Der Weg ins Apfelreich (eBook)

Herbst in Sallys Bed & Breakfast

***

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
329 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77807-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Weg ins Apfelreich -  Anna Fredriksson
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Der Herbst ist im südschwedischen Kivik angekommen und die Apfelbäume tragen bereits Früchte. Vanja kann ihre erste Kunstausstellung seit langer Zeit feiern, sie wird ein großer Erfolg. Doch ein Geist aus der Vergangenheit taucht bei der Eröffnung auf und wirft sie ganz schön aus der Bahn ...
Ihre Tochter Sally bekommt in ihrem Bed & Breakfast tatkräftige Unterstützung von ihrem neuen Freund Peter, mit dem sie im Liebesglück schwebt. Doch eine Sache lässt sie nicht los: Sie hat einen Onkel, doch ihre Mutter Vanja hüllt sich über ihren Bruder in Schweigen. Sally bleibt nichts anderes übrig, als selbst Nachforschungen anzustellen, um die Familie wieder komplett zu machen.
Auch Sallys Tochter Josefin eröffnet endlich ihre eigene Vintageboutique, doch die Kunden bleiben aus. Ist ihr Traum bereits vorbei, bevor er richtig angefangen hat?

Frühling, Sommer und Herbst im Bed & Breakfast von Sally in Skåne: drei Frauen, drei Generationen und drei Geschichten darüber, was es bedeutet, Mutter und Tochter zu sein.



Anna Fredriksson, geboren 1966, ist eine schwedische Autorin. Sie ist bekannt als »Queen of Feel Real«. Ihre Bücher haben sich in Schweden über 700.000 Mal verkauft. Sie lebt mit ihren drei Söhnen in Stockholm.

Vanja


Ein leichter Wind wehte über den Friedhof von Södra Mellby. Einige vertrocknete Blätter wurden aus dem Gras hochgewirbelt und flatterten um die Grabsteine herum. War die Natur nicht vielleicht jetzt im Frühherbst am allerschönsten? Vanja saß neben Sally auf einer Bank und konnte just in diesem Augenblick die Frage guten Gewissens mit Ja beantworten. Das Wetter war mild und sonnig, das Laub lag als goldgelber Teppich unter den Bäumen und die Früchte am Hagebuttenstrauch leuchteten hellrot. Märta, die große, zottelige Berner Sennhündin, lag auf dem Boden, mit einem würdevollen Ausdruck, als erwartete sie, gleich fotografiert zu werden.

Vanja stand auf, um den Reißverschluss ihrer Lederjacke zu schließen, so früh am Morgen war es mittlerweile doch ziemlich frisch. Dann setzte sie sich sofort wieder, denn sie wollte nicht, dass diese Stunde ein baldiges Ende nahm. Für ein Gespräch unter vier Augen hatten Sally und sie kaum Gelegenheit gehabt. Zumindest nicht in der Art. Ruhig und nett, ohne irgendjemanden in der Nähe.

»Das war eine gute Idee von dir, hierherzufahren und nach dem Gedenkhain zu schauen.«

Sally nickte.

»Ich wollte das schon eine ganze Weile, habe es aber nicht geschafft. In der Pension war mit den ganzen Gästen einfach zu viel los. Aber jetzt hat es gut gepasst. Das Frühstücksbuffet ist aufgebaut und als ich raus bin, haben noch alle geschlafen.«

Vanja war noch nie hier gewesen, in diesem Gedenkhain. Dem Ort, an dem im Abstand von dreißig Jahren Åkes und Georgs Urnen beigesetzt worden waren. Sie hatte es nie für nötig befunden und außerdem war Sentimentalität sowieso nicht ihr Ding, deshalb hatte die Vorstellung gereicht, dass sie die beiden Männer weiter in sich trug. Natürlich trauerte sie, aber eben auf ihre Art.

