Das Mörderarchiv (eBook)

Spiegel-Bestseller
Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht.

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2024 | 1. Auflage
400 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01753-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Mörderarchiv -  Kristen Perrin
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Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht. Und sie hat vorgesorgt. Blumen waren Tante Frances' Leidenschaft. Mord war ihr Leben.

Willkommen in Castle Knoll, dem Dorf mit dem einzigen Mörderarchiv der Welt!
Frances Adams war siebzehn Jahre alt, als ihr eine Wahrsagerin auf dem Jahrmarkt prophezeite, dass man sie ermorden würde. Ihr Leben lang nahm niemand Frances ernst. Bis sie nun, sechzig Jahre später, ermordet wird!

Tante Frances hatte also recht. Und sie hat vorgesorgt. Erstens hat sie auf ihrem herrschaftlichen Landgut in Dorset ein besonderes Archiv angelegt. Jede Person aus dem Dorf, die sie auch nur im Entferntesten für verdächtig hielt, taucht dort auf.

Zweitens hat sie ein Testament hinterlassen: Wer den Mordfall löst, erbt alles. Schafft es ihre Großnichte Annie oder der fiese Stiefneffe?

Da Annie die schrullige alte Dame nie kennengelernt hat, scheint sie klar im Nachteil. Doch dann findet sie ein Tagebuch der Tante und liest über ein tragisches Ereignis in den Sechziger Jahren. Annie kombiniert: Unter mehr als einem Dach in Castle Knoll schlummert ein Geheimnis. Nur unter welchem ein mörderisches?

Kristen Perrin stammt aus Seattle. Nachdem sie dort mehrere Jahre als Buchhändlerin gearbeitet hat, zog sie für ihr Magisterstudium und den PhD nach Großbritannien. Sie lebt mit ihrer Familie in Surrey im Süden Englands, wo sie gerne in Antiquariaten stöbert, mit ihren zwei Kindern im Matsch herumstapft und zu viele Pflanzen sammelt. «Das Mörderarchiv» ist ihr erster Roman für Erwachsene.

Das sensationelle Krimi-Ereignis des Jahres zum Wohlfühlen, Schmunzeln und Miträtseln: Wie findet man den eigenen Mörder?

Das schönste Lesevergnügen des Frühjahrs: unwiderstehliche Charaktere und warmherzige Cosy-Countryside-Idylle.

1


Es ist einer dieser Sommerabende, an denen die Luft sich so dicht anfühlt, dass man meint, darin baden zu können. Als ich nach meiner Fahrt mit der Piccadilly Line an der Station Earl’s Court wieder an die Oberfläche komme, atme ich gierig ein. Ich krame in meinem Rucksack nach meiner Wasserflasche, finde aber nur die Thermoskanne mit dem inzwischen bitteren Kaffee von heute Morgen. Athletische Männer in Anzügen überholen mich rechts und links wie eine Horde städtischer Gazellen. Der Kaffee schmeckt eklig, aber das Koffein habe ich dringend nötig. Mein Telefon klingelt, ich fische es aus dem Rucksack und gehe ran.

«Hallo Jenny, bitte, bitte sag mir, dass du auf dem Weg bist», stöhne ich. «Ich kann den Keller meiner Mutter nicht noch einmal ohne Beistand betreten. Als ich letzte Woche dort aufgeräumt habe, waren da riesige, fette Spinnen.»

«Ich bin schon da», sagt sie. «Aber ich hocke mich auf die Treppe, bis du kommst. Ich habe keine Lust, mich von deiner Mutter durchs gesamte Haus scheuchen und mir zeigen zu lassen, welche Wände sie einreißen will.»

«Guter Plan. Ich glaube sowieso nicht, dass sie irgendwas einreißen darf, das Haus gehört uns nicht mal.»

«Das sag du ihr dann. Ich glaube, sie ist wieder auf einem ihrer irren Renovierungstrips, weil die Ausstellung ansteht.»

Ich zucke zusammen. Meine Mutter ist Künstlerin, sogar eine berühmte und erfolgreiche. Zumindest war sie das, bis die Welt das Interesse an ihrer Kunst verlor. Unglücklicherweise fiel dieser Karriereknick mit dem Schwund des Vermögens zusammen, das sie mit ihren frühen Arbeiten gemacht hatte. Solange ich denken konnte, bewegten wir uns auf dem schmalen Grat zwischen Kirchenmaus- und Künstlerleben.

«Immerhin wird ihre Renovierungswut mich davon abhalten, die ganze Zeit vergeblich meine Mails zu checken», sage ich. «Also werde ich tun, was immer sie will. Ich habe einen Rucksack voller Farbmuster und jede Menge aufgestaute Frustration dabei. Ich bin bereit, diesen Keller zu stürmen. Nur die Spinnen – die stehen unter deinem Kommando.»

«Brr, eine Spinnenarmee», sagt Jenny. «Genau, was ich immer wollte.» Sie hält inne und fragt dann vorsichtig: «Warum ist ein leerer Posteingang ein Problem? Hast du ein neues Manuskript verschickt?»

