Hidden Scars (eBook)
400 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60581-6 (ISBN)
Ayla Dade ist 1994 in Bremerhaven, und damit im hohen Norden, zur Welt gekommen. Schon früh entwickelte sie ihre Leidenschaft für das Lesen und Schreiben, bastelte als kleines Mädchen eigene Bücher aus Papier, die sie mit Kleister zusammenklebte und schließlich mit ihren eigenen Geschichten füllte. Das Erfinden neuer Welten, eigenen Charakteren und tiefgründigen Geschichten bedeutet ihr in etwa so viel, wie kleinen Kindern das Auspacken eines vom Weihnachtsmann gebrachten Päckchens. Nämlich alles.
Ayla Dade ist 1994 in Bremerhaven, und damit im hohen Norden, zur Welt gekommen. Sie studiert Jura und braucht das Abtauchen in fremde Welten regelrecht, um sich der trockenen Theorie des Studiums zu entziehen. Schon früh entwickelte sie ihre Leidenschaft für das Lesen und Schreiben, bastelte als kleines Mädchen eigene Bücher aus Papier, die sie mit Kleister zusammenklebte und schließlich mit ihren eigenen Geschichten füllte. Das Erfinden neuer Welten, eigenen Charakteren und tiefgründigen Geschichten bedeutet ihr in etwa so viel, wie kleinen Kindern das Auspacken eines vom Weihnachtsmann gebrachten Päckchens. Nämlich alles.
3
Ich werfe meinen Rucksack durch den Flur und streife meine Pumps im Gehen ab. Dabei falle ich fast vornüber und muss mich an dem Palisandersideboard abfangen.
»Mom?«
»Oben!«, brüllt ihre klare Stimme zurück. »Oben« ist gut. Meine Mutter ist praktisch eine Zimmernomadin. Sie wandert bestimmt hundertmal täglich von Raum zu Raum, um »ein bisschen Abwechslung in den Alltag zu bringen«. Unser Geld reicht nicht für ein externes Büro, deshalb macht sie schon seit Ewigkeiten Homeoffice. Manchmal ist es nervig, weil täglich irgendwelche fremden Menschen ein und aus gehen. Gelegentlich verirren sie sich in mein Zimmer, und ich fühle mich dann wie eine automatische Maschine, die auf Knopfdruck die Worte: »Wieder raus, den Flur links, vier Türen weiter«, aufsagt.
»Marco?«, rufe ich, während ich die hölzerne Treppe unseres kleinen Reihenhauses hochrenne. Oder eher hochpoltere.
Ihre Antwort kommt aus dem Arbeitszimmer. »Polo!«
Ich laufe über den mit Babyfotos übersäten Flur, schlittere dabei mindestens ein Yard mit dem weißen Läufer, bei dem die Rutschmatte fehlt, über das Parkett und öffne schließlich die Tür. »Hey.«
Meine Mutter sitzt hinter ihrem wuchtigen Schreibtisch und brütet über einem Stapel Unterlagen, sich mit einem Kuli im steten Rhythmus gegen die Lippen tippend. Ich erkenne bereits unzählige blaue Punkte in ihrem Gesicht, das von ihrem blonden Haar umrahmt wird.
»Gewürztes Hackfleisch mit vier Buchstaben?«
Okay, doch keine Unterlagen. Ein Kreuzworträtsel. »Äh, keine Ahnung. Mett?«
Sie zeigt mit dem Kugelschreiber auf mich. »Du bist der Wahnsinn, Hazel Evans. Ein Wörterbuch auf zwei Beinen.«
Lächelnd lasse ich mich in den Sessel vor ihr sinken und klaue mir einen Keks vom Tisch. Es ist immer noch schwierig für mich, und während ich kaue, gehe ich bereits die Kalorien und Kohlenhydrate in meinem Kopf durch, aber ich versuche, es zu ignorieren. Ich will unbedingt an mir selbst arbeiten.
