Große Träume, kleine Siege (eBook)

Die Köchin - Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
512 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-31895-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Große Träume, kleine Siege -  Petra Durst-Benning
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vom einfachen Mädchen, das gern kocht, zu einer gefeierten Köchin, die die Welt verändert
»Bon appétit!« Fabienne liebt es, die Gäste am Schleusenwärterhaus ihrer Eltern zu bewirten. Schließlich gibt es bei ihnen das beste Essen am ganzen Canal du Midi: Fabiennes Maman zaubert mit einfachen Zutaten die schmackhaftesten Gerichte. Nur der Gedanke an ihren Geliebten Eric lässt Fabienne immer öfter von der großen weiten Welt träumen. Als ihre Mutter unerwartet stirbt, brennt sie kurzentschlossen mit Eric durch. Doch der junge Schiffer erweist sich als wankelmütig, und so steht die minderjährige Fabienne schon bald allein da. Sie kämpft für sich und ihre Zukunft, und auch dank der Hilfe der adeligen Stéphanie scheint sich alles zum Guten zu wenden. Aber dann schlägt das Schicksal ein weiteres Mal unerbittlich zu ... und nichts ist mehr, wie es war.

Der Auftakt der neuen großen historischen Saga von SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Durst-Benning!

Die Hardcover-Ausgabe erschien unter dem Titel »Die Köchin - Lebe deinen Traum« bei Blanvalet.



Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über fünfundzwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt und schreibt im Süden Deutschlands, Frankreich war viele Jahre lang ihre zweite Heimat.

Kapitel 1


Februar 1880, Sallèles-d’Aude am Canal du Midi, Südfrankreich


Markttage waren die schönsten Tage der Woche!, dachte Fabienne nicht zum ersten Mal, während sie und ihre Mutter Violaine von Stand zu Stand gingen, um einzukaufen.

An Markttagen sah man in Sallèles-d’Aude, dem kleinen südfranzösischen Ort am Canal du Midi, nur gut gelaunte Menschen. Wer morgens griesgrämig aus dem Haus ging, dem zauberten die Markthändler mit ihren frechen Sprüchen schnell ein Lächeln auf die Lippen. Und wer für die Scherze der Markthändler nichts übrighatte, wurde vielleicht vom Anblick der Berge von Saucissons aufgeheitert, jener schmackhaften Würste, die es am Stand von Monsieur Garonne gab und deren rauchiger Geruch einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Vielleicht waren es auch die getrockneten Veilchenblüten, mit denen Estelle Vialle ihre runden Ziegenkäse liebevoll dekorierte, die den einen oder anderen Marktbesucher selig lächeln ließen.

Lag es wohl am honigsatten Mimosenduft, der aus den umliegenden Gärten zum Markt wehte, dass die Leute an diesem Februarmorgen so glücklich wirkten?, fragte sich Fabienne, während ihre Mutter sich vom Käsehändler ein Bröckchen Blauschimmelkäse zum Verkosten reichen ließ. Blühten die Mimosen, war das Frühjahr mit seinen warmen Temperaturen nicht mehr weit, das wusste jeder im Süden! Entsprechend groß war die Freude, wenn die ersten Bäume und Sträucher zu blühen begannen. In der Provence, woher ihre Mutter stammte, wurde sogar ein Fest zu Ehren der sonnengelben Blüten gefeiert. Violaine Durant sprach nur selten über ihr Heimatdorf, aber zur Mimosenzeit war ihr Blick stets ein wenig wehmütiger als sonst in die Ferne gerichtet, gerade so, als habe sie Heimweh. Und auf dem Tisch im Schleusenwärterhaus stand Tag für Tag ein frischer Strauß blühender sattgelber Mimosenzweige, deren Duft für Fabies Empfinden fast schon zu aufdringlich war.

Auch Fabienne hätte an diesem Morgen die ganze Welt umarmen können – was allerdings weder am kulinarischen Marktangebot lag noch an der blütenschweren Luft, sondern einzig an der Tatsache, dass sie heute Abend Eric wiedersehen würde. Eric Lacasse mit seinen dunkelbraunen Augen, die glänzten wie ein frisch aufgeschnittener Trüffel. Eric, der sagte, dass er sie liebte. Wenn er sie anschaute, wurde ihr immer ganz anders zumute und …

»Kommst du? Wir brauchen noch Salat und Eier.« Mit einem kleinen Stups riss ihre Mutter sie aus ihren Träumen.

