Drei Räder im Zweitakt (eBook)

Die Geschichte eines ungewöhnlichen Roadtrips
eBook Download: EPUB
2023 | 8. Auflage
216 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-0153-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Drei Räder im Zweitakt -  Karl-Heinz Brinkmann
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Stellen Sie sich vor, da ist jemand, nennen wir ihn Günni, ein zur Ruhe gesetzter Postbeamter und Freizeitreporter, der von der großen Story träumt. Eines Tages kommt Günni auf die Idee, eine Roadstory über sein eigenes Abenteuer zu schreiben. Nur eine Frage steht im Raum: Womit soll er auf Reisen gehen? Die zündende Idee kam per Zufall. Eine APE soll die Hauptrolle in seiner Geschichte spielen. Und dann trifft er auf Bobo, einen Aussteiger mit dunkler Vergangenheit, der mit eben genauso einem italienischen Dreirad durch Europa tingelt. Die beiden Männer freunden sich an. Bobo hat nicht mehr lange zu leben und er will unbedingt das Münchener Oktoberfest sehen. Gemeinsam gehen die Männer mit ihren Maschinen auf Tour, die von Liebe und Leid geprägt sein wird. Zwei Männerträume gehen in Erfüllung. Kurz vor ihrem Ziel geraten sie unter Mordverdacht. Bobos Traum vom Münchener Oktoberfest droht zu platzen.

Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.

Der 1964 geborene Nordkehdinger Jung, Karl-Heinz Brinkmann, wurde vom stets kräftig wehenden Wind der Elbe geprägt. Rau, aber herzlich und humorvoll sind Begegnungen mit ihm. Durch seinen Beruf als Postbeamter kam er mit vielen Menschen und deren Geschichten in Berührung, die ihn nicht nur faszinierten, sondern auch inspirierten. Anfangs füllte er Vereinswebseiten mit Inhalten. Später schrieb er nebenberuflich für die Lokalzeitung. Heute versorgt der leidenschaftliche und langjährige Fotograf und Videoblogger seine eigenen Kanäle mit Inhalten, denn als Familienvater von vier Kindern ist Zeit ein kostbares Gut. Dennoch schaffte er es in seiner knappen Freizeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Akku füllt der reiselustige Autor beim Radfahren, Wandern oder beim Bogenschießen wieder auf.

Die Suche nach dem
passenden Reisegefährt


In den folgenden Tagen und Wochen, nach meiner grandiosen Idee, verbrachte ich Stunde um Stunde im Internet, um nach einer geeigneten APE zu suchen. Ich war kurz davor, die Lust zu verlieren, lernte aber, dass es sich bei einer APE um eine Kapitalanlage handelt. Die Preise für gebrauchte, runtergerockte und nicht mehr ganz so frische Exemplare waren jenseits von gut und böse und bewegten sich im Kleinwagensegment. Vernünftige Fahrzeuge zu einem guten Kurs waren nicht auf dem Markt, schon gar nicht hier oben in Norddeutschland. Und falls es sie gab, gingen sie vermutlich unter der Hand weg.

Ich hatte zum wiederholten Male die halbe Nacht hindurch Kleinanzeigen- und Gebrauchtwagenportale durchstöbert - wieder einmal vergebens. Mit dicken Ringen, so dick und rot wie die Rettungsringe auf den Elbfähren, setzte ich mich an den Frühstückstisch.
Frischer Brötchen- und Kaffeeduft lockte mich an, wie saftiger Obstkuchen die Wespen.

»Wieder nichts?« Meine Frau stellte ihren Kopf leicht schräg - das tat sie immer, wenn es ernst wurde – und sah mich mitleidig an, während sie das dunkelbraune, fast schwarze Lebenselixier in meinen Becher fließen ließ. Von außen klopften dicke Regentropfen ans Küchenfenster.

»Das Wetter passt zu meiner Laune!«, knurrte ich in meinen Kaffeebecher. Die Resonanz des Bechers verstärkte akustisch meine grantige Stimmung. Es war April, die Saison stand bevor und an ein Schnäppchen war jetzt nicht mehr zu denken.

Dann muss ich wohl oder übel bis zum Herbst, oder länger, warten. Genug Zeit, um die Reiseunterlagen vom Heinz für mich anzupassen.

Nach zwei Mettbrötchen, einem Ei und drei Becher Kaffee steigerte sich meine Übellaunigkeit, geringfügig. Ich war wieder halbwegs ansprechbar, der Blutdruck da, wo er hingehört. Scheinbar hatte sich meine bessere Hälfte ebenfalls auf dem Gebrauchtmarkt umgesehen und machte mir folgenden Vorschlag: »Kauf dir eine Neue, wie es dir dein Freund von der Schwebefähre geraten hat.«

»Er hat mir sogar seine angeboten«, gab ich kleinlaut zurück.

