Sherlock Holmes - Neue Fälle 46: Der grauenhafte Gasthof (eBook)

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2024 | 1. Auflage
220 Seiten
BLITZ-Verlag
978-3-7579-5382-9 (ISBN)

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Sherlock Holmes - Neue Fälle 46: Der grauenhafte Gasthof -  Ralph E. Vaughan
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In diesen Fällen trifft Sherlock Holmes auf Wesen aus dem Reich von Cthulhu. Der Meisterdetektiv im Kampf gegen die uralten Götter. Der grauenhafte Gasthof Die Abenteuer des Nachtjägers London nach Mitternacht Der Flüsterer in den Highlands Die Wälder, der Beobachter und die Wächter

Ralph Vaughan, ein amerikanischer Autor als Spezialist für äußerst originelle und skurrile Themen. Die Spannweite reicht vom Steampunk bis zur Heroic Fantasy mit dem gewissen eigenen Flair.

Vorwort


Wem das Leben des größten Detektives vertraut ist, der weiß, dass er nach seiner Begegnung mit Professor Moriarty, bei dem er zusammen mit dem Napoleon des Verbrechens scheinbar verschwand, unter mehreren Verkleidungen in verschiedenen Ländern lebte. Einige Andeutungen hierauf gab es in Doktor Watsons Erzählung Im leeren Haus. (Was wirklich nach seiner Rückkehr nach London im Jahr 1893 geschah, lese man bitte in The Coils of Time nach.) Was jedoch seine Tätigkeiten während der großen Lücke betrifft, so bleiben sie größtenteils unbekannt. Hier ist die Geschichte, die wichtige Fragen beantwortet.

Der grauenhafte Gasthof

Sherlock Holmes blickte von der feinen Schrift auf den in Kalbsleder gebundenen Pergamentseiten hoch, als der Zug langsamer wurde und ruckelnd zum Stehen kam. Sie befanden sich, etwa vier Stunden von Rom entfernt, tief auf dem italienischen Land, und bis Mailand war kein Halt vorgesehen. Natürlich hatte das nicht viel zu bedeuten, denn obwohl die Italiener über viele gute Eigenschaften verfügten, so befand sich der Betrieb eines effizienten Zugbetriebs nicht darunter.

„Oh, ich hoffe, es ist nichts Ernsthaftes“, murmelte der Domkapitular Fairpenny, zog das Abteilfenster herab und hielt den ergrauten Kopf hinaus in die frische Luft des Nachmittags. „Ich sehe den Zugbegleiter, oder wie immer sie ihn hier in Italien nennen. Er spricht mit zwei Männern.“

„Blockiert etwas die Gleise?“, fragte Mademoiselle Giscard, deren Akzent ebenso breit war wie sie selbst dünn.

„Nichts, was ich sehen könnte, meine Liebe“, erwiderte der Kapitular. „Ich sehe lediglich dichte Wälder. Und Berge, die sich dahinter erheben. Und vielleicht ... Ja, ich glaube, ich sehe den Anfang eines Dörfchens in der Kurve.“

„Werden wir lange hier stehen müssen?“, fragte die Französin.

„Oh, das kann ich nicht sagen“, erwiderte der ältliche Geistliche, nach wie vor aus dem Fenster schauend. „Was sagen Sie, Mister Sigurson?“

„Es ist stets töricht, ohne Fakten zu theoretisieren“, entgegnete Holmes. Ein schwaches Lächeln kräuselte kurz seine dünnen blassen Lippen. „Man könnte ebenso gut versuchen, Ziegel ohne Stroh herzustellen.“

Der kleine Geistliche sah ins Abteil zurück, runzelte die Stirn und gestattete sich ein wehmütiges Lächeln. „Ah, sehr gut, Mister Sigurson, aber die Kinder Israels taten es, nicht wahr?“ Ein letzter Blick aus dem Zug, dann ließ er sich erneut auf dem Sitz nieder. „Der Zugbegleiter kommt hier entlang, aber bestimmt nicht zu unserem Wagen. Warum auch.“

Sherlock Holmes hob die knochigen Schultern, schloss den kalbsledernen Band und steckte ihn in seine Aktentasche zurück. Sein Studium der Gifte, die die Mohammedaner favorisierten, musste warten.

