Im Land der Mitternachtssonne (eBook)

Ein bewegender Roman über das Glück der selbstlosen Liebe
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2023 | 1. Auflage
590 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7517-5023-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Land der Mitternachtssonne -  Norah Sanders
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Kann man Gefühle, Lebensfreude und Glück verschenken?

1929. Sechs Wünsche stehen auf Ronans Liste. Er will sie nicht sich selbst erfüllen, sondern denen, die er nach seinem Tod zurücklässt. Sie sollen die Freude am Leben entdecken, bevor es zu spät ist. Vor allem möchte er seinen Sohn Cayden und seine Jugendfreundin Tess, in die er schon lange heimlich verliebt ist, gut versorgt wissen. Sein erstes Geschenk gilt Tess, denn sie hat ihren Mann und ihre Tochter verloren. Ronan fühlt mit ihr - doch Tess' Schicksal gibt ihm auch den Mut, mit ihr die Reise seines Lebens zu wagen: den Flug nach Alaska. Dort möchte er sich seinen letzten Wunsch erfüllen und die Mitternachtssonne sehen. Er will den Tag erleben, der nie endet ...

Vor einer grandiosen Kulisse entbrennt ein erbitterter Kampf um eine unsterbliche Liebe, ein Millionenerbe und einen letzten Lebenstraum.

Auch Norah Sanders Debütroman 'Im Herzen der Wildnis' spielt vor dem beeindruckenden Panorama Alaskas. Lass dich erneut von der rauen Schönheit Alaskas verzaubern!

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




<p><span style="font-family: Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 15px; background-color: #ffffff;">Norah Sanders hat auf ihren Reisen viel gesehen und war besonders von der Landschaft und den Menschen an der amerikanisch-kanadischen Westküste zwischen Kalifornien und Alaska fasziniert. Ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte sie während einer Kalifornien-Reise. Wenn Norah Sanders nicht unterwegs war, lebte sie in Süddeutschland.</span></p>

1


Gefrorene Einsamkeit.

Wie eine Schneekugel, die erst noch geschüttelt werden muss, dachte Tess, während sie den zugefrorenen Fjord vor ihrem Haus überquerte. Über ihr wogte das Polarlicht durch den vor Kälte flirrenden Sternenhimmel. Unter den Schleiern aus Licht leuchteten die verschneiten Berge limettengrün, während der Himmel lavendellila glühte. Wie Kristallsplitter funkelten die Sterne.

Eine Windbö schob Tess vor sich her. Ihre Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig, und ihre Ski glitten leicht über den Schnee. Eiskristalle prasselten ihr ins Gesicht, aber Tess spürte sie nicht. In der eisigen Kälte dieser Frühjahrsnacht war ihr Empfinden eingefroren, genau wie ihre Gefühle. Nur den Schmerz konnte sie noch spüren, die Trauer und die Leere.

Unter ihren Ski knirschte das Eis, das wohl bald aufbrechen würde. Der Spring Breakup, der Frühjahrseisbruch, stand kurz bevor, und Tess suchte das Eis nach ersten Rissen ab. Nichts zu sehen. Ihr Husky, der einige Schritte zurückgefallen war, schloss wieder zu ihr auf. Er zog den Schlitten mit ihrer Ausrüstung, der Thermoskanne voll Kaffee und der Winchester. Ricky winselte, während er nun neben ihr hertrabte und immer wieder zu ihr aufsah. Er musste ihre aufgewühlte Stimmung gespürt haben. Seine blauen Augen blitzten. Er wusste, was jetzt kam.

Eine Woche war es her. In einer halben Stunde war es genau eine Woche her, dass ihr Mann und ihre kleine Tochter gestorben waren.

Ihre Tränen froren an ihren Wimpern fest, und sie musste blinzeln, als sie zum glühenden Himmel aufsah.

Jason und Sheena konnten sich nicht retten. Waren sie sofort tot? Oder starben sie unter Qualen, während sie von der Strömung unter das Eis gezogen wurden?

Dieser Tag hatte ihr Leben verändert. Für immer.

Mit dem Fellfäustling wischte sie die Tränen fort.

Okay, Tess, die letzte rote Laterne!

Tess holte sie vom Schlitten, wo die dreißig Petroleumlampen eben noch gegeneinandergescheppert hatten. Sie stellte sie am Ende der Reihe aufs Eis und entzündete sie. Dann zog sie die Pelzkapuze ihres Overalls tiefer über den Lederhelm mit der hochgeschobenen Fliegerbrille und blickte zurück auf die lange Reihe grüner, weißer und roter Petroleumleuchten. Sie markierten die Startbahn aus festgetrampeltem Eis und Schnee.

Da vorn, mitten in diesem verzauberten Winterland Alaska, leuchtete ihre geparkte Lockheed Vega im Schein der blassgrünen Lichtwirbel. Und dort drüben, vor der grandiosen Kulisse der verschneiten Berge, funkelten die Lichter ihrer Lodge.