»Und?«, fragte sie. Ich schüttelte nur leicht den Kopf.

»Manchmal bist du einfach nur zu bedauern! Warum hast du sein Angebot ausgeschlagen? Ich verstehe dich nicht.« In ihrer Stimme lag eine gewisse Schärfe und ich musste zugeben, sie hatte wieder einmal recht und ich steckte in Erklärungsnot.

»Ich habe gehofft, dass er sich freimacht und mit mir auf Tour gehen würde.«

Puh, das war knapp.

Ihre Gesichtszüge entspannten sich.

»Also Liebling, wenn du diese Tour unbedingt machen willst und dein Seelenheil davon abhängt, dann bestell dir eine neue APE.«

Eigentlich kam das für mich alten Geizkragen nicht in Betracht - noch nicht. Ich musste diesen Gedanken zunächst sacken lassen und darüber schlafen. Das dauert bei mir in der Regel drei bis vier Tage. Mehr sagte meine Frau nicht dazu und wechselte das Thema in Richtung anstehenden Jahresurlaub. Sie kennt mich nach fast dreißig Jahren Ehe in- und auswendig. Sie hatte versucht, mir klarzumachen, dass für ein neues Fahrzeug kein Geld zur Verfügung stand. Ihr Talent, mein Unterbewusstsein so zu manipulieren, dass sie ihren Willen bekam, war unschlagbar.

»Ich möchte wieder nach Dänemark«, schlug sie vor. Sie klang dabei so, als sei der Urlaub schon fest gebucht, so wie im letzten und vorletzten Jahr. Eigentlich wie immer. Rømø. Was Urlaub und Reiseziele anging, hatte sie die Hosen an, gar keine Frage, und ich war sogar froh darüber. So konnte sie wenigstens nicht über jede Kleinigkeit rumnörgeln. Und wie immer redete ich prinzipiell dagegen: »Och nö! Nicht schon wieder Dänemark.«

Warum, kann ich nicht sagen. Ich habe Fotos gesehen, die hätten von hier stammen können. Küste ist und bleibt Küste – Punkt.

»Warum in aller Welt immer Dänemark?«

»Ich liebe das Wasser und das Licht dort«, antwortete sie.

»Wasser, Licht, pah! Was ist mit unserer Küste? Ist doch genauso und schöner!«

»Nein mein Lieber, Dänemark hat ein ganz besonderes Flair.« Sie ließ sich nicht davon abbringen.

»Und teuer ist es, gib den ne Mark und den ne Mark.«

»Du und deine blöden Sprüche! Dann mach du einen konstruktiven Vorschlag, wenn du schon nicht nach Dänemark willst!«

Eine Antwort blieb ich ihr schuldig, wie in jedem Jahr. Doch diesmal ließ ich es nicht auf sich beruhen, ich überlegte: Individualurlaub, Camping im Mietmobil oder erneut eine Kreuzfahrt? Gute Frage.

In der jetzigen Situation war mir fast alles Recht, außer Dänemark. Camping kannte ich schon und Petra im Camper? Niemals. Viele Jahre war ich erst mit Zelt, dann mit einem spießigen Wohnwagen (Zelt wurde zu unbequem und ein Wohnmobil konnte ich mir damals nicht leisten) und später mit Motorrad und wieder Zelt unterwegs. Das war alles, bevor ich mit Petra liiert war.
Und Kreuzfahrt? Das habe ich immer weit weggeschoben: zu viele Menschen, eingepfercht zwischen dicken Stahlplatten in zu engen Kabinen. Ein Vergleich zur Massentierhaltung schoss mir damals in den Kopf. Und da waren sie wieder, die Kleintierzüchter.

»Gut, wie wäre es mit einer Kreuzfahrt in die
Karibik?«, schlug ich nach reiflicher Überlegung vor.

Ich bin ja für alles Neue offen, und meine Petra akzeptierte meinen Vorschlag, was mich ehrlich gesagt überraschte. Sie ist im Grunde kein Kreuzfahrtfan und nach unserer Asien-Reise gab sie mir unmissverständlich zu verstehen: »Nie wieder Schiff!«

Mein Fazit am Ende der Reise: Jeder sollte einmal im Leben eine Kreuzfahrt gemacht haben und sich erst dann ein Urteil erlauben.

Ich weiß jetzt, wovon ich Rede. Petra ebenso.

All diejenigen, die diese Art von Urlaub in den Dreck ziehen und ihre Meinung lautstark hinausposaunen, obwohl sie nicht wissen, wovon sie Reden, sei der Rat meiner Großmutter wärmstens empfohlen: »Wenn du nichts Gutes zu erzählen weißt, dann halte einfach den Mund!«

Dem gibt es nichts hinzuzufügen, nur so viel: Nie wieder Asien!