Die Tür auf der Rückseite des Abteils öffnete sich klappernd und schlug dann wieder zu. Schwere Schritte polterten den Gang entlang. Der Zugbegleiter, ein breitschultriger Mann mit einem ebenso breiten Schnauzbart, zog die Tür des Erste-Klasse-Abteils auf und ließ seinen Blick kurz auf jedem der drei Fremden ruhen. „Ich sagen zum Bedauern, dass Halt nicht im Fahrplan muss gemacht werden“, verkündete er in gebrochenem Englisch mit Akzent.

„C’est très regrettable“, murmelte die junge Französin mit offensichtlicher Bestürzung. „Combien de temps nous allons être arrêtés?“

Der Italiener runzelte die Stirn, brachte dennoch ein ermutigendes Lächeln für das hübsche Mädchen zustande.

„Wie lange wird die Unterbrechung dauern, guter Mann?“, fragte Kapitular Fairpenny.

Wiederum runzelte der Zugbegleiter die Stirn, das Lächeln war verschwunden.

Der dünne, blasse Mann, der unter dem Namen Sigurson reiste, fragte leise: „Qual è il motivo per l’arresto non programmato, e quanto tempo sarà?“

Der Zugbegleiter gab einen Schwall von Worten in seiner Muttersprache von sich. Sherlock Holmes nickte hin und wieder und stellte gelegentlich eine kurze Frage.

„Mi scusi, Signore, ma devo informare tutti i passeggeri in prima classe che ci sarà arresto per la notte in questo villagio“, sagte der Zugbegleiter, als er sich in den Gang zurückzog. „Ha una locanda, piccolo e semplice, ma molto bello.“

„Also wirklich.“ Kapitular Fairpenny stieß Luft aus. „Welches Glück wir haben, dass Sie bei uns sind, Mister Sigurson. Was hat der Mann gesagt?“

„Wird es längere Zeit dauern?“, fragte Mademoiselle Giscard, wobei sie die englischen Worte langsam und sorgfältig bildete.

„Je suis désolé, mais la gardé dire qui’il y sera retardée jusg’au matin“, erwiderte Holmes ihr. „Il ya eu une avalanche sur la gine et les pistes sont bloqués.“

„Merci beaucoup, Monsieur.“

„Weiter vorn ist eine Lawine niedergegangen, Herr Kapitular“, sagte Holmes. „Sie wird weggeräumt, aber wir werden die Nacht über hier festgehalten.“

„Oh, was für ein Unglück.“ Kapitular Fairpenny seufzte. „Können wir ...“

Holmes schnitt ihm das Wort ab. „Es gibt einen sehr netten Gasthof, behauptet zumindest der Zugbegleiter. Dort dürfen wir bequem eine Nacht verbringen.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, warnte der Kapitular. „Dies ist nicht Rom; diese hübschen rustikalen Örtchen erweisen sich stets als rustikal denn als hübsch.“

Holmes lächelte dünn. „Nun ja, sei es, wie es sei, Herr Kapitular, wir werden es nicht ändern können. Ebenso wenig, wie es die Kinder Israels konnten, als sie Ziegel ohne Stroh herstellen sollten.“

Kapitular Fairpenny runzelte die Stirn, als seine eigenen Worte zu ihm zurückkehrten.

Mit einem jähen Ruck nahm der Zug seine Fahrt wieder auf und fuhr ruckelnd in das Dorf Inulati ein. Kapitular Fairpenny wäre beinahe gestolpert, als er aus dem Abteil stieg, nachdem der Zug zum Stehen gekommen war. Hätte Holmes den Arm des Klerikers nicht mit einem überraschend kräftigen Griff gepackt, wäre er gewiss mit dem Gesicht in den kalten Schlamm gefallen.