Den Einkaufskorb über den Arm gehängt, folgte Fabie ihrer Mutter durch das dichter werdende Gedränge auf dem Markt. Wenn Maman Salat und Eier einkaufte, bereitete sie heute bestimmt Mimosen-Eier zu, dachte sie. Das Gericht gehörte zu ihren persönlichen Lieblingen – bei den Kanalschiffern hingegen war es nicht ganz so beliebt, die Männer bevorzugten eher handfeste Eintöpfe oder Ragouts. Dennoch würden die Tische auf ihrer Terrasse heute wieder bis zum letzten Platz besetzt sein, denn so gut wie bei Violaine aß man entlang des Kanals nur selten.

Fabiennes Elternhaus – das Schleusenwärterhaus – lag ein Stück außerhalb von Sallèles d’Aude inmitten von unendlich wirkenden Rebenfeldern direkt am Canal du Midi, dem 1681 erbauten, 240 Kilometer langen Wasserweg, der Toulouse mit dem Mittelmeer verband. Fabiennes Vater Guy Durant war der Schleusenwärter, und seine Schleuse war auf der langen Route des Kanals eine ganz besondere Station, und das aus gleich mehreren Gründen: Bevor die Schiffe Guys Schleuse passierten, mussten sie nämlich zuvor ein Stück auf dem Fluss Aude fahren, der dem Ort seinen Namen verliehen hatte. Zu Trockenzeiten war die Aude so harmlos wie der Kanal selbst, aber wehe, es regnete mal ein paar Tage lang! Dann wurde aus dem kleinen Flüsschen ein reißender Strom, und das Befahren war höchst gefährlich. Entsprechend erleichtert waren die Schiffer, wenn sie Guys Schleuse passiert hatten und wieder auf dem von Menschenhand erbauten Kanal fahren konnten. So genau wusste es niemand, aber es hieß, dass dieser Streckenabschnitt des Canals der einzige war, wo von den Erbauern ein natürlicher Fluss in den Kanal miteinbezogen worden war.

Eine weitere Besonderheit von Guy Durants Schleuse war das seitliche Trockendock, auf das die Barkenschiffe mittels einer Seilwinde gehievt werden konnten, wenn eine Reparatur durchgeführt werden musste. Bei den arg strapazierten Schiffen ging öfter eine Kleinigkeit kaputt, das Trockendock war entsprechend häufig frequentiert.

Auf der anderen Seite der Schleusenkammer verbreiterte sich der Kanal zu einer Art kleinem Hafen. Hier warteten die Schiffer nicht nur darauf, dass Guy Durant sie durch seine Schleuse brachte – hier blieben die gens de l’eau, die Herren des Wassers, wie sich die Barkenschiffer selbst nannten, auch gern für eine Nacht.

Offiziell durften sie für eine Rast überall auf dem Kanal anlegen, solange sie die anderen Schiffe nicht an der Durchfahrt hinderten. Doch im ovalen Hafenbecken von Guy Durant hielten die Männer besonders gern über Nacht an, was vor allem an Violaines Kochkünsten lag. Nach einem langen Tag auf dem Wasser, an dem sie Dutzende von Schleusen passieren mussten, gönnten sich fast alle Schiffer ein Essen auf der Terrasse des Schleusenwärterhauses. Dass Violaine gegen ein kleines Entgelt außerdem ihre verschwitzten Kittel und schmutzigen Hosen wusch, während die Männer ihre wohlverdiente Nachtruhe genossen, trug noch weiter zur Beliebtheit der Schleusenstation bei. Selbst waschen konnten die Schiffer auf der zweiwöchigen Reise nicht – das durch Müll und Fäkalien verunreinigte Wasser des Kanals war dafür viel zu schmutzig.

Während Fabienne und ihre Mutter über den Markt gingen, grüßten sie hier, tauschten da ein paar Worte – in Sallèles kannte jeder jeden. Dass sich ein Fremder hierher verirrte, kam eher selten vor – selbst die Barkenschiffer, die in Sallèles auf den Markt gingen, um Proviant einzukaufen, waren keine Unbekannten. Niemand wusste es ganz genau, aber man schätzte, dass rund zweihundertfünfzig Schiffe die Wasserstraße nutzten. Bei einer durchschnittlichen Besatzung von drei Mann pro Kahn – der Bootsbesitzer, ein Matrose und ein Postillon, der für die Pferde zuständig war – war die Anzahl der Schiffer also überschaubar.