Sally strich sich eine Strähne hinters Ohr, bekam nicht mit, dass Vanja sie musterte. In mancherlei Hinsicht war ihre Tochter Georg wahnsinnig ähnlich. Vom Profil her irgendwie. Aber auch bezüglich ihres Charakters. Sally hatte eine außergewöhnliche Art, ihren Gesprächspartnern das Gefühl zu geben, ganz bei ihnen zu sein. Josefin hatte erzählt, ihrer Mutter sei der Umgang mit Menschen aller Couleur immer leichtgefallen. Das konnte sich Vanja gut vorstellen. Georg war auch so gewesen.

Vielleicht aber lag der Grund für Sallys Eigenschaften in etwas anderem. Vielleicht waren sie aus ihrer langanhaltenden Einsamkeit zu erklären. Sie war extrem darum bemüht, in ein soziales Umfeld eingebettet zu sein.

Vanja blickte wieder über den Friedhof.

»Hier möchte ich auch einmal liegen.«

»Bis wir darüber sprechen müssen, ist noch eine Weile hin.«

»Weiß man’s? Aber du hast Recht, ich bin gesund und munter und bleibe das hoffentlich auch noch lange.«

Märta stand auf, trottete rum und schnüffelte hier und da. Wenn niemand in der Nähe war, durfte sie unangeleint herumstreunern.

Vanja spürte, dass Sally sie ansah.

»Du weißt doch, was die meisten Leute auf die Frage antworten, was sie ihrem jüngeren Ich sagen würden?«

»Was denn?«

»Irgendwas in Richtung, ›Immer ruhig bleiben, es wird sich alles finden.‹ Ist das nicht ziemlich bescheuert?«

»Wie meinst du das?«

Vanja kapierte nichts. Wie kam Sally jetzt darauf? Manchmal waren sie schon sehr verschieden. Sally stand auf und schüttelte die Beine, stampfte etwas auf.

»Naja, das tut es ja nun nicht immer. Sich finden. Meist ist es eher genau andersherum.«

Sie gingen Richtung Parkplatz. Es war Zeit für den Heimweg. Vanja stand auf und folgte ihr.

»Was wäre denn deiner Meinung nach eine gute Antwort auf die Frage? Was würdest du sagen?«

»Vielleicht eher: ›Nimm jetzt nicht alles so furchtbar ernst, vermutlich wird in der Zukunft vieles noch schlimmer.‹«

Vanja lachte los. Sally konnte wirklich genauso erbarmungslos zynisch sein wie sie selbst.

»Da könnte was dran sein«, sagte sie. »Wobei ja andererseits die Kindheit und Jugend ziemlich viel Bedeutung für den Rest des Lebens hat.«

»Ja, aber trotzdem. Man sollte seinem jüngeren Ich lieber sagen, du bist jetzt jung und süß und dir stehen alle Türen offen. Warte erst mal, bis du fünfzig bist.«

Das klang ziemlich düster. Und doch irgendwie komisch. Vanja grinste wieder.

»Ich verstehe, was du meinst. Man ist irgendwie immer mehr sich selbst ausgeliefert. Irgendwann kommt der Tag, wo man einsieht, dass einen tief drinnen niemand versteht. Dass das schlicht nicht die Aufgabe der anderen ist.«

Von fern knirschte der Kies. Vanja und Sally blickten in Richtung des Geräuschs und sahen den Priester. Er hatte dieselbe Schifferkrause und kurzgeschnittene Stirnhaare wie immer. Bei ihnen angekommen, schüttelte er beiden die Hand, erst Vanja, dann Sally. Dann tätschelte er Märta, liebevoll, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass sie nicht angeleint war.

»Was macht ihr denn hier? Einen kleinen Morgenspaziergang?«

»Genau«, antwortete Vanja.

»Es verspricht ja heute ein richtig schöner Tag zu werden.«

Sie pflichteten ihm bei. Der Pfarrer musterte sie eindringlich. Offenbar wollte er etwas fragen, sagte aber nichts, vielleicht spürte er, dass es zu aufdringlich wäre. Obwohl er schon häufiger ziemlich neugierig gewesen war. Nicht zuletzt in Verbindung mit Åkes Begräbnis, als er bei der Planung der Zeremonie viel zu viele Fragen gestellt hatte. Darüber war Vanja noch nicht hinweg. Nichtsdestotrotz war das Begräbnis schön gewesen.

