The Haven: Rick -  Stella Shaw

The Haven: Rick (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
158 Seiten
Cursed Verlag
978-3-95823-993-7 (ISBN)
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Als Rick das heruntergekommene Hotel Haven von seiner Tante erbt, ist er überrascht, dass sich dort bereits eine Gruppe von Männern als Sexarbeiter etabliert hat und ein florierendes Unternehmen betreibt. Er erlaubt ihnen zu bleiben, doch das Hotel muss dringend auf Vordermann gebracht werden und ist in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Rick muss sich mächtig ins Zeug legen, um das Haven zu retten, und hat eigentlich keine Zeit für Romantik. Aber dann steht auf einmal Eliot vor ihm, ein bisschen naiv, aber entschlossen auf der Suche nach einem Mann, der sein erstes Mal zu einem unvergesslichen Erlebnis machen kann. Rick ist sofort fasziniert von ihm und erfüllt ihm seinen Wunsch, merkt jedoch schnell, dass eine Nacht ihm nicht reicht. Wird Rick den besonderen Moment verstreichen lassen oder kann er den Fortbestand seines geliebten Hotels und sein eigenes Glück in Einklang bringen? Band 2 der 'The Haven'-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

 

Kapitel 1


 

Rick

 

 

Man sagt, das Schicksal schlägt am ehesten dann zu, wenn man es am wenigsten erwartet.

An diesem Freitagabend war ich allein in der Lobby des Haven Hotels. Die frühen Gäste waren schon wieder weg und all unsere Escorts waren mit ihren Abendterminen beschäftigt. Ich saß mit der neusten Ladung Rechnungen vor mir ausgebreitet auf meinem liebsten der alten Lederstühle – einem der wenigen, die sich meiner größeren und schwereren Figur angepasst hatten – und versuchte, mich nicht schuldig zu fühlen, weil ich die seltene Stille genoss.

Es war immer schwer zu entscheiden, welche Rechnung ich als Erstes begleichen sollte – und welche warten musste, bis ich irgendwo mehr Geld aufgetrieben hatte –, aber es war sehr viel schwerer, meine wachsende Panik geheim zu halten, wenn hier reges Kommen und Gehen herrschte. Ich hatte nicht realisiert, wie hoch die Summe diesen Monat sein würde. Die finanzielle Situation des Hotels war wackelig.

Und das würde immer so sein.

Ich warf einen Blick auf den Belegungsplan auf dem Schreibtisch, bei dem für jedes Zimmer der Name eines Mannes eingetragen war. Die Jungs kamen her, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und ich hatte überhaupt kein Problem damit. Das war ihre Entscheidung und die älteste Profession der Welt brachte immer noch Geld ein, oder? Heute überlegte ich nicht zum ersten Mal, ob ich mich ihnen anschließen sollte, um mein eigenes Einkommen aufzubessern.

Dann ging die Eingangstür auf und der Verkehrslärm der Pendler vom Earls Court, die einer arbeitsreichen Londoner Woche entflohen, drang herein. Ebenso das tief stehende, schneeweiße Sonnenlicht sowie die frostige Straßenluft – es war ein kühler Vorfrühlingstag gewesen.

Außerdem trat ein attraktiver, junger Mann ein.

Er blinzelte ein paar Mal, ehe er sich schüttelte wie ein Hund, der aus dem Regen kam.

Mit festen, selbstbewussten Schritten ging er auf den Tresen zu, den Blick starr geradeaus gerichtet und die Arme locker an seinen Seiten hängend. Er war groß und schlank, ich schätzte ihn auf Mitte 20, und trug eine schicke Hose und glänzende Schuhe. Den obersten Knopf seines Hemds hatte er geöffnet und aus seiner Jackentasche lugten ein paar Zentimeter eines gemusterten Stoffes hervor. Ich tippte auf eine Krawatte. Sein lockiges, dunkelblondes Haar trug er auffallend lang bis zum Kragen. Ernste, graue Augen, ein großer Mund. Jemand, der poetischer war als ich, würde ihn vielleicht als üppig bezeichnen.

Wenn ich ein Escort wäre… dachte ich plötzlich, fasziniert von dem Schauer, der mich durchlief. Wenn ein Kunde so süß aussehen würde wie er…

Ein tiefes, bisher ruhendes Verlangen regte sich in mir.