Meinte Petra eventuell auch Asien und nicht Schiff?

Für meinen Geschmack war es dort zu bunt und dieses ewige Gegrinse der Menschen den ganzen Tag über, das ist nichts für ein norddeutsches Küstenkind wie mich. Glücklicherweise sind die Geschmäcker verschieden.

Nehmen wir zum Beispiel meinen Nachbarn Rüdiger, der schwört auf Asien. Besonders die Philippinen haben es ihm angetan. Die einzige Ecke, die mir richtig gut gefiel und ich mir vorstellen könnte, sie noch einmal zu besuchen, war Singapur. Diese Stadt hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Das ‚Marina Bay Sands‘, dieses riesige, bis in den Himmel ragende Hotel mit den drei Säulen und dem Ufo auf dem Dach, oder ‚The Garden by the Bay‘, mit der allabendlichen Lichtinszenierung und den gewaltigen Bäumen, die in den Himmel zu wachsen scheinen. Wow! Und sauber ist es in der Stadt. In den U-Bahn-Stationen könnte man vom Boden essen.

Ehrlich!

Nur ‚Little India‘ und ‚China Town‘ wollen nicht ins Stadtbild passen. Dort treffen die Kulturen aufeinander. Im Gegensatz zur restlichen Stadt ist es dort laut, bunt und dreckig. Diese Viertel sind eine eigene, kleine Welt für sich. Es war mal eine Erfahrung. Dennoch steht diese Stadt auf meiner Zielliste ganz weit oben. Irgendwann werde ich sie wieder besuchen. Bestenfalls auf dem Weg nach Australien. Das steht nämlich ganz oben.

In jenem Augenblick stand mein persönliches APEnteuer weit vor ‚Down Under‘ auf der Agenda. Nach vier Tagen des Grübelns und weiterer Recherchen fällte ich eine folgenschwere Entscheidung für unsere Haushaltskasse und brachte somit die geplante Karibik-Kreuzfahrt ins Wanken: Ich folgte dem Vorschlag meiner Frau - wieder einmal - und es sollte eine neue APE werden. Meine Wahl fiel auf eine APE 50 mit Kasten – war klar oder? Der Händler hatte zwei Farben zur Auswahl im Laden stehen: Schwarz und Limaverde.

»Andere Farben hätten utopische Lieferzeiten«, meinte er, als ich mir die Fahrzeuge im Verkaufsraum genauer ansah. Vielleicht wollte er nur seine Ladenhüter loswerden, weil ein neues Modell von Piaggio angekündigt worden ist. Aber egal, schwarz war mir zu düster und zu empfindlich. Limaverde war von Anfang an mein Favorit. Diese Farbe sticht sofort ins Auge, nicht nur im Straßenverkehr.

Obwohl meine neue APE beim Händler im Laden stand, dauerte die Lieferung eine Ewigkeit. Ich konnte es nicht mehr abwarten und wurde von Tag zu Tag ungeduldiger. Ich muss dazu sagen, dass Düsseldorf nicht gleich um die Ecke ist. Das Ganze war vermutlich ein logistisches Problem. Fast zwölf Wochen! Dann hätte ich mir gleich eine direkt vom APE-Werk in Pontederra holen können. Im Nachhinein wäre es klüger gewesen, bei der Besichtigung gleich mit einem Transporter anzureisen. Ich fragte mich, warum ich das nicht gemacht habe.

 

Als ich da so saß, und Löcher in die Gegend schaute, musste ich an mein erstes Dreirad denken. Kennen Sie noch diese Kindertrecker, mit drei Rädern? Ja, genau! So ein Ding hatte ich. Ich glaube, es war rot, genau weiß ich es nicht mehr. Damit war ich in unserer Neubausiedlung der ‚King of the Road‘. Dumm war nur, dass ich es mit meinem drei Jahre jüngeren Bruder teilen musste. Hier galt das Recht des Stärkeren. Und später, viele Jahre später, habe ich mit einem Freund zusammen ein Dreirad aus alten Mopedteilen und Eisenrohren zusammengebraten. Schweißen konnte niemand von uns. Die Brandnarben trage ich heute mit Stolz. Das waren meine ersten und letzten Erfahrungen im Fahrzeugbau.

Wir haben an diesem Vehikel eine riesige Windschutzscheibe aus...

Erscheint lt. Verlag 9.9.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte ape • ape fahren • apenteuer • Camping • Reisen • Roadtrip • Travel
ISBN-10 3-7584-0153-4 / 3758401534
ISBN-13 978-3-7584-0153-4 / 9783758401534
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