Herzroman Doppelband 1008 -  Earl Warren

Herzroman Doppelband 1008 (eBook)

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2023 | 1. Auflage
300 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8394-4 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Romane: Die feindlichen Brüder (Earl Warren) Die skandalöse Gutsherrin (Earl Warren) Im Lipper Land, einige Kilometer entfernt von Detmold und am Fuß des Teutbergs mit dem Hermannsdenkmal befand sich Gut Wallerode. Malerisch war es in die bewaldete Landschaft eingebettet, reich an Äckern und Feldern und fruchtbar. Ein echtes Juwel. Karl Waller, der einzige Sohn des Gutsherrn, fuhr mit dem Traktor auf den Hof vor das Herrenhaus. Die Erntezeit neigte sich dem Ende zu, der 28jährige, hochgewachsene blonde Mann in Arbeitskleidung war redlich müde. Ein Knecht würde den Traktor wegfahren. Karl stieg vom Fahrersitz und ging zu dem Herrenhaus. Er zeigte ein freundliches Gesicht, wie meistens, und seine blauen Augen strahlten. Er trat die Ackererde von seinen Arbeitsschuhen und trat in die Diele.

Die skandalöse Gutsherrin


Earl Warren





Im Lipper Land, einige Kilometer entfernt von Detmold und am Fuß des Teutbergs mit dem Hermannsdenkmal befand sich Gut Wallerode. Malerisch war es in die bewaldete Landschaft eingebettet, reich an Äckern und Feldern und fruchtbar. Ein echtes Juwel.

Karl Waller, der einzige Sohn des Gutsherrn, fuhr mit dem Traktor auf den Hof vor das Herrenhaus. Die Erntezeit neigte sich dem Ende zu, der 28jährige, hochgewachsene blonde Mann in Arbeitskleidung war redlich müde. Ein Knecht würde den Traktor wegfahren. Karl stieg vom Fahrersitz und ging zu dem Herrenhaus.

Er zeigte ein freundliches Gesicht, wie meistens, und seine blauen Augen strahlten. Er trat die Ackererde von seinen Arbeitsschuhen und trat in die Diele.

Es roch verführerisch aus der Gutsküche. Das Gesindehaus befand sich nebenan, doch man aß meist zusammen in der großen Stube mit den blanken Dielen, dem langen Tisch, dem Beitisch und den alten Gemälden an den Wänden und Schmucktellern auf den Borden. Balken mit Inschriften trugen die Decke, und durch die Butzenscheiben fiel buntes Sonnenlicht ein.

Karl wartete, bis die Haushälterin kam – Grete Arensen, eine stämmige Frau Mitte Vierzig mit geröteten Wangen. Sie trug eine Schürze und hatte das Haar altmodisch zu einem Knoten im Nacken frisiert. Karl hatte sehr viel Respekt vor ihr, denn sie kannte ihn schon von Kindesbeinen an, hatte ihm früher die Nase geputzt – und nicht nur die – als er noch ein Hosenmatz gewesen war.

Und ihm gelegentlich wenn er Unfug anrichtete, was oft geschehen war, einen Nasenstüber oder eins auf den Hosenboden gegeben. Damals hatte Karls Mutter Hermine noch lange gelebt, eine sanfte Frau, die leider nie ganz gesund gewesen war.

„Hast du dir die Schuhe abgetreten?“, fragte die Haushälterin. „Wir haben gerade geputzt.“

Karl nickte.

„Wieso bist du nicht mehr bei der Arbeit? Das Korn muss eingebracht werden. Es steht ein Gewitter bevor, bis dahin muss alles unter Dach und Fach sein.“

„Der Großknecht fährt den Mähdrescher, Grete. Vater rief mich übers Handy an, ich sollte sofort herkommen. Er hätte mir etwas Dringendes mitzuteilen.“

Ein Schatten überflog Grete Arensens gutmütiges Gesicht.