Jenny ist meine beste Freundin, seit wir neun sind. Letzte Woche habe ich meinen schlecht bezahlten Bürojob verloren, und sie war sofort als Trösterin und Coachin zur Stelle, erklärte mir, dies sei die perfekte Gelegenheit, endlich meine Träume zu verwirklichen und als Krimiautorin durchzustarten, schließlich habe nicht jede angehende Autorin eine Mutter mit einem großen Haus in London, bei der sie gegen die Erledigung irgendwelcher kurioser Aufgaben kostenfrei wohnen könne.

Sie hat recht, mir geht es besser als anderen Fünfundzwanzigjährigen, die wieder zu Hause einziehen müssen. Die Sache hat aber einen gewaltigen Haken: die Launen meiner Mutter. Da sie der Grund sind, warum ich damals überhaupt erst ausgezogen bin, fühlt sich das jetzt wie ein Rückschritt an. Immerhin habe ich meine eigene Etage in der in Chelsea gelegenen Villa, und das Haus ist auf eine sehr charmante Weise baufällig. Mein Kinderzimmer hat einen Kronleuchter, der, staubbedeckt und mit etlichen fehlenden Kristallen, ein gespenstisches Licht auf die altmodische Schreibmaschine wirft, die ich in einem der Schränke gefunden habe. Ich schreibe nicht wirklich darauf, lasse nur hin und wieder um der Atmosphäre willen die Tasten klackern. Die Abdeckung der Maschine hat lustigerweise ein Karomuster und verströmt einen Sixties-Charme, was ich sehr mag.

«Okay, ja, ich habe mein neues Manuskript an ein paar Agenturen gemailt», gestehe ich und beiße mir auf die Unterlippe, als Jenny nichts erwidert. «Ist erst eine Woche her», füge ich hinzu und wische mir den Schweiß aus dem Nacken. Ich gehe die Earl’s Court Road hoch, drängele mich durch den Passantenstrom. Mein Rucksack wiegt eine Tonne, aber die Bibliothek hat einen Ausverkauf gemacht, und ich konnte nicht widerstehen. Die sieben Romane von Agatha Raisin kann ich als Rechercheausgaben absetzen. «Aber ich habe inzwischen das Gefühl, der Text ist schrecklich.»

«Kann gar nicht sein.»

«Doch, ich bin mir sicher. Ich konnte das nur leider erst sehen, nachdem ich ihn abgeschickt hatte.»

«Aber du warst dir bei diesem Manuskript so sicher», sagt Jenny, und ich kann das leichte Kieksen in ihrer Stimme hören. Gleich schaltet sie wieder in ihren Cheerleaderinnen-Modus, aber das lasse ich nicht zu.

«Ja, ich war mir sicher, aber jetzt weiß ich es besser. Kennst du das, wenn ein Kleinkind auf dich zugetapst kommt, und seine Mama strahlt übers ganze Gesicht und meint, du müsstest den Zwerg genauso süß finden wie sie selbst? Dabei hat er Schnodder an der Nase und Brei auf’m T-Shirt?»

«Brr. Ja, kenne ich.»

«Ich bin wie diese Mama, ich habe mein Baby gerade mit Schnodder an der Nase in die Welt rausgeschickt und gedacht, die Leute werden es genauso lieben wie ich selbst.»

«Dann putz ihm die Nase und präsentier es den Leuten, wenn es sauber ist.»

«Ja, das nennt man dann wohl redigieren

Ich höre, wie Jenny seufzt. «Willst du damit sagen, du hast das Manuskript an Agenten rausgeschickt, ohne es zu überarbeiten?» Sie fängt an zu lachen und hört gar nicht wieder auf, und das ist ansteckend.

«Na ja, ich war so aufgeregt!», keuche ich und wische mir die Lachtränen weg, als ich in die Tregunter Road einbiege. «Ich hab’s geschafft, weißt du? Ich habe jede Menge Sätze geschrieben, bis da am Ende tatsächlich ENDE stand.»

«Ja, und ich bin auch sehr stolz auf dich, aber ich finde, du solltest das nächste Mal mich lesen lassen, bevor du es an Agenturen schickst.»

«Was? Niemals!»

«Mich lässt du nicht lesen, aber irgendwelche Fremden dürfen?»

«Ich lege jetzt auf, bin gleich da.» Ich schleppe mich durch die Gluthitze zum Ende der Straße, wo Jenny bei uns auf den Stufen sitzt.

Das Haus meiner Mutter hockt scheu ganz am Ende einer prächtigen Villenreihe wie jemand, der versehentlich im Halloweenkostüm auf eine elegante Gartenparty gekommen ist. Ich winke Jenny, und sie steht auf, wischt sich den Staub von ihrem eleganten Kleid und fährt sich durchs lange schwarze Haar. Ihr Geschmack ist über jeden Zweifel erhaben, und unwillkürlich streiche ich über meinen voluminösen Sommerkittel und bereue dessen Kauf. Aus irgendwelchen Gründen habe ich eine Schwäche für Kleider, die mich unweigerlich aussehen lassen wie ein viktorianisches Gespenst. Meine bleiche Haut und die blonden Locken tragen zu dem Problem noch bei, fürchte ich.

