergretter (Sandy Palmer) 'Nun mach doch net so ein Aufhebens um den Florian', maulte Andrea Dobler und sah kopfschüttelnd zu, wie Josefa, die grauhaarige Wirtschafterin, den zweiten Kuchen aus dem Ofen zog. 'Er war grad mal ein vier Monate lang in München zum Lehrgang, aber ihr tut alle, als hätt er eine Weltreise hinter sich.' 'Ach geh!' Josefa Schmiedel, gute sechzig Jahre alt und seit zwanzig Jahren im Haushalt der Doblers beschäftigt, winkte ab. 'Der Bub mag meinen Kirschkuchen halt besonders gern, also soll er ihn zum Willkommen auch haben.' 'Ja, ja, und den Guglhupf dazu, ebenfalls den Entenbraten und Palatschinken als Nachtisch.' 'Bist gar neidisch?' Josefa sah die blonde Andrea kopfschüttelnd an. 'Das braucht's nun wahrlich net. Ich sorg doch immerzu für dich und deine Pensionsgäste.'

5


Anne hatte schon gehöriges Herzklopfen, als Stefan zum ersten mal einen Besuch bei ihren Eltern machen sollte. Der Vater saß im Wohnzimmer und hatte sich hinter seiner landwirtschaftlichen Zeitung verschanzt. Sophia stand in der Küche und beaufsichtigte den Kaffee, der geruhsam durch das Filter lief. Und die Arme rannte hin und her und überprüfte wohl zum zehnten Mal, ob auf dem Tisch auch nichts vergessen worden war.

Draußen war es ein wunderschöner Sommertag. Die Luft war mild und nicht zu warm, die Sonne besaß schon eine Menge Kraft, doch die Temperaturen waren angenehm, und das Laub des nahen Waldes leuchtete in frischen Farben.

Endlich fuhr der Wagen auf den Hof, ein Bursche stieg aus und kam mit einem riesigen Blumenstrauß und einer Flasche Hochprozentigem genau auf das Haus zu. Anne hatte dafür gesorgt, dass der Stefan schon mal einen guten Eindruck machen konnte, indem sie ihm verraten hatte, was der Vater gerne trank.

Der junge Mann schien völlig ruhig, obwohl ihm doch klar sein musste, dass der Huber ihn jetzt bestimmt einem Verhör unterziehen würde. Aber der Bursche war von sich selbst überzeugt, schließlich hatte er einen guten modernen Beruf, in dem er gut verdiente, er mochte die Anne sehr, und fressen täte ihn der Huber sicher auch nicht gleich.

Aber dann saßen alle gemeinsam am Kaffeetisch, und es wollte kein rechtes Gespräch zustande kommen. Der Huber warf immer wieder prüfende Blicke auf den Burschen, schwieg aber verbissen. Sophia seufzte, und Anne hatte schließlich genug von diesem Theater. Sie spürte, dass auch Stefan sich zunehmend unwohl fühlte, und unwillkürlich schämte sie sich für ihren Vater, der seine Abneigung gar nicht deutlicher zeigen konnte.

Doch dann hielt sie inne, noch bevor sie ein Wort gesagt hatte. Wieso schämte sie sich für ihren Vater? Sollte Stefan doch auch etwas tun oder sagen.Wenn er etwas für sie empfand, dann konnte auch er den ersten Schritt machen. Schließlich war er net ganz unschuldig mit daran, dass die Pläne des alten Herrn so empfindlich gestört worden waren. Und sie hatte immerhin auch schon den ersten Streit mit dem Vater ausgefochten.

Aber Anne wurde von dieser Frage abgelenkt. Rein »zufällig« kam der Rainer vorbei, der natürlich schon den Wagen des anderen Burschen auf dem Hof hatte stehen sehen. Der Huber strahlte plötzlich über sein ganzes Gesicht.

»Grüß Gott, Bub. Magst einen Kaffee mit uns trinken? Das ist der Stefan, du hast sicher schon von ihm gehört.«

Diese lieblose Vorstellung war mehr als unhöflich, und Stefan verschluckte sich prompt an seinem Kuchen. Aber die beiden Burschen saßen dann nebeneinander, und man konnte sehen, dass sie kaum unterschiedlicher sein konnten.

