Auden Hill University - How Far We Fall (eBook)
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-377-90025-8 (ISBN)
Julia Pauss kommt aus Salzburg und hat dort Anglistik und Germanistik studiert. Ein Leben ohne Geschichten kann sie sich nicht vorstellen, und wenn sie nicht gerade an einer neuen Idee tüftelt, hat sie es sich wahrscheinlich irgendwo mit einem guten Buch gemütlich gemacht. Am liebsten schreibt sie Geschichten über Frauen, die ihren Weg finden, über die Stärke von verletzlichen Helden und über Liebe, die alle Grenzen überwindet. Instagram: @julesschreibt
Julia Pauss kommt aus Salzburg und hat dort Anglistik und Germanistik studiert. Ein Leben ohne Geschichten kann sie sich nicht vorstellen, und wenn sie nicht gerade an einer neuen Idee tüftelt, hat sie es sich wahrscheinlich irgendwo mit einem guten Buch gemütlich gemacht. Am liebsten schreibt sie Geschichten über Frauen, die ihren Weg finden, über die Stärke von verletzlichen Helden und über Liebe, die alle Grenzen überwindet. Instagram: @julesschreibt
Kapitel 1
Im warmen Licht der Septembersonne leuchten die Backsteinmauern wie Kupfer. Dicke Ranken aus tiefgrünem Efeu winden sich um das jahrhundertealte Mauerwerk und ich kann nicht glauben, dass ich hier bin. Es gibt Leute, die dafür töten würden, auf diese Schule zu gehen. Nun, vielleicht nicht unbedingt töten, aber zumindest ein Verbrechen begehen, da bin ich mir sicher.
Es ist noch früh am Morgen und die frische Herbstluft fährt durch meine Haare. Ich starte einen hoffnungslosen Versuch, eine widerspenstige braune Strähne hinter mein Ohr zu klemmen und richte den Blick dann wieder auf den Schulsprecher Oliver Rhodes, der ein paar Meter vor mir auf der Treppe des Campusgebäudes steht.
»Die Auden Hill University zählt zu den fünf besten Ivy-League-Universitäten Nordamerikas«, erklärt er und der Stolz in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
Rhodes ist ein großgewachsener Mann mit athletischem Körperbau und kurzen, mittelblonden Haaren. Mit seiner modischen, dunklen Brille und seinem weißen Hemd sieht er zugegeben ziemlich gut aus, ein bisschen wie ein Schauspieler oder ein Model, das vor dem historischen Gebäude für die Uniwebseite posiert. Trotzdem erinnert mich etwas an ihm an einen Gockelhahn.
»Ich nehme an, Sie sind sich bewusst, dass es eine außergewöhnliche Ehre und ein einzigartiges Privileg ist, für dieses Programm ausgewählt zu werden«, fährt er fort und meine Mundwinkel zucken.
Natürlich wissen wir das. Als ich meinen Brief vor einem halben Jahr bekommen habe, musste ich ihn dreimal hintereinander lesen. So ganz begreife ich es immer noch nicht.
Ivy Donovan,
Es freut uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie für das Ruth-Matthewson-Stipendium an der Auden Hill
University akzeptiert wurden.
Ein Satz, der meine Welt verändert hat. Ein Satz, der sich noch immer anhört, als hätte ich ihn mir in meinen wildesten Träumen ausgemalt. Aber ich stehe hier, in Fleisch und Blut. Ich spüre den rauen Kies unter den Schuhsohlen meiner Chelsea-Boots, höre die Finken in den Ahornbäumen zwitschern und fühle die kühlen Schatten der Universitätsgebäude auf meiner Haut. Die meisten Leute aus meiner Familie haben nicht einmal einen Hochschulabschluss und ich … ich darf an einer der einflussreichsten Universitäten Nordamerikas zu studieren.
Ich lasse die Hand unauffällig an meinem Bein hinabsinken. Als ich vor ein paar Stunden aufgebrochen bin, habe ich mich für einen kurzen karierten Rock, einen dunkelblauen Sweater und eine schwarze Strumpfhose entschieden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Studierenden kann ich mir keinen Kleiderschrank voller Designerklamotten leisten, aber ich brauche auch keine überteuerten Markennamen, um zu wissen, was mir steht. Wahrscheinlich würde ich selbst dann noch meine Strümpfe flicken und mit Coupons an der Supermarktkasse bezahlen, wenn ich alles Geld der Welt auf meinem Konto hätte. Manche Dinge sitzen einfach tief und ich habe noch nie einen Penny ausgegeben, den ich vorher nicht dreimal umgedreht habe. Ich presse die Fingerspitzen gegen den Stoff meiner Strumpfhose und kneife sanft in meine Haut. Ein stechender, wenn auch nicht unangenehmer Schmerz kribbelt durch meine Nerven.
Echt.
Definitiv echt.
Ich bin tatsächlich hier.
Mein Name ist Ivy Donovan und heute ist mein erster Tag als Studentin der Auden Hill University.
An der Spitze der kleinen Gruppe fährt Rhodes mit seinem Vortrag fort und schlägt dabei den Weg zum nächsten Gebäude ein. Sofort setzen wir uns in Bewegung und folgen ihm wie eine artige Herde aus jungen Schäfchen. Brav in einer Reihe, mit unseren iPads und Informationsbroschüren fest in den Händen. Sie sind unsere Bibeln und wenn die Auden Hill University eine Kirche ist, dann ist das Wissen unser Gott.
