Das Haus mit der goldenen Tür (eBook)

Historischer Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
544 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98993-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus mit der goldenen Tür -  Elodie Harper
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
»Das Haus mit der goldenen Tür« ist der atemberaubende zweite Roman in Elodie Harpers gefeierter »Wolfshöhlen«-Trilogie, die das Leben pompejischer Frauen neu erzählt. Für alle Fans von Natalia Haynes und Madeline Miller  Befreit aus dem Bordell. Abhängig als Kurtisane. Entschlossen sich zu rächen. Ihr Name ist Amara.  Amara ist ihrem Leben als Sklavin in Pompejis berüchtigstem Bordell entkommen. Sie hat jetzt ein Haus, feine Kleider, Diener - aber all das sind Geschenke ihres Gönners, die ihr gehören, solange sie ihren Platz in seiner Zuneigung behält. Während sie sich an ihr neues Leben gewöhnt, wird Amara immer noch von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Nachts träumt sie von der Wolfshöhle und den Frauen, die sie zurückgelassen hat. Tagsüber wird sie von ihrem ehemaligen Sklavenhalter verfolgt. Um wirklich frei zu sein, muss sie genauso rücksichtslos sein wie er.  »Wunderschön, bewegend, fesselnd ... Eine brillante Fortsetzung« Jennifer Saint  Band zwei der »Wolfshöhlen-Trilogie«

Elodie Harper ist Journalistin und preisgekrönte Kurzgeschichtenautorin. Ihre Geschichte »Wildes Schwimmen« gewann 2016 den Kurzgeschichtenwettbewerb »Bazaar of Bad Dreams«, unter der Jury von Stephen King. Derzeit ist sie Reporterin bei ITV News Anglia und arbeitete zuvor als Produzentin für Channel 4 News.  Elodie Harper studierte in Oxford neben englischer Literatur auch lateinische Poesie, seither hat sie ein Faible für die Antike. »Die Wölfe von Pompeji« ist ein #1 London Times Bestseller.

Elodie Harper ist Journalistin und preisgekrönte Kurzgeschichtenautorin. Ihre Geschichte »Wildes Schwimmen« gewann 2016 den Kurzgeschichtenwettbewerb »Bazaar of Bad Dreams«, unter der Jury von Stephen King. Derzeit ist sie Reporterin bei ITV News Anglia und arbeitete zuvor als Produzentin für Channel 4 News.  Elodie Harper studierte in Oxford neben englischer Literatur auch lateinische Poesie, seither hat sie ein Faible für die Antike. »Die Wölfe von Pompeji« ist ein #1 London Times Bestseller.

1


Von allen Lebewesen kennt nur der Mensch Trauer …
und ebenso Ehrgeiz, Gier und grenzenlose Lebenslust.

Plinius der Ältere, Naturgeschichte

Der Maler steht auf einem hölzernen Podest, mit seinem Körper verdeckt er die Pinselstriche, mit denen er die Göttin zum Leben erweckt. Amara sieht ihm zu. Der Rest des Freskos ist fertig, eine Jagdszene rund um ihren kleinen Garten. Nur Dianas Gesicht ist noch unvollendet. Sie atmet tief ein und genießt die Gerüche des Frühlings. Die Narzissen zu ihren Füßen erinnern an weiße Sterne, und die Luft ist süß von ihrem Duft.

»Niemand könnte ihrer Schönheit gerecht werden«, bemerkt der Maler. Er tritt kurz von seinem Werk zurück, um es zu betrachten, bevor er wieder den Pinsel ansetzt.

Amara weiß, dass er nicht die Göttin Diana meint. Sie hätte jeden damit beauftragen können, eine Göttin zu malen, aber sie hat diesen Mann ausgewählt, Priscus, weil er einst der Geliebte ihrer Freundin Dido war, und weil er der einzige Künstler ist, der ihr Bildnis zeichnen kann. »Ich weiß, dass du es schaffen wirst«, antwortet sie. Zumindest hofft sie es.

Der Rest des Gemäldes wurde von seinen Handwerkern zu einem weitaus günstigeren Preis angefertigt. Es kostete das Zehnfache, Priscus, den Herrn der Firma, zu beauftragen, ihre Freundin zu verewigen.

