Der späte Ruhm der Mrs. Quinn (eBook)

Roman | Ein bewegender Roman über eine lebenslange Liebe, das Älterwerden und den Mut, etwas Neues zu wagen

*****

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
400 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44345-6 (ISBN)

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Der späte Ruhm der Mrs. Quinn -  Olivia Ford
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»Mrs. Quinn spürt ein Kribbeln, als läge in diesem Jahr etwas Besonderes über allem.« Jennifer Quinn hätte nie gedacht, dass in ihrem Leben noch etwas Aufregendes passiert. Seit fast sechzig Jahren ist sie glücklich mit Bernard verheiratet, und die beiden genießen ihre beschaulichen Tage in einem kleinen englischen Dorf. Mrs. Quinns Leidenschaft ist das Backen, die vielen Familienrezepte gehören zu ihren wertvollsten Erinnerungen, und sie liebt es, Freunde und Familie mit ihren Köstlichkeiten zu verwöhnen. Doch kurz vor dem großen Hochzeitstag mit Bernard ist auf einmal alles anders. »Mit einem Mal war sie sich der Dringlichkeit ihrer schwindenden Existenz mehr als bewusst. Der Tatsache, dass sie einen Punkt erreicht hatte, an dem der größte Teil ihres Lebens bereits hinter ihr lag.« Sie fühlt, dass sie noch etwas wagen muss, bevor es zu spät ist. Heimlich bewirbt sie sich für eine beliebte TV-Backshow und erfüllt sich dadurch nicht nur einen großen Traum, sondern setzt auch alles aufs Spiel. Denn was niemand ahnt: In Mrs. Quinns Leben gibt es ein dunkles Geheimnis, das sie jahrzehntelang gut gehütet glaubte, und dem sie sich nun endlich stellen muss. Ein bewegender Roman über eine lebenslange Liebe, das Älterwerden und den Mut, etwas Neues zu wagen. Ein Wohlfühlbuch für das Herz, die Sinne und die Seele. »Perfekt zubereitet, köstlich und wohltuend. Mrs. Quinn wird alle bezaubern.« CLARE POOLEY, Autorin von >Montags bei Monica

Olivia Ford hat lange im Unterhaltungsfernsehen gearbeitet, ehe sie sich dem Schreiben widmete. >Der späte Ruhm der Mrs. Quinn

Olivia Ford hat lange im Unterhaltungsfernsehen gearbeitet, ehe sie sich dem Schreiben widmete. Der späte Ruhm der Mrs. Quinn ist ihr Debütroman, der von der berührenden Liebesgeschichte ihrer Großeltern inspiriert wurde. Olivia Ford lebt mit ihrer Familie in London.

1 Englischer Teekuchen


Sechzig Jahre später

Jennifer Quinn hätte nicht gedacht, dass sie im Alter von siebenundsiebzig Jahren zu einer Berühmtheit werden würde.

Es war ein grauer Winternachmittag, und sie hatte sich die unbedeutende, aber befriedigende Aufgabe gestellt, englischen Teekuchen zu backen. Das dazugehörige Rezept war vermutlich älter als sie selbst. Es lag sicher verwahrt in der verblassten Ausgabe eines Delia-Smith-Kochbuches aus den späten 1970ern und war in der Handschrift ihrer Großmutter auf einem vergilbten Blatt Papier notiert, das, den zahlreichen goldbraunen Ringen in verschiedensten Größen nach zu schließen, schon vielen Teetassen als Untersetzer gedient hatte. Majarine, wenn keine Butter vorrätig, hatte ihre Großmutter in Klammern hinzugefügt – eine Erinnerung an deren lebenslangen Kampf mit der Rechtschreibung. Es ist schon seltsam, dachte Jennifer bei sich, wie Rezepte die Menschen überleben, die sie aufgeschrieben haben, und wie sie dabei diese Menschen in gewisser Weise wieder zum Leben erwecken, als würde ein winziges Stück ihrer Seele in den Anweisungen weiter bestehen.

Sie leerte die Rosinen in die Messingschale ihrer gusseisernen Küchenwaage, und die Gewichte hoben sich, bis sie zu einem fragilen Gleichgewicht fanden. Sie verzog das Gesicht, als sie an die digitale Alternative dachte, die Bernard ihr ständig aufschwatzen wollte, und sie fragte sich, warum die Gesellschaft andauernd das Bedürfnis hatte, Dinge besser zu machen, die bereits gut genug waren.

Als Nächstes riss sie die Tüte mit den Sultaninen auf und ließ sich von dem satten, zuckersüßen Geruch gefangen nehmen, der sie daran erinnerte, wie sie als Kind beim Backen des Weihnachtskuchens geholfen hatte. Sie sah vor sich, wie sie die in Brandy eingeweichten Trockenfrüchte in die dicke, klumpige Masse gerührt und immer wieder einen kleinen Happen stibitzt hatte, wenn ihre Tante nicht hingesehen hatte.

»Hallihallo!«, rief Bernard von der Eingangstür aus und schloss sie hinter sich.