»Wie immer stolz auf deine Brut, was?« Krümel fallen mir beim Reden auf den Jeansrock, und ich wische sie zur Seite, wo sie in die Rillen des Ledersessels fallen und dort wahrscheinlich von nun an jahrelang ihr Dasein fristen werden.
Meine Mutter schreibt das Wort in die Zeitschrift, klappt sie anschließend zu und sieht mich mit ihren großen grünen Augen an. Die habe ich von ihr geerbt, keine Frage.
»Wie war’s zurück in der Anstalt für Reiche?«
So nennt meine Mutter die NYU seit jeher. Die Uni ist eine teure Privatschule, voll mit hochnäsigen reichen Kindern, die alles in den Hintern gestopft bekommen. Ich bin wohl die Einzige von ihnen, die aus mittelständischen Verhältnissen kommt. Abgesehen von den Stipendien-Nerds natürlich.
Meine Mom ist Anwältin, aber nicht gerade eine von denen, die mit teuren Designeranzügen durch New York City laufen und sich an jedem zweiten Kaffeestand einen Bagel kaufen. Nein, sie reißt sich um jeden Auftrag, den sie kriegen kann. Und dann geht das meiste Geld dafür drauf, dass sie mir diese teure Uni finanziert und das Haus abbezahlt. Wir leben in der teuersten Stadt der Welt, und selbst die schlimmsten Bruchbuden Brooklyns kosten schon ein Vermögen.
Jeden Tag aufs Neue wünsche ich mir, mich irgendwie bei ihr revanchieren zu können. Alles, was sie macht, das macht sie für mich. Eine Zeit lang habe ich die Zeitung ausgetragen, aber da habe ich gekündigt, weil es einfach zu früh morgens und damit direkt vor der Schule war. Dann hat mich eine Freundin meiner Mom in ihrem Modegeschäft jobben lassen, aus dem sie mich nach einem halben Jahr leider wieder entlassen musste, weil sich die Kunden über meine »inadäquate Beratung« beschwert haben. Na ja, immerhin hat sie es nett ausgedrückt. Sie hätte ja auch »stillose und fürchterliche Beratung« oder so sagen können. Ich bin mir sicher, die Kunden haben sich schlimmer ausgedrückt. Eine Frau hat mich mal als maßlos unverschämt beschimpft und gesagt, ich gehöre eher in eine Nähfabrik als in ein Modegeschäft, nur weil ich ihr eine gelbe Strumpfhose mit einem geblümten Sackkleid von ROKEDISS empfohlen habe. Seitdem arbeite ich in einer kleinen Buchhandlung, die hauptsächlich Nerds und ältere Damen besuchen, aber immerhin scheine ich bei denen als kompetent genug für den Job durchzugehen. Halleluja.
»Logan hat sich seine Lippen aufspritzen lassen«, antworte ich mit einem verschmitzten Lächeln.
Auf dem Gesicht meiner Mom erscheint ein breites Grinsen, und sie runzelt amüsiert ihre Stupsnase. Sie liebt Klatsch. »Ist nicht wahr.«
Ich nicke belustigt. »Doch wahr. Ist ja nicht schlimm, ich weiß. Vermutlich bin ich einfach auf Klatsch-Entzug.«
»Kein Wunder. Das Interessanteste, was du mir von da erzählt hast, war der Karnevalsumzug, als du von den Tänzern versehentlich mitgerissen wurdest.«
Ich erhebe mich lachend. »Du bist unmöglich.«
Sie hält abwehrend die Hände in die Luft und schüttelt unschuldig den Kopf.