Ich weiß, dass ein Universitätsabschluss allein für die meisten Leute kein Garant für eine sichere Zukunft ist, aber für Alumni der Auden Hill sieht die Sache anders aus. Die Leute, die vor mir hier studiert haben, sind heute Nobelpreisträger und Pulitzer-Gewinner. Sie sitzen im Senat, revolutionieren die Welt oder ziehen im Hintergrund die Schnüre. Der Name Auden Hill ist ein Schlüssel und in ein paar Jahren wird er auch mir alle Türen der Welt öffnen. Nun, zumindest wenn alles nach Plan läuft. Damit es eines Tages soweit kommen kann, muss ich zuerst lernen, mich auf dem weitläufigen Campusgelände zu orientieren.
Ich bin in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania aufgewachsen und dort zur Schule gegangen. Damals ist mir die Anlage der Highschool bereits riesig vorgekommen, aber im Vergleich dazu ist die Auden Hill University eine kleine Stadt. Sie liegt im Norden des Bundesstaats Vermont, zwischen dicht bewaldeten Bergen und smaragdgrünen Seen. Wortwörtlich. Im Westen wird das Campusgelände von einer Felswand gesäumt, die in einen dichten Buchenwald übergeht und, Oliver Rhodes zu Folge, regelmäßig von dem Kletterverein der Universität benutzt wird. Südlich der Universitätsgebäude liegt Lake Solace, ein ovaler, von Klippen gesäumter See, auf dem bereits jetzt die ersten Ruderboote zu sehen sind. In der Mitte befindet sich eine kleine Insel, auf der Ahornbäume und Weißfichten wuchern, und am Ufer tummeln sich Enten und sogar der eine oder andere Schwan. Die Landschaft ist die perfekte Kulisse für die Siedlung aus neogotischen Universitätsbauten, die das Erscheinungsbild des Campusgeländes dominieren. Die meisten Gebäude bestehen aus roten Ziegeln und haben schmuckvolle Fenster, spitze Giebel und Türmchen, als wäre die Anlage selbst ein riesiges, efeubewachsenes Museum. Es ist gleichzeitig romantisch und ehrfurchtgebietend und die ältesten Häuser stehen, laut Rhodes, bereits seit dem Ende des 18. Jahrhunderts hier. Allerdings befinden sich hinter den historischen Haupthäusern auch einige neuere Bauten, die hauptsächlich als Studentenunterkünfte oder Sporthallen dienen.
»Im neunzehnten Jahrhundert wurde Lake Solace als Wasserreservoir benutzt und diente in erster Linie agrikulturellen Zwecken«, erklärt Rhodes, während wir uns über den mit Kies gestreuten Uferweg in die Richtung des Hauptgebäudes bewegen. »Inzwischen benutzt ihn unsere Rudermannschaft zum Training. Schwimmen ist gestattet, solange man sich nicht von Algen und Schlamm abschrecken lässt.«
»Oder von dem Fluch«, wispert ein Junge neben mir seinem Kumpel zu.
»Der Fluch?« Ein Mädchen lehnt sich zu ihnen. Sie hat kühlstichige schwarzbraune Haut und trägt ihre voluminösen Locken in zwei auffälligen Space Buns. Dazu hat sie schwarze Doc Martens mit einer Netzstrumpfhose und einem schwarzen Kleid mit langen Ärmeln kombiniert. Ihre Augen sind mit einem dicken, geschwungenen Eyeliner geschminkt, der denselben kohlschwarzen Ton wie ihr Lippenstift hat. Sie sieht cool aus. Unheimlich cool. »Sag mir bitte, dass das nicht dein Ernst ist.«
Der Junge grinst und sieht über die Schulter zurück. »Pass lieber auf, sonst bist du die Nächste, die das Phantom holt. Hab gehört, dass es im See lebt und sich am liebsten junge Frauen schnappt.«
»Arschloch«, murmelt das Mädchen und ich kann ihr nicht widersprechen. Unauffällig trete ich an ihre Seite.
»Hab ich das gerade richtig verstanden?«
Sie kneift die Augen zusammen und sieht zu mir. »Als Anspielung auf Delilah Blake?«
Delilah Blake.
Einen Moment lang hängt der Name über uns, als wäre er ein schlechtes Omen. Dann schüttle ich den Kopf und sehe erneut zum See. »Das finde ich furchtbar.«
Im Sonnenlicht macht Lake Solace seinem Namen alle Ehre und es ist schwer vorstellbar, dass sich vor zwei Jahren eine Studentin in diesem idyllischen Gewässer das Leben genommen hat. Nicht nur eine Studentin – eine Stipendiatin. Ich war eine Junior in der Highschool, als der Fall durch die Medien gegangen ist. Es war der Anstoß für eine Diskussion darüber, ob die Ansprüche an die Ivy-League-Stipendiaten zu hoch seien – und der Todesstoß für viele hoffnungsvolle Highschool-Absolventen, die sich einen Platz in dem renommierten Ruth-Matthewson-Stipendium an der Auden Hill erhofft hatten. Für ganze zwei Jahre nach Delilah Blakes Tod war das Programm für neue Anwärter geschlossen ...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2023 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | College Romance • dark academia • Dunbridge Academy • düster • Elite • enemies to lovers • Geheimbund • Geheimnis • Indian Summer • Ivy League • Liebe • New Adult • prickelnd • Rivalen • Romance • Roman für junge Frauen • Sarah Sprinz • Studentenleben • Studentenverbindung • Studium • Universität |
ISBN-10 | 3-377-90025-X / 337790025X |
ISBN-13 | 978-3-377-90025-8 / 9783377900258 |
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