„Soso, der Gutsherr holt dich also mitten von der Arbeit weg. Nun, er wartet in seinem Arbeitszimmer – und er nicht allein.“

„Wer ist bei ihm? Jemand von der Behörde – vom Landratsamt oder dergleichen? Es muss ja wohl etwas äußerst Wichtiges sein.“

„Wirst schon sehen, Karl. Gehe zu.“

Der junge Mann eilte die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo sich das Arbeitszimmer seines Vaters in dem großen Gutshaus befand, in dem sich Antikes und Modernes geschmackvoll mischten. Das war noch Hermine Waller zu verdanken, Karls Mutter, die vor fünf Jahren gestorben war. Sie hatte immer sehr viel Geschmack gehabt und trotz ihrer Krankheit den häuslichen Bereich und die Buchhaltung des großen Gutsbetriebs gut im Griff.

Oben an der Treppe begegnete Karl Waller eine junge, bildhübsche, sehr modisch gekleidete Frau. Sie hatte brünettes Haar, in das helle Strähnen gefärbt waren, war gertenschlank und bewegte sich mit elastischer Grazie. Ihre grünen Nixenaugen funkelten Karl Waller an.

Sie war 24, und er kannte sie gut.

„Was machst du hier, Gerlinde? Mit dir hätte ich nicht gerechnet.“

„Ich bin zu Besuch da.“

„Geht es um mich? Willst du wieder… mit mir zusammen sein?“

„Frag deinen Vater. Entschuldige mich bitte. Wir werden uns später sehen.“

Karl Waller überragte die reizvolle Boutiquenteilhaberin Gerlinde Fischer um ein ganzes Stück, obwohl er eine Stufe tiefer als sie auf der Treppe stand. Sie berührte ihn, als sie sich an ihm vorbeidrängte, und er spürte ihren Duft, ihre Ausstrahlung, die keinen Mann kalt ließ.

Sie waren über ein Jahr lang zusammen gegangen, wie es landläufig hieß. Ein Liebespaar waren sie gewesen, und Karl erinnerte sich gut an die leidenschaftlichen Liebesnächte, die ihm Gerlinde beschert hatte. Dann jedoch hatte sie sich von ihm zurückgezogen ohne dafür einen Grund anzugeben.

Karl nahm an, dass sie einen anderen hätte. Genaues hatte sie nie gesagt. Einigermaßen verwirrt schaute er ihr nach, wie sie in den Salon ging, wie das Besucherzimmer genannt wurde. Kopfschüttelnd ging er weiter und klopfte an die Tür des Arbeitszimmers seines Vaters.

Auf dessen „Herein!“ öffnete er. Andreas Wallers Stimme klang barsch, wie meistens, obwohl er es oft nicht so meinte. Der Gutsherr von Wallerode saß hinter seinem wuchtigen Schreibtisch, wo er wie ein Fürst residierte. Das Arbeitszimmer war groß und betonte seine Bedeutung. Die Einrichtung war gediegen, selbstverständlich gab es einen Computer und eine Telefonanlage.

Andreas Waller hatte auch eine Sekretärin und zwei kaufmännische Mitarbeiter, die jetzt jedoch nicht anwesend waren. Während der Erntezeit packten sie auf dem Feld mit an, auch bei anderen Gelegenheiten, denn Stubenhocker wurden auf Gut Wallerode nicht gebraucht.

Um so mehr wunderte sich Karl, seinen Vater daheim vorzufinden.

Der Gutsherr des landwirtschaftlichen Großbetriebs war fünfzig Jahre alt, derb und kräftig. Grauhaarig, mit einem Stiernacken, großen Händen, die zuzupacken verstanden und eine Eisenstange zu biegen vermochten sowie einem nicht sehr beachtlichen Bauch.

Andreas Waller schrieb in eine Kladde.

„Setz dich. Da in den Sessel.“

Karl wartete. Er kannte die aufbrausende Art seines Vaters und fragte sich, was der von ihm wollte. Und weshalb Gerlinde Fischer, seine – Karls – Fast-Verlobte, im Haus war. Zwanzig Zimmer hatte das stattliche Herrenhaus der Wallers, dessen Grundmauern noch aus der Zeit des 30jährigen Kriegs stammten. Und viele Hektar gehörten zum Gut, Wälder und Fischteiche.

Andreas Waller stellte das Telefon ab – er wollte nicht gestört werden, und schaute seinen Sohn an.