Vor der Tür drehe ich mich noch einmal zu ihr um. »Grace kommt gleich. Wenn was ist, wir sind im Zimmer.«
»Okay«, murmelt meine Mutter, die bereits wieder mit dem Kopf über ihre Unterlagen gebeugt ist. Arbeitsunterlagen, vermute ich dieses Mal. »Wenn ich Zeit finde, komme ich kurz und knutsche sie.«
Ich kichere, als ich den Raum verlasse. Meine Mom liebt Grace und findet sie »ganz fantastisch und herzallerliebst«. Sie sagt immer, es grenze an ein Wunder, dass sie nicht nach ihren Eltern schlage. Deshalb ist es für sie auch kein Problem, dass Grace fast täglich bei uns ist, meistens sogar bis nach dem Abendessen. Ich bin eher selten bei ihr. Die Wohnsuite von ihnen ist viel zu riesig und irgendwie so unpersönlich und kalt. Außerdem habe ich nicht das Gefühl, dass mich ihre Eltern sonderlich mögen. Sie tolerieren mich lediglich, weil sie meine Mom von der Uni damals kennen – sie alle drei waren ebenfalls auf der NYU. Mom hat mir erzählt, dass sie sogar gut mit Alice Bishop, also Grace’ Mom, befreundet war, bis diese mit Harold, also Grace’ Dad, zusammenkam, die beiden nach der Uni voll durch die Decke gingen und das Plaza Hotel plus das Four Seasons führten. Seitdem beschränkte Mrs Bishop die Kommunikation mit Mom, wenn sie früher Grace zu Besuch brachte, auf Küsschen links, Küsschen rechts, dabei etepetete die rechte Hand in einer scheinbar anmutigen Pose in der Luft (für mich sah es immer so aus, als hätte sie ihre Hand gebrochen) und einem »Norma holt sie dann um sieben wieder ab. Ciao, Ciao.«
Oh, und Grace hat ein Auto. Also ist sie schneller bei mir, als wenn ich mit dem Fahrrad eine Stunde bis in die 57th fahre.
Als ich in mein Zimmer trete, bekomme ich beinahe einen Herzinfarkt und springe erschrocken in die Luft. Ein Fremder steht vor mir und sieht so fehl am Platz vor meinem weißen Schnörkelbett aus, dass ich gelacht hätte, wenn mir das Herz nicht fast aus der Brust springen würde.
»Verzeihung«, sagt er höflich und hält beide Hände entschuldigend in die Höhe. »Ich suche …«
»Wieder raus, den Flur links, vier Türen weiter«, höre ich meine innere Aufnahmekassette sprechen, ehe der Herr auch schon freundlich nickt und mein Zimmer verlässt.
Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen, während ich mich von dem Schock erhole. Man sollte meinen, nach so vielen Jahren hätte ich mich endlich daran gewöhnt. Fehlanzeige.
∞
»Der Kerl ist total gruselig«, sage ich und halte Grace die Chipstüte hin, nach der sie gerade geschnipst hat – Sour Cream and Onion. Ich muss mir Breakfast Club mit ihr ansehen, weil ich ihr das schon versprochen habe, als ich noch in Portugal war.
Sie steckt ihre Hand in die Tüte und krümelt das halbe Bett voll. »Finde ich nicht. Das liegt nur an seinem seltsamen Mantel.«
»Wenn du meinst.«
Grace seufzt, knüllt die leere Tüte zusammen und zieht die Schüssel Popcorn zu sich heran. Ich beneide sie so sehr dafür, dass sie essen kann, was sie will, und nie zunimmt. Vielleicht liegt es auch an ihrem Personal Trainer daheim, könnte natürlich sein. Und obwohl ich trotz meiner neu gewonnenen Pfunde noch ein wenig dünner als sie bin, komme ich mir stattdessen wie eine gemästete Kuh...
Erscheint lt. Verlag | 29.2.2024 |
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Reihe/Serie | East Side Elite | New York University |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Buchbloggerin • College Roman • Emily Bähr • Emily Crowne • Große Liebe • Herzschmerz • Justine Pust • Liebesromane schreiben • Liebesroman für junge Frauen • Like Snow we fall • New Adult • new adult deutsch • New York • New York University • Romance • Romane für die beste Freundin • Romane für Frauen ab 16 • Romantische Bücher • zeitgenösische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-492-60581-8 / 3492605818 |
ISBN-13 | 978-3-492-60581-6 / 9783492605816 |
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