Stefan war von schlanker Gestalt, leuchtend blondes Haar trug er in einer modischen Frisur, seine gepflegten Hände hatten sicherlich noch niemals etwas Schwereres gehalten als einen Kugelschreiber, und in seinem Benehmen unterschied er sich doch sehr stark vom Rainer. Der war hier praktisch ebenso zuhause wie daheim und kannte demnach auch keine Scheu.

Mit gutem Appetit griff er zu und ließ sich den Kuchen schmecken. Seine grobe Cordhose deutete jedoch an, dass er nicht nur zu einem Höflichkeitsbesuch aufgetaucht war.

»Ich hab’ gedacht«, erklärte er mit vollem Mund, »wenn ihr Besuch habt, dann komm’ ich halt herüber und helf’ ein bissel im Stall, damit die Anne sich um den Stefan kümmern kann.«

Der wirkte jetzt verblüfft. »Ja, gehst du denn auch in den Stall?«

Das Madl lachte hellauf, »freilich, auf einem Hof wie dem unseren hat jeder seinen Teil Arbeit. Und mir macht’s Spaß. Das ist ganz lieb von dir, dass du helfen willst, Rainer. Aber ich komm schon mit. Magst am End auch ein bissel mit anpacken, Stefan?«

Im Gesicht des Burschen zeigte sich für einen Moment Entsetzen. »Ich, ich weiß net, ob ich das kann«, meinte er zögernd.

»Na, eine Mistgabel wird ein junger Bursch wie Sie ja wohl noch halten können«, bemerkte der Huber trocken.

»Lasst den Stefan mal in Ruhe«, wandte Sophia begütigend ein. »Ihr müsst den Burschen net gleich verschrecken. Kommen S’, Stefan, erzählen S’ mir von der Arbeit. Lassen S’ die beiden ruhig die Arbeit tun, die wissen, eh wie’s geht und können das viel schneller erledigen, als wenn noch jemand da rumwuselt.«

Unversehens sah sich der Bursche mit den Eltern alleine gelassen. Doch in seiner Arbeit kannte er sich aus, und Sophia, die keine Ahnung von Computern oder Wirtschaftswissenschaften hatte, stellte ihm Fragen, wie er sie noch nie hatte beantworten müssen.

Anne zog sich schnell um und folgte dem Rainer in den Stall.

Der war längst fleißig bei der Arbeit und riss Bündel von Stroh auseinander, um sie in den Boxen zu verteilen. Er lächelte das Madl an.

»Bist sicher, dass du dich net ganz und gar verguckt hast, als der dir über den Weg gelaufen ist?«, fragte er spöttisch.

»Das musst du grad sagen. Dein Madl kann doch einen Ochsen net von einer Kuh unterscheiden. Wenn ich mir vorstell‘, dass die auf ihren hohen Haxen die Schweine füttern tät’...«

Die beiden hielten inne in ihrer gutmütigen Neckerei und brachen in Gelächter aus.

»Aber du magst diesen Burschen wirklich, ja?«, erkundigte sich der Rainer dann. »Ich hab’ gesehen, wie du ihn anschaust.«

Anne nickte. »Weißt, es ist so ganz anders als mit den Burschen hier. Mit dem kann man auch mal über andere Themen reden als das Wetter von morgen oder die Krankheiten beim Vieh.«

»Ach, interessierst dich jetzt für Weltpolitik und Computerviren? Willst am End gar selbst Programmierer werden? Dann kannst Rinder und Schweine mit Chips ausstatten, damit sie auf eine gemeinsame Latrine gehen, das erspart dir das Misten.«

»Ach, geh, sei net eklig. Du weißt genau, was ich mein. Der Horizont vom Stefan ist net so begrenzt.«

»Ach, und das hast bei mir hier vermisst?« Plötzlich lag etwas Bitterkeit in der Stimme des Burschen. Das Madl bemerkte es mit Erstaunen.