Der Pfarrer richtete seinen dünnen Strickpullover, aus dessen Bund der weiße Priesterkragen herausragte. Nach einem kurzen Hüsteln lächelte er Vanja an.

»Ich habe gehört, Sie geben nun Malkurse auf Vallmogården? Das hat mir Liselott gestern bei ICA erzählt.«

»Ja, richtig. Wir haben die Scheune ausgeräumt und darin ein Atelier eingerichtet. Heute ist der letzte Kurstag.«

»Wie schön, dass Sie sich da eingemietet haben, damit Harald und Josefin den Hof behalten können. Und dass es für Sie in letzter Zeit so gut gelaufen ist. Gratulation zu Ihren Erfolgen.«

»Danke.«

»Was ist das denn im Kurs für Malerei?«

»In erster Linie Aquarell. Und Gouache und noch ein bisschen was anderes.«

Der Pfarrer sah etwas verloren aus.

»Klingt spannend.«

Vanja nickte. Der Kurs war wirklich geglückt. Ende August hatte sie Gorm angerufen und ihn gebeten, an seiner Galerie Brinck-Jensen einen Aushang für einen Malkurs in Österlen anzubringen. Und Josefin hatte ihre Freundin Lou in Malmö dasselbe im Klamottenladen Broken Twill machen lassen, wo Vibekes Tochter Grethe nun beschäftigt war. Knapp zwanzig Personen hatten sich angemeldet. Dänen wie Schweden, und die ersten acht hatten einen Platz bekommen. Fünf Frauen und drei Männer verschiedenen Alters.

Der Blick des Pfarrers wanderte zwischen Vanja und Sally hin und her.

»Es freut mich so, Sie miteinander zu sehen. Mutter und Tochter. Als wir das letzte Mal hier waren, bei Åkes Begräbnis, war das noch ganz anders.«

Beide nickten, aber keine sagte etwas. Der Pfarrer wusste auch so genug. Vanja vermied es, ihn anzusehen. Sie richtete den Blick in die Ferne, wo die orangefarbenen Baumwipfel wie Wellen im Wind wogten. Wie unglaublich viel war doch in diesem Frühling und Sommer geschehen! Mehr als in vielen Jahren zuvor.

Der Pfarrer verabschiedete sich, dann waren sie wieder nur zu zweit. Oder dritt, wenn man Märta mitrechnete.

Vanja ging langsam Sally hinterher zum Auto. Beim Anblick ihrer Tochter kam ihr das Bild vom Frühjahr in den Sinn. Das große, sperrige Werk mit seinen abstrakten Feldern und seltsamen Farben und der Badewanne in der Mitte. Jetzt war es weg.

Der Verkauf war Ende Juli über die Bühne gegangen. Gorm hatte sich gemeldet, über und über glücklich mit dem Preis, den der Käufer bezahlen wollte. Vanja war in erster Linie geschockt, aber auch froh, vor allem als ihr klar wurde, dass sie dadurch genug Geld haben würde, um die Scheune auf Vallmogården zu mieten. Und natürlich war es eine Anerkennung. Nach all den Jahren der Schufterei gefragt zu sein,...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2023
Reihe/Serie Die Jahreszeiten-Saga
Übersetzer Elke Ranzinger
Sprache deutsch
Original-Titel Väget till äppleriket
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte aktuelles Buch • Bed and Breakfast • Booktok • bücher neuerscheinungen • feel good • feelgood • Geschenk für Freundin • Geschenk für Mutter • Goldener Herbst • insel taschenbuch 4997 • IT 4997 • IT4997 • Mutter und Tochter • Neuerscheinungen • neues Buch • Oma und Enkelin • Romantic Feelgood • Sommerurlaub • Versöhnung • wholesome romance
ISBN-10 3-458-77807-1 / 3458778071
ISBN-13 978-3-458-77807-3 / 9783458778073
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