Das Licht unserer Tage (eBook)

Roman | Schmöker über eine alte Familienkonditorei im Herzen Frankreichs | Die perfekte Urlaubslektüre für den Sommer

(Autor)

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2023 | 1., Deutsche Erstausgabe
543 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77653-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Licht unserer Tage - Clarisse Sabard
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Nach dem Tod ihrer Mutter taucht Julia bei ihrer Familie im Herzen der Touraine auf. Ihre Großmutter Suzette empfängt die Enkelin mit offenen Armen, doch ihr Cousin Alex nimmt Julia die jahrelange Funkstille übel. Suzette schlägt ihren Enkeln einen Pakt vor, um sie zu versöhnen: Wenn sie zusammen in ihrem Haus wohnen und sich um ihre Sachen kümmern, erben sie es nach Suzettes Tod. Insgeheim erhofft Suzette sich jedoch, dass sie die alte Familienkonditorei wieder aufbauen, denn Julia ist eine leidenschaftliche Konditorin.

Und so wird Julia mitten in die Familienangelegenheiten geschmissen, knüpft neue Bindungen und entdeckt alte Wunden, als sie im Haus ihrer Großmutter Spuren ihrer Vorfahrin Eugénie findet, die vor über hundert Jahren aus unerfindlichen Gründen das Dorf verließ ...



Clarisse Sabard wurde 1984 geboren. Nach einem Schlaganfall beschloss sie, endlich das zu tun, was schon immer ihr Traum war: Schreiben. Ihr erster Roman, <em>Les Lettres de Rose</em>, gewann den Prix du Livre Romantique 2016 und wurde zum Bestseller. <em>Das Licht unserer Tage</em> ist ihr zweites Buch im insel taschenbuch.

Prolog


12. Juli 1977

Es war einer jener langen, heißen Sommernachmittage. Thomas fuhr auf seinem nagelneuen blauen Fahrrad, das er zu seinem dreizehnten Geburtstag bekommen hatte. Wie schnell dieses Rad war, fast so, als hätte man Flügel! Während er der alten Eisenbahnstrecke folgte, stellte er sich vor, er wäre bei der Tour de France. Mit diesem Flitzer würde er bestimmt das gelbe Trikot bekommen, da würde Bernard Thévenet sich aber umschauen!

Bei der Kreuzung wechselte Thomas auf den Weg, der am Fluss entlangführte. Unter dem leuchtend grünen Laub der Bäume zirpten die Grillen, und die Wasseroberfläche kräuselte sich im leichten Wind. Am anderen Ufer wiegte sich das hohe Gras der Wiesen. Was für ein schöner Tag! Er trat schneller in die Pedale, als er die Glocken des Kirchturms drei Uhr schlagen hörte. Doch der Untergrund wurde immer unwegsamer, sodass er schließlich abstieg und sein Rad den Rest des Weges schob. Er verspürte ein seltsames, fiebriges Kribbeln im Bauch, und das nicht ohne Grund: Delphine Girard wartete im Schatten einer Pappel auf ihn, verborgen vor neugierigen Blicken. Danach würden sie ihn hoffentlich endlich respektieren, ihn, den Dicken aus der letzten Reihe. Nachts hatte er kaum schlafen können, aber er war trotzdem bester Laune aufgestanden. Dass ein Mädchen wie sie ein Auge auf ihn geworfen hatte! Und Delphine war so hübsch mit ihren dichten blonden Locken, die ihr bis auf die Schultern fielen, ein bisschen wie die von Lindsay Wagner in Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau. Sie hatte auch wunderschöne blaue Augen, und jedes Mal wenn Thomas sie sah, bekam er Lust, Come and Get Your Love von Redbone zu singen, seinen Lieblingssong, den er schon so oft gehört hatte, dass die Schallplatte fast zerbröselte. Oh, er wusste natürlich, dass er nicht der einzige Junge war, der sie anhimmelte. Er hatte sich sogar bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, weil er überzeugt war, dass er ohnehin keine Chance hatte. Doch nun war er den anderen einen Schritt voraus … Die würden Augen machen!

