Julia Best of Band 267 (eBook)

Ginna Gray

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1928-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Julia Best of Band 267 -  Ginna Gray
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Ginna Gray wuchs in einer sehr fantasievollen und kreativen Familie in Texas auf. Erst mit zwölf Jahren erkannte sie, dass es nicht selbstverständlich war, wie leicht es ihr fiel, sich Geschichten auszudenken. Schon ihre Lehrer erkannten ihr Talent und Ginna war sich sehr früh sicher, dass sie Schriftstellerin werden wollte. Trotzdem schlug sie zunächst eine andere Richtung ein. Nach ihrer frühen Hochzeit, die recht bald nach der Geburt ihrer ersten Tochter scheiterte, musste sich Ginna darauf konzentrieren, ihr Kind und sich zu versorgen. In Abendkursen am College nach der Arbeit besuchte sie das College, um sich fortzubilden. Deshalb blieb ihr nur noch wenig Zeit zum Schreiben. Erst nach sieben Jahren traf sie den Mann ihres Lebens und heiratete ihn ein Jahr danach. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind wurde erst weitere neun Jahre später erfüllt, als die beiden die Hoffnung bereits fast aufgegeben hatten. Ginna Grays zweite Tochter wurde geboren. Jetzt hatte sie die Möglichkeit, sich voll und ganz ihrer Mutterrolle zu widmen. Anders, als nach der Geburt ihrer ersten Tochter, war sie nun nicht mehr allein und konnte sich auf die Unterstützung ihres Ehemanns verlassen. In dieser Zeit begann sie wieder zu schreiben, versuchte jedoch nicht einmal, ihr Werk zu veröffentlichen.

1. KAPITEL


Amanda Sutherland entdeckte den Brief in dem Augenblick, als sie das Nachrichtenbüro betrat.

Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte sie weiterzugehen. Dann nahm sie ihren gewohnten Gang durch das Labyrinth der Schreibtische wieder auf. Nur der leicht flatternde Pulsschlag verriet ihre Unruhe.

Überall im Nachrichtenbüro des Fernsehsenders 5 KLUX-TV herrschte rege Tätigkeit. Dutzende Computerkeyboards klapperten wie im Rhythmus von Kastagnetten gegen das Brummen der Monitore, das Knistern von Papier und das Läuten der Telefone an. Im ganzen Raum waren hier und da Gesprächsfetzen zu hören, die von einem Ruf oder einem lauten Lacher übertönt wurden. Über allem aber lag das beständige Flackern und Brummen der Studiomonitore.

Einige von Amandas Kollegen eilten umher. Andere standen in kleinen Gruppen und unterhielten sich oder saßen an den Schreibtischen und telefonierten.

Amanda legte das Notizbuch auf ihren Schreibtisch, verstaute die Handtasche in der Schublade, setzte sich und starrte auf den Briefumschlag.

Er lag auf dem Stapel der eingehenden Post obenauf und sah wie ein ganz gewöhnlicher Brief aus, aber die kleinen, peinlich genau geschriebenen Buchstaben kamen Amanda nur allzu bekannt vor.

Widerstrebend nahm sie den Brief vom Stapel. Wie gewöhnlich war der Umschlag in Houston abgestempelt worden und enthielt keinen Absender.

Nach einem kurzen Zögern öffnete sie den Umschlag und nahm das Stück Papier heraus.

„Liebste Amanda,

Donnerstagabend, als die Ölraffinerie explodierte, sahst Du wieder einmal großartig aus. Du bist wunderschön, und Du bist so mutig. Dich dort stehen zu sehen, wie Du in aller Ruhe über die Ereignisse berichtest, während die Flammen hoch emporschlagen und alles um Dich herum in Panik umherläuft, erfüllt mich mit Stolz. Keine andere Frau kann sich mit Dir vergleichen. Ich habe nur noch Augen für Dich. Du erfüllst meine Träume und bringst Licht in mein Leben. Ich würde alles für Dich tun, Amanda. Alles.“

Amanda betrachtete die Zeilen. Das unangenehme Kribbeln, das sie kurz zuvor schon verspürt hatte, war in der Zwischenzeit zu einem quälenden Knoten in der Brustgegend angewachsen.