»Ricky, mein Junge, los geht’s!« Tess klopfte dem Husky auf die aufgeregt bebenden Flanken, und er legte die Ohren an und grinste erwartungsvoll. Sie hielt ihm ihre Hand hin, und er legte seine Pfote hinein und berührte mit der reifbedeckten Schnauze ihre Finger. Seine Lauscher stellte er dabei wieder auf. Echt süß, ihr Großer, der gerade sechs geworden war. Als Tess ihn geschenkt bekam, hatte das jiffelnde, flauschige Fellknäuel in ihre Hand gepasst. Als Welpe war er völlig verspielt gewesen. Wie ein Verrückter hatte er mit gerecktem Schwanz und aufgestellten Ohren auf ihrem Bett herumgetobt, als wären die weißen Daunendecken eine herrlich weiche Schneeverwehung, in die er sich ausgelassen japsend werfen konnte. Und wenn Ricky wie ein Eisbärenbaby in der warmen Wanne herumpaddelte und den Kopf über den Badeschaum reckte, hatte sie Tränen  gelacht.

Als Tess ihm jetzt den Nacken kraulte, warf er den Kopf hoch und schnappte nach ihrer Hand, biss sanft zu und ruckelte daran. Das machte er immer, wenn er wie ein kleines Kind auf ihrem Schoß saß, mit dem Rücken gegen sie gelehnt und alle viere von sich gestreckt. Das war seine Art zu sagen: Ich liebe dich auch. Und ich passe auf dich auf. Albern, aber niedlich.

Und irgendwie rührend. Denn außer Ricky war ja niemand da, der sie in den Arm nahm, um sie zu trösten.

Mit dem lähmenden Schmerz, der sich in ihrem Körper festgesetzt hatte, musste sie allein klarkommen. Mit der Trostlosigkeit, der Wut, der Trauer, der Angst, dem Alleinsein. Und der Sehnsucht nach Liebe. Nach zärtlich geflüsterten Worten und leidenschaftlichen Berührungen.

Tess verstaute die Ski und die Stöcke im Schlitten. Dann raffte sie ihren pelzgefütterten Overall, den sie über ihrer Fliegerkombi aus verblichenen Jeans, Schnürstiefeln, Norwegerpullover, Seidenschal und Lederjacke trug, stellte sich hinten auf die Stahlkufen, setzte einen Fuß neben die Trittbremse und ergriff die Lenkstange. Ricky warf sich mit seinem ganzen Gewicht in die Brustgurte, der Schlitten ruckte an und glitt über den verharschten Schnee zurück zur Shooting Star.

Schneeschleier, fein wie Morgendunst, hüllten das neongelbe Flugzeug mit den knallblauen Seitenstreifen ein, und der Propeller glitzerte unter einer dünnen Schicht Raureif.

Tess sehnte sich nach der grenzenlosen Freiheit, nach der Schwerelosigkeit des Glücks, die sie nur in ihrer Vega oben am Himmel erleben konnte. Aber gleich war es so weit.

Sobald sie Ricky ausgeschirrt hatte, schob sie ihn die Tritte hinauf auf die Vega. Seine Pfoten kratzten knisternd über den Raureif, fanden aber keinen Halt, bis er mit wedelnder Rute auf der Tragfläche stand. Tess kletterte mit ihrer Tasche und der Winchester hinter ihm her und entriegelte das obere Cockpitfenster. Durch die Einstiegsluke sprang Ricky hinunter ins Cockpit, landete auf dem mit einem Grizzlyfell bezogenen Pilotensessel und blickte mit keck aufgestellten Ohren zu ihr hoch.

»Vergiss es, Kumpel. Ich fliege.«

Der Husky schüttelte sich die Eiskristalle aus dem dichten Winterfell, legte die Ohren an und sprang auf den heruntergeklappten Notsitz hinter dem Pilotensessel. Dort hockte er sich auf das zerfledderte National Geographic mit dem Artikel ALASKA, THE LAST FRONTIER über ihre Flugexpeditionen zur Erforschung der Wildnis nördlich des Yukon. Schwanzwedelnd grinste er Tess mit gebleckten Zähnen und heraushängender Zunge erwartungsvoll an.

»Braver Junge.«

Ricky japste zufrieden.

Weiße Atemwolken waberten vor den radiumerleuchteten Instrumenten vorbei, als sie sich ins Cockpit schob, auf den Pilotensitz glitt und die Luke über ihrem Kopf verriegelte. Zwischen den Kabeln, die vom Panel herabhingen, stellte sie ihre Füße auf die Pedale. Bevor sie sich anschnallte, zog sie Sheenas Teddybären aus der Tasche, die sie neben ihren Sitz gelegt hatte, und schob ihn in den Ausschnitt ihres Overalls. Der Teddy hieß Roosevelt und war tatsächlich ein Geschenk des ehemaligen Präsidenten Theodore Roosevelt an Shannon Conroy Brandon, die für Tess wie eine Mutter gewesen war. Shannon hatte das niedliche Plüschtier ihrer … ja, was war Sheena eigentlich: ihre Enkelin? Na ja, beinahe! … zur Geburt geschenkt.