Wie meine Mutter und Jenny habe ich am Central Saint Martins Kunst studiert. Jennys Eltern sind aus Hongkong eingewandert, als sie ein Baby war, und sind die tollsten Menschen, die man sich nur vorstellen kann. Meiner Mutter habe ich das natürlich nie gesagt, aber manchmal, wenn ich mich nach einem verlässlichen Zuhause mit einer Mama und einem Papa sehnte, bin ich zu Jenny nach Hause gegangen statt zu uns, selbst wenn sie beim Tennis oder sonst irgendwo war. Ich habe dann am Esstisch meine Hausaufgaben gemacht, während die Gerüche von echtem, selbst gekochtem Mittagessen durchs Haus zogen.

Nach ihrem Abschluss ist Jenny so selbstverständlich auf beiden Füßen gelandet, dass sie inzwischen das hat, was Leute wie ich einen Traumjob nennen. Eine Stelle als Bühnenbildnerin hat sie abgelehnt und ist jetzt Teil des Teams, das für Harrods die Schaufenster gestaltet. Sie geht ganz darin auf und kreiert wahre Kunstwerke, besonders natürlich in der Weihnachtszeit.

«Na dann …» Sie hakt sich bei mir ein. «Wollen wir doch mal sehen, was der Keller deiner Mutter für Schätze birgt.»

Wir schauen beide an der Villa hoch. Je zwei Fenster befinden sich rechts und links der breiten Treppe, die zur Haustür führt. Sie mag vor langer Zeit einmal grün gewesen sein, doch die Farbe ist mit den Jahren ausgeblichen und abgeblättert. Ich liebe diese Tür trotzdem. Zwei Stockwerke ehemaliger Grandezza erheben sich darüber, die Fenster immer noch gerahmt von den alten Samtvorhängen.

«Danke, dass du mitkommst», sage ich und weiß gar nicht genau, warum ich mich so anstelle, immerhin ist das hier das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Und auch wenn wir nur zu zweit waren, meine Mutter und ich, war es doch ein Ort des Glücks. Ich glaube, ich bin einfach nur froh, dass Jenny für mich da ist, wenn ich sie anrufe, selbst wenn die Nachricht auf ihrer Mailbox lautet: Hey, hast du Lust, altes Zeug aus unserem Keller zu schleppen?

«Mach ich gern», erwidert sie. «Das Schlimmste hast du doch letzte Woche schon hinter dich gebracht, oder?»

«Erinnere mich nicht daran. Da drin sind so viele Koffer und Kisten gewesen. Die Entrümpler haben alles einfach auf die Schultern gehoben und in ihren Van geschmissen. Ein paarmal habe ich Glas splittern gehört. Aber ich habe unterschrieben, und ab damit zu Tante Frances’ Gruselanwesen in Dorset. Ich hoffe, sie regt sich nicht zu sehr auf, wenn ihr alter Kram plötzlich unerwartet bei ihr auftaucht, aber da Mum den Keller nun mal zum Atelier umbauen will, musste es sein.»

«Frances ist die Tante, der das Haus hier gehört, oder?»

«Großtante, um genau zu sein, die Tante meiner Mutter.»

«Warum habe ich nie von ihr gehört? Oder sie mal getroffen?» Jenny fragt ganz freundlich, aber ich habe den Eindruck, sie denkt, ich habe ihr ein wichtiges Detail meines Lebens verschwiegen.

«Nimm’s nicht persönlich», sage ich. «Ich habe sie auch nie getroffen....

Erscheint lt. Verlag 24.1.2024
Übersetzer Susann Rehlein
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Amateurdetektiv • Amateurdetektivin • Amateurermittlerin • Bestseller 2024 • Bestseller England • Britcrime • britische Kriminalromane • britischer Garten • Britischer Humor • Britischer Krimi • Cosy Crime • Cosy Krimi • Donnerstagsmordclub • Dorfgemeinschaft • Dorfkrimi • Dorset • Englandkrimi • englische Krimis • Ermittlerin • humorvolle Krimis • junge Ermittlerin • Knives Out • Krimi auf dem Land • Krimi Bestseller • Krimi Bücher • Krimi mit Gärtner • Krimi mit Herz • Krimi Neuerscheinung 2024 • krimis bücher • Krimi wie Donnerstagsmordclub • Krimi wie Miss Marple • Krimi zum Schmunzeln • Landidylle • Lieblingskrimi • Lieblingskriminalroman • lustige krimis bücher • Miss Marple • Mordclub • Mrs Potts Mordclub • neue Krimis • neuerscheinung 2024 • Richard Osman • Robert Thorogood • spannende Bücher • Swinging Sixties • Testament • Wettrennen • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-644-01753-0 / 3644017530
ISBN-13 978-3-644-01753-5 / 9783644017535
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