Franz Kafka in Zürau

Mein Wille geht auch nicht geradezu aufs Schreiben…
Buch | Hardcover
256 Seiten
2023 | 1. Erstauflage
Transit (Verlag)
978-3-88747-408-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Franz Kafka in Zürau - Margarete Kohlenbach
26,00 inkl. MwSt
2024 jährt sich der Todestag Franz Kafkas zum hundertsten Mal. Margarete Kohlenbach, eine versierte Kennerin von Kafkas Werk und unkonventionell denkende und schreibende Literaturwissenschaftlerin, beschäftigt sich in diesem einfühlsamen und klugen Buch mit den Aufzeichnungen, die Kafka während seines krankheitsbedingten Aufenthalts (1917-1918) in dem böhmischen Dorf Zürau vornahm. Zuvor war bei dem Schriftsteller, der sich ohnehin in einer tiefen Lebenskrise befand, Tuberkulose festgestellt worden – eine damals lebensbedrohliche Krankheit. In seinen Zürauer Heften und den sogenannten »Zürauer Aphorismen«, die aus ihnen hervorgingen, reflektiert und bekämpft Kafka diese doppelte Bedrohung. An einem Tiefpunkt seiner an Krisen und Schuldgefühlen überreichen Existenz beginnt er neu –, ein Aufbruch, der auch im Stil seiner Aphorismen ablesbar ist, deren Verwegenheit und Bedeutung weit über Kafkas künstlerische Existenz als Schriftsteller hinausreichen. In einer intensiver Auseinandersetzung mit biographischen Fakten, dem gesellschaftlichen Kontext, Kafkas Texten, Notaten und Briefen sowie in seiner unbefangenen Sprache bietet das Buch einen erhellenden und neuen Einblick in Kafkas Denken, Schreiben und Leben.

Margarete Kohlenbach, 1955 geboren, lehrte Literaturwissenschaft und Philosophie in Österreich, Deutschland, Frankreich und Großbritannien Sie lebt heute in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. über E.T.A. Hoffmann, Büchner, Kafka, Walter Benjamin und Elfriede Jelinek.

12. September 1917. Der Landesadvokat JUDr. Otto Přibram ist tot. In der Morgenausgabe des Prager Tagblatts erscheinen auf mehr als einer Seite vier fettgedruckte Todesanzeigen. Felix Hecht, »der am 23. August an der Isenzofront den Heldentod erlitt«, bekommt nur eine, unterhalb von Suchanzeigen für Last- und Personenautos. Seine zwei Brüder sind noch »im Felde«. Um 14 Uhr verlässt JUDr. Franz Kafka Prag. Er reist in das nordböhmische Dorf Zürau zu seiner Lieblingsschwester Ottla, – ob mit oder ohne Zeitung, ist nicht bekannt. Ottla Kafka bewirtschaftet in Zürau einen kleinen Bauernhof. Sie hat sich, von ihrem Bruder unterstützt, der Arbeit in dem Prager Galanteriewaren-Geschäft des Vaters und den bürgerlichen Erwartungen der Eltern entzogen. Als unabkömmlicher Unfallversicherungsbeamter ist der anreisende Bruder vom Kriegsdienst freigestellt. Er wird in Zürau von der Zwölften Isenzoschlacht am Tagliamento träumen. Felix Hecht ist seit der Elften heldentot, der Schlachtenträumer ein Zuschauer, der um den guten Ausgang und sein eigenes Leben bangt. Ihn erlöst – theaterwirksam – das Eingreifen preußischer Garde. Der Todesgang der Gardesoldaten ist selbstverständlich, seine Selbstverständlichkeit erhebend. Keine Giftgasgranaten, keine verendenden Pferde, Ratten, Menschen in der Traumschlacht. Wann immer er kann, schreibt JUDr. Kafka Geschichten und vielerlei. Letzthin gelang ihm einiges. Jetzt bezeichnet der Reisende einen seiner Koffer als Sarg. Der Zivilist hat Grund, um sein Leben zu bangen.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 140 x 200 mm
Gewicht 400 g
Themenwelt Literatur
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Schlagworte 1917 • 1918 • Böhmen • Ottla Kafka • Prag • zürauer aphorismen • Zürauer Hefte
ISBN-10 3-88747-408-2 / 3887474082
ISBN-13 978-3-88747-408-9 / 9783887474089
Zustand Neuware
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