»Also los!« Tess wischte mit ihren Fäustlingen aus Kaninchenfell über die Instrumente, die unter dem dichten Atemhauch rasch beschlugen. Dann schob sie die Pelzkapuze zurück, zog die Pilotenbrille nach unten und startete den vorgewärmten Motor. Bevor sie vorhin losgezogen war, um die Startbahn auszuleuchten, hatte sie die Maschine vollgetankt. Und, na klar, das wegen der Kälte abgelassene Öl nachgefüllt, die Plane vom Motor gezogen, die Bremsklötze weggekickt und die Sicherungsleinen gekappt, die das Flugzeug auf dem Eis verankerten.

Aus den Auspuffstutzen quollen weiße Qualmwolken, und mit einem schrillen Sirren sprang der Propellermotor an, ein Pratt & Whitney mit kraftvollen 457 PS. Tess schob den Gashebel vor. Alles klar so weit – der Motor war warm genug. Das Flattern wurde rasch zum ohrenbetäubenden Dröhnen, das die ganze Maschine und Tess mit ihr vibrieren ließ. Das Flugzeug bebte, als zerrte ein Sturm an den Tragflächen.

Ja, so mag ich das!, dachte Tess und genoss das wohlige Gefühl, das sich warm in ihrem Unterleib zusammenzog. Dieses Donnern, das ihr Herz schneller schlagen ließ, hatte ihr in den letzten Tagen viel Kraft geschenkt. Trost. Gelassenheit.

Nein, sie hatte nicht alles verloren, als ihr Leben über ihr eingestürzt war. Ihre Sehnsucht, ihr Traum von grenzenloser Freiheit, war ihr nicht fortgerissen worden. Träume konnten wahr werden. Sie würde sie wahr machen.

Ihre Welttournee würde sie wie geplant durchführen und mit ihrer Vega um den ganzen Erdball fliegen.

Vor Kurzem hatte der Medientycoon und Millionär William Randolph Hearst sie gebeten, auf dem Luftschiff Graf Zeppelin als erste Frau und als Pionierin der Luftfahrt wie Charles Lindbergh und Amelia Earhart die Welt zu umrunden. Start in der ersten Augustwoche in Lakehurst nahe New York City. Mit der Finanzierung der Weltumrundung hatte Will sich die Exklusivrechte an der Berichterstattung gesichert. Ein Flug um die Welt! O ja, Tess war sofort begeistert gewesen. Natürlich wollte sie fliegen! Aber nicht als Passagierin mit dem Zeppelin, o nein, Will, sondern mit dem eigenen Flugzeug! Eine Welttour? Will Hearst war völlig hin und weg gewesen. Tess Tyrell als erste Frau, die um die Welt flog! Was für eine Schlagzeile auf den Titelblättern seiner Zeitungen, was für eine Auflage für eine groß aufgemachte Fortsetzungsstory! Aber warum eigentlich nicht gleich ein Buch daraus machen, wie Charles Lindbergh und Amelia Earhart es getan hatten? Beide waren Bestseller geworden!

Monatelange Vorbereitungen in Honolulu, Darwin, Singapur, Kalkutta, Khartoum und New Orleans waren gefolgt. Aber nachdem Jason und Sheena vor einigen Tagen gestorben waren, lag natürlich alles auf Eis. Nein, auf keinen Fall wollte Tess Jasons Nachfolge als Geschäftsführer der Tyrell Commercial Company in Alaska antreten, worum Ronan als Aufsichtsratsvorsitzender sie gebeten hatte, sondern sich künftig...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Alaska • anchorage • Australien • Auswanderer • Auswandererroman • Bestsellerautorin • Beziehung • Caspari • Cornwall • dramatisch • Fairbanks • Familie • Familienroman • Ferne Länder • Fernweh • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Freiheit • gefühlvoll • Haran • Hawai • Hawaii • Im Herzen der Wildnis • Kalifornien • Kauri • Landschaftsbild • landschaftsroman • Landschaftsromane • Lark • letzte Wünsche • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • Liebesroman / Schmonzette • Love & Landscape • Love and Landscape • Maori • Mitternachtssonne • Natur • Neuseeland • Nordamerika • Roman für Frauen • romantisch • San Francisco • Sarah Lark • Schicksal • Schmöker • Sehnsucht • Testament • Trauer • USA • Verlust • Wildnis
ISBN-10 3-7517-5023-1 / 3751750231
ISBN-13 978-3-7517-5023-3 / 9783751750233
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