»Ich bin hier, um einen Termin zu buchen«, sagte er.

Er hatte eine tolle Stimme. Sie war fest und leicht zugleich und besaß einen warmen Tonfall, als wäre er jederzeit bereit, sich zu amüsieren. Wie sexy war das?

Ich verstaute meinen Papierkram in der Schublade und griff nach dem Terminkalender, während mein Blick noch immer auf ihm ruhte. Gott wusste, warum, aber ich fühlte mich etwas zittrig. »Normalerweise nehmen wir keine Laufkundschaft auf, aber vielleicht haben wir heute noch ein Zimmer frei. Möchten Sie direkt fortfahren?«

Er blinzelte mit diesen großen Augen, die die Farbe eines stürmischen Himmels hatten, und zum ersten Mal schien sein Selbstbewusstsein einzuknicken. »Ich dachte… nun, ich habe eine Karte. Es war ein Geschenk. Ich schätze, ich kenne den Ablauf nicht. Verzeihen Sie, wenn ich etwas missverstanden habe.«

Er lächelte kläglich, sein ganzes Gesicht lief knallrot an und… fuck. Es war, als würde ein Scheinwerfer in mir angehen. Nein. Hunderte. Das schläfrige Gefühl in meinem Bauch wurde schlagartig hellwach.

»Nein, alles in Ordnung«, sagte ich, als ich begriff, dass man meine Worte gänzlich anders verstehen konnte. »Möchten Sie vielleicht erst etwas trinken?«

Sein Hals lief rot an und ihm stand etwas Schweiß auf der Schläfe. Er hatte sich unter Kontrolle, aber möglicherweise brachte ihn seine draufgängerische Art nicht weiter.

»Sollte ich… ich meine, läuft das so ab?« Seine Stimme war nicht mehr so fest wie vorher.

Ich lächelte zurück. »Es gibt keinen festen Ablauf. Sie sind der Kunde. Wir können die Karte jetzt oder später registrieren. Nehmen Sie sich Zeit.«

Irgendetwas an dem Satz sorgte dafür, dass er Luft holen und sich etwas entspannen konnte. Er schaute auf den Tresen. Abgesehen von einem Ständer mit unseren schlichten Vorstellungskarten, einem Festnetztelefon und einem Glas voller Minzbonbons war dieser leer. Oh, und da war noch die Schale mit den Kondomen in allen Geschmacksrichtungen und Größen.

»Ja. Ich glaube, ich hätte gerne einen Drink«, sagte er und schaute wieder zurück in die Lobby. Er müsste unsere kleine Bar durch den Torbogen gegenüber der Rezeption sehen können. Sie war gemütlich, aber nicht versteckt. Das Haven Hotel schämte sich für nichts, was es anbot. Die Bar war für Gäste, um etwas zu trinken, aber wenn sie dort nicht gesehen werden wollten, konnten sie direkt in eines der Zimmer gehen. Aber dieser Kerl sah aus, als bräuchte er einen Moment, um sich zu sammeln.

»Gerne«, sagte ich und trat hinter der Rezeption hervor. Bei den Aufzugtüren durchquerte Arne gerade den Gang auf dem Weg zur Küche. Er trug eine Schürze und hatte ein Tablett mit benutzten Gläsern gegen seine Brust gedrückt. Er fing meinen Blick auf und zog eine Augenbraue hoch. Sollte er für mich übernehmen?

Ich traf schnell und von ganzem Herzen eine Entscheidung. Ich hab alles im Griff, sagte mein Blick als Antwort. Arne nickte und neigte den Kopf in Richtung Rezeption. Er würde sie für eine Weile besetzen.