»Sie war eine außerordentliche Frau«, sagt Priscus. »Sie hatte eine Leichtigkeit an sich wie niemand sonst. Ich kann mich immer noch daran erinnern, wie sie gesungen hat.«

Dido ist noch keine drei Monate tot, und Amara spürt, wie ihr die Tränen in die Augen steigen. Sie blinzelt, weil sie nicht will, dass Priscus es bemerkt. Es ist seltsam, ihn in ihrem Haus zu haben. Das letzte Mal, als sie sich trafen, waren sie und Dido Sklavinnen. Priscus war ein Stammkunde, der ihren Zuhälter dafür bezahlte, die Nacht mit Dido zu verbringen, während sein Freund Salvius für Amaras Gesellschaft im Schlafzimmer nebenan bezahlte. Jetzt ist sie eine Freigelassene, die für seine Dienste bezahlt. Sie vermutet, dass sie beide nicht wissen, wie sie sich nach dieser Schicksalswende dem anderen gegenüber verhalten sollen.

Er tritt wieder von der Wand zurück und betrachtet sein Werk. »Ich glaube, es ist fertig.«

Amara kommt nach vorn. »Darf ich mal sehen?«

»Natürlich«, sagt Priscus, klettert von der Plattform herunter und gibt damit endlich den Blick auf sein Gemälde frei.

Dido hat eine Hand auf ihr Herz gelegt, mit der anderen deutet sie über den Garten. Amara starrt auf ihre tote Freundin. Priscus hat die perfekte Symmetrie ihres Gesichts, die Sanftheit ihres Mundes und vor allem ihre Augen eingefangen, die von einer Traurigkeit erfüllt sind, die sie nie verbergen konnte. Trauer überkommt Amara, und sie wendet sich ab. Priscus streckt seine Hand nach ihr aus, doch dann lässt er sie wieder sinken, vielleicht aus Angst, seine Berührung könnte sie beleidigen. Es dauert eine Weile, bis sie sich traut zu sprechen. »Ich kann dir nicht genug dafür danken.«

»Es war mir eine Freude«, sagt er. »Es tröstet mich, dass ihre Schönheit nicht völlig verloren ist.« Priscus stellt sich neben Amara, lässt jedoch genug Platz zwischen ihnen, um seinen Respekt zu zeigen. »Aber darf ich dich etwas fragen? Warum hast du dich entschieden, dich so an sie zu erinnern?«

Er deutet zu den Wänden um sie herum, und Amara betrachtet die Szene, die so ganz anders ist als die Frau, die er gerade gemalt hat. Ein Hirsch mit menschlichem Gesicht wird von Jagdhunden zerfleischt, ihre Schnauzen sind blutverschmiert, die Zähne in den weit geöffneten Mäulern spitz. Aus dem zerfetzten Körper des Hirsches ragen weiße Rippen hervor, die den Blick auf das Rot seines Herzens freigeben. Es ist Aktaion, der von der Göttin Diana in einen Hirsch verwandelt wurde, um dann von seinen eigenen Hunden in Stücke gerissen zu werden. Der Preis, den er dafür zahlte, dass er die Göttin nackt gesehen hat. Diana zeigt auf ihn, als er stirbt, und verwandelt Didos Melancholie in einen Ausdruck grausamer Gleichgültigkeit.

»Sie hatte das reinste Herz«, antwortet Amara. »Wer sonst könnte Dido sein als die jungfräuliche Göttin?«

Sie wissen beide, dass sie seiner Frage ausgewichen ist. Priscus neigt zustimmend den Kopf, zu höflich, um weiter nachzufragen. »Natürlich.«

Amara wartet, während er seine Farben einsammelt und sie sorgfältig in eine Kiste packt, während sein Lehrling die Plattform auseinanderbaut, um sie zurück in die Werkstatt zu bringen. Dann begleitet sie die beiden durch das Atrium zur Tür. Es ist nicht nötig, das Geld jetzt zu übergeben. Sie weiß, dass Rufus, ihr Gönner und Geliebter, die Rechnung später begleichen wird, wenn es ihm passt. An der Tür zögert Priscus.