Als er sich der Stelle näherte, wo sie sich treffen wollten, spürte Thomas, dass er feuchte Hände bekam. Na, aber er würde doch jetzt keinen Rückzieher machen, dachte er und pustete sich die kastanienbraunen Haarsträhnen aus der Stirn. Er legte sein Fahrrad ins hohe Gras und atmete tief durch. Kneifen kam nicht in Frage, zumal er und seine Mutter in drei Tagen in die Ferien aufbrechen würden. Er freute sich schon sehr darauf, endlich den Strand und das weite Meer wiederzusehen. Saint-Palais-sur-Mer. Er liebte es, diesen Namen auszusprechen, der jeden Sommerurlaub wie eine Expedition klingen ließ. Sonnencreme mit Kokosduft, die warmen Priele zwischen den Felsen, Kinder, die die Möwen fütterten, und bergeweise Moules Frites für ihn und seine Mutter!

»Ah, Thomas! Ich dachte schon, du kommst nicht!«

Er war so in seine Gedanken versunken, dass er vor Schreck zusammenfuhr. Da war Delphine, direkt vor ihm, sonnengebräunt, in einem geblümten Kleid, eine Zeitschrift neben ihr auf der Erde. Sie duftete nach Vanille und reifem Weizen. Thomas lächelte nervös und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

»Setz dich doch«, sagte sie und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Alles klar?«

Er nickte und starrte das Foto von Claude François auf dem Titelblatt der Zeitschrift an. Plötzlich war es, als hätte er die Sprache verloren.

»In drei Tagen fahre ich ans Meer«, brachte er schließlich heraus.

»Das ist schön«, erwiderte sie nur und warf ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu.

Sie wirkte genauso befangen wie er.

»Wir fahren zu Jean-Marc«, fügte sie hinzu.

Thomas konnte kaum den Blick von ihren langen Beinen lösen.

»Das ist dein ältester Bruder, nicht?«

Delphine war die Tochter des Schuldirektors und die Jüngste in der großen Familie. Wie Mémé, seine Großmutter, immer voll Bewunderung sagte, genügte ein Blick von ihrem Mann, und schon war Marinette Girard schwanger. Sie hatte mit siebzehn geheiratet und sieben Kinder zur Welt gebracht, von denen eins bei der Geburt gestorben war. Zwanzig Jahre trennten Delphine von ihrem ältesten Bruder.

»Ja, genau«, bestätigte das junge Mädchen. »Weißt du, dass er geschieden ist? Er will hierher zurückkommen und mit seiner neuen Freundin Corinne zusammenleben.«

Natürlich wusste Thomas davon. Einer aus ihrem Ort, der sich scheiden ließ, das sorgte für reichlich Gerede. Doch er verkniff sich jeden Kommentar und schluckte mühsam. Was würde er jetzt um eine Pfefferminzlimonade geben!

»Du wolltest, dass wir uns treffen …«, sagte er nach einer Pause, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam.

Delphine blickte sich nach allen Seiten um, dann erwiderte sie mit etwas festerer Stimme: »Ja, ich dachte, wir könnten vielleicht … miteinander gehen.«

»Miteinander gehen?« Thomas starrte sie mit offenem Mund an.

»Wieso, gefalle ich dir nicht?«, fragte sie, ehrlich überrascht.

Mist, das hatte sie falsch verstanden! Er stellte sich aber auch zu blöd an!

»Doch, doch, du gefällst mir sogar sehr«, stammelte er und wischte sich die schwitzigen Hände an seiner kurzen Hose ab. »Du … Du bist schön wie die Sonne.«

Den Satz hatte er heimlich in einem der Liebesromane gelesen, die seine Großmutter so gerne las. In dem Moment hatte er gedacht, einem Mädchen so etwas zu sagen, würde es bestimmt umhauen. Jetzt jedoch kam er sich lächerlich vor. Aber Delphine lächelte.

»Wenn du willst, kannst du mich küssen«, ermunterte sie ihn.

