Kaleidoskop (eBook)

Kurzgeschichten und Erzählungen
eBook Download: EPUB
2023
116 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-8501-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kaleidoskop - Siegfried Standke
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Sammlung von sieben meist heiteren Kurzgeschichten und Erzählungen. Sie reichen von Alltagsbeobachtungen bis hin zu einer längeren Kriminalerzählung.

Der Autor, Jahrgang 1951, stammt aus Norddeutschland. Er hat als Lehrer für Wirtschaft gearbeitet. Im Ruhestand hat er sein Faible für das Schreiben entdeckt.

Mordfall Bischoff


Jan hielt es nicht mehr in seinem Sessel. Im Fernsehen hatte er nichts gefunden, was ihn jetzt ablenken konnte. Ihm war ein Gedanke gekommen, ein beunruhigender. Er trommelte mit den Fingern auf die festlich gedeckte Platte des Wohnzimmertisches. Die Gläser klirrten. Er stand auf, schob sie auseinander und begann in der Wohnung auf und ab zu wandern. Auch das vermochte die mulmige Eingebung, ja fixe Idee, nicht zu vertreiben. Er erinnerte sich seiner eigenen Eskapaden. Doch die waren schon länger her. Sollte er es diesmal sein, der den Kürzeren gezogen hatte und hintergangen wurde. Marie hatte immer eine einleuchtende Erklärung für ihr Zuspätkommen. Die Kunden in ihrem Friseursalon konnte sie natürlich nicht halbfertig sitzen lassen, nur weil sie Feierabend hatte. Doch heute war Montag und das Geschäft geschlossen! Jan akzeptierte, dass sie hin und wieder beim Erzählen die Zeit vergaß, wenn sie eine alte Bekannte zufällig an der Ecke traf. Aber warum gerade am heutigen Ruhetag? Da spielte sie Tennis und ihr Spieltermin war längst vorbei. Hatte sie es vergessen? Oder ist ihr etwas passiert, vielleicht ein Unfall? Das regte ihn noch mehr auf. Innerlich fing er an, über sie zu schimpfen, weil sie nichts von sich hören ließ.

Schön, er hatte Marie in den letzten Wochen vernachlässigt. Aber was blieb ihm übrig? Die Ausschreibung zur Neugestaltung des Stadtparks lag auf seinem Tisch. Sein Planungsvorschlag harrte der Fertigstellung. Innovativ und nachhaltig musste der Entwurf werden, zu vertretbaren Kosten, sonst hatte er gegenüber den Mitbewerbern keine Chance, schon gar nicht gegen Finn Bischoff, den Platzhirsch! Für heute jedoch hatte er sich extra Zeit genommen. Es war doch ihr Tag.

Jan horchte auf. Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht. Seine Frau? Wenige Sekunden vergingen.

Dann ertönte vom Flur her: »Hallo!« Erleichtert drehte er sich zur Tür. Der Groll blieb.

»Marie, mein Liebling, da bist du ja endlich!«, versuchte er mit freundlicher Stimme seinen Unmut zu unterdrücken. Es gelang ihm nur mäßig. »Über eine Stunde warte ich schon.« Er sah, wie sie sich fahrig durchs Haar griff. Er lief ihr entgegen, wollte sie umarmen. Sie wich ihm aus, blickte auf die Uhr. »Tatsächlich! Tut mir leid, mein Bärchen!« Sie brachte ihre Tasche, abweichend von ihrer Gewohnheit, gleich ins Bad.

Er schaute ihr nach und bemerkte, wie sie Reinigungsmaterial wieder zurücklegte. Aha! Deswegen hatte er die beim Saubermachen nicht gefunden. Er wollte nun etwas Unverfängliches sagen. »Wie war’s?«, hörte er sich fragen, dabei schwirrte das Wort ›Bärchen‹ in seinem Kopf herum. ›Bärchen‹? So hatte sie ihn bislang nie genannt. Der beunruhigende Gedanke war wieder da. Er versuchte, sich zusammenzureißen. Auf keinen Fall sollte sie von seiner Eifersucht etwas mitbekommen. Es gab sonst Streitereien. Und das war das Letzte, was er heute brauchte. Der Abend durfte nicht verdorben werden.

»Wie meistens montags habe ich mit Finn trainiert und anschließend hatten wir noch etwas zu klären! — Jetzt muss ich erstmal ankommen und duschen«, tönte es aus der Garderobe.

»Beeil Dich bitte. Der Tisch ist gedeckt. Das Essen wird kalt.«

»Warum? Bekommen wir Besuch?«

Jan war irritiert. Wollte sich aufregen, ließ aber resigniert den Kopf sinken und rief: »Nein! - Hast Du es vergessen? Wir haben heute unseren Hochzeitstag!«

Marie fasste sich an die Stirn, hielt inne und verschwand dann im Bad. Als sie kurz darauf wieder auftauchte, war die Hektik gewichen. Irgendetwas schien in ihr vorzugehen, sie zu bedrücken. Sie setzte sich ihm gegenüber. »Jan« begann sie fast flüsternd, »ich habe etwas Schlimmes getan.« Sie schluchzte.

»Wie schlimm?«, fragte er nach.

»Extrem.« Marie nahm die Hände vors Gesicht. »Finn Bischoff...«:

»Was ist mit ihm?«, unterbrach er sie jetzt schon mit erhobener Stimme, denn seine ärgsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. »Hast Du etwa mit Bischoff...«, aber weiter kam er gar nicht.