Sie warf einen prüfenden Blick in die Teekanne. Der Earl Grey hatte so lange gezogen, dass er fast schon bitter schmeckte, und auf der Oberfläche hatte sich eine zarte Haut gebildet.

»Hallo, Darling«, sagte Bernard. »Ist dir etwas in den Tee gefallen?«

»Nein«, erwiderte sie, legte den Deckel zurück auf die Kanne und goss den Tee großzügig über die Früchte. Feuchter Dampf überzog ihre Wangen. »Ich mache Teekuchen. Wie ist es gelaufen?«

Er stellte eine Tüte auf die mit Zucker und Mehl bestäubte Arbeitsplatte.

»Sieht so aus, als hätte ich auf meine alten Tage auch noch Asthma bekommen.« Er öffnete das Küchenschränkchen über ihrem Kopf und fügte seiner Medikamentensammlung eine neue Schachtel hinzu. »Sie haben mir einen Inhalator verschrieben.«

Sie wandte sich um und sah ihn besorgt an. »Asthma?«

»Entweder das, oder es ist eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung, du weißt schon, dieses COPD. Auf jeden Fall müssen wir es im Auge behalten.«

»Das klingt ziemlich ernst.« Ihr entging nicht, wie schwer er atmete und wie sich sein knochiger Rücken unter dem Wollpullover abzeichnete.

»Natürlich wäre es nicht gerade toll, wenn es sich tatsächlich als COPD entpuppt, aber ich hoffe, dass der Inhalator seinen Zweck erfüllt.«

»Und wie kommen die Ärzte zu dieser Diagnose?«

»Sie glauben, dass die jahrelange Arbeit als Tischler und der Staub meiner Lunge zugesetzt haben. Mir wurde geraten, es langsam anzugehen, und ich meinte, das wäre kein Problem. Schließlich planen wir in nächster Zeit keine großen Abenteuer, nicht wahr?« Er schloss das Küchenschränkchen. »Außerdem sind wir mittlerweile mehr als glücklich mit einer Zeitung in der Hand und Hausschuhen an den Füßen.«

Sie presste die Lippen aufeinander und nickte zögerlich.

»Es war und wird nie selbstverständlich für mich sein, mit dir zusammen alt werden zu dürfen«, erklärte er und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

»Niemals«, stimmte sie ihm zu und stellte die Schale mit den getränkten Früchten auf das Fensterbrett, wo sie bleiben würden, bis sie aussahen wie Fingerkuppen nach einem zu langen Bad. Normalerweise standen sie über Nacht dort, aber heute mussten ein paar Stunden genügen.

»Aber jetzt verabschiede ich mich zu meiner Nachmittagszeitung, wenn es dir nichts ausmacht.«

»Natürlich nicht«, erwiderte sie und wartete, bis seine Schritte verklungen waren, ehe sie in das Küchenschränkchen griff, um sich den Inhalator anzusehen, damit sie mit allen wichtigen Maßnahmen vertraut war, falls er einmal in Schwierigkeiten geriet.

 

»Deine Sendung beginnt gleich!«, rief Bernard aus dem Wohnzimmer. Der Fernseher hatte ihn einen Moment von seiner Zeitung abgelenkt.

»Komme schon!«, antwortete Jenny, während sie weiter in der Schublade neben dem Backofen wühlte. Sie enthielt eine Mischung der nützlichsten und nutzlosesten Dinge im Haus, je nachdem, wer gerade in ihr kramte. Ein Sammelsurium an Gegenständen, die sie in ihrem gemeinsamen Leben angehäuft hatten. Ein kleines Schraubenzieherset, das 1995 in einem Knallbonbon gesteckt hatte, eine Muschel mit Wackelaugen, die ihre Großnichte Poppy gebastelt hatte, und – am allerwichtigsten – das Backpapier, nach dem sie suchte. Sie legte in Windeseile die Backform damit aus, füllte den Teig ein und schob alles in den heißen Ofen, bevor sie sich zu Bernard ins Wohnzimmer gesellte.

Seine buschigen Augenbrauen lugten gerade noch über dem Rand der Zeitung hervor, und er wippte mit seinen abgetragenen Hausschlappen im Takt der Titelmelodie von Das Backduell – Backen auf der Insel. Er gab sich gleichmütig und blieb hinter der Zeitung verborgen, aber sie hatte schon oft beobachtet, wie sein Gesicht über der Zeitung aufgetaucht war, weil das Drama um ein in sich zusammengefallenes Schaumgebäck seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