„Du wirst wissen wollen, was ich dir Dringendes mitteilen will.“

„Allerdings, Vater.“

„Nun, ich bin noch nie ein Freund langer Umschweife gewesen. Einmal musst du es ja doch erfahren.“

„Dann sag’ es.“

„Also, ich will wieder heiraten. Es gibt da… äh, eine Frau.“

Karl grinste.

„Das hab’ ich mir fast gedacht. Mit wem sonst wolltest du wohl eine Ehe schließen wollen? – Nun, Papa, ich gönne dir dein neues Glück. Du bist ein Mann in den besten Jahren, voll in Saft und Kraft. Meine Mutter ist fünf Jahre tot…“

„Gott habe sie selig. Ich werde sie nie vergessen. Aber Hermine sagte mir immer, dass ich nicht allein bleiben soll wenn sie einmal nicht mehr ist. Nun, ich habe lange gewartet. – Es freut mich, dass du es so aufnimmst, mein Sohn. Dass ich… wieder heiraten will.“

„Warum denn nicht, Vater? Wer ist denn die Glückliche? Gutsherrin von Wallerode zu werden bedeutet schon einiges. – Und, ich habe noch eine Frage. Gerlinde ist da, meine Fast-Verlobte. Hat sie dich nach mir gefragt, oder was wollte sie?“

Andreas Waller zuckte zusammen und spielte mit dem schweren Brieföffner.

„Ja, nun, eigentlich… Also, von dir will sie nichts mehr. Sondern…“

„Du sprichst in Rätseln, Vater. Was bedrückt dich denn so? Du redest ja fast, als ob Gerlinde – meine Gerlinde – deine Auserwählte sei. Jetzt schenke mir endlich reinen Wein ein.“

Karl hatte es scherzhaft gemeint. Doch sein Vater zeigte eine düstere Miene.

„Du weißt also nichts davon? Du bist ahnungslos?“

„Was? Wie? Du willst doch nicht wirklich behaupten, dass du mit Gerlinde ein Verhältnis begonnen hättest, mit meiner Freundin?“

„Das ist sie nicht mehr“, entgegnete der Gutsherr trocken. „Ja, jetzt, wo du es ansprichst, sage ich es dir klar heraus. Gerlinde Fischer und ich sind ein Paar. Wir lieben uns, und wir wollen heiraten.“

Karl wurde totenbleich unter dem blonden Haarschopf. Er hatte ein Gefühl, als ob sich der Boden unter seinen Füßen auftun würde. Die Mitteilung seines Vaters traf ihn wie ein Hammerschlag.

Alles, nur das nicht, dachte er. Und: Das darf doch nicht wahr sein.

„Wie lange geht das schon?“, fragte Karl.

„Eine Weile. Gerlinde zog sich von dir zurück, wie du weißt. Sie mag reife Männer.“

„Reif! Hmhm. Du bist mehr als doppelt so alt wie sie, Vater. Du könntest ihr Vater sein.“

„Ich bin’s aber nicht!“, brüllte der Gutsherr, dem die Spannung zusetzte. „Ich werde ihr Mann sein – ihr Ehemann. Stört es dich? Bin ich dir Rechenschaft schuldig?“

Genau das geschah, was beide vermeiden wollten – es gab Streit zwischen ihnen. Sonst waren sie immer einig gewesen, der Gutsherr war stolz auf seinen einzigen Sohn, der Diplom-Landwirt war und zudem Betriebswissenschaft studiert hatte. In harter Fron und sehr fleißig.

„Ja!“, rief Karl. „Da bist du mir Rechenschaft schuldig, Vater, das denke ich schon! Du hast mir meine Verlobte ausgespannt. Hinter meinem Rücken hast du sie mir abspenstig gemacht.“

„Ihr wart nicht verlobt.“

„Aber fast. Gerlinde ist meine Freundin gewesen, ich habe sie geliebt, liebe sie immer noch. Es traf mich ins Herz, dass sie sich von mir zurückzog, und ich hoffte, dass sie es sich...

Erscheint lt. Verlag 3.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-8394-5 / 3738983945
ISBN-13 978-3-7389-8394-4 / 9783738983944
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