»Nein, bei dir niemals«, beeilte sie sich zu versichern. »Du hast auch viele Interessen, und bei dir hab‘ ich so was nie vermisst. Aber ich dacht’, wir wären uns einig, dass wir zwei uns wie Geschwister fühlen? Also erzähl mir doch lieber mal, wann du die Kerstin bei deinen Eltern vorstellen willst. Vielleicht tät’ ich dann kommen und auch einen Liebesdienst vollbringen, so wie du jetzt hier.«

Rainer dachte bei sich, dass er für die Anne nie so recht wie für eine Schwester empfunden hatte. Ganz im Gegenteil. Er liebte das Madl von Herzen, und er konnte sich nix Schöneres vorstellen, als sie endlich zu seiner Frau zu machen. Aber grad deswegen lag ihm auch ihr Glück am Herzen. Und wenn sie erst einmal probieren wollte, ob ein anderer Bursche besser zu ihr passte, dann wollte er das zulassen. Vielleicht wäre sie sonst den Rest ihres Lebens unglücklich, weil sie glaubte, sie könnte etwas verpasst haben. Doch er hatte durchaus nicht vor, sein Madl kampflos aufzugeben. Deshalb hatte er sich darauf eingelassen, sich ab und zu mit Kerstin zu treffen. Sollte Anne doch ruhig ein bissel eifersüchtig werden.

Jetzt aber nahm er ihren gutmütigen Spott erst einmal hin. Er war sicher, dass Anne früher oder später erkennen würde, dass dieser Bursche, dieser Stefan, absolut nicht zu ihr passte.

»Weißt«, sagte er nun nachdenklich und stützte sich auf den Stiel eines Besens. »Eigentlich könnten wir vier ja auch mal was gemeinsam unternehmen. Ich mein, wir zwei beide sind ja auch immer noch Freunde. Und so können wir unsere neuen Partner auch mit den anderen leichter bekannt machen. Außerdem macht’s viel mehr Spaß zusammen.«

Anne runzelte ein wenig die Stirn, doch dann lachte sie auf. »Ja mei, warum eigentlich net? Aber ich seh’ schon jetzt die Tratschweiber sich die Mäuler zerreißen.«

Rainer lachte ebenfalls. »Das kann uns doch egal sein. Lass sie doch tratschen. Und wenn’s uns dann auch noch dumme Fragen stellen, geben wir halt die passenden Antworten.«

»Meinst wirklich?« Anne freundete sich immer mehr mit diesem Gedanken an.

»Freilich. Und dann sind auch die Kerstin und der Stefan net allein, das macht’s leichter für alle.«

»Na ja, dann tun wir’s halt. Magst schon nächste Woche zum Schützenball?«

»Ja. Und ich freu’ mich schon drauf, die Gesichter zu sehen von den Schützenbrüdern, die erwartet hatten, dass ich den König geb’ im nächsten Jahr und du die Königin.«

Jetzt wirkte Anne verblüfft und auch ein bissel unglücklich. Das Schützenfest mit dem großen Ball war immer ein ganz besonderes Ereignis: Es wär’ ja zu schön gewesen, mit dem Rainer zusammen das Königspaar zu geben, davon könnt' man ein Leben lang zehren. Und nun hatte der Bursche das einfach so abgesagt? Ohne sie zu fragen, ob sie nicht doch noch Lust dazu hätte?

»Ach, davon wusst’ ich ja noch gar nix. Wann wollst mir das denn eigentlich sagen?«

»Das hätte eine Überraschung sein sollen, aber nun mag ich nimmer. Ich glaub’ auch net, dass die Kerstin große Freude daran haben tät’. Und die könnt’ ich als Königin net so einfach einführen, sie ist ja net von hier.«

Anne lachte auf. »Das kann ich mir auch net vorstellen, dass sie in ihren hohen Schuhen durch das Dorf stakst, womöglich mit einem schreiend bunten Kleid. Und wenn’s dann den Walzer tanzen...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-8534-4 / 3738985344
ISBN-13 978-3-7389-8534-4 / 9783738985344
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