Wie immer trug der Brief keine Unterschrift. Die Handschrift war so winzig und penibel genau geführt, dass der Eindruck entstand, als sei der Brief maschinell geschrieben worden. Das ganze Schreiben füllte nur einen Bruchteil des Briefpapiers aus.

Die Briefe kamen immer regelmäßiger. Erst vor vier Tagen hatte sie den letzten dieser Art erhalten. Doch was Amanda viel mehr Sorge bereitete, war der ständig wechselnde Tonfall.

Der erste Brief hatte sich fast wie das Schreiben eines Fans gelesen, ein bisschen schwärmerisch vielleicht, aber harmlos. Da sie als Berichterstatterin beim Fernsehen nicht allzu viel Fanpost erhielt, hatte sie sich zunächst sehr darüber gefreut.

Aber die Freude hatte nicht lange angehalten. Mit jedem weiteren Brief hatte der Ausdruck der Ergebenheit zugenommen. Es steckte etwas Besitzergreifendes in diesen Schreiben, und das verwirrte sie.

Wie in aller Welt kam ein Mann auf die Idee, von einer Frau, die er gar nicht kannte, nie zuvor getroffen hatte, Besitz ergreifen zu wollen? Das ganze hatte etwas Gespenstisches.

Amanda faltete das Papier und steckte es in den Umschlag zurück. Sie warf einen Blick auf die Glastür am anderen Ende des Raumes, die zum Büro des Chefredakteurs führte. Sollte sie ihm die Briefe zeigen? Zur Zeit hatte er die Jalousien heruntergelassen, und die Tür war geschlossen. Vielleicht hielt Harry Kowalski sein Mittagsschläfchen. Eine Störung käme ihm kaum gelegen.

Amanda entschied sich schnell gegen die Idee, die Geschichte ihrem Boss zu unterbreiten. Schließlich hatten die Briefe nichts Bedrohliches an sich. Was sollte sie ihm sagen? Dass ihr die Sache unter die Haut ging? Harrys Antwort konnte sie sich lebhaft vorstellen. Er würde wie immer behaupten, dass Frauen den kleinsten Anlass aufgriffen, um sich über sexuelle Belästigungen aufzuregen. Sie kannte ihn. Wahrscheinlich würde er die Sache als Ausrede benutzen, um sie aus dem Außendienst zu entfernen. Wenn das geschah, konnte sie ihre Hoffnungen auf eine Karriere beim Sender begraben.

Der alte Haudegen Harry hatte früher bei einigen führenden Zeitungen gearbeitet und war ein Chauvinist, wie er im Buche steht. Seiner Meinung nach hatten Reporterinnen nur über Liebeskummer, Kochrezepte und andere leichte Kost zu berichten. Hin und wieder gönnte er ihnen auch eine Theater- oder Filmkritik. Den Außendienst betrachtete er als Domäne der Männer.

Amanda legte den Brief in die mittlere Schublade zu den anderen fünf und wandte sich der restlichen Post zu. Sie entschied sich, diesen Schreiben einfach keine Beachtung zu schenken. Vielleicht gab der unbekannte Briefeschreiber die ganze Sache auf und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf andere Ziele.

Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie plötzlich zwei Hände auf ihren Schultern spürte. Sie sprang wie von der Tarantel gestochen auf und drehte sich abrupt um. Dann ließ sie sich wieder in den Stuhl sinken, schloss die Augen und hielt die Hand auf ihr heftig klopfendes Herz.

„Eric! Um Himmels willen. Schleich dich nicht so hinterhältig an. Du hast mich zu Tode erschreckt.“

„Nimm’s leicht.“ Eric Paterson trat einen Schritt zurück und hob die Hände. „Was ist los mit dir, Sutherland?“ Er sah sie erstaunt an. „Du reagierst, als hätte dich Jack The Ripper in irgendeiner dunklen Gasse überfallen.“

Amanda zuckte zusammen. Natürlich hatte Eric recht. Warum ließ sie es zu, dass diese dummen Briefe und ihre eigene allzu lebhafte Fantasie an ihren Nerven zerrten?

„Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken weit weg. Wolltest du etwas Bestimmtes?“

„In der Tat. Es ist gar nicht so leicht, dich ausfindig zu machen. Ich habe den ganzen Tag nach dir gesucht.“

„Crusher, Norman und ich waren in Beaumont, um über die Gerichtsverhandlung in dieser Schwarzmarktsache mit den Babys zu berichten. Harry hätte dir sagen können wo ich bin.“

„Ja, ich habe es schließlich auch von ihm erfahren. Aber deinen Namen in Harrys Gegenwart erwähnen zu müssen, ist wirklich der letzte Ausweg. Heute ist er dabei förmlich explodiert.“ Eric setzte sich auf den Rand des Schreibtisches und zeigte mit dem Finger auf Amanda. „Ihr zwei seid wieder einmal aneinandergeraten, stimmt’s, Sutherland?“

Amanda legte die Hand aufs Herz und zwinkerte unschuldig mit den Augenlidern. „Ich? Wie kommst du denn darauf?“

„Ich weiß nicht. Aber als ich Harry fragte, wo ich dich finden könne, hielt er mir einen zehnminütigen Vortrag über anmaßende Frauen. Vielleicht bin ich aber auch darauf gekommen, weil er den ganzen Tag Magentabletten schluckt, als wären es Bonbons. Also, du Prachtexemplar, erzähl, was ist diesmal vorgefallen?“

„Nun … vielleicht hatten wir eine winzige Auseinandersetzung zu der Frage, wer über den Prozess berichten soll. Harry wollte einen Mann schicken. Da ich den Babyhandel aufgedeckt habe und die Geschichte in die Schlagzeilen brachte, hatte ich das Gefühl, auch über die Gerichtsverhandlungen berichten zu müssen. Schließlich sah Harry die Sache so wie ich.“

Eric rollte mit den Augen. „Mir schaudert bei dem Gedanken, welche Methode der Überredungskunst du angewandt haben könntest.“

„Harry war sehr verständnisvoll.“ Das war er in der Tat, nachdem sie angedeutet hatte, dass Bob Donaldson, der Direktor der Sendeanstalt, seine Weigerung zum Anlass nehmen würde, ihr höchstpersönlich grünes Licht für den Bericht zu geben.

Bob Donaldson, und nicht Harry, hatte Amanda im vergangenen Sommer mit Zustimmung der Besitzer von Channel 5 den Auftrag erteilt, über das Pulverfass Naher Osten zu berichten. Sie hatte den Auftrag außergewöhnlich gut erledigt und gehofft, dadurch beruflich weiterkommen zu können. Aber bisher war nichts dergleichen geschehen. In ihren düstersten Augenblicken fragte sie sich, ob Harry ihre Chancen beim Sender absichtlich sabotierte.

Doch auch ein Harry Kowalski konnte auf Dauer nicht verhindern, dass sie Karriere machte. Schon vor Jahren hatte sie beschlossen, mit allen Mitteln die Karriereleiter hinaufzusteigen. Manchmal aber ließ sie das Gefühl nicht los, dass Harry sie entmutigen wollte, denn die wirklich wichtigen Berichte, mit denen sie Karriere machen konnte, versuchte er immer den männlichen Kollegen zu geben.

„Harry? Vernünftig?“, wiederholte Eric. „Wen möchtest du hier an der Nase herumführen? Was ist wirklich vorgefallen, Amanda? Du kannst es mir ruhig sagen.“

Amanda lächelte schwach.

Eric war in Ordnung. Aber als Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit saß er oft mit Harry zusammen. Außerdem waren die beiden miteinander befreundet. Amanda fiel auf die Masche ‚Du kannst dich ruhig bei mir ausweinen‘ nicht herein.

Wie alle Männer, die mit ihr zusammenarbeiteten, wusste auch Eric, dass es besser war, in Deckung zu gehen, wenn sie so lächelte wie jetzt. Dann war allen klar, dass sie sich über irgendetwas maßlos ärgerte.

Doch Eric war auch nicht auf den Kopf gefallen und machte sofort einen Rückzieher. „Okay, okay, vergiss meine Frage.“

Amanda zog eine Augenbraue hoch. „Wolltest du mir nicht ursprünglich etwas mitteilen?“

„Ach, ja. Ich wollte eigentlich nur wissen, wann ich dich zu unserer morgigen Verabredung abholen soll.“

Amanda fuhr erschrocken zusammen. Sie...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2023
Reihe/Serie Julia Best of
Julia Best of
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora julia • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • cora romane julia • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • Julia Best of • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • Sammelband
ISBN-10 3-7515-1928-9 / 3751519289
ISBN-13 978-3-7515-1928-1 / 9783751519281
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