»Wirklich?«

Statt einer Antwort zuckte sie nur mit den Schultern. Mit seinen dreizehn Jahren hatte Thomas noch nie ein Mädchen geküsst, aber vielleicht wusste Delphine ja, wie es ging. Er beugte sich vor, doch in dem Moment raschelte es im hohen Gras, und hinter ihm ertönte ein boshaftes Lachen.

»Hast du das wirklich geglaubt, du Fettwanst?«

Der Kleine Jacques und seine Bande. Da waren sie, alle drei: Jacques, Thierry und Luc. Sofort ging in Thomas' Kopf eine Alarmglocke los. Wenn die Kerle auftauchten, gab es Ärger, zumal sie mit ihren siebzehn Jahren viel stärker waren als die Schüler, die sie piesackten. Und nicht nur die drei verhöhnten ihn, auch Delphine kicherte. Er wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.

»Wusstest du etwa, dass sie kommen würden?«

Er kniff die Augen zu, begriff nicht, wie das möglich war. Ihr verlegenes Schweigen war grausamer als jedes Geständnis.

»Warum tust du so was?«

Sie blickte nur betreten zu Boden. Die Enttäuschung, als er begriff, dass sie sich nur über ihn lustig gemacht hatte, war furchtbar.

Die drei Jungen kamen auf ihn zu, und Jacques, der Anführer, grinste Thomas schief an.

»Was soll sie denn mit einer Schwuchtel wie dir?«, provozierte er ihn.

Thomas stand auf, gefolgt von Delphine, die sich mechanisch den Staub vom Rock klopfte.

»Lass ihn, Jacques«, sagte sie ohne große Überzeugung.

Doch der scherte sich nicht darum. Er schüttelte den Kopf und schnalzte missbilligend. »Wusstet ihr, dass sein Großvater was mit einem Deutschen hatte? Schwuchteln, allesamt, und so was will einem Mädchen seine Zunge in den Mund schieben!«

Das war zu viel! Thomas sah rot und versetzte Jacques einen Stoß, dass der das Gleichgewicht verlor und rücklings im Wasser landete. Die anderen standen einen Moment reglos da, bis ihr Anführer sich aufrappelte und das Signal gab.

»Jetzt bist du fällig, du kleiner Scheißer!«

Thomas rannte los, doch die drei Jungen waren ihm dicht auf den Fersen. Er dachte nicht mal daran, sich auf sein Rad zu schwingen, um schneller zu sein. Er wollte einfach nur weg, weit weg, zurück in die Rue Lavoir, wo seine Mutter ihm ein Kakaobrot machen würde. Der Schweiß lief ihm übers Gesicht und brannte in den Augen. Er wusste, dass er ihnen nicht entkommen würde. Sie hörten niemals auf, solange nicht ein Erwachsener dazwischenging. Wie sein Spitzname vermuten ließ, war Jacques nicht sehr groß, aber dafür umso gefährlicher.

Keuchend versuchte Thomas, schneller zu laufen. Seine Turnschuhe donnerten auf den harten, unebenen Weg, und sie fühlten sich an, als wögen sie eine Tonne. Er würde es nie bis zum...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2023
Übersetzer Claudia Feldmann, Sabine Schwenk
Sprache deutsch
Original-Titel À la lumière de nos jours
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte aktuelles Buch • À la lumière de nos jours deutsch • Anna Gavalda • Backen • Bäckerei • Booktok • bücher neuerscheinungen • Buch für den Strand • Buch für den Urlaub • Die Frau im veilchenblauen Mantel • Familienepos • Familiengeheimnis • Familienroman • Geschenk für Frauen • Geschenk für Freundin • insel taschenbuch 4973 • IT 4973 • IT4973 • Jojo Moyes • Konditorei • Laeticia Colombiani • Lucinda Riley • Neuanfang • Neuerscheinungen • neues Buch • Oma und Enkelin • Paris • Roman aus Frankreich • Sommer-Lektüre • Starke Frauen • Strand-Buch • Torte • Touraine • Urlaubslektüre • Versöhnung • Wohlfühlbuch • wohlfühlen
ISBN-10 3-458-77653-2 / 3458776532
ISBN-13 978-3-458-77653-6 / 9783458776536
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