»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn …« Er stockt, dann sammelt er sich. »Salvius bat mich, dir seine guten Wünsche für deine Gesundheit und seinen Dank an die Götter für dein Glück auszurichten. Er schätzt dich sehr.«

Amaras Gesicht verrät nichts von dem Aufruhr, in den sie diese Erinnerung an ihr altes Leben versetzt. Sie ist sich bewusst, dass Juventus, der Pförtner, zweifellos jedes Wort hört, auch wenn er stumm auf seinem Posten steht. »Das ist sehr freundlich von deinem Freund. Bitte richte ihm meinen Dank und meine guten Wünsche für seine eigene Gesundheit aus.« Sie nickt höflich, aber distanziert, und geht davon, bevor Priscus noch etwas sagen kann. Die Erwähnung von Salvius hat sie mit unerwünschten Erinnerungen überflutet. Seine Hände auf ihrem Körper, seine Nacktheit, sein Gewicht auf ihr, und dann noch schlimmer, nicht Salvius, sondern die Angst und die Dunkelheit ihrer alten Zelle im Bordell, die Gewalt und der Schmerz. Ihre Vergangenheit ist das Meeresungeheuer Charybdis, das sie unter Wasser zieht, wo sie nicht mehr atmen kann.

Amara geht zügig die Treppe hinauf zu ihrem Arbeitszimmer, wobei sie versucht, nicht zu rennen, und schließt die Tür hinter sich. Ihre Beine zittern. Sie setzt sich an den Schreibtisch, legt die Hände flach auf die hölzerne Tischplatte und versucht, die aufsteigende Panik zu unterdrücken. Ihr Verstand spielt ihr wieder einmal einen Streich und gibt ihr das Gefühl, dass sie nicht ist, wo ihre Augen ihr sagen, dass sie ist, sondern zurück in Felix’ Wolfshöhle. Das Blut dröhnt in ihren Ohren, als sie in der Schublade nach dem Kästchen sucht, das sie immer beruhigt. Es ist schwer in ihren Händen. Sie stellt es ab und öffnet den Deckel. Darin befindet sich all das Geld, das sie verdient hat, seit sie hier lebt, eine Mischung aus den Einnahmen aus ihren Kreditgeschäften und dem großzügigen Taschengeld, das Rufus ihr gibt. Sie fährt mit den Fingern durch die Münzen, spürt ihr beruhigendes Gewicht und lauscht dem Geräusch, das sie machen, wenn sie fallen, wie das sanfte Prasseln des Regens.

Sie hat diesen Raum so eingerichtet, dass er Felix’ Arbeitszimmer so wenig wie möglich ähnelt, hat die Möbel in ungewöhnlichen Winkeln aufgestellt und dafür gesorgt, dass alles anders aussieht. Die Wände sind weiß statt rot, kleine Amoretten balancieren in einigem Abstand anmutig an den Wänden entlang, eine mit einer Harfe, eine andere mit einem Bogen. Jede der kleinen, blassen Figuren, jeder sorgfältige Pinselstrich auf ihren Körpern ist feiner gezeichnet als alles in der Wolfshöhle, und doch sind die Bilder irgendwie weniger lebendig als die Stierschädel und die schwarzen Sockel, an die sie sich erinnert. Amara weiß, dass sie sie sehen wird, wenn sie ihre Augen schließt. Hinter einem Schreibtisch zu sitzen, lässt sie immer an ihren alten Herrn denken. Selbst in ihren Träumen erinnert sie sich so an ihn. Die scharfen Linien seines über die Bücher gebeugten Körpers, die Neigung seines Kopfes, während er nach oben blickt, die Kraft in seinen Händen.

Ein Klopfen an der Tür holt sie in die Gegenwart zurück. »Wer ist da?«

Martha tritt ein. Amara lächelt, aber ihr Dienstmädchen sieht nur zu Boden. »Soll ich dich für den Besuch bei Drusilla vorbereiten, Herrin?« Marthas Akzent ist so stark, dass Amara manchmal Mühe hat, sie zu verstehen.

Martha hat die Schultern hochgezogen, ihre ganze Körperhaltung ist gekrümmt. Zuerst hielt Amara das Mädchen für schüchtern, doch dann hat sie darin den bewussten Rückzug einer unwilligen Sklavin erkannt. Sie selbst hat...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2023
Reihe/Serie Wolfshöhlen-Trilogie
Übersetzer Martina Schwarz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Frauenschicksal • Historischer Roman • historisches Frauenschicksal • Pompeji
ISBN-10 3-492-98993-4 / 3492989934
ISBN-13 978-3-492-98993-0 / 9783492989930
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
20,99