Der geringe Schiffsverkehr sorgte bei Fabiennes Vater regelmäßig für Verdruss. In seiner Kindheit habe sich eine Barke an die nächste gereiht, und die Schlange vor der Schleuse, die damals noch sein Vater geführt hatte, sei den ganzen Tag lang nicht kürzer geworden, erzählte Guy Durant jedem, der es hören wollte oder nicht. Das seien noch Zeiten gewesen! Doch die goldenen Jahre des einst so stolzen »Königlichen Kanals« waren längst vorbei, und schuld daran waren in Guy Durants Augen die hohen Herren in Paris, die im Jahr 1859 den fatalen Fehler begangen hatten, den gesamten Canal du Midi an eine Eisenbahngesellschaft zu verpachten. Eisenbahner, die sich um eine Wasserstraße kümmern sollten? Das konnte doch nur schiefgehen!, hatten die gens de l’eau geargwöhnt. Sie hatten Recht behalten: Anstatt den ihr anvertrauten Wasserstraßen Aufmerksamkeit zu schenken, richtete die Compagnie des chemins de fer du Midi all ihre Anstrengungen darauf aus, den Bahntransport zu steigern. Während also in ganz Südfrankreich mehr und mehr Schienenkilometer gebaut und Waren per Bahn transportiert wurden, ging es mit dem Kanal immer weiter abwärts. Jetzt fehlte nur noch, dass die feinen Herren hier durch den Ort eine Eisenbahnlinie bauten, unkte Guy Durant oft, dann könnten sie alle ihre Schleusenwärterbüros schließen und einpacken.

Normalerweise stellte sich Fabienne taub, wenn ihr Vater so lamentierte, doch insgeheim fragte auch sie sich, was passieren würde, wenn eines Tages die Winzer, Olivenbauern und andere Produzenten hier im Süden ihre Ware nur noch mit der Bahn verschickten. Dann würden nicht nur die ganzen Kanal-Angestellten, wie ihr Vater einer war, arbeitslos, sondern auch die Barkenschiffer wie Eric und sein Vater.

Der Gedanke, eines Tages ohne Einkommen dazustehen, sorgte alle gens de l’eau. Doch keiner der Männer war so verbittert wie Guy Durant! Fabie und Violaine hofften inständig, dass niemals ein Vertreter der Compagnie des chemins de fer du Midi bei ihnen auftauchen würde. Denn Guy Durants Hass auf diese Gesellschaft war so groß, dass er jeden, der dort angestellt war, wahrscheinlich verprügelt hätte.

Wer Mutter und Tochter über den Markt laufen sah, dachte unwillkürlich, dass hier der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen war. Beide hatten dieselbe hochgewachsene Statur, dieselben langen, schlanken Beine. Ihre Schultern reckten beide stolz nach hinten, den Kopf – aber nicht die Nase – trugen sie hoch, und jede ihrer Bewegungen war von natürlicher Grazie. An den Durant-Frauen war weder etwas Gekünsteltes noch etwas Lautes. Doch hier endeten die Gemeinsamkeiten, denn während Violaines einstmals so satt kupferfarben leuchtende Haare immer mehr ausblichen und silbrig wurden, waren Fabiennes Haare von einem tiefen Kastanienbraun. Und wo die Augen der Jüngeren erwartungsvoll funkelten, wirkten Violaines Augen oft müde und irgendwie desillusioniert. Dunkle, fast violette Schatten lagen unter Violaines Augen, aber wen wunderte es? Wo doch die Arbeit im Haus des Schleusenwärters Durant nie ausging!

Violaine hielt am Stand eines alten Mannes an, der außer Hühnereiern auch noch Gänse- und Enteneier im Angebot hatte. Letzte Woche hatte sie ihre Eier am Stand von Madame Lacasse eingekauft und die Woche davor wieder woanders. Violaine Durant hatte...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2023
Reihe/Serie Die Köchinnen-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2023 • Advent • Canal du Midi • Die Fotografin • Die Köchin von Castamar • eBooks • Essen • Frankreich • Frauenfreundschaft • Genießen in Frankreich • Geschenke für Frauen • Geschenk Weihnachtsgeschenk • Geschichte der Restaurants • Historische Romane • historische romane neuerscheinungen 2023 • Kochen • Lyon • mutige Frauen • Neuerscheinung • Petra Durst Benning Neuerscheinung • Petra Durst-Benning neues Buch • Rezepte • Roman Rezepte • Savoir vivre • Starke Frauen • Sterneküche • Südfrankreich • Weihnachten
ISBN-10 3-641-31895-5 / 3641318955
ISBN-13 978-3-641-31895-6 / 9783641318956
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99