„Vielen, vielen Dank, Mister Sigurson“, keuchte der Geistliche. „Man sollte annehmen, dass sie zumindest einen Bahnsteig haben, wenn schon keinen richtigen Bahnhof.“

„Aus dem, was ich dem Gespräch zwischen dem Bahnpersonal entnehmen konnte, ist dies kein regulärer Halt, Herr Kapitular“, sagte Holmes. „Er ist es auch nie gewesen, obwohl ein Halt aufgrund von Lawinen anscheinend ein regelmäßiges Vorkommnis ist. Vielleicht allzu regelmäßig.“

„Oh, verstehe“, entgegnete der Geistliche, obwohl er es nicht wirklich verstand. „Das erklärt vermutlich alles.“

„Die anderen machen sich zusammen mit dem Zugbegleiter auf den Weg zum Gasthof“, bemerkte Holmes. „Sie sollten sich den Leuten wahrscheinlich anschließen.“

„Schließlich Sie sich uns nicht an, Mister Sigurson?“, fragte Kapitular Fairpenny.

„Ich werde bald zu Ihnen stoßen“, erklärte Holmes. „Ich bin so etwas wie ein Antiquar, also dachte ich, ich könnte unseren erzwungenen Besuch dazu nutzen, um zu sehen, ob Inulati etwas Interessantes für mich bereithält.“

Kapitular Fairpenny ließ den Blick zweifelnd über den jämmerlichen kleinen Ort in dem schattigen Tal schweifen und schüttelte den Kopf. „Wohl kaum, aber ich wünsche Ihnen viel Glück, Mister Sigurson.“

Die beiden Männer entfernten sich voneinander. Kapitular Fairpenny, um die Gruppe einzuholen, die die schmale gepflasterte Straße zum versprochenen Komfort des Dorfgasthauses geführt wurde, und Holmes, der zu den Zugbegleitern hinüberschlenderte, die anscheinend nicht geneigt waren, sich weit von ihrem Zug zu entfernen. Als sie Holmes bemerkten, beendeten sie ihr Gemurmel und sahen sich nervös an.

Die Arbeiter beantworteten Holmes’ Fragen mit Kopfnicken und vagen Allgemeinplätzen. Schließlich wurden sie ein wenig warm mit ihm, wohl wegen der Kombination seiner Kenntnisse in ihrer eigenen Sprache und der Tatsache, dass er nicht die Art von englischem Reisenden war, die sie nur allzu gut kannten. Die, die immer bereit waren, ihnen Vorwürfe für Vorfälle zu machen, für die sie nichts konnten. Und dennoch blieb trotz ihrer scheinbaren Offenheit eine vage Anspannung an ihnen, ein nervöses Zögern, bevor sie auch nur die einfachsten Fragen beantworteten. Holmes lächelte, als er erfuhr, dass sie alle die Nacht in den Zugabteilen verbringen würden.

„Ist das eine Anweisung Ihrer Gesellschaft, oder ist es Ihre eigene Entscheidung?“, fragte Holmes.

„Es ist unsere Entscheidung“, erwiderte Mario, ein stellvertretender Zugbegleiter. „Natürlich müssen wir beim Zug bleibe, wir wollen aber auch nicht in den Gasthof.“

„Nicht hier“, warf Lorenzo ein, einer der untergeordneten Arbeiter im Gepäckwagen. „Nicht in diesem Gasthof.“

Holmes bemerkte die finsteren Blicke, die Lorenzo zugeworfen wurden, ließ sich jedoch nichts anmerken. „Warum nicht? Der Zugbegleiter hat doch, wenn ich ihn recht verstanden habe, gesagt, dass es hier sehr gemütlich sein soll, ein netter Ort zum Ruhen.“

„Die Art von Ruhe, aus der Sie nicht mehr erwachen, Signor“, platzte Lorenzo heraus.

„Lorenzo!“, fauchte Mario. „Non parli studipdamente!“ Der dünne Zugbegleiter setzte ein gezwungenes Lächeln auf und sagte zu Holmes: „Sie sollten Lorenzo keine Beachtung schenken, Signor. Er fährt zu allen Städten Europas mit der Eisenbahn und bleibt dennoch der Junge vom Lande, der sich im Dunkeln fürchtet. Man darf nicht auf ihn hören, capsci.“ Er nickte wissend. „Wir, Sie und ich, Signor, als Männer von Welt, wir wissen, dass es keinen bösen Blick gibt, dass kein uomo nero aus den Schatten nach einem...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2024
Reihe/Serie Sherlock Holmes - Neue Fälle
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Cthulhu • Detektiv • Ermittler • Geschichten • Großbritannien • Krimi • London • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-7579-5382-7 / 3757953827
ISBN-13 978-3-7579-5382-9 / 9783757953829
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