Ich bedeutete dem jungen Mann, vor mir herzugehen, und er schien überrascht, als ich die Klappe des Bartresens öffnete, um dahinter zu treten und ihn zu bedienen. »Welches Bier hätten Sie gerne? Oder soll es etwas anderes sein?«

Er deutete auf ein beliebtes Flaschenbier und nickte zum Dank, als ich es aus dem Regal nahm. »Sie machen auch die Bar?«

Ich lachte, als ich ihm das Bier einschenkte. »Wir brauchen nicht viel zusätzliches Personal. Meistens wird im Vorhinein gebucht.«

Er setzte sich auf einen der Barhocker und zog die Brauen hoch, als wäre er von der gemütlichen Polsterung angenehm überrascht. »Ich hätte das Hotel beinahe übersehen, so wie es hier in der Seitenstraße versteckt ist. Kein Name an der Tür, nur ein Schild mit dem HH-Logo darauf.«

»Wir sind diskret«, sagte ich.

Er lief rot an und ein paar Sommersprossen zeichneten sich dunkler auf seiner Nase ab. Mir selbst wurde heiß, allerdings nicht vor Scham.

»Natürlich sind Sie das. Verzeihung.«

»Hey. Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Ich füllte die Schale mit der Frucht- und Nussmischung aus der Bar auf, da er schon die Hälfte davon gegessen hatte. Ich bezweifelte, dass er das bewusst machte, sondern seine Hände einfach nur beschäftigen wollte. Sie waren schmal und gut gepflegt. Die Hände eines Büroangestellten. Ein paar Sommersprossen zierten seine Knöchel, ebenso wie sein Gesicht.

In der hinteren Ecke der Bar stießen zwei Männer an. Sie waren momentan die einzigen anderen Kunden hier und ich konnte Toms gehauchtes Lachen hören. Er war einer der Männer, die hier regelmäßig Zimmer mieteten, aber er schaffte es jedes Mal wieder, zu klingen, als wäre er neu. Er hatte seinem Gast persönlich eingeschenkt, genau wie ich es tat.

»Wie war deine Woche?«, fragte ich meinen Begleiter.

Er schenkte mir ein halbherziges Lächeln, als wüsste er, dass ich versuchte, ihn zu beruhigen, er aber dankbar für den Small Talk wäre.

»Sie war scheiße. Ehrlich gesagt bin ich deshalb hier. Ich wollte heute nicht direkt nach der Arbeit nach Hause gehen.«

Ich brummte verstehend und legte meine beiden Hände vorsichtig und mit gespreizten Fingern auf die Bar. Ich wollte ihn zu einem Gespräch einladen, aber nicht drängend wirken.

»Weißt du, was du stattdessen willst? Bist du bereit, darüber zu reden?«

Sein Lachen klang mehr wie ein Bellen. »Sehe ich immer noch aus, als wäre ich verwirrt?«

Ja, dachte ich, sagte es aber nicht. »Es ist nur so, dass ich es besser finde, offen zu sein. Sachlichkeit macht die Luft frei. So wissen wir alle, woran wir sind.«

»Sachlich. Ja. Ich schätze, das ist genau das, was dieser Ort ist. Was diese ganze… Sache… ist.«

Ich nickte wieder, weil es so war.

Er atmete langsam ein und schien sich zu entspannen. »Nun. Ich hätte gerne jemand Erfahrenes.«

»Das sind die meisten von uns.«

»Oh. Gott, ja, da bin ich mir sicher. Ich meine jemand Reifes. Der besonnen damit ist. Ich will kein Melodrama. Nichts Außergewöhnliches.«

Gott, er war umwerfend. So ernst, so vernünftig, wie er darüber sprach, was sein Körper brauchte, wonach er sich vielleicht sehnte. Sein Blick war ruhig, aber das Flackern in seinen Augen feurig. So verdammt begierig, auch wenn er es sich selbst nicht eingestand.

»Hast du Vorlieben, was das Alter betrifft? Das Aussehen? Die ethnische Zugehörigkeit? Körperbau?«

Er schluckte. Sein Blick wanderte schnell, beinahe schuldbewusst über meine Unterarme. Ich hatte meine Ärmel hochgekrempelt, als ich Arne vorhin in der Küche geholfen hatte, und mir nicht die Mühe gemacht, sie wieder herunterzurollen.

Ich wusste, dass ich ordentliche Muskeln hatte. Ich war stolz auf sie. Aber als wir die Bar...

Erscheint lt. Verlag 26.5.2023
Übersetzer Ray Celar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95823-993-5 / 3958239935
ISBN-13 978-3-95823-993-7 / 9783958239937
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