Diese Woche stand die Weihnachtsausgabe auf dem Programm, und eine Gruppe ehemaliger Kandidaten und Kandidatinnen hatte die Aufgabe bekommen, eine Festtagstorte zu backen. Jenny drehte sich die feinen silbernen Haare hoch und fixierte sie mit einer kleinen Klammer, während sie mit wachsendem Unbehagen zusah, wie die Jury die Santa Claus im Kamin-Torte von Graham, einem warmherzigen, sympathischen Lkw-Fahrer, als trocken bezeichnete. Jennys Eindruck nach hatte er sich zu sehr bemüht, etwas Ausgefallenes mit zu vielen verschiedenen Zutaten zu zaubern. Normalerweise gewannen Kandidaten, die etwas Vertrautes mit einem zusätzlichen Twist in etwas Neues verwandelten. Am Ende bekam die Geschichtslehrerin Laura den goldenen Kochlöffel für ihre Neuinterpretation eines klassischen Weihnachtskuchens mit Schokolade, Kirschen und Mandeln. Die Juroren lobten den hervorragenden Geschmack, aber Jenny hätte wohl eher die altbewährte Mischung bevorzugt. Sie warf einen Blick auf Bernard, doch der schien ähnlich unbeeindruckt, denn die Zeitung bedeckte mittlerweile sein Gesicht und hob und senkte sich im Rhythmus seines zufriedenen Schnarchens.

Während des Abspanns dachte Jenny an das bevorstehende siebenundsiebzigste Weihnachtsfest ihres Lebens und an das näher rückende Ende eines weiteren Jahres. Sie sah Bernard beim Schlafen zu und lauschte seinem Atem, der langsam dieses typische, seltsame Pfeifen annahm. Der Sopran zum Tenor seines Schnarchens. Sie ließ zu, dass ihre Gedanken eine ernstere Richtung einschlugen, und fragte sich, wie viele Weihnachten sie wohl noch zusammen erleben würden. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er allein in seinem Sessel saß und ihn niemand weckte und ihm sagte, dass es Zeit fürs Bett war. Sie dachte an die andere Möglichkeit, nämlich, dass sie allein zurückblieb und auf seinen leeren Sessel starrte, in dessen dunklem Samt noch sein Abdruck zu sehen war. Der Abdruck eines Menschen, der diese Welt bereits verlassen hatte. Mit einem Mal war sie sich der Dringlichkeit ihrer schwindenden Existenz mehr als bewusst. Der bitteren Wahrheit ihres Alters und der Tatsache, dass sie einen Punkt erreicht hatte, an dem der größte Teil ihres Lebens bereits hinter ihr lag.

Sie nahm die Fernbedienung, die neben Bernards Sessel lag, und richtete sie auf den Fernseher, als könnte sie damit auch ihre Gedanken abstellen, aber als sie gerade den Knopf drücken wollte, wurde der Abspann von einer Ankündigung unterbrochen.

»Sie backen gern? Sie wollen im kommenden Jahr Teil unserer Show werden? Dann gehen Sie jetzt auf unsere Homepage und bewerben Sie sich!«

Mit einem Mal war sie hellwach, und ihre Angst trat in den Hintergrund, als sie die Schlagzeilen in der Regionalzeitung vor sich sah: 77-Jährige aus Kittlesham gewinnt Das Backduell – Backen auf der Insel! und Juroren begeistert von Jenny Quinns Teekuchen!

»Ist es schon vorbei?«, fragte Bernard blinzelnd.

»Ja, ist es. Zeit fürs Bett!«, sagte sie und schob ihre Gedanken eilig beiseite. Peinlich berührt, als hätte er sie beim Lesen in einem fremden Tagebuch erwischt.

 

Am darauffolgenden Morgen wurde Jenny wie immer früh von Bernards Pfeifen geweckt, der unten in der Küche Tee für sie beide kochte. Das Geräusch hatte sich ihr ins Gedächtnis gebrannt, und sie fragte sich, ob sie es wohl auch noch hören würde, wenn er nicht mehr da war.

Während sie gemächlich den Schlaf hinter sich ließ, hörte sie das Klappern der Arzneifläschchen, gefolgt von mehreren keuchenden Atemzügen, als Bernard den neuen Inhalator...

Erscheint lt. Verlag 25.10.2023
Übersetzer Sonja Rebernik-Heidegger
Zusatzinfo Bei Abbildungen bitte Rücksprache mit Herstellung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1950er Jahre • 1960er Jahre • Älterwerden • Backen • Back-Show • Backwettbewerb • Best Age • Bonnie Garmus • Buchempfehlungen • Buch Frauen Roman • Buch Neuerscheinung • Charmante Heldin • Coming of Age • Das Backduell • Eheleben • Eine Frage der Chemie • Elisabeth Zott • Erbe • Erzählroman • Familiendrama • Familienerbe • Familiengeheimnis • Familienrezepte • Fernsehshow • Frauenroman • Geschenk Freundin • Great British Backoff • Große Gefühle • Kuchen • Liebe • Liebesroman • Miss Bensons Reise • Mutterschaft • Neuerscheinungen 2023 • Rachel Joyce • Rezeptbuch • Rezepte • Roman für Frauen • TV-Show • Vergangenheit • Weihnachtsgeschenk Roman • Wettbewerb • Zweite Lebenshälfte
ISBN-10 3-423-44345-6 / 3423443456
ISBN-13 978-3-423-44345-6 / 9783423443456
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