»Nein, sehr viel schlimmer! Er ist..«. sie zögerte etwas, doch dann brach es aus ihr hervor: »Tot! Tot, und ich bin schuld daran!« Mehr bekam sie nicht heraus, weil sie sich weinend an seine Brust warf. Jan fuhr zusammen. Dieses Geständnis verschlug ihm die Sprache. Erschrocken flüsterte er: »Das ist ja eine böse Überraschung an unserem Feiertag.«

Blaulichtblitze, Absperrungen und Menschenansammlung vor einer schicken Altbauvilla in einem bürgerlichen Wohnviertel. Ein Wagen mit lautem, unrund laufendem Motor stoppte vor dem Haus. Eine Autotür wurde zugeschlagen. Polizeihauptmeister Hanke hatte die Ohren gespitzt. Na endlich! Er öffnete die Wohnungstür und rief in den Treppenflur: »Ganz oben links!« Von unten hörte man: »Wenn das nicht besser wird mit unserem Fuhrpark, werde ich demnächst mit dem Rad zum Tatort kommen.«

Eilige Schritte, Ächzen. Kriminalkommissar Kolbe war 57 Jahre alt und nicht mehr ganz in Höchstform.

»Was haben wir?«, schnaufte er auf der vorletzten Stufe jetzt völlig außer Atem.

Hanke schloss die Tür nach seinem Vorgesetzten und nahm den Spiralblock zur Hand. Der bemerkte dazu: »Wenigstens davon haben wir noch genug, dafür reicht das Geld gerade.«

Das Bad war im Moment durch den Notarzt belegt. Sie betraten das Wohnzimmer.

»Das ist Amalie Polz. Sie hat den Arzt und dann uns alarmiert.« Er zeigte auf die Frau, die aufgelöst auf dem Sofa wartete. »Sie hat am Morgen die Wohnung des Opfers, Finn Bischoff, zum Putzen geöffnet.«

Er gab Frau Polz die Hand. »Ich bin Kriminalkommissar Kolbe. Erzählen Sie mal, wie haben Sie das Opfer gefunden?«

»Dass das ausgerechnet mir passieren musste? Furchtbar! – Na ja. Ich bin so gegen 9:00 Uhr gekommen. Ich gehe immer zuerst in das Wohnzimmer und arbeite mich dann durch die übrigen Räume. Sie sehen ja, eine elegante Wohnung ist das hier, gut geschnitten, gediegen möbliert. Aber er ist« – Seufzen – »er war – Gott hab ihn selig – recht schlampig, der Herr. Oftmals lag irgendetwas herum. Tennisklamotten und Zeitschriften auf den Polstermöbeln, Krümel auf dem Boden. In der Küche: Glasränder auf der Anrichte, manchmal auch Pizzakartons und natürlich Geschirr in der total versifften Spüle. Glauben Sie ja nicht, dass Junggesellen den Abwasch in den Geschirrspüler räumen. Diese Arbeit wird mir überlassen. Aber das kenne ich schon.« Sie schüttelte den Kopf.

Der Polizist wusste, dass manche Frauen so etwas erst einmal loswerden mussten. Auch sein Vorgesetzter ertrug solche Klagen mit Geduld.

»Und das Opfer?«, erinnerte Hanke.

»Nach kurzem Aufräumen im Wohnzimmer holte ich mir den Staubsauger aus der Abstellkammer. Stecker in die Steckdose - keine Reaktion. Lichtschalter an - nichts. Ich zum Sicherungskasten. Rausgesprungen. Dann den Hebel hochgedrückt. Er sprang sofort wieder raus. Oft liegt es an der Feuchtigkeit im Nassbereich. Daraufhin ins Bad!« Amalie holte tief Atem: »Ein durchdringender Geruch schlug mir entgegen. Da lag er in der Badewanne, den Kopf zur Seite geneigt im rötlichen Badewasser mit dem Kofferradio im Arm und sagte nichts. So kannte ich ihn nicht.« Sie wischte sich Nase und Augen. »Ich habe sofort den Notruf gewählt. Wollte seinen Puls fühlen, hab es dann aber gelassen. Wer so ekelhaft riecht, kann keinen Blutdruck mehr haben. Welch eine Überraschung am frühen Morgen! Ich bin völlig fertig! Er war doch noch gar nicht so alt!«

»Vielen Dank erst einmal, Frau Polz. – Haben Sie irgendetwas angefasst, nachdem Sie das Opfer entdeckt hatten?«

Sie schüttelte den Kopf. »Das sollte ich nicht, wurde mir am Telefon gesagt, nur auf den Notarzt warten. Dann kam die Polizei.«

Kolbe nicke. »Das wäre es fürs Erste. Ich bitte Sie aber, sich zu unserer Verfügung zu halten.«

Der Mediziner wartete vor dem Bad. Er und Hanke kamen auf ihn zu. »Und?«

»Möchten Sie ihn noch sehen?«, fragte der Arzt. »Fotos wurden schon gemacht. Todesursache vermutlich ein elektrischer Schlag, im Zusammenwirken mit Alkohol und einer Herzschwäche. Genaues nach der Obduktion.« Sie warfen einen kurzen Blick auf die Wanne.

»Die Rotfärbung des Wassers?«, gab Hanke das Stichwort.

»Eher Rotwein als Blut«, bekam er die knappe Auskunft. »Weitere Termine warten auf mich!«, war vom Arzt zu hören. Dann ist er hektisch durch die Wohnungstür verschwunden.

Um das Abholen des Leichnams kümmerte sich der Partner. Nicht, dass das für ihn ein Problem darstellte. Er telefonierte sofort mit der Gerichtsmedizin.

»Die Kollegen suchen und sichern Spuren. Ich helfe, nehme mir das Schlafzimmer vor«, teilte Hanke mit.

Er schlug das Bett auf, schaute in Kommoden und...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Humor • Krimi • kurzweilig • Spannung • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-7578-8501-5 / 3757885015
ISBN-13 978-3-7578-8501-4 / 9783757885014
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